Text:Rudolf von Tavel/D’Haselmuus/Kapitel 10

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X.

Zum letschtemal im alte Bärn isch der Herr Böspfenniger Saager mit syne Lüte nes Fahri ga mache. Das het er alli Jahr vorem Läset undernoh, will er de nachhär bis zum Ywintere zu nüt meh abcho isch. Wenn d’ Wyfuehre zur Stadt einisch agfange hei, het er mit dem Ohmgäldner müessen uf und nache sy, für ds Regischter vom Böspfennig az’lege.

Usgrächnet a däm Tag isch e Herr mit läbigem Schritt z’ Chäsertz düre Garten yne cho und uf d’ Huustüre zue, wie wenn er dert daheime wäri. Er het se bschlosse gfunde. Scho gryft er ungeduldig nam Chlopfer; aber bevor er ne lat falle, luegt er no am Huus ufe, wo schön ryfi Öugschtler zwüschem falbe Wyloub i der Sunne glänze.

«Mama!» rüeft er. — «Mama!»

Jitz chunt öpper a nes Fänschter, aber nid d’ Frou Saager.

«Wär isch da? — Eh, eeeh, eh aber nei doch o!»

Doben isch es wieder still worde. Derfür ghört me grad druuf Pantoffelschritten im Gang. Der Rigel gyret innefür, und ds alte Chöchi, wo albe dem chlyne Hämi so mängi Chelle het gä z’ schläcke, weiß sech nid z’ tüe vor Freud. «Eh aber nei, aber nei, was wärde ds Herr Saagers säge, wenn si hinecht hei chöme. Si sy allizsämen über Land.»

«Hei si öppe gmeint, i sygi gstorbe?»

«E, wenn i jitz grad d’ Wahrheit dörfti säge...»

«I gloube’s wohl,» lachet der Hämi, «lang gnue gangen isch es, für nümme dra z’ gloube, daß i no läbig umechömi. — Aber säg’ mer, Eisi, sy si alli zwäg?»

«O wäge dessi scho, weder äbe, si sy gar grüslig im Chummer gsi wägen Euch, es het afe bald e keis meh heiter gluegt.»

«So, also hinecht chöme si hei. — Und der alt Herr im Lohn äne?»

«O dä geit nütmeh vo Huus. Er het gar grüsli gschitteret.»

«Soso. Loset, i gange jitz grad übere zue-n-ihm.»

Ds Eisi isch dem Herr Abraham nachetrappet bis zum Gartetöri.

«Der Herr Houptme... oder wie söll ig Ech säge?.... het o gspitzet.»

«E, ‹Hämi›. Wie sünsch! Si hei mi nid anders touft dusse. — Oder eigetlech wohl, mängsmal sogar. Aber jitz bin i wieder der Hämi. — Myn Gott!» seit er undereinisch halb für sich, «wie das tönt. Sächs Jahr ha-n-i’s nümme ghört.»

Ds Eisi het ne geng müesse gschoue. Ganz mager und glimpfig isch er worde gsi. Und us sym läderige, verbrönnte Gsicht hei läbigi Ouge blitzet, ganz anders als früecher, schier e chly wild. Und gredt het er o ganz anders, viel viel gleitiger als alben und e chly usem Wältsche.

Är hingäge het z’ ringsetum gluegt, am Huus ufe, im Garten umenandere, wo so mänge Struuch fascht um ds Dopplete höcher worden isch. Aber d’ Aschter und d’ Dahlia sy no prezis so heimelig gsi wie früecher, nei no heimeliger. Nid gnue het er chönne luege.

«Pläärisch eigetlech vor Verdruß, daß i umecho bi?» seit er undereinisch, wo ds Eisi geng wieder mit dem ghüslete Lumpen über d’ Ouge fahrt.

«Ach Dir syd e wüeschte. Wo-n-is doch schier nid cha gloube, daß Dr ume daheime syd. — Losit, cha men Ech öppis z’ mittag mache? Mer hätte...»

«Nei. Wenn si doch erscht hinecht umechöme, so wott i jitz grad no übere. Also bhüet di Gott.»

Dermit isch er furt, und dem Eisi isch erscht lang nachhär z’ Sinn cho, daß mit däm «übere» no öppis anders chönnti gmeint sy als der Lohn.

«Nei, wie isch es doch schön hie,» het sech der Hämi gseit. «Alli di gälen und rote Böum da am Gurten und gägen Änglischbärg ufe! Und di schöne Hoschtete mit ihrne rotbackigen Öpfel. Und d’ Linde bim Brüggli! Si bruunet scho; und das lutere Bechli, me möcht grad abligen und druus trinke. O, und dert d’ Bärge! Wie si glänzen obem Bälpbärg!»

Er het nid pressiert, wo-n-er i di großi Allee vom Lohn cho isch. Was isch das für ne Pracht gsi, das guldgäle Gwölb vo den alten Ulme. Und derzwüsche der dürsichtig blau Herbschthimmel. Und di Sunnestrahle, wo über d’ Buchsheg uf das Tapis vo farbige Bletter ynegfalle sy. Dert, ganz im Hintergrund isch näbem stattleche Huus ds Cabinetli gsi mit dem runde Guggfänschterli. — Luegt er ächt?

Der Hämi isch druuf zuegangeu und het vo ussen yne güggelet. — Richtig, dert sitzt er und nuckt. Herrjere, wie grau und troche! Ds Muul het er halb offen und macht mit de Läfzge, wie wenn er e Pfyfe roukti.

Der Hämi pöpperlet a ds Fänschter. Da erwachet der Herr Herkules. Er weiß nid vo was, sperrt d’ Ouge wyt uf und lost verwunderet. Eso halber isch es ihm, me heigi a ds Fänschter gchlopfet. Müehsälig lüpft er und wott luege; aber da ghört er scho uf der andere Syte flinggi Schritten im Grien.

«Sac à papier!» brümelet er, chehrt sech um und gseht der Hämi da stah. «Oder troumen i’s wieder nume?» — Nei, dasmal isch ers i Fleisch und Bluet.

«Ah, ah, ah. Isch’s müglech? — Hämi! Wo chunsch du här?»

«Wyt här. Aber sitzet, Unggle. Pardon, daß ig Ech gstört ha.»

«Aba! Uf die Störung blangen i ja. Chumm, sitz da näbe mi. — Bricht mer e chly. Wenn bisch umecho?»

«Wie geits Euch, Unggle?»

«Ach! Uf zwöine Beinen emel no, vom Huus dahären und vo hie i ds Huus und albeneinisch um ds Gazon ume. — Und jitz isch es ja de nümme nötig, wenn du doch ume da bisch. — Wo hesch di so lang umetribe?»

«Ja, das isch e längi Gschicht.»

«Sans doute. Si isch bimene Haar z’ läng worde, glouben i. I meine dene da äne, z’ Märchlige.» Der Herr Herkules zeigt mit dem Duumen über d’ Achsle zrück. «Bisch öppe scho dert gsi?»

«I bi ufem Wäg.»

«A la bonne heure. Dépèche toi! — Aber jitz bricht mer no hurti chly.»

Der Hämi het afah erzelle, afange vo Paris und du vo der Normandie und vo der Vendée, vo Quibéron, vo Chrankheit und Gfangeschaft, vo syr Heireis uf hundert Umwäge. Mit groß ufgrissnen Ouge het der alt Herr ihm zueglost und nume vo Zyt zu Zyt der Chopf gschüttlet oder öppis für sich brümelet. Nah-ti-nah het er syni schlampige, dünnen Ougsdechle wieder la zuefallen und mit offenem Muul afah ynicke.

Da het der Hämi gschwige. Ne zytlang het er dem Großunggle no zuegluegt, wie-n-er geng meh i sech zsämegsunken isch und uf d’ Syte het afah helte. Du het er dänkt, er well ne-n-i Rueh la. Er isch sowieso scho fascht verzablet, für ga Märchlige. Hübscheli steit er uf und schiebt dem Herr Herkules es Chüssi hindere Chopf. Bhuetsam het er ne gäge ds Polschter gstoße, daß er chly gäbiger sitzi. Da tuet der alt Herr d’ Ouge wieder uf. Aber er luegt ganz stober, wie wenn er wieder nümme wüßti, wär da isch. Er wott reden und findt keini Wort. Ändlech cha der Hämi so öppis wie: «Merci, la mi nume... au revoir» errate.

Du isch er i ds Huus, für ga z’ säge, si sölle chly zum Herr luege, är müeß jitz wyter.

«Eh du myn Gott!» hets us der Chuchi g’antwortet. «Das isch ja der jung Herr Saager.» Aber der Hämi het di wyteren Ergüß nid abgwartet. Wo si ne hei welle cho gschoue, isch er scho dür d’ Allee us dervo gloffe, me hätti emel o chönne meine, was er müeßt ga verstecke.

Hm, das Muribort mit syne herrleche Böum und der Wald um Märchligen ume. Wettigi Farbepracht! Aber läng isch das Selhofemoos. Und das Warten uf ds Fahr. Ds Trineli het sy Fahrgascht schuderhaft müessen aluege, aber es het sech nid trouet, ne-n-az’rede. Wie dä pressiert het! Es het ds Maletschloß no nid a d’ Chetti vom Schiff gleit gha, so isch er scho halb oben am Bort gsi.

«Villicht luegt ds Madeleine o na mir us,» seit er sech ufem Wäg über ds Bechli vom Chälleracher. Und statt, wie ander Lüt, düre Hof zueche z’ cho, schwänkt er rächts ab, dem Waldsoum nah use, zum Bänkli, wo ds sältmal sys Brütli sech gäge ds erschte Müntschi gsperzet het. Hets ächt jitz gmurbet? lachet er vor sech ane, und sys Härz macht Gitzisprüng obem Gedanken a das Chrottegfräsli.

Ds Bänkli isch da gsi, voll dürri Bletter, aber niene kei Haselmuus. Er geit i Garte. Alles gäl — gäl — gäl. Di höchen Akazie, der Tulipier bim Weiher — ha, o-n-e grand Tulipier! Nume d’ Buchschrugle sy no saftig grüen. Vorem Huus blüeje no-n-es paar blaui Agapanthus i grüene Chüble, und obem Peristyle düre hanget bluetrot di wildi Räbe. Da und dert flatteret es Blatt über ds Gazon. Der Weiher isch scho übersäit und brödelet es melancholisches Lied vo Zyt und Ewigkeit.

Us eire vo den obere Stube ghört me schröcklech hueschte. Herrjere, isch ächt das der Herr Heimlicher?

Halt! Underem Pente-à-l’air sitzt öpper im weiche Dämmer vo der Herbschtsunne.

«Grand Dieu! C’est vous, Haemi!» E Dame steit uf und chunt a d’ Tagheiteri füre mit nere schmale wyße Hand über den Ouge. Graui Boucles fallen über schön gformeti Achsle. — D’ Maréchale de Chateauvieux. Nümme so quäksilberig, aber vo mene Charme!

Der Hämi het sech chuum Zyt gnoh zu menen aständige Baisemain. «Wo sy si?» fragt er.

«Ah, Dir wüsset no nüt?»

«Was wett’ i wüsse? I ha no niemer gseh als my Unggle Herkules, und dä het mi nume gfragt, ob i scho z’ Märchlige gsi sygi.»

«Ach Herrje, dä dänkt halt scho gar nümme dra, daß ds Ryhiners sit bald drüüne Jahre z’ Wildestei sy. Ce bon vieux Gabriel het undereinisch e démangeaison na nere Landvogtei übercho.»

«Was Dir nid säget!»

«Ja, me hets nid rächt begriffe. Aber ds chly Fingerli seit mer, es sygi echly Euch z’ lieb gsi.»

«Mir z’ lieb?»

«Dir heit se halt uf ne herti Prob gstellt, und Dir syd wahrhaftig nid der einzig gsi, wo Wohlgfalle gha het am Madeleine. Dir heit zwar Eui Asprüch sicher gstellt gha — aber es isch en alti Gschicht: Qui va à la chasse...»

«Dir würdet mir doch nid welle säge, i chömi z’ spät?»

«Wie me’s nimmt. Dir chömet wohl spät und würdet trotzdäm no müesse Geduld ha. Es isch ja alles i der Ornig. Und Dir wärdet Eui Frou heifüehre; aber — nüt für unguet — es sött mi na allem, was i gmerkt ha, nid wundere, wenn Dir Ech ihres Härz erscht no chly müeßtet erobere. — Ah, es isch no kei Grund eso fyschter dry z’ luege. Allons, sitzet jitz no chly zuechen und erzellet mer, wo Dir gsi syd.»

«A wän dänket Dir? — Wär isch my gfährlechschte Konkurränt?»

«Bsinnet Ech echly. Es dunkt mi, Dir söttet scho öppis dervo gmerkt ha, bevor Dr ga Paris syd.»

Hm. — Der Hämi zupft a sym Gilet und luegt d’ Maréchale a, wie wenn er nere wetti säge, si sygi doch geng no der glych Plaggeischt wie ehmale. Si hingäge het ta, wie wenn si grüslech öppis müeßti studieren a ihrer Broderie, und derby het si mit ihrne schmale Läfzge ds Lache verha, so daß es möhrigi Grüebli voll Übermuet i ihrne Backe gä het.

«Wohnt er öppen im Ortbüehl?»

«Nümme.»

«Ja, wo isch er de?»

«Da lyt äbe der Has im Pfäffer. Me isch o bi mene Regimänt i der Löffelschlyfi gsi, als gmachte Gentilhomme umecho, und ougeblicklech isch me mit dene Herren Effinger im Aargau uf der Jagd.»

Jitz isch der Hämi läbig worde. Z’erscht isch er ufgschosse, du bsinnt er sech e Momänt, sitzt wieder ab und seit: «Ach, Dir heit mi füre Narre.»

«Mer wei’s hoffe. Aber a Euem Platz ließ i di Herre nid z’ lang allei uf der Jagd.»

Der Hämi steit wieder uf. «Wenns eso isch, so würdet Dir mer erloube, daß ig Ech mit mym allerhärzlechschte Komplimänt für hütt adieu säge.»

D’ Maréchale blybt ganz rüejig sitzen und lachet ne numen a.

«I mueß für nes Roß ga luege. Mit ds Papa’s Märe — wenn er se-n-überhoupt no het — chumen i nid wyt.»

«Das chönnet Dir de geng no. Sitzet jitz no chly und erzellet. Allons, wo heit Dr Ech so lang umetribe?»

«Nume no eis! — Heit Dir mit eigeten Ougen öppis gseh, wo-n-Ech d’ Idee git, der Xandi well mir ds Madeleine abspänschtig mache?»

Und wieder lachet si ob ds Hämi’s Angscht. «Das eigetlech nid,» seit si. «Begryfet, mir het er keini confidences gmacht. I ha ne z’ Wildegg gseh, wo mer vo Bade heicho sy. Da jedefalls het er nüt derglyche ta. Aber me het ne du bald druuf heigschickt, i ds Ortbüehl, und i vermuete, das sygi ufe Wunsch vom Herr Gabriel gscheh.»

«Ah, tant mieux.»

«Ja, aber du isch er du gärn wieder uf d’ Jagd dert abe. Und wüsset Dr, wenn der Herr Gabriel’s für nötig gfunde het, ne la furtz’schicke, so... Afin, i wott nüt gseit ha.»

Wieder het der Hämi sech welle verabschide, und wieder het si ne nid la gah. Si het nid lugg gla, bis er nere ne Bitz wyt syni Erläbnis erzellt het. Du seit si undereinisch: «I gseh scho, Dir heit e kei Rueh meh, Dir säget mer nume ds Halbe. So ganget halt jitz i Gotts Name; aber einisch wott i de no meh ghöre.»

Si het ne no dür ds Wäldli begleitet und sech du amüsiert, ihm nachez’luege, wie-n-er i hälle Gümp zum Fahr abe gsprungen isch.

«Aha, si sy wieder da,» het sech der Hämi gseit, wo-n-er i d’ Bälpstraß ufe cho isch. Scho vo Wytem het er di alti Gutsche gseh bi der Schüüre stah. Jitz het er würklech e Momänt Haselmuus und Rivale vergässe. Hei, hei! Wettigi Säligkeit! Jede Chrump, wo-n-er bis zur Huustüre het müesse mache, isch ihm z’ viel gsi.

Aber no einisch het er ds Chöchi allei gfunde. Das het alli höchschte Wäsen agrüeft, wo’s ne-n-erblickt het. «Dänkit jitz o nume: es het dem alte Herr im Lohn änen öppis gä. Jitz sy si alli übere.»

«Wenn wär’ de das gscheh?»

«I darfs gwüß schier nid säge, Herr Saager, weder äbe, si meine, d’ Freud heig ne broche.»

Der Hämi luegt verstuunet uf.

«E wohl,» fahrt di Alti furt, «si hei ne so gfunde, Dir sygit grad bloß von ihm furt gsi.»

«Tot?»

«Das, gloub, nid, aber...»

Atelos isch der Hämi dür d’ Allee vom Lohn yne cho. Si isch jitz im schönschten Aberot gstande. Es het ihm ds Härz ygschnüert, wo-n-er ds Guggfänschterli vom Gartehüsi so erlösche gseh und dänkt het, jitz heig dä guet alt Großunggle für geng sy Gwunder gstillet. Es isch halt doch nid so ganz nüt, z’ wüsse, daß e guete liebe Möntsch albeneinisch mit Längizyti na eim usluegt.

Im Huusgang isch es scho ganz fyschter gsi; aber der Hämi het alles no so im Gfüehl gha, daß er d’ Falle vo der Saaltüre doch grad erwütscht het. Dert innen isch no e weichi Heiteri vom Garte här gsi, und us der Türe zu ds Unggles Schlafstuben isch e Liechtschyn cho.

Uf eismal sy si alli um ihn ume gstande, d’ Elteren und di beide Schwöschtere. Eis um ds andere het ne-n-umarmet, und zwöiergattig Träne sy uf di glyche Backe grunne. D’ Mama het grad i ne Fauteuil müesse ga sitze, und me isch um nes Glas Wasser us. Si het am ganze Lyb gschlotteret. Aber wo si mit däm Glas cho sy, isch si scho wieder uf gsi. Si het ihre Suhn zur offene Tür uf d’ Plattform ob der Gartestägen usezoge; für ne besser z’ gseh. Da sy si enand i den Arme glägen und hei ihrer Freud keini Wort gwüßt.

Ändlech het me sech wieder chly z’ rächt gfunde. «Isch er tot?» fragt der Hämi.

«Nei, aber es sygi nümme viel z’ hoffe, het der Dokter gmeint.» Der Papa Saager zieht sy Suhn i d’ Schlafstube, a ds Bett, wo der Herr Herkules mit stoberen Ouge, ohni öpper z’ kenne, ufem Bett glägen isch. Churz und mechanisch het er g’atmet. Der Hämi het ihm di lahmi Hand gstrychlet und ihm im Stillen Abbitt ta, daß er ne dä Mittag i syr Ungeduld so allei gla heigi.

Bis tief i d’ Nacht yne sy si du im Saal binenandere gsässe, und trotz der Müedigkeit hei si nid chönnen ufhöre mit Fragen und Erzelle. Erscht z’ Mitternacht sy di Froue hei. Der Hämi het se begleitet und isch du wieder i Lohn, für mit sym Vatter dem Unggle z’ wache, und am andere Morge sy si beidi hei cho brichte, es sygi geng no im Glyche, aber er heigi emel ds Carolinen umegkrennt, wo-n-es se sygi cho ablöse.

Der Herr Philipp Anton het du chly müesse ga ablige. «Wottsch du nid o?» het d’ Mama fürsorglech zum Hämi gseit.

«I ha nid der Zyt.» Het dä g’antwortet.

D’ Frou Françoise, wo juscht mit dem Hortense ds Dejeunieren abgwäsche het, leit ob der Antwort im Verschuß es suber abtröchnets Täller wieder i ds heiß Wasser.

«Mama, was machet Dr o?» lachet ds Hortense.

«Was hesch vor?» wott die wüsse. «Du muesch is jitz no chly brichte, und de wott i de mit dr dyni Chleider erläse, es macht mir Gattig, es heigs übel nötig. Es isch alles chly schabab.»

«Subers Linges bruuchen i, ja; füre Räschte cha me de nachhär luege.»

«Ja wenn de?»

«Wenn i umechume.»

«Aber i bitte di, du wirsch doch nid scho wieder furt welle?»

Ds Hortense lachet: «Mama!»

«Nu, was isch da z’ lache? — Was heit dr im Biet? Allons, use mit der Sprach, i ha nid gärn, wenn me mr Mysteres macht.»

«Aber Mama, begryfet doch! Wenn me bald sibe Jahr versprochen isch und enandere nie meh gseh het...»

«Ach, natürlech muesch ga Wildestei, aber i däne Chleider channsch nid gah.»

«I där Chutte reisen i.»

«Voyons.» D’ Mama nimmt ds Hämi’s bruune Chuttefäcken und chehrt ne gäge ds Fänschter. «Der Stoff isch ja ganz abgschosse, und a de Söum isch er düre. — Nei, so geisch mr nid, das wott i nid ha.»

«I gange jitz für nes Roß ga luege, adieu.»

D’ Mama het der Chopf gschüttlet und afah duble, so daß ds Hortense für guet gfunde het, sech z’ verzieh, sobald abgwäsche gsi isch.

Wo der Papa chly nachegschlafe gha het, isch er natürlech nam Hämi cho frage. Me het ihm gseit, er syg um nes Roß us für ga Wildestei. Da lachet der Herr Philipp Anton, wie men öppen über nes uvernünftigs Chind lachet. «Jitz chan er emel nid furt,» seit er, «sobald er umechunt, schicket mer ne de nache.» Mit däm nimmt er sy Huet und geit i Lohn übere. Dert trifft er am Gartetor der Dokter, wo juscht usechunt.

«Und?»

Der Dokter het e verwundereti Heiteri i den Ouge, zuckt d’ Achslen und seit: «Dir syd e zäji Rasse, Herr Saager. Offe gstande han i geschter nid gloubt, daß er hütt no läbi. E Schlagfluß isch es uf alli Fäll; aber me wäri schier versuecht z’ sägen e guetartige. Der Anlaß isch e causa benigna. Wenn glychi Ursache, glychi Würkunge hei, so chunt er am Änd wieder uf d’ Bei. Druuf zelle chönnet Dr nid, aber...»

E Stund oder zwo isch der Papa Saager scho im Lohn äne gsi, vo der Schlafstuben i Saal, vom Saal überufen und wieder abe, um ds Huus ume, i ds Cabinetli, het dür ds Guggfänschterli gluegt — kei Hämi. Er isch wieder hei, wieder i Lohn, um ds Huus ume, überufe, wieder abe, i Saal und a ds Bett vom Unggle ga sitze. Vor sech anegstuunet het er und bi Längem en Aschnouzete präpariert. «Er isch e chly verwilderet, dä Bursch,» het er sech gseit, «me mueß ne wieder abbiege.»

Es isch Mittag worde. Es Ässe, wie me lang keis meh gha het, isch agrichtet gsi — kei Hämi.

«Dä sapperlots Bueb!» hets du gäge de Vieren afange gheisse. «Da het me ne Großungglen und Götti am Stärbe, wo... wo... eim so z’ sägen eis und alles isch, und de trybt me sech de, chuum daß men usem Chrieg hei isch, im Lande ume!»

Ja frylech, für ds Böspfennigers, wo sit Jahr und Tag nes Läbe gfüehrt hei, wie-n-es Chilchezyt, isch das nid so liecht gsi z’ verstah.

Wo d’ Mama bim Vernachte dobe, im Alkove vom Hämi, gstanden isch und ufpasset het, daß ds Chöchi nid öppe mit der Bettpfanne dem Hämi sys suber azogene, wohlschmöckige Bett verbrönni, het si überleit, wie si de di anderi Wuche mit ihrem Suhn ga Bärn welli, für sy Garderobe-n-i d’ Ornig z’ tue.

Si alli zsäme hei kei Begriff gha vo Soldategwanheite. Keis het sech chönne vorstelle, wie wenig im Fäld der Kaländer z’ bedüte het. Si sy nie i Fall cho Linges z’ choufe, wo me’s grad gäbig gfunde het, für hinderem nächschte Haag z’ wächsle. Gschwyge de daß si sech hätte la yfalle ne Chranke la z’ ligen und öppis Pressanterem nachez’loufe. Wie mänge treue Kamerad het der Hämi i de letschte Jahre halbtot müesse la lige! Uf und dervo! Uf und dervo! Das isch di alltäglechi Losung gsi. Zärtlechi Abschidsbriefen oder Excüsier-Billets het er scho lang nümme gwüßt, wie die usgseh.

Das hei si du z’ Chäsertz gmerkt, wo das suber azogene Bett no z’ morndrisch ganz unversperzet dagstanden isch. Und ganzi acht Tag isch es so blibe. — Underdesse het der Herr Herkules d’ Sprach umegfunden und nam Hämi gfragt. Da het men ihm, für ne nid a mene neue Chlupf oder Verdruß usz’setze, müessen agä, er sygi ds Bagage ga reiche, wo-n-er underwägs zrückgla heigi.

Ihnen isch ds Pfidere besser graten als dem Madeleine Herbort. Das isch mit syne Pflegelteren am Suntig na der Predig vo Välte heicho. Me het nüt gha z’pressieren und sech a de schöne Farbe vo der Herbschtlandschaft gfreut. Wo si der Torwäg ufgange, sitzt obe dranne, uf mene Müürli e Herr i mene bruune, ganz eifache Chleid, Nankinghosen und Rytstifel. Chuum het er se gseh, chunt er mit läbige Schritten uf se zue, schwänkt höflech der Huet und wünscht ne ne guete Tag. Me het nidemal rächt Zyt gfunde sech z’ bsinne, wär es sygi, so het er den Eltere d’ Hand gschüttlet gha, ds Madeleine mit mene feschte Handdruck a sech zogen und ihm, der lingg Arm umen Äcke, Müntschi uf beidi Backe placiert. Ds Madeleine het chuum gwüßt, was es macht, wo-n-es-se-n-umegit. Dernah isch es i sym Arm yghänkt gsi und bis i Schloßhof nümme losgla worde. D’ Eltere hei nid lang bruuche z’ frage, wohär und wieso. Der Grundton vo allem isch gsi. He nu, Gott Lob und Dank, jitz isch ja alles ume guet. D’ Frou Rosine het Freudeträne verschlückt und eis mal über ds andere gseit, si müessi sech schäme, si heigi würklech nümme glaubt, daß der Herr Saager no am Läbe sygi. «Ja,» het der Herr Landvogt bestätiget, «es isch e herti Prob gsi; aber jitz isch es umso schöner.»

Me isch i ds Schloß ufe. D’ Frou Landvögti het sech hinder ds Chöchi gmacht, und ds Madeleine isch plötzlech o verschwunde gsi. Underdesse het der Hämi dem Landvogt afah erzelle vo synen Erläbnissen und gseit, er heig sech vorlöufig bim Pfarrer z’ Auestei yquartiert. Lang chönn er nid hieblybe, er müeß doch de wieder ga luege, wie’s mit dem Unggle Herkules standi.

Es het ne dunkt, es gangi wohl lang mit der Toilette vo syr Brut. Und will ds Madeleine bi der Begrüeßung o nid viel gseit und ehnder chly vertschäderet drygluegt het, isch ihm di Sach nid grad bsunders gfreut vorcho. Er het aber dem Chlupf öppis dervo zuegschribe.

Ändlech isch der Herr Landvogt o ufgstande, er well doch ga luege, wo di Froue blybe. Der Hämi het sech im Fänschter a Chrüzstock glähnt und i ds Land usegluegt. Da fallt ihm uf, daß a mene Fänschter vo Wildegg bald mit mene wyße, bald mit mene rote Tuech gwunke wird, ganz uf ne bsunderi Art. Das het offebar hie übere gulte. Er isch urüejig worden und het d’ Burg Wildegg geng scherfer i syni Soldatenouge gfasset. Ob hienache g’antwortet wird, het er nid chönne gseh, er hätti sech z’wyt uf di breiti Simse müessen uselege, und derzue macht d’ Südfront vo Wildestei e Boge gägen use. «Wart nume, dir will i!» het er halblut gseit.

Der Landvogt isch i d’ Stube vo syr Frou gange. Scho uf der Schwellen isch er schier bstoche. Sitzt nid d’ Frou Rosine ratlos und verschmejet uf ihrem Ruehbett, der Chruslechopf vom Madeleine, wo vor neren am Bode chneulet, uf der Schoß. Am Zucke vo ds Madeleines Chopf und Achsle het er grad gseh, wie’s steit. Und hert a ne vorby gseht er dür ds offene Fänschter o das merkwürdige Winke vo Wildegg.

Er geit z’ vollem i d’ Stuben yne, drückt d’ Türe hinder sech i ds Schloß und fragt: «Was isch los? Warum chömet dir nid übere?»

Z’erscht het er kei anderi Antwort übercho als hülflosi Blicke vo syr Frou, wo sälber d’ Ouge voll Wasser gha het.

«Weit dir jitz dä arm Kärli da äne la warte, bis weiß nid wenn? — Was söll er o dänke?»

D’ Frou Rosine het dem Madeleine der Chopf uf und probiert, ihns machen ufz’stah. Das het sech nume chly gchehrt, isch aber blybe chneulen und het wyter i sys Naselümpli briegget. Jitz geit der Herr Ryhiner zueche, nimmt ihns fescht bim Arm und hets uf. «Allons,» seit er, «so tuet me nid. Stand jitz uf und mach di zwäg, so cha men o mitenandere rede.»

Da richtet sech ds Madeleine ändlech uf und wirft sech sym Ungglen ume Hals: «I cha nid, i cha nid.»

«Cha nid! — Das wär mir kurios. Dy Fiancé isch i sym Rächt, und er isch e junge Ma, wo alli Achtung verdienet.»

«O warum heit dir mer doch das anegmacht?» jammeret ds Madeleine. «I cha nüt derfür; aber i cha eifach nid. — Hättet dir mi doch dennzumal gfragt! — Jitz chan i mi no viel weniger derzue etschließen als dennzumal.»

«Du hesch gar nümme d’ Weli. Du bisch versproche, und jitz mueß me Wort halte. I wüßt o gar nid, was gägen ihn z’ säge wär.»

«I ha mi nid versproche. Dir heit mi versproche, wo-n-i no es Chind gsi bi, und jitz bin i keis Chind meh.»

«E nu, wenn du uf eigete Fließe stah wottsch, so säg’ ihm o sälber, du wellisch ne nid. — Aber rächt isch es nid, was du tuesch.»

Dermit geit der Herr Landvogt zur Türe, chehrt sech no einisch um und luegt uf di beide Froue, wie wenn er jitz no nes Nahgä erwarteti. Druuf seit er: «I erwarten ech zum Ässe,» und isch dusse.

Dem Hämi het er gseit: «Mon cher ami, Dir wärdet no ne wyteri Prob z’ bstah ha. D’ Liebi wott halt i Gotts Name mängisch tüür erchouft sy.» Dernah hei si furtgfahre vo Chrieg und Politik brichte, und wo me du ändlech zum Tisch zuechegsässen isch, het d’ Frou Rosine gseit: «Es isch mir würklech rächt leid, aber ds Madeleine isch nid wohl gnue. Es chunt ihm halt, glouben i, e chly gar unerwartet.»

Ds Madeleine isch no nid lang allei gsi i syr Stube, so isch es sech greuig worde, daß es nid mit chelterem Bluet di Sach het la a sech zueche cho. Es isch ihm fascht unerträglech worde z’ dänke, daß si jitz däne, am Äßtisch villicht von ihm reden und berate, was wyter gah söll. «Ja,» het es sech gseit, «es isch wahr, er isch e nätte Bursch und verdienet der Affront villicht gar nid, wo-n-ig ihm mache. Aber es blybt derby. Hindertsi gangen i nümme. Entweder nimm i eine, wo-n-i gärn ha, oder keine. Vor em erschtbeschte Roggli-Trineli wott i nid dastah, wie eis, wo nid weiß, was Liebi isch. — Aber es isch wahr, was der Unggle gseit het: Wenn d’ uf eigete Füeße stah wottsch, so säg ihms sälber. I wott und wirden ihms sälber säge.»

Für hütt het der Hämi unverrichteter Sach ga Auestei zrückmüesse.

Am andere Morge, wo-n-er wieder zum Schloß cho isch, het ihm zu syr gröschte Verwunderung ds Madeleine hinderem chlyne Töri, wo i nördleche Burggrabe füehrt, gwartet. I syr ganze Holdsäligkeit isch es, grad bevor er het wellen a der Glogge zieh, us däm mieschüberwachsene Steiboge fürecho, het ihm d’ Hand dargstreckt, ne-n-aber nid necher la zuechecho. Usem ärnschte Gsichtsusdruck, wo-n-es gha het, erratet er grad, daß no nid alles lyt, wie-n-ers ha möchti. Ds Madeleine geit ihm vora, uf mene verwachsene Holperwägli am Fueß vo der Schloßmuure, ume südleche Wehrturm ume, a nes Plätzli wo ihm allei ghört het und wo ds ganz Jahr düren ussert ihm niemer härecho isch. Schier wie uf mene Fluehband zwüsche Schloß und Abgrund isch da es Bänkli gsi, ygnischtet underem dicke Pelz vo bluetroter Wildräben und hundertjährigem Epheu. Vo unden a der Flueh ufe hei sech als treui Lybwächter d’ Zwisle vo stattleche Tanne vor das Gheimgärtli gstellt.

Dem Hämi hets i d’ Seel yne wohlta, daß ihm sy widerspänschtigi Brut das Heiligtum ufta het. So guet es uf däm schmale, unäbene Felsetritt gangen isch, het er nere ds Komplimänt gmacht und dütet, si söll uf ds Bänkli ga sitze.

«Nei,» het si gseit. «Dert isch Eue Platz.» Dermit het sech ds Madeleine ufe Sockel vo der Turmkante gsetzt, wo ds Wägli am ängschte gsi isch. Sowyt isch alles wohl überleit gsi. Aber jitz, wo-n-es du di Position hätti söllen usnützen und dem Hämi säge, was es sech währed der Nacht het usdänkt gha, isch ihm undereinisch alles wie-n-e Komedi vorcho, wo, uf Lampeliecht und Mondschyn berächnet, a der Tagheiteri zerfahrt wie Näbelfahne. Statt afah z’ rede, lähnt es sech a d’ Muure, gryft mit der rächte Hand i ds Epheu und wüscht mit der lingge nes paar Tränen ab, wo-n-ihm us de gsänkten Ougelider ertrünne.

Dem Hämi isch es nid viel liechter worde z’ rede; aber o är het sech überleit gha, was er säge well, und das nid öppen erscht nächti.

«I ha ds Ungfell,» seit er, «daß ig Euch geng so unerwartet begägne. Vor sächs Jahre scho ha-n-ig Ech ungsinnet überfalle. Me het Ech ds sältmal nüt zum voruus gseit. Das isch aber nid my Schuld. Und jitz heit Dr nümme dra dänkt, daß i no am Läbe sygi, und heit Ech villicht scho mit nere ganz andere Zuekunft abgfunde gha. Ds Schicksal het mir eifach nid welle Glägeheit gä Euch my Liebi z’ erwyse. So isch es halt i Gotts Namen e Sach vo blindem Vertroue. Aber villicht schänket Dir mer das, wenn Dr Ech überleget, daß i währed dene sächs Jahre, wo’s mi, weiß Gott i der Wält umenandere gschlagen und nid übel gfeckt het, kei andere Gedanke gha ha als Eui Liebi z’ verdiene. I hätti mi nam zächeten Ougschte zwöienünzgi wohl gwüßt dürez’schla und hei z’ cho, so guet wie mängen andere. Am Muet hätt’s mir nid gfählt und a der Längizyti na Euch o nid, das cha-n-ig Ech nume säge. Aber i hätt’ mi nid derfür gha, hie under d’ Lüt z’ cho, als glücklech Ertrunnene, währed myni Kamerade däwäg d’ Nagelprob vo ihrer Soldatetreui bstande hei. I ha nid welle heicho, bevor i mi näben ihne ha dörfe zeige. — I ha frylech nid dänkt, daß das de so lang gangi und daß ig Euch so hert uf d’ Prob stelli.»

Ds Madeleine richtet sech e Momänt uf, wie wenn es öppis wetti säge; aber no einisch findets d’ Wort nid. En Ougeblick lang het o der Hämi gschwige. Wo-n-er aber gseht, daß ds Madeleine nid wott rede, fahrt er furt: «Der Tag isch du cho, wo mer mys Gwüssen erloubt hätti hei z’ cho. D’ Wystümer tragen i ufem Lyb.» Er chunt e Schritt necher, zupft d’ Haar usenand und zeigt dem Madeleine e wüescht verheileti Wunden ufem Chopf: Mit der Hand zeigt er uf di linggi Achslen und uf ds Fueßglänk und seit: «Und da und da. — Aber dennzumal isch kei Müglechkeit gsi dürez’cho. Und wo du ändlech d’ Amnestie ergangen isch für di arme Chouans, da bin i no einisch gsuecht und verfolget worde. Der Haß uf d’ Schwyzer isch no jitz nid erlösche. Mer wärde ne de scho no z’ gspüren übercho. I hätt’ mi denn chönnen uselüge. I ha’s nid gmacht. Düregschliche ha-n-i mi zum General Charrette. Und wo si i der Bretagne und a der Loire längschtes alle Widerstand ufgä gha hei, sy mir z’ usserscht am Meer no fescht blibe. Bi Quibéron bin i du gfange worden und no fascht es Jahr zwüsche Läben und Tod blibe. Und dür di ganzi strubi Zyt düre, vom Summer dreienünzgi bis jitz ha-n-i Eue Namen ufem Härz treit als Amulett, nid abergläubisch gäge Hieb und Stich, sünsch gsäch i hütt nid so us, aber gäge — d’ Verzwyflung. Da lueget! Wäge däm han i di abgschosseni Chutten annebhalte.» Dermit trönnt der Hämi under der Chutte vo sym Gilet ds sacré-coeur ab und streckts uf der flache Hand dem Madeleine under d’ Ouge.

Ds Madeleine luegts a, tuet aber kei Wank. Da chunt der Hämi, d’Ouge voll Gluet, löst dem Madeleine d’ Hand usem Epheu und drückt ihm ds Amulett dry. «Da heit Dr ds Wystum vo myr Treui.»

En Ougeblick luegt ds Madeleine verschmejet uf das bluetrote Härz mit dem schwarze Chrüz uf syr wyße Hand. Und du chunt undereinisch e chalte Trotz i syni fascht wundbrieggeten Ouge. Es nimmt alli Chraft zsäme, richtet sech uf, git dem Hämi ds sacré-coeur umen und seit: «I bewunderen Eui Treui, Hämi, i cha nid säge wie. Aber mir wei enandere doch d’ Wahrheit gönne. My Achtung und Verehrung heit Dr im allerhöchschte Grad, aber my Liebi no nid. Es het Ech se-n-öpper versproche, wo keis Rächt derzue het. D’ Liebi la-n-i mir nid vorschrybe. Es isch ds einzige, wo-n-i ds Rächt ha z’ gä oder z’ versäge.»

Fascht erschöpft gryft ds Madeleine wieder i ds Epheu. Es isch druff und dranne gsi zsämez’bräche, sünsch hätt’ es jitz der Hämi allei gla. Aber es het sech dä Ougeblick no nid trouet allei das abheltige Wägli zum Burgtor zrück under d’ Füeß z’näh. Langsam und zitterig chehrt es sech vom Hämi ab und fasset en Ascht. Da seit er: «Madeleine!»

Ohni umz’luege, lost es.

«Het sech no en anderen um Eui Liebi gmüeit?»

«Es hätti keim öppis abtreit, bevor ig Euch wieder gseh ha.»

«Aber jitz?»

«Jitz? — Jitz chan i de tue, was mir mys Härz befiehlt.»

Mit däm het ds Madeleine no einisch ne Blick zrück ta und du mit beidne Händen i ds Gstrüpp griffe, für sech der Wäg zum Tor z’ bahne.

Der Hämi isch a der Turmkante blybe stah und het glost und gluegt, bis di chlyni Türen im Burgtor hinder syr Brut i ds Schloß gfallen isch. Wie vore Chopf gschlagen isch er en Ougeblick no vor der mächtige schwygsame Muure gstande. Es isch totestill gsi bis a ds lyse Chlepfe vo de Roß-Cheschtene, wo da und dert im truurigen Alleedämmer ufe Burgwäg gfallen und zerfahre sy. Du isch er langsam der Wäg ab, um ds Schloß umen und uf halber Höchi düre Wald gäge ds Pfarrhuus vo Auestei.

Das isch e böse Heiwäg gsi. Dobe, im stille Tannewald, chunt ihm z’ Sinn, daß er geng no sys sacré-coeur i der Hand treit. Er strychts glatt und betrachtets. — So viel Not und Angscht und Sorgen und Gfahr und so mängisch dem Tod i d’ Ouge gluegt — für nüt! En Andere hätti villicht jitz Träne vergosse. Der Hämi het das verlehrt gha. Er het nere z’ viel gseh fließe bi de Chouans.

I nere Waldlücke zieht d’ Heiteri syni Blicke gäge Süde zue. Dert isch höch überem bruun-grau-gäle Wirrwarr vom Gstrüpp a der Aare d’ Burg Wildegg mit ihrem zaggete Gibel ufem Bärgrügge gstande, düschter und trotzig, und usem vielfarbige Wald übere het me d’ Hünd ghöre bälle.

Der Hämi ballet d’ Füüscht und byßt sech uf d’ Läfzge.

Es paar Tage lang isch er du mit Überlegen und Wärweisen i der Gäged umegstriche, zum Schyn mit Flinten und Jagdtäsche. Und du isch er no einisch zum Landvogt, für ihm ungfähr ds Glyche z’ säge, was er dem Madeleine gseit het, und vor Allem für z’ lose, was är dervo dänki. Er isch nid vo viele Worte gsi, aber der Hämi het möge merke, daß er d’ Partie no nid ufgit.

«Es isch scho wahr,» het der Herr Gabriel mit länge Schritten i der Stuben umenandere gredt, «so chan es nid wyter gah. Zu myr Zyt hätti me halt i so mene Fall... Aber heit jitz no chly Geduld. Ds Madeleine mueß sech e chly calmiere, und de git sech de villicht alles ganz vo sälber, wenn es Euch e chly besser het glehrt kenne. Uf alli Fäll heit Dir mys Wort, und solang i no öppis z’ säge ha, chönnet Dr uf mi zelle... D’ Liebi, ja, das isch rächt und guet. Frylech gits ohni die keis guets Menage. Es fragt sech nume, ob si nid Euch zufiel, wenn...»

Der Hämi het nume der Afang vo der Red ghört. Er het syni Schlüß druus zogen und uf nütmeh rächt glost. Am andere Tag het er düre Pfarrer vo Auestei nes Rendez-vous mit dem Ruedi Effinger am Fahr vo Schinznach la verabrede. Dert sy du di beide jungen Offizier lang mitenand uf mene Wäg im Schachegstrüpp uf und ab gange. Mit dürre Worte het der Hämi der Houptmen Effinger z’ Red gstellt, was er vom Xandi Wagner wüssi und was dä im Sinn heigi.

«Er hätti dys Rächt reschpäktiert,» het der jung Effinger g’antwortet, «er weiß, was er euch beidne schuldig isch —; aber sitdäm er gmerkt het, daß sech ds Madeleine nid cha decidiere, lat ers halt o nid so liecht la fahre. Er nähm sech gwüß nüt use, solang du ufem Plan bisch, aber begryf...»

«Nume z’ guet begryfen i,» het der Hämi mit mene gäle Lache vor sech ane gseit. Und du reckt er sech uf und fahrt furt: «Aber jitz chunts uf d’ Gnepfi. Eim ds Rächt und dem andere d’ Liebi, das git e kei Läbtig.»

«Du muesch nume rede,» meint der Effinger. «I bi ganz sicher, sobald der Xandi ghört, daß du da bisch und dys Rächt forderisch, so packt er zsämen und geit. Er isch en aständige Möntsch.»

«I ha ne nie anders gkennt. Aber mit däm Nahgä isch mir nid ghulfen und no weniger dem Madeleine. Ihm z’lieb mueß eine vo üs beidne dürta sy.»

«La mi no einisch mit ihm rede.»

«Du channsch lang rede. Dem Madeleine mueß jitz der Wäg dür ds Gstrüpp ghoue sy.»

«Wenn der Xandi no einisch i frömde Dienscht gieng?»

«Du channsch ne schicke, wohi daß d’ witt. Was isch mit däm gwunne, wenn er dem Madeleine sy Liebi mitnimmt? Begryf, i wott kei Komedi. Mer wei nid gvätterle mitenand. Es söll um ds Läbe gah. Es isch mir ganz glych, wenns mi chlepft. Aber so wott i nümme. Also red mit ihm. Es gilt. Aber säg’ ihms dütlech. I wott e kei Guslete, wo me nam erschte Chräbel Schluß erklärt. Wenn er nid ds Courage het mi mit dem Däge dürz’tue, so wei mer lieber zur Pischtole gryfe.»

Mit schwärem Härz isch der Ruedi Effinger über d’ Aare zrück.