Text:Rudolf von Tavel/D’Haselmuus/Kapitel 9

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IX.

Uf der Abedsyte vom Schloß Wildestei im Aargau hei d’ Lila blüejt, und der Guldräge het syni gäle Trüble derzwüsche ghänkt. Der Füürbusch het vor de wyße Muure brönnt und underem Garte bis i ds Aarefäld abe het d’ Öpfelbluescht Mejen über Mejen ufgstellt. Ja, so wyt me ds Land ab gseh het, sy d’ Aare mit ihrne silberige Glunggen und ds stoubwyße Band vo der Poschtstraß nume so dür Blueschtmeje gschloffe. Dert ussen isch d’ Sunne no höch am guldige Himmel gstande. Aber uf der ganze Blueschtherrlechkeit und i de Fänschter vom Schloß het alli Bott der Widerschyn vo Blitze gflimmeret, wo wyt änefür der wyßglänzige Feschti Länzburg dür ne schwarzi Wätterwulken überem Luzärnbiet gschosse sy, und albeneinisch het me’s ganz dumpf ghöre donnere.

I däm wüehlige, duftige Chranz, wo ds ganze Schloß umarmet het, isch — wieder ganz d’ Haselmuus vo ehmale — ds Madeleine Herbort umenandere gfahre. Was hets dert z’ tüe gha? Nu, was öppen e jungi Landvogtstochter ds sältmal z’ tüe gha het: i di schöni Landschaft passen und öppis dervo i ds Huus und under d’ Lüt trage. Aber i so mene wältverlorenen Egge? — Ja nu, lat der lieb Gott nid a den einsamschten Orte grad di schönschte Blueme wachse? — Die chömen o nid zu de Möntsche, me mueß se ga reiche. Ds Madeleine het sech i d’ Stilli vo däm Burgläbe scho lang ergä gha. Was isch ihm Märchlige no gsi, sitdäm me z’ ringsetum e Schejelihaag ufgstellt het vo luter «es schickt sech nid»? Z’ Bärn inne het sech di jungi Wält amüsiert, und mänge schöne Cavalier hätti d’ Händ usgstreckt, für d’ Haselmuus z’ fah. Aber e Brut isch e Brut, und d’ Cherubim mit dem gschliffne Schwärt hei ds Paradies chuum besser chönne hüete, als di stränge Begriffe vom Herr Heimlecher dä Brutstand. Das isch aber uf d’ Längi allnezsäme verleidet, und will der Herr Ryhiner o afange chly gnue gha het vo sym Heimlecheramt, het er bi der nächschten Amtsbsatzig e Landvogtei gheuschen und ds Los für Schänkebärg zoge. Der Amtssitz isch z’ Wildestei gsi, und dert het sechs la läbe. Was Märchlige dem Madeleine gsi isch mit syne Fischreiglen a der Aare, mit de Hasen und Füchs am Bort, mit dem Lächehuus und syne Ställe, das hets hie o gfunde. Ds Herr Ryhiners hei ihres Pflegchind o nid apartig bruuche z’ hüete. Hienache der Aaren isch wyt und breit nüt Gfährlechs vo junge Herren umewäg gsi. Und was alli drü bsunders hei gwüßt z’ schetze: kei Möntsch het dert unde gfragt: «Heit dr no geng keini Nouvelles vo Paris?» Di Herre von Effinger z’ Wildegg äne hei Bscheid gwüßt und nie gfragt. Und di bräschthafte Gwundernase, wo ga Schinznach und Bade gfahre sy, het me vo de Stubefänschter us o änet dem Wasser gseh vorby gutschiere.

D’ Wintere frylech, ja die sy längwylig gsi — o du liebi Zyt! Aber sobald der Früehlig i ds Land grückt isch, het me di länge trüebe Wuchen im Schwick vergässe.

Ds Madeleine isch juscht mit menen Arvel Lila vo der Terrassen uf der Abedsyten i Burghof und het se dert am achteggige große Brunne wellen i d’ Vase verteile, für e chly Früehlig i d’ Stuben ufez’bringe, da rüeft ihm ds Lisetti, wo dert usse g’gartnet het, nache: «Jumpfer Madleni, es chunt e rote Rüter der Bärg uf.»

Ds Härz het ihm schier welle blybe stah, wo-n-es das ghört het. Es het di ganzi Bluemeherrlechkeit nume so ufe Brunnerand gworfen und sech nidemal Zyt gnoh, d’ Schärbe vo däm Vasen ufz’läse, wo’s derby abegschlage het. Ohni dernah umez’luege, isch es uf d’ Terrassen use gschosse. «Wo, wo?»

«Er isch jitz grad i de Böume. Wartet nume, er chunt de dert bi den üssere Hüser wieder vüre.»

«Ah, no so wyt?»

Chuum isch der rot Wafferock wieder zum Vorschyn cho, isch ds Madeleine wie vom Ärdbode verschwunde gsi.

Jitz sy doch d’ Muure vo Wildestei dick, d’ Türen ehnder rar, und wenn me vo de Terrasse, wo usse dranne chläbe, i di landvögtlechi Bhusig yne wott, so mueß men ufem chürzischte Wäg no um vier Eggen ume. Nütdeschtminder het na drei Minute vo der Sattelchammeren änet dem Hof bis i d’ Chuchi vüren alles gwüßt, daß e rote Rüter der Bärg uf chömi. Und vom Gutschner bis zur Frou Landvögti, wo uf der Schnäggestäge vor Emotion het müessen absitze, het es jedes a dä Tag dänkt, wo der Herr Abraham Saager wie-n-e junge Halbgott mit silberige Brandebourgs dem Chrummholz nah ga Märchligen isch cho z’ galöpple.

Der Herr Landvogt het es Glöuf ghört i de Gäng und isch us sym Arbeitscabinet abecho. «Um ds Himmelswille, was gits?» fragt er, wo-n-er sy besseri Hälfti z’mitts uf der Stäge gseht am Bode sitze. Mit beidne Hände het si ds Härz zwüsche de Rüppi hinderedrückt. «Der... der... Hämi!»

«Wo?»

D’ Frou Landvögti zeigt irgedwohi. So uf nere Schnäggestäge, weiß me ja nie, wo Morgen und Abe sy, gschwyge de Holderbank und Auestei. Derzue het si sech mit der Überlegung müessen abfinde, daß ihri Sparz no nid nache sygen und d’ Frou Saager einisch gseit heigi, ihri Herre heige nere so nüt uf mene Schaffüüschtli, wo si doch juscht eis i der Beizi... «nei öppis eso! — Grad hütt am allerwenigschte hätt’ i dänkt, daß er chönnti umecho.»

Me het müesse platzmache, vowägen es sy Schritten und Mannsstimmen obenabe cho. Der Landvogteischryber mit dem Venner Balger, wo sit vorgeschter da gsi isch, uf neren Inschpäktionsreis mit Übungen im Wurschtryte.

Underdesse het ds Madeleine sym Übernamen alli Ehr ata. So gleitig isch es no nie di halsbrächerische Stäge vom große Turm ufegchlätteret. Dert hätti me’s sicher nid gsuecht, und es hätti so schön chönnen us de Schießscharten i Hof abe glüüßle. Aber erscht, wo-n-es ufen oberschte Bode chunt, gsehts, daß im Dach alles voll Wäschpinäschter hanget. Also, husch, wieder abe. Jitz chunt ihm z’ Sinn, daß ja uf der Bärgsyten uralti Yrichtunge zum Useluegen und Enfiliere vom Schloßgrabe sy. Da isch im Egge gäge Välten use so-n-es Erkerli ghanget, wie-n-en agchleibbete Cheigel, wo vor Zyte d’ Schildwache di ganzi Nord- und Oschtflanque hei chönnen überluege, aber o grad wie gmacht für gwunderigi Burgtöchtere. Aber o je! So hundert Jahr Fride tüe mängs ändere. Da sy jitze mächtigi Cheschteneböum gstande, über und über voll wyßi Bluemecherze. Und scho het me der Huefschlag uf der Straß unde ghört. Ds Madeleine het dür ne Lücke nume d’ Bei vom Roß z’ gseh übercho und grad no der Fueß vom Rüter mit Bügel und Sporre. Jitz kennt ja frylech es Meitschi sy Schatz o scho am Absatz oder Fueßspitz ume; aber füf Jahr lang het’s halt doch scho dennzumal es paar Stifel nid gha.

Also wyter! Ds Stägli ab uf däm Türmli i länge Wehrgang vo der Oschtfront, währed dusse, trapp trapp trapp der Rüter e Bitz wyt änenabe müesse het, für de uf der Morgesyten ufem breite Torwäg dür di mächtigi Allee ufez’cho. Mit geng strängerem Härzchlopfen isch d’ Haselmuus i der landvögtleche Wöschhänki hinder de Lilache düre g’gümperlet bis es inwändig über ds große Tor cho isch. Dert isch wieder so-n-e Chropf ussen a der Muure gsi mit Löcher im Bode, für Päch oder sünscht öppis grüslechs uf d’ Höupter vo de Belagerer abez’la. Hütt’ isch nüt derdürab als ds Madeleines Gwunder. Jitz het äs o d’ Händ uf ds Härz drückt. Es Roß, Stifel, wyßi Hose, e rote Rock mit schwarze Revers, silberigi Epaulettes und... der Xandi! Bi mene Haar wär’ e Freudegöiß dür d’ Wehrlöcher ab gfahre.

Er springt ab und pung — pung plötscht der mächtig Ring a ds Tor. Me ghört riglen und raßlen und gyre. Di chlyni Porte geit afangen uf, und usem sunnige Hof und Torgwölb springt e breite Schyn i Schloßschatten use, grad ufe rote Rock. Aber wär isch jitz ächt am meischte verwunderet gsi, dä dussen oder dä dinne? Underem Tor steit im glahrige Liecht d’ Silhouette vom Venner Balger und dernäbe der Landvogteischryber. Si hei juscht über Land welle.

Mit stächigen Öugleni het der Herr Venner dä schön Offizier agluegt und i sym kantige Revisoreschädel nachegrüblet, wo-n-er däm scho chönnti begägnet sy. Undereinisch chunt’s ihm. «Aha, soso hmhm. Der tuusigsapperlott! Das isch ja der Herr Wagner, oder nid?»

«Prezis, Herr Venner.» Der Xandi seit das mit Usicherheit. Heiß isch ihm der Chlupf düre Lyb gschosse: I bi doch nid öppe lätz brichtet und dä da Landvogt vo Schänkebärg statt dem alte Ryhiner!

«Soso, Dir heit du schynts anderi Ambitionen ergriffe?»

«Ja, aber säget mer, der Herr Ryhiner isch doch hie?»

«Ja frylech, er isch dobe. Mer hei ne vori gseh.»

Underdesse hei di indignierte Blicke vom Herr Gabriel d’ Chneu vo syr Frou sowyt gsterkt gha, daß si ds Kommando vom innere Dienscht wieder het chönnen ufnäh.

«Wo isch ds Meitschi?» fragt er zur Äßstubetüren y. Dert hei bereits Gschirr und Services tschäderet und gchlingelet.

Ds Meitschi? — Ja, a das het me vor luter Ufregung gar nid dänkt, und jitz chunt der Frou Landvögti erscht z’ Sinn, daß es i sym défraichierte Bovelfähnli g’gartnet het und daß me’s no hätti sölle schicke, sech echly ga z’wägmache. Alles, was a Dienerschaft dä Ougeblick no isch gsi ufz’trybe, het men uf ds Madeleines Piste ta. Und währed d’ Tante Rosinen na mene flüchtige Blick dür nes Gangfänschter i ds Huus yne rüeft: «Er isch ja scho im Hof,» flüge di dienschtbare Geischter us beidne Toren und rüefen i geng wytere Bögen um ds Schloß ume: «Jumpfer Madleni! Jumpfer Madleni!» Zu allem Überfluß isch ds Thale-Bäbi, es läbigs Jäthouli, no ne Blick i Brunnetrog ga tue, will es d’ Jumpfer Herbort z’letscht no dert gseh het.

Däm allem het ds Madeleine dür ds Härzloch vo mene Felladen i der Wöschhänki zuegluegt.

D’ Frou Landvögti het natürlech nid chönne warte, bis me di Verlorni, wo mängisch bis a d’ Aaren aben oder wyt der Bärg uf ihrne Liebhabereie nachegstrichen isch, ybringt. Si befiehlt der Junker Offizier i Saal z’ füehren und dem Herr Landvogt z’ mälde, er sygi dert. Derwyle het si no gschwind vor ihre Spiegel welle springe.

Mit zitterige Hände het si a ihrer Coiffüre gniffelet und vor Ungeduld derzue gstampfet und sech ds ganze Glück repetiert, wie-n-es jitz ändlech na so mene längen Alouf glanzvoll uf ihres Huus müeß gumpe. Si het vor Tätigkeit gwalpelet, wie-n-es Heufueder, wo si i Saal überen isch. Ds Gsicht vo ihrem Ma, wo gäge d’ Türe luegt, achtet si gar nid. Si gseht nume der füürrot Rüggen und di soignierti pudereti Coiffüre vom Offizier. Dä ghört d’ Türe gah, springt uf und — isch halt der Xandi Wagner.

Es isch scho chly stotzig gsi für ne Frou i ihrem Alter. Si het sech a öppisem müesse ha und erwütscht i ihrem Chlupf ds Lütiband, wo grad näbe der Türe hanget. Es het ds Glöggli däne, vor der Meitlistube, grad a d’ Dili ufegschlage.

«Potz Tüüner hingere!» het ds Chöchi gseit, «es pressiert mit Schyn. — Lisetti, Lisetti! Ghörsch nid, wie nötlig si tuet?»

Ds Lisetti, wo sy Nase no vor der Frou Landvögti zum Fänschter usgstreckt und nachhär der Gascht i Saal gfüehrt het, isch druuf gfasset gsi, d’ Frou Ryhiner müesse ga hälfen ufz’ha. Stattdäm findt es se vor der Tür ussen im Vestibüle. «Si sölle d’ Jumpfer Madeleine nid wyter sueche. Gang, spring! Säg ne’s!» het si befohle.

Mit merkwürdig offenem Verstand isch ds Chammermeitli uf d’ Intentione vo syr Herri ygange: «Aber, we’ si von ihm sälber heichunt, söll me’re de säge, es syg der lätz?»

Der Herr Lütenant het das dinne besser ghört als d’ Frou Landvögti. Syni Ohre sy uf alles gspitzt gsi, was no het sölle zur Tür ynecho, währed d’ Tante Rosine schier der Chopf verlore gha het.

«Wenn si heichunt, so rüef de z’erscht mir, hesch ghört?»

«’s söll nid fähle, Frou Landvögti.»

Der Herr Ryhiner hätti nid müesse scho meh als dryßig Jahr Staatsdienscht hinder sech ha, wenn di Sürprise ne hätti sötten usem Hüsi bringe. Mit der ganze Liebeswürdigkeit vo menen alte Gentilhomme, wo, scho z’ lang näbenusse, chly Längizyti na Lüt und Gsellscheft gspürt, het er di unerwarteti Visiten epfange. Si sy scho tief im Gspräch über d’ Schicksal vom Regimänt vo Wattewyl gsi, und sogar d’ Frou Landvögti het underem Bann vo ds Herr Ryhiners Blicke sech sowyt wieder binenandere gha, daß si het chönne säge: «Es isch gar fründlech von Ech, daß Dir der Wäg hiedüre nähmet. Sünsch fahrt geng alles dert äne vor üser Nase düre, und mer hei nüt dervo.»

Nachhär frylech het si nümme gar viel zur Underhaltung bytreit. Di armi Hutten isch i menen arge Thäber gsi. Geng und geng wieder het si über ihri Frivolité-Arbeit ewäg der Xander agluegt und müesse stuune, was di paar Jahr Dienscht us däm Bäremani gmacht heige. Nah-ti-nah sy nere d’ Ougen agloffe, und si isch ufem Punkt gsi sech ga z’ verstecke, wo d’ Türen ufgeit und ds Madeleine ynechunt. I mene ganz eifache wyße Röckli und nere heitergrüene Gstalt isch es da gstande, mit mene subere wyße Fichu Marie Antoinette. Das het men aber chuum gseh ob der Riesebuschle vo Lila, wo-n-es im Arm treit het. Und ganz wie albe, es Hälsli zum Drybyßen und ds Näsi i der Luft, und di hällbruunen Ougen und di guldige Haar!

Me het emel o müesse luege, wo der Herr Lütenant dem Madeleine sys Komplimänt und Baisemain gmacht het. Und du sy si da so näbenand gsässe, wie wenns geng eso gsi wär, und hei sech glücksälig agluegt, und doch...

Es het allne Vieri fascht ds Härz verrisse, so daß me sech vor jedem Stocke vom Gspräch völlig gförchtet het. Der Herr Landvogt hets nid derzue la cho. Gschickt het er d’ Conversation mit Fragen und Exkursen im Fluß bhalte. D’ Frou Landvögti hingäge het eifach nümme chönne. Di Andere hei gmeint, si gangi wägem Zabetrinke ga Ordres gä; aber si isch weder i d’ Äßstube, no i d’ Chuchi. I ihri eigeti Stuben isch si gange, a ds offene Fänschter ga sitzen und ga briegge.

Wo’s nere du wieder glugget het, isch si mit Yfer hinder ihri Huusfrouepflichte, und der «Lätz» het nüt drüber gha z’ chlage, daß men öppen a Spys und Trank d’ Ettüüschung hätti la merke.

Si hei ne-n-underdesse gfragt gha, was er vor heigi. Und wo-n-er brichtet het, er sygi eigetlech ufem Wäg ga Wildegg, für bim Vatter vo sym Fründ Effinger ga Landwirtschaft z’ lehre, het der Herr Landvogt uf de Stockzände glachet. Er sygi z’ spät für dert übere, will zwüschen Aarau und Brugg nienen e Brügg über d’ Aare füehri. No so gärn het er ds Nachtquartier im Schloß agnoh. Und du het me zsäme ne heimeligen Abe passiert. Was het me sech nid alles gha z’ erzelle. Meh als einisch het der Xandi brichtet, er syg i däm Piemont unde trotz allem Schönen und Interessante doch mängisch druff und dranne gsi z’ desertiere vor Heiweh. Wenn er nid sech vor sym Vatter gschämt hätti vor der Zyt umez’cho, so hätt’ ers gwüß gmacht. Na was er bsunderbar Längizyti gha heig, het me ne nid bruuche z’ frage. Me het nüt derglyche ta, und wo der Xandi nam füfte Glas Guldwändler meint, er müessi no dütlecher rede, het der Herr Ryhiner gseit, är hülfi jitz i d’ Fädere desertiere.

Das het me du o gmacht. Aber ussert dem Xandi mit syr gsunde Reismüedigkeit und syr Guldwändlerglunggen im Mage het niemer bsunderbar guet gschlafe. Si hei sech ygredt, es sygi vom Wätterlüüchte, wo alli Ougeblick bis z’ hinderscht i d’ Stube zündtet het. Di gueti Tante Rosine het geng und geng wieder das schöne Paar gseh, wie si nächti da binenandere gsässe sy, und de albe wieder a di trüebe Tagen und Wuche vom Summer und Herbscht anno zwöienünzgi müesse dänke. O bhüet’is, ihre sy dennzumal d’ Ougen ufgange. Si het nume nüt derglyche ta, für dem Madeleine ds Härz nid no schwärer z’ mache. Keim Möntsch het si dörfe säge, was si eigetlech vo der Sach dänkt und was si afange bald hätti möge wünsche, am allerwenigschten ihrem Ma, wo ne Ladstäcken i sym Gnick gha het und das nid numen i Staatsgschäfte.

Am Morge, so um di drü ume, het der Xander öppis ghöre chlepfe. En Ougeblick isch sy Stube tagheiter gsi, so daß er z’ Vollem erwachet isch. Jitz het er gmerkt, daß es schwärs Gwitter usbricht. Es het d’ Felläden uf und zue gschletzt, d’ Wätterfahne hei g’gyret, und um ds Schloß ume hets gchutet und ghüület wie ds wild Heer. O was isch das für nes herrlechs Gfüehl gsi, bi däm Wätter hinder de dicke Muure vo nere trotzigen alte Burg, under eim Dach — Xandi, ghörsch? — under eim Dach mit der Haselmuus. —

Na so etsetzlich viel Längizyti! Ja, es isch sech scho derwärt gsi, das usz’halte.

Im Dachboden ob ds Xandi’s Stube hets grumplet und pfiffen und gstöhnet zum Fürchte, und d’ Tapete het nume so gflimmeret vo de Blitze. Aber das alles isch ja bloß gsi, für ihm der Ougeblick no säliger z’ mache. Er isch ufgstanden und a ds Fänschter ga luege. Wie-n-es Meer hets da unden im Wald zwüschem Schloßbärg und der Aare gruuschet und gchroset. Und bi jedem Schyn het ds silberige Loub vo de Wyden ufglüüchtet wie-n-es Heer vo verfolgete Geischter, und derzwüsche hei, wie Fänschter us der Underwält, Gießen und Glungge gflammet. D’ Luft isch obe voll Schwäfelgruch gsi, und vo unde hets na nassem Härd, Lila, Geißblatt und Stärneblueme gschmöckt. Der Xandi het sech ganz uf di breiti Fänschtersimse gleit, bis ihm der Rägen uf sy heiße Chopf gfallen isch. Wenn er nume Fäcke gha hätti! Was wäri das für nes Flüge gsi, i däm Ufruehr vo Himmel und Ärde! Grad, was me möchti, wenn me nümme Platz het im Härz für alles, was me gspürt und sinnet.

Aber ds Mächtigschten i däm Schouspil isch halt doch d’ Burg Wildegg gsi, wo grediübere still und schwarz uf ihrem Bärgrügge gsässen isch, wie-n-en Uhu uf mene Fündling, und wenn albe der Himmel ufgflammet het, hei d’ Ouge vo däm Riesevogel im Widerschyn blinzlet. Eifach gruusig. Ihm hei si zueblinzlet. Er het wohl gwüßt, daß dert äne, hinder dene Fänschter der chalt Verstand wohnt, wo seit: «Bsinn di, was d’ machsch. Es het dir no niemer gseit, er sygi tot.»

Wo der ergscht Ufruehr isch vorby gsi, isch der Himmel überem Cheschtebärg e chly bleicher worde. Me het nah-ti-nah Wald und Bärg, Straß und Fluß chönnen underscheide. E glychmäßige Räge het gruuschet. Da het sech der Xandi wieder i di dumpfi Stube zrückzoge, isch uf ds Bett glägen und sälig ygschlafe.

Nam Déjeunieren het der Herr Landvogt sym junge Gascht la sattlen und ihm allerhand Grüeß ga Wildegg uftreit. Er söll vom gueten Ougeblick profitiere, het er ihm grate, es sygi geng no topp und me wüssi nid, wenn wieder e Strubhuußete chömi. Es isch guet gsi, het er das vom Wätter no gseit, sünsch hätti der Xandi nid begriffe, wie das vom «gueten Ougeblick» z’ verstah sygi.

Vergäbe het er mit syne hungerigen Ouge d’ Hoffänschter abgsuecht. Es isch niene kei blunde Heuel zum Vorschyn cho. D’ Torflügel sy hindena offegstande. D’ Nachtgeischter hei dem rote Rüter allerhand Blüemli ufe nasse Wäg gstreut gha, und d’ Tropfe, wo vo de breite Cheschtenefächer uf ihn gfalle sy, hei im Silberglanz di suber putzten Uniformchnöpf no möge. Uf der Höchi ob Välte het er no einisch zrückgluegt, öb nid doch villicht a menen Ort ihm es Tüechli winki. Aber nume di breite Dachfirschte hei über di mächtig ufbouete Boumchrone mögen übereluege.

So wäri du di Visite ganz nam Sinn vom Herr Landvogt abgloffe. Wenn me nume nid so erschröcklech viel Zyt gha hätti zum Nachedänke! Der Herr Ryhiner zwar hets no gäbig gha, emel hütt. Chuum isch der Rüter zum Tor us gsi, het der Herr Balger wieder öppis gha z’ frage, und willfähriger als sünsch isch der Herr Landvogt mit ihm i der ganze Gäged umenandere gfahre. No nie, sitdäm si z’ Wildestei gsi sy, hets d’ Frou Rosine dunkt, sygi ihre Ma so guet zum Loufen ufgleit gsi, no nie so unexakt zu de Mahlzyten und nie so pressiert zum Wiederfurtspringe. Und het si ne z’ nacht wellen i ds Gspräch zieh, so het er allimal scho gschlafe wie-n-e junge.

Ne zytlang isch das eso gange. Aber no baldeinisch het du das Pressant-Tue der Herr Gabriel doch afah längwyle, und er het öppis anders, kommöders ersunne: mutze Bscheid gä und preokkupiert sy. Öppe grad viel gmüetlecher isch dermit ds Familieläben nid worde. O das isch ihm verleidet; aber bi Lyb und Stärbe het no niemer sölle merke, daß sy grundsätzlechi Strängi am Murbe sygi.

Z’erscht het d’ Frou Ryhiner würklech gmeint, ihres Mandli sygi am Versteinere. Na-ti-nah hingägen isch si doch du drüber cho, daß ne ds Schicksal vom Madeleine nachegnoh het, und völligi Gwüßheit het si übercho, wo-n-er ei Morgen elteri Zytungen erläse, lang öppis drinne gsuecht und ändlech bim Wiederzsämelege gseit het: «Es dunkt mi würklech, me wüßti ’s jitze, wenn no öppis z’ hoffe wäri. Jitz isch es de scho bald zwöi Jahr, daß si der Robespierre, dä Uflat, gchöpft hei.»

«Was wüßti me?» fragt d’ Frou Rosinen und leit ihri Arbeit uf d’ Schoß.

«O nüt.»

Si het wohl gwüßt was, und i ihrer verhänkte Seel hets afah tage. No am glyche Vormittag isch vo Aarau Bscheid cho, d’ Frou de Chateauvieux sygi mit ihrem Ma uf der Reis ga Bade, si chömen über Wildestei. «Eh, Gott Lob und Dank!» hets gheisse. «Ändlech wieder einisch öpper, wo öppis chönnti wüsse.»

Dasmal sy du d’ Sparz nache gsi, und Fisch het men im Trog gha und sünsch allerhand äßbari Sache, so daß me z’ morndrisch nid di chlynschti Muggen im Fernrohr gha het bim Usluegen uf d’ Aarauerstraß. Ändlech het me ds Roßgschäll i de Böume ghört, und bald druuf der Wagen im rüejige Poschttrab gseh cho z’ rößle.

Dä arm Herr Maréchal-de-Camp het grüslech gleidet gha, sitdäm ne d’ Frou Rosine zum letschtemal gseh het. Es isch emel o-n-es Borz gsi d’ Schnäggestägen uf, und gchychet het er, daß Gott erbarm’! Und si wär’ jitz o nümmen über d’ Wuehre g’gumpet. Derfür het si deschtmeh gwüßt z’ brichte. So viel anenanderen isch z’ Wildestei sit mängem Jahr nümme gseit worde. Natürlech sy si ds sältmal, wo si vo Nyon abgreiset sy, z’ spät cho zu allem. D’ Regimänter sy meh oder minder usem Lym gsi, und gäb was me no umenandere gfahren isch, für mit de Lüte z’ reden und wieder öppis zsäme z’ bringe, z’ gueterletscht het einen uf de Chneue danket, wenns ihm graten isch, irged i mene Versteck der Chopf ufem Hals z’ bhalte.

«Ja ja,» het d’ Maréchale gseit, wo si bim Sparzässe dem Madeleine zuegluegt het, «schad isch es halt doch, daß mer so spät uf d’ Wält cho sy, gäll? Aber verloren isch nie, was men a gueti Maniere gwändet het. — Es wird ja jitz wohl bald überstande sy.»

Jitz fragt d’ Frou Rosine der Herr Maréchal, öb er no a ne Müglechkeit gloubi, daß der jung Saager mit dem Läbe dervo cho sygi.

Dä het großi verwundereti Ouge gmacht, und sy Frou het ihm d’ Antwort vorewäg gnoh, so daß er rüejig sy Sparzstängel het chönne fertig absugge.

«Es isch grad no jitz alles müglech,» het si gseit. «Dir gloubet nid, wohi überall sech di arme Schwyzer verschloffe hei, wo dem Massacre ertrunne sy.»

«Mi dunkts nume kurios,» meint d’ Frou Landvögti, «daß alli di Recherches, wo me gmacht het, zu nüt gfüehrt hei. Entweder läbt er halt doch nümme, oder me het is gueti Wort gä und nüt gmacht.»

«Das isch villicht zu sym Vorteil gsi,» seit d’ Maréchale. — Derby luegt si i eim furt, was ds Madeleine für nes Gsicht derzue machi —. «Wie mängisch hei unüberleiti Recherches so ne-n-arme Gügger grad juscht a ds Mässer gliferet! — Wüsset dr, was i gloube: Der Hämi isch bi dene gsi, wo me vorem zächeten Ougschten i d’ Normandie gschickt het, und vo dert isch er villicht nach Ängiland oder am Änd i d’ Vendée. Verbürge wett i frylech nüt; aber i ha geng gärn ds Bessere gloubt. Wenn’s ech rächt isch, will i jitz de no einisch ga Paris schrybe.»

«Ja, aber...»

«Löit mi nume mache, i ha scho Sorg.»

Me het du no viel vo Possibilitäte gredt und isch nah-ti-nah wieder uf d’ Politik und di böse Zyte cho, und di beide Herre sy eis gsi i der Vermuetung, daß me d’ Revolution o i der Schwyz no wärdi z’ gspüren übercho, es fragi sech nume wie.

Bim Café, wo me hütt trotz dem schöne Wätter im Sääli het müesse näh, für dem Herr Maréchal d’ Stäge z’ erspare, het du d’ Madame de Chateauvieux betüüret, si heige gwüß der Détour über Wildestei nume par amitié gmacht, aber wenn me doch jitz einisch hie sygi, so möcht’ si grad profitiere vo der Occasion. Ob es ächt nid z’ mache wäri, daß ds Herr Ryhiners ihne würde Märchlige verlyche füre Räschte vo der Zyt, wo si no z’ Wildestei syge. Si heige z’ Bärn niene nüt gfunde, wo ne würdi passe.

Jitz hets würklech d’ Tante Rosine wunder gnoh, was ihre Landvogt wärdi, säge, ob er geng no hinderheltig blybi und wie allnen andere, wo gärn ga Märchlige cho wäre, abschlegige Bscheid gäbi, oder ob am Änd ds Charme vo der Frou Maréchale obenuus schwingi.

Z’erscht isch er e chly übernoh gsi und het nid grad wellen userücke mit der Sprach. Du het er afah drum ume rede. Aber wie weniger d’ Zunge sech grüehrt hei, descht meh hei d’ Ouge gschaffet. Der Frou Ryhiner ihri hei scho fascht zum Chopf us welle vor Gwunder und heimlechem Triumph. Wie-n-e Schneehuufen ufem Dach het ds Entêtement vom Herr Gabriel under de Blicke vo der schöne Frou Maréchale-n-afah schwitzen und rütsche.

Er well sech no bsinne, isch ds nächschte gsi, was er gseit het, und wo der Herr Maréchal ds Zeiche zum Ufbruch git, seit d’ Tante Rosine zu ihrer Fründin: «Ja, ja, Cécile, du versteisch es geng no mit de Herre z’ rede.»

Wenn si gar no gseh hätti, was hinder ihrem Rüggen im Vestibüle gscheh isch, währed si mit Angscht und Sorge gluegt het, ob der Gutschner o hübscheli gnue machi, wo-n-er dem Herr Maréchal d’ Stägen ab ghulfe het!

Het nid der Herr Gabriel, dä alt Läcker und Ladstäckehals, zum à compte vo der neue Locataire nes Müntschi erläschelet. Daß ds Zueluege di alte Herrschaften i de Guldrahmen a de Wänd fascht läbig gmacht het, nu ja... Aber, so geits, wenn en eltere Staatsma ob schönen Ougen us der Rolle fallt... Er het nid dra dänkt, daß me vom Gang grediübere dür ds Stägehuus i ds Vestibüle-n-yne gseht und daß Haselmüüs o im Halbdunkle no gueti Ouge hei.

«Wart nume, di ha-n-i,» het ds Madeleine sech gseit, wo si du alli drü mit nidergschlagnen Ougsdechlen a d’ Heiteri fürecho sy, äs vo linggs und di andere beide vo rächts, und der Maréchal-de-Camp zur Gutsche sy ga begleite.

Aber einschtwyle het der Herr Gabriel d’ Haselmuus no i der Trülle gha. Scho z’ morndrisch het er dem alten Oberscht Effinger z’ Wildegg äne ne Brief gschickt, wo-n-es drinne gheisse het: «Meyn hochschätzenswerter Herr Nachbar! Sie würden mir einen wertvollen und wichtigen Dienst leisten, wenn Sie den jungen Wagner, so bei Ihnen in denen Künsten der Landwirtschaft instruieret wird und sich oftmalen unten an der Aaren herumtreybet, heimschicken oder vielleicht weiter mittagwärts beschäftigen würden...»

Vo däm frylech het ds Madeleine nüt erfahre. Und es het o niemer errate, was es albe dänkt het, wenn es dür das fyschtere Vestibüle gangen isch. Da drüber hingäge sy si alli eis gsi, daß i der Wält öppis verdräit sygi.