Text:Rudolf von Tavel/D’Frou Kätheli und ihri Buebe/Kapitel 1.3

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Drittes Kapitel

A mene hilbe Früehligsabe, wo der Föhn uf d’Gmüeter drückt het, isch z’Bärn am Fueß vo der Chilchhofmuure (Plattform), dert, wo d’Badloube mit dem Bowäxstutz zsämechunnt, ds Bad-Eisi mit der Frou Binggeli am Allerwältsbrunne gstanden und het mit nere d’Tagesneuigkeite verhandlet. «Ja», seit es, «i mueß däich gah.» Es het sech langsam i Bewegung gsetzt, was weniger eifach gsi isch, als me dänkt. Ds Bad-Eisi het nämlech uf em Chopf es runds Roßhaarchüssi und uf däm e große Züber voll Wasser treit. D’Arme het es sittsam über em Mage verschränkt gha und isch gloffe wie ne Bildsüülen uf Redli. Das het men alli Tag gseh, und kei Möntsch het sech dem Bad-Eisi g’achtet, es het sech o niemer möge bsinne, daß ihm je öppis mit sym Züber passiert wär. Aber hütt, wo-n-es öppe z’mitts uf em Platz aglanget isch, ghört men undereinisch öppis tätschen und grad druuf ne gottsjämmerleche Brüel. Der Züber isch am Bode, und ds Eisi git nam erschte Chlupf Hals über Chopf Päch i d’Louben yne. D’Frou Binggeli, wo no nid fertig gsi isch am Brunne, isch nid minder erchlüpft. Si chunnt cho luege, was eso tätscht heigi; aber chuum het si’s gseh, so springt si dem Eisi i d’Loube nache, wo underdesse schon e ganzi Kuppele Wyber und Chinder zsämegloffe gsi isch. Me het chuum Zyt gha, z’frage, was es gä heig, so isch scho usgmacht gsi, das bedüti Unguets. Vo Chrieg hei si welle ha, vo Peschtilänz, Mißwachs und tüüre Zyte, und ds Frick Änni het im stille scho der Ufschlag uf sym Gchöch usgrächnet, wo-n-es änet dem Chilchhof i drüne Gartebeet zoge het. Jitz isch aber o der alt Järmen under d’Hustüre cho und het gfragt, was es eigetlech o gä heigi. Drü, vieri mitenandere hein ihm Bscheid gä. «Bei! E Totechopf! Es isch unghüürig da obe!» hei si dürenandere brüelet. Und wo-n-er uf d’Gaß usen isch ga luege, het er richtig d’Schärbe vo mene gueten alte Bärnerschädel uf em Pflaschter verstreut gfunde. «Wo tuusig donner isch jitz dä härcho?» macht er und luegt gäge Chilchhof ufe. «Isch dä da oben abe cho?» — «E wohär süsch, däich emel nid vom Himmel abe!» — «Das cha me de ersch no nid wüsse!» Währeddäm d’Frou Binggeli uf Ehr und Treu versicheret het, das bedüti der schwarz Tod, d’Frou Megert heigi geng gseit, wenn im Ustage d’Bei vüre chöme, so gäb’s im Herbscht e Stärbet, hei d’Buebe di Schärbe zsämegläsen und gluegt, was zsäme ghöri. Der Platz isch scho ganz schwarz gsi vo Lüte, da flügt wieder es Totebei oben abe. Bi mene Haar hätt es es Chind troffe.

Jitz isch me du rätig worde, me sött ufe ga luege, was im Beihuus los sygi. Aber wär geit bim Vernachte zu mene Beihuus zueche, wo-n-es drinne läbig wird? Es het sech nöue niemer wellen uf e Wäg mache. Aber d’Wyber hei eso lang wüescht ta, bis es paar härzhafti Manne di deckti, hölzigi Chilchhofstägen uuf sy. Si hätte sech villicht nid emal trouet, ga z’luege, wenn nid eine der Verdacht hätti la merke, daß es doch nume d’Studänte syge, wo uf em Chilchhof Muetwille trybe. Aber i der Erwartung, daß es doch nume das sygi, sy si tapfer di längi Stägen uuf und mit aller Vorsicht uf e Chilchhof yne. Ds sältmal, mueß me wüsse, het frylech der Chilchhof no nid so schön usgseh wie jitze. Begrabe het me scho lang nümme dert, aber Promenaden isch es o no keini gsi. Vo Grabmäler het me dennzumal nüt gwüßt, ussert i de Chilche, wo me de vornähmschte Lüte Dänkmäler gsetzt het. Uf em Chilchhof usse het Gras und Gjät alles überwuecheret, und mängisch hei d’Fuehrlüt ihri Ross druffe la weide. Ja mängisch hei sogar d’Metzger ihri War druuf triben und d’Zimmerlüt ihres Holz dert glageret. Mit eim Wort, es isch e wüeschti Unornig gsi, und wenn me scho di usgrabene Totechöpf und Chnochen i di beide Beihüser dänne ta het, so isch es doch z’Nacht under de Böume chly unghüürig gsi. Z’tüe gha het dert niemer nüt, und drum isch es sicher nid suber gsi, wenn sech z’Nacht uf em alte Chilchhof öppis grüehrt het.

Üsi tapfere Manne sy bim Tor blybe stah und hei gluegt, öb niemer umewäg sygi. Über em nadlespitzige Dach vom undere Beihuus isch der Mond gstanden und het dür di offene Fänschterböge bleich uf di bygete Totechöpf ynegschine. Es het di Manne wohl dunkt, me ghöri öppis flisme dert inne. Eine het e grobi Schwirren usgrissen und isch, zum Dryhoue parat, zueche düüßelet. Gseh het er nüt und ghört no weniger. Aber undereinisch het’s ne dunkt, eine vo dene Totechöpf mach ihm Ouge. E Momänt het er der Ate verha und vor Gruuse nümme dörfe hindertsi luege. Er hätti undereinisch gärn gseh, was hinder ihm syg, aber jitz het er dem Beihuus nid dörfe der Rügge chehre. Da übernachte het er aber o nid welle. Z’gueter Letscht het er sy Schwirre la fallen und isch wie gschosse dervo pächiert. Wo syni Kamerade ne däwäg gseh cho z’rönne, hei si o nümme dörfe luegen und sy vor ihm här wie ds Thürschtegjeg di längi Stägen ab grochlet. Wie ne Schrotschutz sy si derdürab cho, und d’Würkung isch o di glychi gsi, wie wenn me mit Gschröt uf ne Schwarm Spatze schießt. Wybervölker und Mannevölker, wo uf em Platz vor em Brunne blibe sy, hei Chinder, Hünd und Chatzen und was sünsch no zsämegloffe gsi isch, überschosse, für hinder di nächschte Loubepfyler und i d’Husgäng yne z’cho. Wie mänge Zsämeputsch es da no gä het, weiß i nid; aber i Zyt vo wenige Sekunde het sech uf em Platz nüt meh grüehrt als der Wasserstrahl vom Brunne, wo im Mondliecht spöttisch vor sech ane glachet het. Wo di gschlagne Helden unde zur Stägen uus cho sy, hei si der Platz läär gfunden und wäre sicher o i irged es Muusloch gschloffe, wär nid i däm Ougeblick d’Badgaß ab der Nachtwächter derhär cho.

«Was mueß das gä da?» het er se gstellt.

«Es isch unghüürig da obe», antworte si-n-ihm.

«Machet dir, daß der ungere chömet, süscht wiu ig ech de brichte, wo-n-es unghüürlet!»

«Du hesch es auwäg o no nie gseh Bei rägne, lue dert!»

«We der mi weit für e Narre ha, so...»

Tätsch, ligt vor em Nachtwächter e möntschleche Chifel uf em Pflaschter, und es Hämpveli Zähnd fahrt i alli Himmelsgägete dervo. Wie versteineret luegt der Nachtwächter a der himmelhöche Chilchofmuuren ufe, ohni öppis anders z’gseh als di vermiescheten alte Steine. Under em nächschte Loubeboge hei si wyter berate, was ächt da obe vorgangi, und der Nachtwächter het der Unglöubig gmacht, wie-n-es ihm vo Amts wäge wohl agstanden isch. Eh weder nid syge das aber d’Studänte, het er gmeint. Und wo-n-ihm’s di andere hei wellen usrede, het er gseit: «Da di Jahr, wo der Wyzäpfli überuus cho isch, hei si’s zerscht o nid weue gluben u gmeint, es syg öppis Usufersch, aber wo du di auti Guggere cho isch u brichtet het, es syg ere ne sturme Studänt dür ds Dach ab cho, het me du gwüßt, wo’s gspäischteret.»

«Ja», meint der Bähni Fritz, «aber weisch, das isch z’säubisch emu o nid luter gsi!»

«Was wett da nid luter gsi sy?» fragt der Nachtwächter. «Das isch aus mit rächte Dinge zuegange. Der Wyzäpfli isch e chly voue gsi.»

«Ja wodüre!»

«He wou däich, isch dä voue gsi. Er het ja no übernide nid gwüßt, wo-n-er isch!»

«Nid gwüßt, wo-n-er isch! Ghei du Gring vora vom Chiuchhof i d’Badlouben ahe, u de no in es frömds Huus yhe! — U wäge dessi isch es grad glych nid sufer gsi. Ob was isch ihm de ds Roß schüüch worde? Das het äben öppis gseh!»

«Ja, däich wou däich. Di angere hei ne haut dasumegsprängt. U wo ds Roß afe nümme gwüßt het, wodüren u gäg der Muure zuechunnt, isch es haut abgsprützt u het nen überuus gländtet. We’s nid cho wär wie us ere Büchsen use, so hätt er nid über d’Gaß übere möge.»

«He äbe. Aber es wär o nid so choge z’schieße, we’s nid öppis Grebeligs gseh hätt.»

«Ja, wodüre! Gang du jitz hei, du Löu, süsch schießisch de o no a-men Ort überuus.»

«Du dumme Hung du, i bi nid voue, i weiß scho, wodüre...»

I däm Ougeblick gspürt der Bähni Fritz dem Nachtwächter sy Fuuscht a der Gurgle. «Säg mer no einisch ‹Hung›», het er brüelet. Der Bähni het sech losgmacht und welle hindertsi buchstabiere. «I ha nid gseit ‹Hung›.»

«Wou hesch. ‹Dumme Hung›, hesch mer gseit.»

«He äbe, das isch nid ds glyche!»

Wohi di Erläsete no gfüehrt hätti, weiß me nid. Glücklecherwys isch si i däm Ougeblick dür ne Mannsschueh underbroche worde, wo vom Beihuus über d’Chilchhofmuuren ab cho isch, nid i großem Bogewurf wie vori d’Chnoche, sondere der Muur nah abe, bis er uf mene Vorsprung ufgschlagen und i wytem Gump uf d’Gaß usegfahren isch.

«Ähä», het’s du gheiße, «da hei mer’s! Wär het jitz rächt?»

Der Nachtwächter het dä Schueh ufgha, und du isch er vo Hand zu Hand gwanderet, bis ne der Blatti Ruedi, e Schuehmachergsell, i d’Finger übercho het. Er het ne vo allne Syte gschouet, verschmitzt derzue glachet und gseit: «I weiß, wo dä highört.» Er het ne mitgnoh, und du sy di Lüt usenandere gloffe.

Währeddäm das da unde vor sech gangen isch, sy uf der Fänschtersimse vom Beihuus stadtabwärts zwee schöni Jünglinge gsässen und hei enandere verschmeiet agluegt. Nid daß öppe der Gruusen ob em Gedanke, daß statt numen e Schueh eine vo dene beidne hätti chönnen i Abgrund abefalle, se hätti gmacht z’tschudere; si sy a das schwindlige Plätzli gwanet gsi, wie nes Schwalbeli a Muurenabsatz, wo-n-es druffe sys Näscht bouet het. Scho mängisch sy si dert use ga sitzen und hei nid öppe der Wäg dür ds Beihuus use gnoh, o nei, si sy geng use gchlätteret, uf mene Börtli, wo’s eim dunkt het, öppis anders als e Chatz chäm nid dadüre. Si hei scho mängen Abe dert usse zuebracht, währed der Vatter Willading gmeint het, der Töldi Wendschatz tüej mit sym Fründ Viktor vo Büren yfrig studiere. Bis jitze hei si sech’s da usse la wohl sy, ohni bsundere Schabernack z’trybe. Scho ds Bewußtsy, so ganz under sich a menen unzuegänglechen Ort z’sy, het se für alli Gfahr etschädiget. Aber hütt het se ds Güegi gstoche, wo si d’Matte-Wyber am Brunnen unde hei gseh dampe, und si hei der Versuechung nid chönne widerstah, dene Lüten e Schräcken yz’jage. Und wie’s de geit, d’Juged cha de nid höre, bis daß es öppis Chrumms git. Wo’s ne so guet graten isch, die Manne für e Narre z’ha, het der Spuk müesse wyter tribe sy, bis daß der Töldi ab em Sperze der Schueh verlore het.

Jitz was mache? A d’Matten abe, dä Schueh ga reklamiere — aber de hätte si sech verrate, und wil das Volk da unde de Studänte sowieso nid bsunders grüen gsi isch, so hei si sicher druuf chönne zelle, daß si verrätschet würde. Und uf das het me’s doch de nid welle la abcho, vo wäge di schlächti Uffüehrung vo de Studänten im allgmeine het d’Ratsherre däwäg g’ergeret, daß si wäge jeder Lumperei zu de schwärschte Strafe parat gsi sy. So begryft me, daß du di beide Jünglinge mit dreine Schueh so gleitig wie müglech gäge d’Junkeregaß zue gschlichen und, für nid uf der Gaß no amene Ratsherr a d’Nase z’loufe, bim oberschte Huus über ds Gländer gchlätteret und über Müürli, Hääg und Stägen i Buebebärgrain abegsprunge sy. Dert het der Töldi, für allfälligi Verchläger wo müglech no irrz’füehren und für i der Stadt niemerem ufz’falle, der ander Schueh in e Garten usegworfen und isch mit sym Fründ uf de bloße Strümpf a d’Grächtigkeitsgaß gflüchtet. Dert het ihm du der Viktor es Paar vo syne Schueh etlehnt. Sowyt wär er du grettet gsi; aber dä guet Töldi isch halt a Hünigerschueh gwanet gsi, wo-n-er syni Zeche drinne het chönnen usspreite wie nen Änterich, und jitze het er se müessen in e Stadtschueh yne zwänge, wo-n-ihm höllisch weh ta het. Es het ne dunkt, syr Läbtig chönnt er sech nid a die Sorte vo Schueh gwane, wo me schynt’s z’Bärn het müesse trage, für ab Fläck z’cho.

Settigi Gedanke syn ihm überhoupt mängisch dür e Chopf gange, sitdäm er bim alte Herr Seckelmeischter gwohnt het. Däm het me nume z’guet agmerkt, daß er nie eigeti Buebe het gha z’erzieh. Er het sech vorgnoh gha, er welli us em Töldi öppis Rächts machen und syr Tochter zeige, wie dumm si’s gmacht heigi, wo si-n-ihm der Suhn vom Oberscht Wendschatz nid het wellen avertroue. Mir wei doch bim tuusigsapperlot luege, ob däm Jüngling nid bald en andere Stumpen ufgeit, het er dänkt. Und drum het er dem Töldi allerhand brichtet vo Politik und Regierungschünscht, vo Traditionen und zuekünftiger Größi vo der Republik. Der Töldi isch im Afang ganz e dankbare Schüeler gsi und het sym Stiefgroßvatter rächt Freud gmacht. So isch es gange, bis der Töldi einisch en eigeti Meinung zum Vorschyn bracht het, und du het er du gmerkt, wie’s di Herre verstande hei, settigs z’underbinde. Der Herr Willading isch nämlech z’alt und z’gnietig gsi, für mit mene Studänt z’dischputiere, und wil er nid für ne halbe Batze Gspaß verstande het, so isch ihm ds Bluet grüüslech gschwind i Chopf gschosse, und der Töldi het der Großmuetter zlieb gschwige. Aber me cha sech dänke, daß är und der Herr Willading uf die Manier enandere nid gleitig nächer cho sy. Und so lächerlech das schyne ma, d’Quale, wo-n-er i synen etlehnte Schueh usgstande het, ohni öppis la z’merke, hein ihm ds Läben i däm Huus a der Judegaß o nid liechter gmacht, um so weniger, wil si ne geng dra gmahnet hei, daß a mene schöne Tag e mißgünschtige Mätteler chönnti usbringe, was si a däm sälben Aben im Beihuus uf em Chilchhof tribe hei.

Längwylig wär sünsch d’Läbtig bi ds Seckelmeischters nid gsi. Es sy dert viel Lüt y und uus gange, und wil der Chünig vo Frankrych der Bärner-Regierung schwäre Chummer gmacht het, so isch mängs brichtet worde, wo so ne junge Ma het müessen interessiere. Ganz Bärn isch i zwo Parteie gspalte gsi. Di einte — vora der Alt-Schultheiß Daxelhofer — hei gäge d’Franzose ta, wie d’Chatz am Draht; di andere hei zwar de Franzosen o nid viel dernah gfragt, aber gfunde, es sygi profitabler, mit nen uf guetem Fueß z’blybe. Und wil me z’Bärn währschaft proteschtantisch gsi isch, so het d’Daxelhofer-Partei di brävere Patrioten uf ihrer Syte gha.

Di Franzosefründleche hei den andere vorgha, si gseje nid heiter, si wüsse nid wo der wahr Vorteil für d’Eidgenosseschaft sygi, syr Läbtig sorgi e gschyde Politiker derfür, daß er sech mächtigi Fründe warm bhalti, aber me wärdi de scho gseh, wohi daß es füehri, wenn me der Chopf z’höch uuf heigi und geng well großhanse. Was di anderi Partei dänkt het, das het ei Tag der Töldi Wendschatz ghört, wo-n-er dem Herr Seckelmeischter isch ds Kaminfüür ga zwägmache. Da isch e Herr vo Bostette by-n-ihm gsässe, im Begriff, der Herr Willading z’underholze für d’Errichtung vo mene Bärner-Regimänt für di holländische Generalstaate und de der Däche Hummel, e geischtlechi Majeschtät, wo di ganzi Stadt Bärn under em Duume gha het.

«I ma nüt ghöre», het der Herr vo Bostette juscht gseit, wo der Töldi mit sym Holz zum Kamin gschlichen isch — wil er grad e chly het welle lose, was di Herre brichte — «da tüe si geng, wie wenn’s nienen anders müglech wär, jungi Lüt zu tüechtigen Offizieren usz’bilde, als nume grad bi de Franzose. Die bruuchen is grad so lang mer ne gäbig sy. Und dernah, bi der erschtbeschte Glägeheit, dräje si-n-is der Hals um. — Nei, nei, da sy ganz anderi Gründ, wo bi üsne Gägner der Uschlag gäbe. Me wott’s eifach pärsönlech nid mit dem Stuppa verderbe. Me wott de zvorderscht sy, wenn’s de derzue chunnt, daß me mit Frankrych für nes neus Regimänt kapituliert. Das kennt men afange.»

«Äbe», antwortet der Herr Seckelmeischter, «präzis eso isch es. Me würd’s um ds Töde nid zuegä. Aber lueget de nume, wenn’s de derzue chunnt! I will nid Willading heiße, wenn de nid der jung von Erlach dert yne sitzt, der Hans Jakob — und der Muralt, der Ludi.»

«Dir wärdet mer doch das nid agä!» meint der Däche.

«Herr Däche, Herr Däche! Sogar z’mitts us der Daxelhofer-Familien use wird men öpper ga Paris gseh verreise.» Der Herr vo Bostette het das mit pfiffigem Blinzle gseit und mit der Hand i der Luft umegfochte, wie wenn er wetti säge: was i weiß, das weiß i, me mueß mer nüt welle vormache.

Jitz macht der Däche Hummel es Gsicht, wie wenn er i nere Vision d’Plattform mitsamt der ganze Herregaß gsäch i d’Aaren abefalle. «Was würden üsi Altvordere zu däm säge! Wo blybt da d’Reformation? Es isch alles für nüt, wenn di ganzi bärnische Jungmannschaft in corpore under katholischi Fahne geit. Unerhört — eifach unerhört!»

«Ja», meint der Herr Willading, «sowyt sy mer. Me nimmt’s dadüren afange verdammt liecht. I mueß säge, mir gieng’s gäge ds Puntenöri. Afangen e Willading wird der Stuppa nid awärbe, da bin ig Ech guet derfür, und sowyt, als i öppe zringsetum ma grecke, will i scho derfür sorge, daß si kei junge Bärner erwütsche, wo öppis nutz isch.»

«So rächt, Herr Seckelmeischter», seit der Däche, «das loben i mer; mer wein is ds Wort gä, daß jeden a sym Platz im glyche Sinn würki.»

Der Herr vo Bostette het gseit, was ihn agangi, so chönne di Herren uf ihn zelle, aber wyters wett er de für niemer guetstah, es bruuchi mängisch gar grüüslech wenig, für einen änenume z’lüpfe.

«Das isch bim tuusig truurig gnue», meint der Däche, und das isch ds letschte Wort gsi, wo der Töldi no ghört het.

I däm Ougeblick nämlech het der Herr Seckelmeischter erscht gschine z’achte, daß der Töldi i der Stube sygi, und het nen use gschickt. Er isch ohni Widersträbe gange. D’Meinung vo sym Großvatter über e französische Dienscht het er jitz gwüßt. Chummer het ihm das ekeine gmacht. Wenn scho albeneinisch ne der Gluscht acho isch, i d’Wält use z’ryten und öppis z’erläbe, so het er sech de doch wieder gseit, er gieng nume mit mene guete Fründ und nid für lang. Sys Härz isch z’Hünigen agwachse gsi. Was d’Frou Kätheli, was der Pfarrer, was d’Buren ihm vo sym Vatter und vom Stärn vo Buebebärg gseit hei, das het i sym jugedleche Härz hübscheli afa trybe, und mängisch het’s ne dunkt, er mög’s nid erwarte, für ds Erb vom Oberscht Wendschatz az’trätte. Syni Fründe hein ihm de aber gseit, wenn einen im Läbe well vorwärts cho, so müeß er sech zerscht e chly la dasumepantsche, daß d’Hut hert wärdi.

*

Über em Chisetal isch e herrleche Summertag ufgange gsi, und alles Volk het sech am früeche Morgen a d’Arbeit gmacht. O um ds Schloß Hünigen umen isch jedes syne Gschäfte nachegange, vom Schloß-Fritz bis zum letschte Huehn, wo hinder der Mühli mit großem Gegaggel syni Leischtunge verchündet het. Und trotz der große Gschäftigkeit isch men im Schloß meh oder weniger gsunntiget gsi, vo wäge d’Frou Oberschti het e Visite vo Bärn erwartet. Ihre Vatter het nere gschribe gha, er schick nere ne Rächtsglehrte z’Hülf, für sech z’wehre gäg e Mühlibou z’Dießbach. Das isch im eiförmige Läbe vo Hünige doch es Ereignis vo Bedütung gsi, und wie vo Alters här het me sech druuf ygrichtet, daß dä Gascht wohlzfride ga Bärn zrügg chömi. So nen eltere glehrte Herr het als Reschpäktspärson sölle traktiert wärde, und d’Frou Oberschti het gärn mit alte gsetzte Herre verchehrt. Der Chrischtöphi het sech vorgstellt, es chömm de so öppis wie ne Zouberer derhär, i mene müglechscht kuriose Gwand und mit nere Brülle. Me het natürlech nid gwüßt, exakt zu weler Stund dä Herr wärdi cho, und isch einschtwyle syr gwohnten Arbeit nachegange. Der Frou Kätheli frylech het me wohl agmerkt, daß nere di Visite viel het gä z’dänke. Es isch der Dienerschaft vorcho, «d’Frou», wie me se churzwäg gnennt het, heigi nöue hütt niene kei Rueh. Chuum het si i mene linges-Schaft öppis afa vürezieh, so het si’s wieder ynegleit und isch i der Chuchi öppis cho befäle. Bald het si am Chrischtöphi afa muschtere, bald het si nes Meitli i d’Sätz bracht; bald het si im Saal afa d’Möbel dasume stoße; bald isch si d’Stägen uuf gschosse, und wo si gseit het, si gang jitz i Garte ga d’Rose putze, so het men öpper i der Chuchi ghöre brummle: «Ja, gäb wie lang!»

«Dir chömet mer de cho rüefe, wenn öpper chunnt», isch si äxtra no einisch i d’Chuchi cho säge, und wo d’Türe zue gsi isch, het ds Chuchimeitli gseit: «Bhüet is emel o, grad wie wenn me nid zsämefüeßlige chäm cho z’gumpe, wenn öppis z’brichten isch!»

Ja, hätte d’Rosen es Muul gha zum Rede, so hätte si o gfragt, was hütt eigetlech o los sygi, daß d’Frou Oberschti eso närvös tüej. Und doch isch eigetlich nüt begryflicher gsi als di Urueh. D’Frou Kätheli isch niemeh ganz sicher gsi, wenn ihre Vatter z’Hünige het d’Hand im Spiel gha. Z’momäntewys het es se schier greut, daß si-n-ihm vor bald mene Jahr mit ihrem Brief der chly Finger gä het. Und wenn jitz eine chäm, wo für si meh bedüteti als nume so ne Rächtsagänt? Isch si nid geng no läbesfreudig, gsund und schön gsi? — Ja, ihre wyblechen Instinkt het nere hütt befole, nid nume mit der ganze Würdi vo nere Châtelaine vo Hünigen ihri Visite z’epfah, sonderen i der ganze natürleche Schönheit, wo nere wohl bewußt isch gsi, ufz’trätte. Si het ganz guet gspürt, daß ds charme, wo si usg’üebt het, für si sälber e gwüssi Gfahr het chönne wärde. No isch si i di Gedanke versunke gsi, wo der Stöphi atelos um e Huseggen isch cho z’springen und nere zuegrüeft het: «Mama, si chöme!»

«Wär, si?» het si schier uwillig gfragt. «E di Herre», het der Stöphi gseit und mit syr chreftige Hand d’Mama uwatlig am Ermel zoge, für se gleitiger mache z’cho. D’Frou Oberschti het sech losgmacht und der Stöphi zum Stall gschickt, für ga z’luege, öb si dert parat syge, und derwylen isch si sälber i ds Schloß ufe, für dert di Herre ga z’epfah. Si het grad chuum dür e Gang vüre möge, so gseht si würklech, nid öppen e buggelige Glehrte, sondere zwee verwändt stattlechi Ryter i d’Allee cho. Si sy beidi bis hert vor d’Hustüre gritte, und wil natürlech der Stallchnächt am lätzen Ort gwartet het, so hei si vergäbe gluegt, öb ne niemer chömm cho d’Roß abnäh. So het si du Zyt gha, se z’grächtem az’luege. Es sy beides Mannen i de beschte Jahre gsi, der eint chuum e chly gräutschelig und eifach, aber schön agleit, der ander hingägen ender jugedlech und viel besser agleit, als es sünsch der Bruuch isch, wenn men i Gschäften über Land rytet. E gwaltige Filzhuet, mit nere breite Struußefädere, wo-n-ihm sytligen uf d’Achslen abeghanget isch, het der Frou Kätheli ds Gsicht verdeckt. D’Ermel vom olivegrüene Chleid sy vornen abe gschlitzt gsi, so daß si usgseh hei wie nen ufgsprungni Zuckerärbs und di cremefarbigi Syde vom inneren Ermel hei la vürecho. Z’beid Syte vom Schlitz sy ängi Reie gsi vo chugelförmige verguldete Chnöpfli. Der Chrage, ds Ermel-Ändi und der under Rand vo de Hose sy mit prächtige «Fotzle» (wie nachhär der Stöphi d’Brabänterspitze gnennt het) bsetzt gsi, und über di stattlechi Bruscht het sech es breits brodierts Bandelier zoge.

D’Frou Kätheli het Härzchlopfe gha bis zum Ougeblick, wo me dene Herre d’Roß abgnoh het, und du, sobald si i der Hustüre verschwunde sy, isch nere ne Momänt der ganz Gedankenapparat dürenandere grate. Si het nid gwüßt, wie si dür e Gang cho isch, si isch undereinisch im Saal gsi und het, ohni öppis z’dänke, di schwäre Tritte vo ihrne Gescht uf de Steiplatte ghört nächer cho. Du isch d’Türen ufgange, und di beide Herre sy mit Gsichter vor nere gstande, wie wenn si — zwar in aller Höflechkeit — d’Schlüssel vo neren eroberete Feschtung wette cho in Epfang näh. Und fascht hätti me chönne meine, d’Frou Kätheli gspür sech i der Rolle vo so mene Stadtkommandant, wo mueß kapituliere, so fyrlech und sträng het si drygluegt. Si isch no z’fascht verwirrt gsi, für mit klarer Absicht z’rede; aber unwillkürlech het si vom Momänt profitiert, für di beide frömde Gsichter z’muschtere, währeddäm der elter vo dene Herre mit umständlicher geste gseit het: «Frou Oberschti, mer chömen im Uftrag vom Herr Seckelmeischter Willading, my Fründ, der Junker Chronyse, und my Wenigkeit, Rächtskonsulänt Achshalm.» Der Herr Achshalm wär ender der schöner gsi, aber es het d’Frou Oberschti dunkt, er heig nöue geng d’Händ i de Lüft, wil er zu jedem Wort geschtikuliert het. Der Junker Chronyse hingäge het öppis Gmässes i sym jugedlech früsche Gsicht gha. Der Usdruck vo den Ougen isch ender chly melancholisch gsi und doch vo nere gwüsse Wermi. Sy blunde Chnebelbart isch zimlech mutz gschnitte gsi und het der Ydruck vo däm bündige Wäse no vermehrt. Mit dem beschte Wille vo der Wält hätti d’Frou Kätheli nid chönnen in Abred stelle, daß di glücklechi Verbindung vo Strängi und Güeti, wo i däm Gsicht glägen isch, ihre rächt sympathisch sygi. Währed der nächschte halbe Stund, wo si ihri Gescht under allerlei Frage fründlech bewirtet het, isch si bald so wyt zu innerer Rueh cho, daß sie mit mene gwüsse stille Vergnüege d’Blicke vo dene beide Manne het chönnen ushalte. Und göb si se zum Tisch gfüehrt het, isch es für si usgmachti Sach gsi, daß die Herre in ihres charme sech ganz gründlech verhürschet heige. Ihre-n-isch es z’Muet gsi, wie wenn e wunderherrlechi Epfindung us ihrnen übermüetigschte Jahre wieder über se-n-usgschüttet worde wäri. Und ganz vergäbe het si sech dergäge gwehrt, luschtig und heiter z’sy.

Nach em Ässe het sech d’Frou Kätheli zrüggzogen und het di Herren ihrem Schicksal überla; me würd eigetlech besser säge: ihrne Gfüehl, vowäge die sy du, chuum daß di beiden Abgesandte vom Vatter Willading d’Tür vo ihrer Stube hinder sech zueta hei, stürmisch losbroche.

«Nei, di Frou! — Säg!» het der Herr Achshalm nume so brüelet. D’Arme het er i d’Luft ufe gstreckt und sy Fründ vornen am Chittel packt und gschüttlet. Und wo dä nid grad g’antwortet het, so isch er no meh uf nen ygstürmt und het gseit: «He! — Was seisch? — Nu, säg doch öppis! I gloube, du sygisch o us em Hüsi, oder nid?»

Der Herr Chronyse het nume chly ds Muul zum Lache verzoge, isch uf ne Stuehl abgsässen und het syni melancholische Blicke zum Fänschter uus la streife.

Und wieder het der ander agfange: «I cha nid begryfe. Entweder bisch e Türlistock und hesch keis Härz im Lyb, oder de weiß der Gugger, was mit dir isch. Emel i, wenn i nid schon e Frou hätti, so wüßt i, was i jitz miech.»

«I weiß scho, was i z’tüe ha», seit jitz ändlech der ander, «überla du mir dä Chummer!»

«Ja leider, mueß i der nen überla. Es trybt mi all Wänd uuf, däm eso müesse zuez’luege!»

«Du hesch guet pfyffe. Di bruucht der Chummer nid z’plage», seit uf das abe der Herr Chronyse. Uf öppis Wyters het er sech mit sym Kamerad nid ygla. Der Räschte vo däm Namittag hei di beide Herre mit dem Studium vo den Urchunden im Schloßarchiv zuebracht, und men isch überycho, me well de z’morndrisch ga Dießbach übere, für dert mit dem Schloßherr ga z’verhandlen und der Frou Wendschatz ihres Mühlirächt ga z’verträtte.

Erscht bim Dürgah vo den Urchunde het der Herr Achshalm gmerkt, daß sy Kamerad doch nid rächt bi der Sach isch und daß er z’zytewys öppis anderem nachestuunet; aber um kei Gwalt het der Junker Chronysen öppis welle derglyche tue, daß syni Gedanke sech allerdings läbhaft um d’Frou Kätheli dräjt hei. Er het verwünscht, daß er nid meh Erfindungsgab heigi, für sech sy Kamerad e chly vom Lyb z’halte. Meh als einisch a däm Namittag und Abe het er der Versuech gmacht, allei i d’Nächi vo der Frou Kätheli z’cho; aber bald isch ihm die us em Lätsch gschloffe, bald isch ihm der Herr Achshalm uf de Färsere gsi, und es het ihm nüt wellen yfalle, wo ne zum Ziel gfüehrt hätti, so daß er im stille scho rächt gnietig worden isch.

Am andere Morgen isch er zum Dejeuniere gangen und het no geng nid gwüßt, wie-n-er’s söll achehre. Währeddäm der Herr Achshalm ungloublechi Hüüfe vo Eierröschti, Burebrot, Hung und Anken und Schybe vo gröukter Hamme vertilget und derby glych no Zyt gfunde het, der Husherri mit großer Geschtikulation ganzi Vorträg z’halte, isch dem Herr Chronyse d’Zyt viel z’gschwind umegange, als daß er hätti d’Glägeheit gfunde, sech e chly nächer mit der Frou Oberschti yz’la. Und so sy du di Beiden i ganz unglycher Stimmung vom Tisch gange. Der Herr Achshalm het’s dunkt, es fähl ihm a Lyb und Seel nüt meh zu mene Halbgott, und dem anderen isch es im Mage so öd gsi wie im Härz.

Men isch cho säge, d’voiture wäri parat, wenn di Herrschafte wette fahre. Jitz isch es jedes sech ga zwägmache, und di beide Herre sy im Saal ihri Hüet und Däge ga reiche. I däm Ougeblick isch dem Herr Chronyse der glücklech Yfall cho, wo-n-er scho sit nächti vergäbes gsuecht het. Us em Saal het nämlech es Löubli ussen am Schloß der Mühli nah an es Ort gfüehrt, wo me gwöhnlech zletscht vor neren Abreis no hurti higeit. Chuum het der Herr Achshalm di eichigi Türe zu däm Löubli hinder sech zuegschletzt gha, so sticht sy Kamerad ds Güegi, und er geit der Rigel ga stoße. Nachhär isch er mit bösem Gwüssen und häller Schadefreud uf em Gsicht i Hof aben und het mit der Frou Kätheli i di zimlech primitivi Gutschen yne welle. Aber d’Frou Kätheli isch vor der Gutsche blybe stah und het geduldig gwartet, bis der Herr Chronyse gseit het, der Herr Achsham chömi nid mit; warum, het er wohlwyslech nid gseit.

«Fählt ihm öppis?» fragt d’Frou Oberschti.

«Ne nei, bhüet is nei! Villicht chunnt er is de nache.»

Aha, het d’Frou Kätheli dänkt, i weiß scho, was Dir vor heit mit mer; aber so gleitig geit das z’Hünige nid. Si het befole, der Stöphi ga z’reiche, und du het me sech sälbdritt i Wage gsetzt, und zwar eso, daß der Stöphi zwüschenyne cho isch. Du isch me gfahre. Aber so gleitig wie hüttzutag isch das nid gange. Der Fahrwäg ga Dießbach über Frymettigen und d’Garnbuuchi isch gruusam holperig gsi und so bärguuf und bärgab, daß me di ganzi Zyt het müesse Schritt fahre. Das isch natürlech dem Herr Chonyse no so rächt gsi. Jitz het er Zyt gnue gha, mit der Frou Kätheli z’brichte. Er het’s verwändt gschickt gwüßt z’dräje, daß si bald uf syni Familieverhältnis, uf sys Vermögen und uf syni chances bi der Regierung cho sy. Bi de Zwöihundert isch er scho gsi, und dür syni Verwandte syn ihm alli Türen offe gstande, alli Stägetritte bis zum Schultheiß ufe. Er het sech nid uf ne plumpi Art grüehmt. Und was er vo syne politischen Ansichte zum beschte gä het, het eso tönt, daß d’Frou Kätheli sech gseit het, ihre Ma hätti dem Himmel danket, wenn er zu syr Zyt o nume zwee oder drei settigi Kollege gha hätti. Es isch nere rächt schwär um ds Härz worde, und wenn de alben ihri Blicken uf e Stöphi gfalle sy, oder uf Hüser am Wäg, wo si öppe dür schwäri herrschaftlechi Sorge het glehrt kenne, so isch nere d’Frag ufgstige, öb ächt würklech nume der Herr Willading dä jung Herr instruiert und ga Hünige gschickt heigi, oder öb da nid e Höchere d’Hand im Spiel heig. Das het’s du mit sech bracht, daß sie zwar dem Stöphi hütt merkwürdig eitönig und truurig vorcho isch, daß aber der Herr Chronysen us ihrne wenige Worten öppis useghört het, wo ne het mache z’gloube, er findi bi der Frou Oberschti Zueneigung.

Si sy scho chly über d’Garnbuuchi use gsi, so ghört me vo hinde här es Roß cho z’galoppieren, und zwar i mene Tämpo, nid öppe vo mene Schuelgalöppli, sondere vo der Sorte, wo me d’Huefschleg nümme von enandere cha underscheide. Göb si nume Zyt gha hei, d’Chöpf use z’strecken und hindere z’luege, isch e Ryter a ne vorby gschnuußet, daß es Füür und Funke gstobe het und d’Chisligen uf all Wys und Wäg gfloge sy. Ds Zuederhandroß vo der Gutsche het hindenuus gwäjt und isch richtig mit dem lingge Huef über d’Strange cho, so daß me het müesse halte, für das wieder zwägz’mache. Der Ryter het mit der rächte Hand sy Huet uf e Chopf drückt und offebar mit der linggen allei nid möge gcho, für sys Roß z’stelle. Mit Müej und Not het er’s mögen an es Bort ufereise, wo-n-es du vo sälber isch blybe stah. Natürlech isch es der Herr Achshalm gsi. Er isch du zur Gutsche zueche gritten und het sym Kamerad mit dem Finger dröit. Dä het hälluuf glachet und ihm zuegrüeft: «Aber gäll, dir han i’s greiset!» Jitz het d’Frou Oberschti frylech gmerkt, daß der Herr Achshalm nid freiwillig dahinde bliben isch. Und wil si gseh het, daß er der Streich nid bös ufgnoh het, so het si i d’Heiterkeit ygstimmt und ihrem Begleiter e liecht verdoulechi Strafpredig ghalte. Vo da-n-ewäg isch du der Herr Achshalm hinderhär gritte.

Z’Dießbach hei si nid gar viel mögen usrichte. D’Mühli, wo nid hätti sölle bouet wärde, isch scho im volle Bou gstande, so daß der Schloßherrschaft vo Hünige nüt anders überbliben isch, als ihri Rächt la z’fahren oder d’Sach vor e Richter z’zieh. Da het du d’Frou Kätheli der Herr Chronyse vo neren andere Syte glehrt kenne. Währeddäm der Herr Achshalm sech Müej gä het, ne guetwillige Verglych zwägz’bringe, het der Junker Chronyse, juschtemänt, für syr schöne Kliäntin besser z’gfalle, zigglet und ghäägglet und dröit, bis es nere-n-afange ganz heiß worden isch. Da isch nere du wieder ihri Lag so rächt dütlech vor d’Ouge cho. Si hätti sech nid gärn la der Vorwurf mache, daß si öppis vo de Herrschaftsrächte vo Hünige verlärbschet heigi, und doch hätti si ihres Rächt nie um e Prys vo der guete Fründschaft mit de Nachbare wellen erstryte. Lieber hätt si ihri Chleider vom Lyb wäg gä und Hab und Guet ybüeßt, als daß si grad das hätti welle verlüüre, was der Oberscht Wendschatz als sy chöschtlechschti Errungeschaft hinderla het: Treu und Gloube vo den Undergäbenen und Fründschaft vo de Nachbare.

Me het sech i däm Dießbach länger versuumt, als me dänkt het, und d’Sunnen isch scho hinder der Hube verschwunde gsi, wo üsi Gsellschaft sech wieder uf e Wäg gmacht het ga Hünige. Und derzue isch es hütt früecher Abe worden als sünsch, wil e schwarzi Wätterwand über der Stockhornchetti gstanden isch. Si sy zwar mit trochener Hut im Schloß acho; aber jitze het d’Frou Kätheli ygseh, daß si dene Herre doch nid het dörfe zuemuete, hinecht no ga Bärn yne z’ryte, und so isch nere wohl oder übel nüt anders überblibe, als se no einisch über Nacht z’bhalte. Und si het gar keine Überredungschünscht bruucht az’wände. Aber im stille het jede vo dene beide Herre vom andere dänkt, es syg doch nüt gmacht von ihm, daß er wäge däm Bitzli Gwitter, wo dröit het, nid emal der Muet heig, hei z’ryte. Greut het’s aber keine, daß er dabliben isch, vowäge si hei du wieder einisch chönne gseh, wie nes ghörigs Gwitter über ds Land fahrt und sy gottefroh gsi, under mene solide Dach und hinder feschte Muure zuez’luege. D’Butzeschybli hei bi jedem Donnerschlag i de Bleifassunge gchlefelet, und d’Felläde het’s a d’Muure gschlage, daß es ein dunkt het, es sött se zu Spryße verschla. Wo ds Strübschte vorby gsi isch, isch me zum Tisch gsässe, und wil der Abe verrägnet gsi isch, het me sech Zyt gnoh. Es het niemer nüt derwider gha, wil d’Frou Oberschti gar verwändt e guete Wy ufgstellt het. Ja, es isch dene beide Herre nume z’gleitig cho, wo si ufgstanden isch und gseit het, si welli jitz ga luege, daß der Stöphi i ds Bett chömm und wärdi de di Herren im Saal ume träffe.

So sy du di Beiden es Chehrli allei im Saal gsässe, wo ne trüebi Öllampe grad gnue zündtet het, daß me bösdings d’Möbel, sowyt si nid grad um e Tisch ume gstande sy, het chönnen underscheide. Hätte di Herre nid der Saal am Tag scho gseh, so hätte si nid mögen erchenne, was zhinderscht näb em Kamin gstanden isch und albeneinisch ganz hübscheli tschäderet het. Es sy di beide Harnische gsi, wo scho sit uröppige Zyte dert gstande sy und wo scho mänge Gascht schier hei gmacht sech z’förchte. Und warum hei si gchlefelet? Wil hinder der Muure vom Saal di unermüedleche Mühlireder gange sy.

D’Frou Oberschti isch bald umecho, und me het sech rächt guet underhalte, bis, ohni sech öppis derby z’dänke, der Herr Chronyse seit: «Me chönnti mängisch schier meine, es wäri hie unghüürig.»

«Warum», fragt d’Frou Kätheli, «heit Dir öppis dernah ghört oder gseh?» Der Herr Achshalm dütet mit dem Blick gäge d’Mühliwand und seit: «O nei, i gloube, es sygi nume d’Mühli, wo mer ghöre», und der Herr Chronyse fahrt furt: «Das mueß doch uf d’Längi unagnähm sy. Es wunderet mi, daß der Herr Oberscht Wendschatz di Mühli da het la stah!»

«O myn Troscht», seit d’Frou Kätheli, «das ghöre mir längschtes nümme. Me merkt’s erscht, wenn öppeneinisch ds Mühliwärk blybt stah.»

«Het me nid gseit, der früecher Müller heigi Anno Dreiefüfzgi mit de Bure konschpiriert?»

D’Frou Kätheli het g’antwortet: «Ja, es isch öppis eso gsi; aber i rede nid gärn dervo.»

Di beide Herre hei a der Stimm vo der Schloßherri gmerkt, daß si in en Ascht gsaaget hei, und hei vo sälber öppis anders afa brichte. Aber d’Frou Oberschti het einewäg nümme viel gredt, und wo si ändlech gseit het, me well Fyrabe machen und d’Lampen ufgha het, isch dem Herr Chronysen e tief melancholische Zug uf ihrem Gsicht ufgfalle.

Sobald si di beide Gescht het versorget gha, isch d’Frou Kätheli i ihri Stube gangen und het ds Schrybzüüg vüregnoh, für ihrem Papa en Etschluß kundz’tue, wo si en Ougeblick vorhär in aller Stilli gfasset het. — Wo si dä Abe zu ihrne Gescht i Saal gangen isch, isch si sech einsamer und ratloser vorcho als je. I dene beide Manne het si halt doch Frömdi gseh, und ihres halbe Vermöge hätt si für ne guete Rat gä, wie si sech söll zum Junker Chronyse stelle. Und grad, wo-n-es se dunkt het, no sälte syg si vo Gott und Möntsche so verla gsi, und es stand nere da inne doch o gar niemer zur Syten als di beide hohle Harnischen und der Bruschtpanzer, wo einisch ds treuischte Härz drinne gschlage heig, da het der Herr Chronyse sälber se dra gmahnet, daß e gueti alti Fründin hinder der Saalwand sygi. Und mit däm sy nere d’Ohren ufgange für d’Stimm vo der Mühli, wo so mängs us der gueten alte Zyt het gwüßt z’brichte. Die het mit ihrer eitönige Wys d’Frou Kätheli gwarnet, öpperem ihres Härz ufz’tue, wo nid mit Rat und Tat bewise heig, daß er im Stand wär, ds Wärk vom Oberscht Wendschatz furtz’setze.

Am andere Morge het d’Frou Kätheli ihrne Gescht vo Härze danket für ihre Müej und se la abryte, ohni daß si dem einten oder dem anderen e bsundere Vorzug hätti gä z’verstah. Dem Herr Chronyse het si ne Brief a ihre Vatter mitgä, und dä het versproche, er well hütt no dem Herr Seckelmeischter sy Ufwartung mache. Es het ne dunkt, d’Frou Kätheli heig öppis Schalkhafts i den Ougen und um ds Muul ume, wo si-n-ihm der Brief gä het. Im Abryte het der Herr Achshalm sy Kamerad vo der Syte gschouet, und wo-n-er gseht, wie glücksälig der Junker Chronysen i di früschgwäschni Landschaft use luegt, het er sech gseit: «Ähä, ähä, mit dem Prozäß isch es nüt, aber unverrichteter Sach chöme mer doch nid ga Bärn.»

Besserer Luun als di zwee a däm Morgen isch no nid mänge dür ds Bärnerland gritte. Z’zytewys hei si sogar afa singe. Aber nah-ti-nah isch es gruusam heiß worde, und wo si der Bollholzstutz uuf gritte sy, isch ne der Schweiß i hälle Bech über ds Gsicht ab grunne. Im Hüehnliwald hei si Beidi so gnue gha, daß si eis worde sy, si welle chly abstygen und a Schatte ga lige. Si hei ihri Roß i Wald yne zogen und an es Tannli bunden und sich sälber der Längi nah i ds weiche Miesch gstreckt. Der Herr Achshalm het sy mächtige Filzhuet uf ds Gsicht gleit, wil albeneinisch e glaarige Sunnestrahl zwüsche de Tanneschte düren ihm uf d’Nase zündtet het. Und wil er sech e Zytlang muusstill gha het, het der ander gmeint, er schlafi. Der Junker Chronysen isch fascht vergyblet, z’wüsse, was er für ne Botschaft im Sack tragi, und, göb’s lang gangen isch, het er der Brief davorne gha und gäge d’Sunnen uf all Wys und Wäg umedräjt, ohne z’merke, daß der Herr Achshalm under sym Filzhuet vüreglüüßlet het. D’Frou Kätheli het nid grad es Pfund Pütschierwachs a ihre Brief verschwändet gha, und so isch es nid gar lang gange, bis der Brief o würklech offe gsi isch. Jitz dunkt’s der Herr Achshalm, sy Fründ machi nöue so Bollouge und luegi gar nümme so verliebt dry. Ja, dem Herr Chronysen isch sogar e Süüfzer etwütscht, wo-n-er sech wieder ganz i ds Miesch gleit het. Er het sech uf di linggi Syte dräjt und dem Herr Achshalm der Rügge gchehrt. Der Brief het er a mene Zipfeli offen i der rächte Hand gha und albeneinisch wieder e Blick dry gworfe. Der Herr Achshalm het’s under sym Filzdechel vor Gwunder fascht versprängt. Der Junker het nid gmerkt, daß d’Hand vo sym Reisgfährte wie ne Schlange dür ds Miesch chunnt cho z’graaggen und isch, wie vo mene Gueg gstoche, ufgschosse, wo plötzlich der Brief ihm us der Hand grupft wird.

«Halt, gib häre!» het er brüelet und isch ufgsprunge. Aber äbeso gleitig isch der ander uuf gsi und mit dem Brief dür d’Tannen y gsprunge. Gar wyt isch er nid cho. I mene Tannewald git es z’viel Wurzle, als daß einen ob allem Springen e Brief läse chönnti. Undereinisch isch der Herr Achshalm uf em Buuch gläge, und der ander isch eso wüetig hinder ihm här cho, daß er grad über ihn übere pürzlet isch. Und du het sech der Herr Achshalm büüchligen im Miesch umdräjt und het sym Verfolger wellen etwütsche; aber so gleitig isch er nid gsi, daß ihm das glunge wär. Der Junker het sech uf ne gworfe, und so hei si sech zwüsche de Tannen umetröhlet, währed di beide Roß mit gspitzten Ohre zuegluegt und nid begriffe hei, was ihri Herren acho isch. Ändlech het der Herr Chronyse sy Brief ume gha. Aber wie het dä usgseh? — Nu, a sy Adrässe bracht hätt er ne sicher nid; aber ds Ergerlechschten isch ihm gsi, daß der Herr Achshalm ob däm Hoselupf halt doch Zyt gnue gfunde gha het, für d’Houptsach z’läse, und daß er nid viel het gwüßt usez’gä, wo jitz der Herr Achshalm hinder nere Tanne vüre güggelet und mit dem gröschte Triumpf seit: «Ähä, gäll, dir han i ds Ybschließen umegä!»

Läng isch der Brief nid gsi. Es het drinne gheiße:

«Meyn lieber Vatter!
Für den mir gesendten Bystand danke ich Euch von Hertzen. Hatt aber ze meym Verdruß nüt gholfen, weilen di Mülli z’Dießbach schon bald under Dach und wir nit mechten kommen, es Ihme jetzo noch ze verheben. Hatt mir überdem gschinen, es seye denen Herren mehr umb ander Ding ztun. Ihr habet woll den schönen Junker artig brichtet. Wenns weyter nüt brauchen tet wan einn guten Gsellschafter und Kameraden, hätt er wol mögen ankommen. Aber menger Vogel ist schön gfideret, gleychwoll aber keinn Adler und der glenzigist Enter gilt mir nit viel, maaßen er mir nit hoch gnug fleugen könnt. Drum mögend Ihr den Junkeren z’Bern bhalten.
Ich bleyb das Eüre
Kätherli Wendschatz.»

Der Herr Chronyse het di Botschaft mit Ingrimm zsämegchnuuschtet, wieder ufgrollet und i hundert Bitzli verrisse, währeddäm der ander vor Lache sech der Buuch gha het, und zletscht, wo si wieder ufgsässe sy, het der Herr Chronyse sälber afa lachen und gseit, es syg am Änd es Abetüür gsi wie nes anders und das no nes luschtigs und zwee Tag gueti Läbtig. Aber der Herr Achshalm söll sech in acht näh und z’Bärn öppis dervo la merke!