Text:Rudolf von Tavel/Am Kaminfüür/Kapitel 7

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E Häxechuchi

Ds Salon vo der Frou Schultheißi Daxelhofer a der obere Junkeregaß het geng chly für ne Häxechuchi gulte. Nid wägem Usgseh. Es isch gäge ds Land use glägen und het hütt Sunneschyn gha bis wyt hindere, so daß di solennelle Familieporträts rächt fründlech us ihrne Rahme gluegt hei. Dir möchtet wüsse, wenn das gsi sygi? He nu, grad sächs Jahr nam Tod vom Herr Schultheiß und es halbs Jahr vor der Schlacht bi Malplaquet.

Der Major Romulus vo Graviseth, wo jitz uf das Huus zue cho isch, het drygluegt, wi wenn er uf der Zunge hätti, z’frage: was choschtet dä ganz Bättel? Und dermit isch d’Stadt Bärn mit allnen ihrne Rächtsame gmeint gsi. Er het das Salon gkennt vo der Buebezyt här und zum voruus gwüßt, daß da ungfähr no alles am glyche Platz wärdi stah, wi vor zwänzg Jahre. Scho meh wundergno het’s ne, wi d’Frou Luise Daxelhofer wärdi usgseh, di jungi Witwe. Wo-n-er se zum letschtemal gseh gha het, isch si es luschtigs Chrottli vo mene Meitschi gsi, wo d’délices vo der ganze Verwandtschaft gmacht het. Chuum us der Chinderstube, het si ghüratet, en eltere Herr, und isch na nere churze Herrlechkeit a der Syte vom Herr Schultheiß zrückblibe, mit nere Tochter erschter Eh, wo jitz angähnds nache sy müeßti und es Barett z’vergä hätti dür ihren Unggle, dür e Herr vo Luternau hie näbena. Offen und ehrlech gseit, isch der Herr Major wäge der Tochter dahäre cho. Er het scho der Chlopfer vo der Hustüren i der Hand gha, wo-n-ihm blitzgschwind no einisch alles dür e Chopf geit, was er sit sym Heicho us em niderländische Dienscht hie z’Bärn erläbt het. Es isch wahr, daß er i der Meinung heicho isch, es wärdi under jedem Loubeboge heiße: «Ah der Wätterli, Herr Major, isch es nid uverschant, wenn men Ech zuemuetet zuechez’sitze, hie und da und dert und allen Orte?» — Statt däm het nume niemer aparti Notiz gno von ihm, und wo-n-er het afa ufbegähre, het’s gheiße, er wärdi wohl vom glyche Teig sy wi öppen ander Lüt o, und wenn er zu öppisem welli cho, söll er für ne Barettli-Tochter luege, und wenn er eini findi, wo mit ihm well vorlieb näh, so chönni me ja de luege, öb er z’bruuche sygi. — Donnschtigs Munigrinde, di Bärner — afin, me cha ja luege. Luschtig söll es sy, das Theresli, und rych derzue. Mit däm lat der Major der Chlopfer plötsche, und zwo Minute druuf steit er i däm Salon. Es gseht in der Tat no ganz glych uus wi vor Jahre. Uf mene Tisch lige zwo gwaltigi Cartondrucke. Aber me het nid derwyl, uf settigs z’achte, vowäge vor em große Spiegel ob em Kamin steit e Pärson, wo me nid kennt. Si het grad mit spitzige Fingerli a ihrer Coiffüre gniffelet und chehrt sech mit mene graziöse Komplimänt gäge Major. Ds Luise Daxelhofer chan es nid sy, di jungi Witwe, und no weniger ds Theresli. Si isch vil z’elegant ufputzt, gar nid hiesig. Aber hübsch, décidément. Si macht Öugli.

Der Major weiß z’guet, wi me z’Bärn usgseht und isch scho z’wyt i der Wält umenandere cho, für sech la z’déroutiere.

Überlägen und chalt fragt er, für di Pärson grad a ihre Platz z’tue: «Dir ghöret, dänk, zu dene Drucke da?» und zeigt uf e Tisch.

D’Modiste hätt ihm gärn geantwortet, so syg nere jitz hingäge z’Bärn no niemer cho, und das welli scho öppis säge, sintemal me’s hie nid im Bruuch heigi, nes Blatt vor ds Muul z’näh; aber si het für guet gfunde sech z’meischtere, wil si nid gwüßt het, wär dä resolut Offizier isch. Daß si blessiert gsi isch, hätti jedes Chind errate. Der Major het sech aber nid emal d’Müej gno, dadruuf z’achte. Er isch gwanet gsi, Undergäbeni la z’gspüre, daß si-n-ihm nüt gälte, für se de nachhär mit neren unvermueteten Artigkeit ganz i d’Hand z’übercho. Wi mänge scho, wo ne bi der erschte Begägnung am liebschte gstüpft hätti, het er derzue bracht, nachhär ga z’säge: «E charmante Herr, der Herr vo Graviseth, me mueß ne nume kenne!» Aber gförchtet hei ne-n-alli.

«I meine, Dir syget di Häx — und das isch z’Bärn es Komplimänt — wo üsi Froue so verführerisch weiß z’mache. Dir wartet dänk uf d’Frou Schulthessi oder ihri Tochter?»

«Les deux, Herr... Herr Oberscht — oder sägen i z wenig? — I wär nid so indiskret, hie z’blybe, wenn es nid so pressierti. Aber es geit nume no vierzäche Tag bis zum Ball vo der Ämterbsatzig, und i ha so ne großi clientèle. Di Dame wei de albe doch alli z’rächter Zyt ihri Sache ha. Comprenez Monsieur, d’Barettli-Töchtere — wenn si de ihrem basblanc us em Ballotte-Seckli ghulfe hei, so möchte si de doch o chly en apparence ha...»

«Mhm. Isch öppe hie o eini im Huus, wo Ballottes z’vergä het?»

«M..., der Herr Oberscht wird scho wüsse...»

«Was wett i wüsse? Uf em Land usse ghört me nüt.»

D’Modiste merkt nüt und fahrt furt: «E nu, d’Jumpfer Therese... Me seit, es sygi nöue gar einen umewäg, e neue Stärn am Bärner Himmel.»

«So, so. Wär isch das? — Säget mer e chly!»

«Der Herr Oberscht wird ne wohl kenne. I chan ihm der Name nid gä. E Läcker nöue. Er sygi verwichen us Holland cho. Me heig ne nid gärn gseh cho, han i ghört, er heigi gar schuderhaft d’Nasen i der Luft.»

Di gsprächigi Modiste het der Herr Major afa interessiere, und er hätti gärn no meh us nere-n-use ghäägglet; aber jitz geit d’Türe zur Näbedstuben uuf. Der Major und d’Modiste mache Front dergäge; aber statt der Frou Schultheißi chunnt hindertsi e präschtanzleche Ma mit menen abgschossene grüene Schurz ynen und zieht under vile Worte ds Gstelli vo mene Betthimmel nach sech. «Hübbeli, hübbeli, Lisebethli! Häb Sorg, daß es nid es Müüßi oder e Chritz am Türgreis git. So — sooli, so. Du bisch e Häx vo mene Härzchäfer. Wenn i hienache dörft la gah, so müeßtisch mer es Müntschi ha, ja, myseech, und de no nes chlepfigs. Häb, Häb, so. Merci millefois. — E Herr Jeses, excusez. Je vous demande pardon, Herr vo... Herr Mejor, Herr vo... vo... Graviseth, parfaitement, Herr Mejor vo Graviseth. Mir zügle da der Frou Schulthessi ihre Betthimmel use. I mueß ne neu montiere. Der Stoff isch afange chly bröd, und de di chätzers Schabe, daß i no so säge. I wott de d’Lezarde obedüre chly feschter ufmache. Comprenez, dä Stoub und de... Hübbeli, Lisebethli, Schatzeli, nid daß mer öppe no ne Chritz oder e Schranz... so, sooli. Ja, der Stoff het ja no keini Löcher; aber me mueß halt derzue tue. So ne Betthimmel — er het no der Herr Schultheß sälig gseh etschlafe — isch halt e verschwigene, treue Züge... Hopla, Lisebeth, häb Sorg! Lue, lue, lue!»

Der Major schletzt hinder em Lisebeth, wo dem Meischter Bölschterli het ghulfe trage, d’Tür gäge ds Vestibüle zue. «Das isch jitz es Plafermuul! Däm sötti men e Spundzapfe gä z’schlücke.»

«Parfaitement, Romulus, so isch es.»

«Ah! A la bonne heure, bonjour, Frou Schulthessi.» Hinder em Tapezierer här isch d’Frou Schultheißi, nüt wenigers als elegant, i ds Salon cho.

«I bitten Ech, Romulus, warum so solennel! Dir gseht, me isch am Bovle. Es isch es Chrüz mit dene fournisseurs. Je vous fais mes excuses wäge myr Alegi. Lueget mi nid a!»

«Gloubet mer, Frou Schulthessi, i gseh nid, was Dir anne heit, i gseh nume my Jugedfründin dans toute sa valeur et dans son charme impérissable.»

«Allons, allons, Romulus. Afin, mettons, es sygi so, aber de wott i o nüt meh ghöre vo Frou Schulthessi. Für Euch bin i geng no ds Luise, tout simplement. — Aber my gueti Malagorge!» D’Frou Schultheißi chehrt sech gäge d’Modiste, «i han Ech doch gseit erscht gäge Mittag z’cho!»

«Nüt für unguet, Frou Schulthessi, aber es wird im Handumdräje zwölfi lüte.»

«Est-il possible? Dä Bölschterli mit sym flux de bouche bringt eim di ganzi Tagesornig i ds Ung’reis. Und jitz erwarten i jedi Minute der médecin für ds Therese.»

«E Herrjere, isch si chrank?» frage der Major und d’Modiste mitenand.

«Es isch sech nid derwärt. Aber bstellt isch bstellt. — Loset! I ghöre chlopfe. Er isch gwüß scho da. Es isch mer leid, daß ig Ech mueß verschicke, Jumpfer Malagorge. Chömet halt de na de vieren ume.»

Uf das hi het d’Jumpfer Malagorge ihri beide Cartons gno und isch hindertsi mit nere schöne révérence zur Türen use. Aber ihri Öugli hei Füür gspöit, und dür e Husgang uus het si wüeschti Wort gmacht über d’Schultheißi. «Si sy alle glych. Wi wenn me dem Ghüderchratten ertrunne wär, so gange si mit eim um.»

«Wär eso, Jumpfer Malagorge?» Wo si ufluegt, geit der Dokter Chünig an ere vorby i ds Vestibüle.

«Niemer, niemer», seit si und isch furt, z’vollem dür e Husgang uus und d’Louben ab.

Vor der Louben ussen isch der Meischter Bölschterli dranne gsi, sy Betthimmel mit Hülf vom junge luschtige Lisebethli und under vile Worten uf sys Handwägeli z’binde.

«So», seit ds Lisebethli, «jitz wird’s es öppe wohl ha bis a d’Poschtgaß hindere», und springt i Husgang zrück.

«Eh los no, Lisebethli, was i nöue säge wott!» Der Meischter isch Sinns gsi, hinder der Hustüre no ne letschti caresse z’verschwände; aber ds Lisebethli het di Roßhaartalpe gschochen und isch scho niene meh gsi z’erwütsche.

«Wi nes Müüsli, akurat wi nes Müüsli», brümelet der Bölschterli und chunnt wider i d’Louben use. Da gseht er juscht no der Jumpfer Gygax ihre Büggelichopf i ds Fänschter näbe der Hustüre zrückfahre. Das isch d’Glettere gsi vo der Frou Schultheißi. Si het juscht i der Loubestube g’arbeitet, ds Fänschter offe gha und längi Ohre gmacht bis uf d’Gaß use. Chuum het der Tapezierer se-n-erlickt, isch er o scho über d’Fänschtersimsen yne glägen und het sys Gsicht i seriöseri Rümpf zoge. D’Jumpfer Gygax het nämlech öppis gulte bi der Handwärkerschaft. Ds Grücht isch gange, si heigi ne schöne Batze hindere gwärchet und heig geng no di beschti Chundschaft. Si isch o di einzigi gsi, wo di große Mülisteichräge vo de Pfarrherre het verstande z’glette, isch jede Sunntig mit ihrem chauffe-pieds i d’Chilche gwanderet und vo da nache gsättiget gsi mit guete Gedanke. Das alles het der Meischter Bölschterli scho lang in Erwägung zoge gha. Er het di glyche Chunde gha wi d’Jumpfer Gygax und isch nere-n-alli Bott vor de Füeße gsi, so daß niemer uf e Chopf gstande wär, wenn’s a mene schöne Morge gheiße hätti, di beide welle la verchünde, am wenigschte si sälber. Numen a eim Haaggen isch das künftige Glück geng no bhanget. Dem Meischter Bölschterli het’s eso gar nid pressiert, us der guldige Freiheit use, trotzdäm er scho rächt vil graui Haar gha het. «J’ai comme un pressentiment», het er albe gseit, «so ne Frou hüeti de ihres Privilegi mit Jalousie. Der Donner, der Donner, me isch numen einisch jung. Aber äbe, di einzigi Liebi, wo Sitzläder het, isch d’Liebi zum Sparstrumpf.» Settigi Wort frylech het er hütt nid bruucht uf der Fänschtersimse; aber vo der guete clientèle het er gredt und vom solide Fundamänt vo sym Gschäft und wi-n-er sech’s einisch chönni la wohl sy und Lyb und Seel am Schärme heig. «Jawolle, Jumpfer Gygax, Lyb u Seel — Lyb — und — Seel. — Jitz bhüet Ech Gott, Jumpfer Gygax, für hütt und morn! — Ja, ja, so isch es, so isch es... Eh der Donner, wo isch jitz mys Wägeli — und der Frou Schulthessi ihre... di verfluechte Buebe!»

Gaß uuf und Gaß ab luegt er. Niene keis Wägeli meh. I der natürleche Vermuetung, Söubueben und Schelme gange mit ihrem Roub ringer nidsig, fat er a d’Gaß ab trääble. «Heit dr niene mys Wägeli gseh?» fragt er linggs und rächts; aber niemer wott nüt wüsse. Es wird ihm bi längem schier gschmuecht vor Erger und Verdruß, wil er ds Gfüehl het, d’Lüt gönnen ihm sys Ungfell no. Ändlech weiß er nüt Bessers, als sech de spottluschtige Blicke z’etzieh dür ne Rückzug i Belletruche-Chäller abe.

Underdessen isch der Dokter Chünig i ds Salon gfüehrt worde, und wil me’s nid schicklech gfunde het, daß so ne junge Medikus i d’Schlafstube von ere Dame chömi, het d’Frou Schultheißi ds Theresli la reichen und ihre Gascht uf d’Terrassen use komplimäntiert. Hundert excuses het si-n-ihm gmacht, gäb wi-n-er se tröschtet het, es mach ihm gar nüt, e Momänt da ussen a der warme Früehligssunne z’warte. «Wenn’s nume nüt Gfährlechs isch mit Euer Tochter!» seit er dussen uf der Stäge.

«Nei nei, es isch nüt», meint d’Frou Schultheißi, «es sy so dere malaises, wi me se-n-öppen i däm Alter het. Üs het men albe gseit, me sygi de mauvaise humeur und het is der Marsch gmacht. Es wär bald vorby mit der Chrankheit, je vous assure, wenn me Rizinusöl oder so öppis würdi verschrybe. Aber so nes Löffeli Guldschwäfel alli zwo Stund, wär schlückti das nid? Es isch nüt meh mit dene Dökter. — Di Gschicht duuret jitz schon es paar Wuche. Ds Theresli nimmt nid ab und nid zue und isch nume geng e chly schlächter Luun. Wär weiß, wenn men es Höfli hätti, so wüßti me scho morn nüt meh dervo.»

«Luise, däm wäri z’hälfe!» meint der Major.

«I säge geng, es wär um ds Probiere z’tüe, wär weiß. — Ja nu, i mueß dänk ga luege. Vous m’excuserez. Und wenn der Dokter wider nüt usebringt, so...»

Mit däm isch d’Frou Schultheißi wider im Salon verschwunde, wo ihri Stieftochter wi nes Hüüffli Eländ uf em Ruehbett gsässen isch, aber mit Backe, rosiger nützti nüt.

«Het es Fieber?» fragt d’Frou Daxelhofer.

«Mir wei luege.» Lang gryft der Dokter nam Puls, bis er ändlech seit: «Fieber... i möchti nid grad vo Fieber rede; aber d’Jumpfer Daxelhofer het e chly Tämperatur.»

«Abah», seit d’Frou Schultheißi, «es macht mer alli Gattig, es sygi nid so gfährlech. Mir wei di chly uf ds Land use tue, Theresli!»

«Pardon, Frou Schulthessi, das wett i nid verantworte. Es isch jitz no z’früech, es chönnti de d’Crise prämaturiere. — Darf i um ds Züngli bitte?»

Zwüsche zwöine luschtige Backegrüebleni, wo sech öppis drinn umetribe het, däm me nid liecht e Name weiß, tuet sech es schüüchs Müüli uuf und lat es Zungespitzli vüre, nid größer als es Waldärdbeeri.

«Allons, allons, vüre mit!» befihlt d’Stiefmuetter, und wo me chly besser yne gseht, seit si: «Lueget mer di Zungen a! Di lybhaftigi Gsundheit!»

«’s isch wahr», meint der Dokter, «vo da nache chönnti men uf nüt Böses diagnoschtiziere; aber mer müeße wyter observiere. Mer wei einschtwyle no vürfahre mit dene Tröpf, wo-n-i verschribe ha. — Särviteur, Frou Schulthessi, Särviteur, Jumpfer Daxelhofer!»

Chuum isch der Dokter dusse, überchunnt ds Theresli ne vatterländischi Lätzge, so luegi me de der Dokter nid a, währeddäm er eim der Puls gryffi, me hätti ja chönne meine, es sygi in adoration ufgange.

«Wi hätt i de sölle dry luege?»

«A Boden oder näbedsi. Jedefalls hänkt me syni Ougsdechle nid däwäg a d’paupières vo mene Herr, syg’s de, wär’s well. — Und jitz wartisch grad no, für der Herr Graviseth z’grüeße!»

«I däm Rock?»

«Das isch grad glych.» D’Frou Schultheißi het äbe gfunde, juscht i däm eifache, bluemete Röckli gseji ds Therese ganz möhrig uus, und geit d’Türe gäge d’Terrasse ga uftue, zum Zeiche, daß d’Consultation uus sygi und me wider chönni cho. Und wo der Major under der Türe steit, groß und breit, d’Sunnen im Rügge, und i d’Stuben yne luegt wi a mene Ladetisch, wo me sech fragt, ob überhoupt öppis guet gnue sygi für eim, gseht er es graziöses Pärsönli a der Türe zum Vestibüle stah, d’Ouge nidergschlage, d’Hand uf der Falle, es Hasi, wo no einisch d’Ohre stellt, gäb’s i ds Loch schlüüft. Aber d’Stiefmuetter lat’s nid la schlüüffe. Wohl oder übel mueß es wider Front machen und dem Major d’Hand zu mene halb gnädige, halb devote Müntschi härgä. Der Herr vo Graviseth seit, es syg ihm gar leid, z’ghöre, daß d’Jumpfer Therese nid am beschte zwäg sygi, er hoffi, der Dokter heig se wöhler gfunde, so daß men emel o Ussicht heigi, se de am große Ball z’gseh. Ds Theresli isch rot worde wi nes Himbeeri und nid über ja und nei usecho. Du isch es ne etwütscht. Me het es paar Türe ghört schletzen und errate, daß nachespringe nüt abtreiti.

D’Frou Daxelhofer het ergerlech der Chopf gschüttlet. «Afin», het si gseit, «villicht hei mer jitz ändlech e chly Rueh, für nes paar Wort mitenandere z’rede. Syd so guet, Romulus.» Si sälber placiert sech uf nes Ruehbett am Fänschter, spreitet ihren eifache Rock mit gschickte Fingerli und lat ds Sunneliecht über sech abe. Der Major isch frappiert, wi früsch si usgseht. Zum Abyße luschtig und derzue so ryff und wältsicher.

«Erzellet mer e chly, Romulus! Wenn syd Dr umecho? Weit Dr jitz hie blybe? I dänke, Dir wärdet uf Oschtere pretändiere für i Rat?»

Der Major geit höflecherwys vorlöufig über die Frage wäg und seit: «Es wott mer nöue gar nid i Chopf — wenn ig Ech so gseh — daß Dir z’Bärn nümme di erschti Gyge söttet spile. Es chunnt mer vor, mir stande nume so i menen entre-acte hinder de Coulisses.»

«Was säget Dir für Sache! Aber en effet, es het öppis. Me fragt sech nume mängisch, spile mer e comédie oder e tragédie. Wenn i d’Wahrheit söll säge, so wett i eigetlech nüt lieber, als ds rideau gieng für mi bald wider uuf, und i chönnti d’Rolle vo der Chünigin gä. — Romulus, es isch so schön, Chünigin z’sy. Dir gloubet nid, wi-n-i das goutiert ha. So a der Syte vo mene Ma wi my François sälig, wo numen ei Gedanke gha het: sys Vatterland groß z’mache, sys Volk glücklech. Und me sött mer nid säge, mir Froue heige derby nüt z’bedüte. Sy nid mir’s, wo d’Rosen und d’Dörn usteile? I sött’s villicht nid säge, Romulus; aber Eues ehrleche Gsicht erloubt mer’s: i weiß nid, was i gäb, wenn i no ei einzige Tag dörfti Chünigin sy.»

Der Major antwortet nid. Er luegt verwirrt zum Fänschter uus, schreeg über d’Terrasse, wo men uf em Chilchhof äne d’Ratsherre mit gwichtige gestes gseht spaziere.

«Ah», fahrt si furt, «i sägen uvernünftigi Sache. I mym Alter sötti men ygseh, daß d’Szene für di jüngere da isch und daß üsereis hinder d’Coulisses ghört. Soyons sages! Mir wei derfür sorge, daß mer emel dahinden üsi Sach rächt mache. — Das heißt... i rede geng von ere Mehrzahl... Euch zellen i zu de jungen acteurs, zu de vil verheißenden Afänger. — Kei Usred, Romulus! Mer wein is wenigschtes da nüt vormache. I weiß, warum Dir chömet, und Dir söllet nid unverrichteter Sach vo mir wäg cho. Es geit um d’Hand vom Theresli — gället?»

Der Herr Graviseth wüscht sech über d’Chnöi. «Es git», seit er, «halt doch Momänte, wo’s eim widersteit, di volli Wahrheit z’säge. — Dir heit vori gseit, mys ehrleche Gsicht gäb Euch der Muet derzue. He nu, so isch es jitz Eues flattose Vertroue, wo mi macht z’rede. ’s isch wahr, i möchti Sitz und Stimm ha im Rat. Isch es für ne Ma i mym Alter z’vil verlangt?»

«I bitten Ech! — Wär dörfti so öppis säge! Aber i gspüren Ech a, was Dr uf em Härze heit, Romulus. Dir syd z’fascht — wi söll i säge? — homme de conscience, für ne Handel z’mache, wi-n-er hie im Bruuch isch. Um nes Barett e Liebi. — Vous respectez l’amour. Und Dir heit rächt. Es revoltiert Ech, daß e jungi Tochter ihres Los mit verbundenen Ougen us der Ballotte-Drucke sölli näh.»

«Prezys, so isch es, Luise. Und Dir chönnet ihm mit Worte so guet der Träf gä, daß i anäh mueß, Euch heige di glyche Gedanken o scho plaget.»

«So isch es o. Aber da gseht Dir grad, me isch nid für nüt Schulthessi gsi. Eue Reschpäkt für d’Liebi in allen Ehre. Nume dörfet Dir nid vergässe: o d’Liebi wott warm bettet sy. Bhüet is, wi mängs het sech choquiert a dene Sachen und wunderlech ta! Und dernah, wenn me Frou Ratsherri worden isch oder gar uf ne Vogtei use chönne het, uf nes schöns alts Schloß und Gnade het dörfen usteile, so het sech d’Liebi akommodiert und hätti nümme tuuschet. — Ja, wenn mer Ängle wäre! Aber mir sy Möntsche, Romulus, ganz gwöhnlechi Möntsche, und wüssen is rächt guet i üsi Hut z’finde, wenn mer gschyd gnue sy derfür.»

«Jä», meint der Major, «es wird scho so sy; aber isch nid villicht d’Liebi doch öppis, wo mit is über di allzu möntschleche Gwanheiten use möcht, in es höchers Läbe?»

«Scho rächt.» D’Frou Schultheißi gratet o chly i ds Nachedänke. «Nu ja», fahrt si furt. «Mettons, es sygi so. Das tuet is gar nüt i Wäg. Wäge däm dörfet Dir grad glych Ratsherr wärde. Ja, Dir müeßet! Was wäri meh z’wünsche, als daß Lüt mit settigen Ansichte zur Regierung chöme! — Also, löjt mi mache!»

Wo der Major bald druuf d’Louben uuf gangen isch, het er ds Gfüehl gha, er sygi gar nümme der glych, wi wo-n-er cho isch. «Di Häx het öppis us mer use ghäägglet, wo-n-i gar nid i mir inne gwüßt ha. Afin, me wird bald gseh, wi dä Has louft.»

Zu ihrer Stieftochter het d’Frou Daxelhofer bim z’Morgenässe gseit: «Theresli, du channsch dir d’Finger schläcke. So ne Ma! So ne Ma!» Ds Theresli hingäge het nid dra gsinnet, sech d’Finger z’schläcke, es het vil meh no als vorhär ds Duureli gmacht und über Härzschwechi gchlagt. — Was doch so nes Meitschi cha dumm tue, het sech d’Schultheißi gseit und sech no am glyche Namittag uf e Wäg gmacht zum Ratsherr vo Luternau. Das isch e Brueder gsi vo der ehndere Frou Daxelhofer und e richtigen Unggle vom Theresli.

«I weiß scho, was d’ uf em Härz hesch», het er nere-n-uf der Türschwelle gseit.

Piquiert antwortet si: «Herrjere ja, wi wett’s o anders sy! Üsi Herre Regänte, wo einisch öppis nid zum voruus wüßte! Das het me no nid erläbt. — Aber wunder nähm’s mi doch de, wi du chönntisch errate ha...»

«Daß du bi mir möchtisch cho praktiziere zugunschte vom Graviseth?»

«Ja, wahrhaftig! Aber wenn das no mit rächte Dinge zuegeit! Är sälber het ja nid emal es Stärbeswort dervo gredt, und du wirsch wohl nid i mym Ruehbettchaschte gläge sy, oder?»

«I ha settigs nid im Bruuch.»

«Oder isch es scho so i der Luft, daß der Romulus i Große Rat ghöri? Das würd i no ehnder begryffe.»

«I nid. — Aber wenn men us syr Garteterrasse näbem Chilchhof d’antichambre macht, Luise... jä hä, hää!»

«Jitz los mer doch öpper! Da het men es Losamänt uf der Landsyten und meint, me syg ab der Wält...»

«Und etdeckt a mene schöne Morge, daß men in ere Lantärne sitzt... jä, hä, hää!»

«Jä hä hää!» d’Frou Schultheißi macht e révérence wi vor nere Majeschtät. — «Also, my hochmögende Herr Nachbar, und Mitglid vo Rät und Burgere, du bisch schynt’s nid der Meinung, daß e Ma wi der Herr Major Romulus vo Graviseth dem Große Rat würdi guet astah?»

«Hm, das wett i ja nid bhoupte.»

«Du wettisch de doch o nid dä sy, wo hulf, amene settige Ma d’Carriere z’verha? — I säge dir nume, es isch nid e quelconque, es isch e Capacität und e Ma vo höche Gedanke.»

Der Ratsherr macht es spöttisches Gsicht und seit: «Settigi hei mir äbe nid gärn. Si sy verfluecht uchummlech i mene Rat.»

«Ah! — da hei mer’s ja. — Das isch eui Staatswysheit. Wi het doch albe my François gseit: summa sapientia Bernensium oder so öppis!»

«Er het di sogenannten Elite-Möntsche so wenig möge lyde wi-n-ig.»

«Wenn si-n-ihm z’leid gwärchet hei; aber...»

«Äben äbe. Settigi tue eim drum geng z’leid wärche. — Nei, gang mer, me mueß geng luege, daß me sälber der Gschydscht blybt.»

D’Frou Schultheißi macht e neui révérence. «Das darfsch du villicht ohni Schade für d’Republik säge. Aber ohni Gspaß: meinsch du nid o, der Allerigschydscht wäri geng dä, wo di Nahgschydschte weiß a sys Wägeli z’spanne?»

«Das ließi sech jitz scho ehnder ghöre. Und du meinsch also, me hätti öppis a däm Graviseth?»

«Und wi vil! Er het e chly vil quant-à-soi. Das giben i dr gärn zue, aber nid läärs. Es chunnt nume dahär, daß er weiß, was er z’gä het. Und de vo syr militärische Carriere.»

«Warum het er de die ufgä?»

«Wil men ihm par protection nes Möff vor d’Nase gsetzt het.»

«Und du meinsch nid, daß er eine vo dene sygi, wo sech löj ds Leiterli ha und eim de der Stupf gäbe, sobald si dobe sy?»

«Das wird er nie mache, ’s isch nid sy Art.»

«Und du gloubsch würklech, es wär e Ma für ds Theresli?»

«Was wettisch eigetlech Bessers für ihns wünsche? I säge dir: es sitzt yne. E settigi Glägeheit chunnt nid ume.»

«Ja nu. Es isch mir nid glych, was du von ihm seisch. Du kennsch se beidi. Und euch Froue löj mir Manne geng ehnder yneluege. Das isch äbe le danger du charme. Da sy mir alli... afin. — So syg’s! Wenn i Sächszähner wirde, han i ds Rächt, eine vorz’schla. Und i wüßt eigetlech nid, wän i dem Graviseth wetti vorzieh.»

«E nu, i gloube nid, daß du di greuig wirsch. So wei mer jitz hoffe, du heigisch d’Chance, Sächszähner z’wärde. Wenn wird glooset?»

«Morn.»

«La mer’s de z’wüsse tue, wi’s gangen isch!»

Wo ds morndrisch d’Frou Schultheißi di vorderi Gaß uus geit, ga Kommissione mache, steit der Usrüefer a der Chrüzgaß mit mene Küppeli gwundrigi Lüt und Chinder um sech ume, schallet und rüeft: «Abhande cho: verwichene Frytig a der Junkeregaß vor em Huus vo der Frou Schultheißi Daxelhofer e nußboumige Betthimmel mit blausydigen Umhäng. Dem Finder oder, wenn er gstolen isch, dem Verleider es guets Trinkgäld vom Bettmacher Bölschterli a der Poschtgaß. — Furtglüffe: im Zibelegäßli es legbars Huehn...»

D’Frou Schultheißi chehrt um. Si begährt nid uf der Gaß rot z’wärde. Was geit ihres himmelblaue Zält d’Lüt a? Der Bänz isch vor em Stall am Gutschewäsche, wo si um en Egge chunnt, und gseht vo wytem, daß es Wätter dröit.

«Bänz!»

«Frou Schulthessi!»

«Enanderenah gang zum Bölschterli, i well nid, daß me my Betthimmel usrüefi! Es nimmt mi überhoupt wunder, was er aber agstellt het, daß er ihm abhande cho isch. Gwüß isch er wider vo Chäller zu Chäller grütscht.»

«Sälb wird scho sy, Frou Schulthessi; weder äbe han i jitz geng däicht, was ächt o mit däm Gstellaaschi syg. Es steit sit geschter z’mittag im Remise. Weiß nid, wär mer’s dert yne gstoße het.» Das isch e Lugi, aber der Bänz weiß, warum er der Übeltäter nid verratet. Er cha’s z’guet mit dem Lisebeth. D’Frou Daxelhofer lat sech das Wägeli a d’Tagheiteri use zieh.

«Pärsee, das isch ne. Es isch nid erloubt, wi sech das Volk uffüehrt. Jitz gang afange der Usrüefer ga gschweiggen und de bringsch mer das Gruscht zum Bölschterli i d’Wärchstatt.»

«Es söll nid fähle, Frou Schulthessi.»

Mit allem däm het sech du d’Frou Daxelhofer versuumt, so daß si später heicho isch vo ihrem Usgang, als si vorgha het.

Ds Lisebeth luegt schüüch uuf, wo si heichunnt. Es het öppis uf em Gwüsse, dänkt si und vermuetet o scho was; aber me het jitz nid derzyt, däm nachez’gah, vowägen im Vestibüle wartet d’Jumpfer Malagorge mit ihrne Drucke.

«Der Herr Mejor vo Graviseth wär de im Sääli», mäldet ds Lisebeth no zwüschenyne.

«Ach was! — Ja nu, i cha nid hälfe, so mueß er halt jitz warte. Länger chan i d’Malagorge nid verschicke. ’s isch ja scho Samschtig, und am Mäntig-Aben isch der Ball. — Lisebeth, rüef der Jumpfer Therese, si söll cho probiere!»

Ds Lisebeth wird rot und macht Gattig, nid welle z’pressiere.

«Nu, mach, daß es rückt!»

«Em... nüt für unguet, Frou Schulthessi, weder... der Dokter isch grad by re.»

«Was? — Der Dokter? — Und du lasch dä grad yne, ohni mir öppis z’säge?»

«Nüt für unguet, er isch drum schuderhaft pressierte gsi.»

«Bsunders, wo-n-er cho isch», mischtet sech jitz no d’Modiste dry, für sech ne Stei i ds Brätt z’tue, «aber jitz, dunkt’s mi, gar nümme.»

«Es isch doch o wi verhäxet hütt. Me sött di tschupe, Lisebeth, du weisch doch...»

D’Frou Schultheißi isch scho i Gang yne verschwunde, ds Lisebeth i d’Chuchi, houptsächlech für nid i Versuechung z’cho, d’Modiste z’tschupe.

D’Frou Daxelhofer stoßt d’Türe zur Stube vo ihrer Stieftochter uuf und ghört es Poldere. Der Dokter Chünig stellt e Stuehl wider uuf. Es gscheht ja liecht, daß men e Stuehl umwirft, wenn me so ungsinnet amene höche personnage mueß Reveränz erwyse. Und daß me vom Bücke bim Ufläse rot wird, isch äbe so wenig neu wi daß men i settige Fälle d’Wort nid comme-il-faut binenandere het.

Afin, der Herr Dokter isch emel du hocherfreut gsi, dörfe z’brichte, der Puls sygi läbhafter, scho fascht normal und überhoupt... nume...

«Und überhoupt isch me gsund wi ne Fisch im Bach und het gar kei Dokter meh nötig. Je vous remerci de tous vos soins, Herr Dokter, aber i gloube würklech, mer sygen über e Bärg und chönne’s künftighi ohni wyteri consultes mache. Weit Dr mer no säge, was mir Ech schuldig sy.»

Vürschützig, wi-n-er gsi isch, seit der Dokter: «Nüt.»

«Was nüt? Wi meinet Dir das?»

Er isch sech scho greuig, daß er so unüberleit «nüt» gseit het, und darf doch o nid säge: «I ha my Sach», wi’s ne-n-eigetlech gluschtet het. Für d’Frou Schultheißi nid wyter höhn z’mache — me weiß nie, wenn me so öpper wider nötig het — tuet er derglyche, er müeß schröcklech nachedänke, und du seit er: «I bsinne mi jitz grad nümme, was mer a Medikamänte... i ha’s daheim ufgschribe, i mueß de no nacheluege.»

«Ja nu, so tüet mer’s de z’wüsse. Adieu, Herr Dokter.»

«Särviteur, Frou Schulthessi!»

Über ds Theresen isch du nes Wätter nidergange, wi men im Huus vo ds Daxelhofers sit unvordänkleche Zyte nüt eso het erläbt gha. Aber z’mitts drinne het der Luft gchehrt, wil der Schultheißi z’Sinn cho isch, daß d’Modisten im Vestibülen und der Major im Salon warte. Me kommandiert d’Jumpfer Malagorge i d’Stube vom Theresli und fat dert afa probiere, hefte, güfelen und astecke. D’Modiste het ihri hälli Freud gha und eismal über ds andere gseit, es syg i der ganze Stadt niemer so dankbar az’legen und z’coiffiere wi di Dame Daxelhofer.

Jitz het me zu sälber Zyt no nid i jedem Chämmerli Wandspiegle gha, wo eim der ganz Möntsch vom Chopf bis zu de Füeße zeigt hei. Settigs het men o i de vürnähme Hüser allefalls ob em Kamin im Salon gha, sünsch niene. Und so isch es o bi der Frou Schultheißi gsi. Het es sech nid herrlech breicht, daß me jitz grad zwüsche däm Spiegel und dem Herr Major het chönne ga der Pfau mache? «Allons, vorwärts!» befihlt d’Frou Daxelhofer. Aber d’Mademoiselle Therese begährt um kei Gwalt ihri verhüületen Ouge ga z’zeige, und wo men ere mit mene nasse Lümpli drüberfahrt, drückt si grad wider neui Träne nache. — «Fertig, i wott nid!»

«Es isch nüt z’mache mit ihm hütt», seit d’Schultheißi und geit für sich allei, währed di Widerspänschtigi alles vo sech abrupft, was men ere het agsteckt gha, und ’s i der Stuben umenandere säjt. D’Jumpfer Malagorge list zsämen und dänkt nume geng: «Es isch kurios; aber wi weniger men a das Chrottli ahänkt, wi luschtiger isch es. Wenn’s eso übere gieng, so hätti’s bim Major der schönscht succès. Aber es isch ja, wi’s schynt, nid emal meh nötig. Er het’s scho so im Sack.»

Däne, im Salon, het sech der Herr Major chöschtlech amüsiert a de pirouettes, wo d’Schultheißi vor em Kamin gmacht het. Si het sech nämlech nid dermit zfride gä, vor e Spiegel härez’stah und öppe no chly hie umen und dert ume sech z’dräje. Me het Tanzschritte gmacht, für z’luege, wi d’Robe sech derby dräji und flügi.

«Comment la trouvez-vous?» fragt si der Herr vo Graviseth, «macht es chly ne Gattig?»

Da seit er: «I verstande mi z’wenig druuf; numen eis chan i säge: a Euch cha men ahänke so vil und was me wott, Eui grâce isch nid z’verderbe.»

«Und i gseh», antwortet si, «Dir syd nid us der Fassung z’bringe.»

«Nid wyter als es allimal gscheht, wenn Dir i my Nächi chömet.»

«Allons, was sy das für Sache! — übrigens, wenn ig Ech nid meh us em Hüsi brächt als eso, so heit Dir mer mit däm ganz es schlächts Komplimänt gmacht.»

«I hätti de also ds Züüg zu mene Diplomat, wenn me mir so wenig agseht, was i mym intérieur vor sich geit!»

«Es wird nid so gfährlech sy.»

«Darf i frage, was Dir usgrichtet heit bim Herr vo Luternau?»

«I gloub, er ließ sech d’Hut über d’Ohre zieh, wenn er dermit sym Theresli chönnti zu mene glückleche mariage verhälfe.»

«So? — Und wo blybt eigetlech di adorabli Jumpfer Daxelhofer? — Nimmt es si nid o wunder, wi si im Spiegel usgseht?»

«Äbe schynt’s nid.»

I däm Ougeblick chlopfet’s a der Türe. Aha, het es sech am Änd doch no anders bsunne? — Nei, es isch ds Lisebethli, wo mäldet, es sygi eine da vom Rathuus. Jäso, da mueß me hurti ga luege. Vor luter Gwunder achtet d’Frou Daxelhofer gar nid, daß d’Modiste geng no da wartet, im Vestibüle, und no weniger, daß ds Theresli im fyschtere Gängli zu syr Stube steit und d’Ohre spitzt. E Ratsweibel steit da i syr rot und schwarze Tracht. «I han e fründleche Grueß usz’richte, Frou Schulthessi», brichtet er, «vom Herr vo Luternau, und er lat la säge, er sygi de als Sächszähner useglooset worde.»

«So so, eh nu, das freut mi. I la dem Herr vo Luternau gar la danke für sy guete Bricht.»

Der Weibel het sy Füfbätzler ygstrichen und isch um nes Huus wyters. D’Schultheißi het der Süüfzer nid ghört, wo hinden im Gang us nere junge Bruscht gflogen isch. Brüejwarm het si di großi Neuigkeit dem Major i ds Salon bracht und derzue verheiße, da chönni’s ja nümme fähle; aber jitz müeßi doch d’Jumpfer Therese häre, coûte qu’il coûte. «Und wenn i’s a den Ohre müeßti häre füehre», seit si no zum Gspaß. Aber im Vestibüle chunnt nere wider d’Malagorge i Wäg. «Ach ja, richtig! Mir sy ja eigetlech geng no am Probiere. Ecoutez, i chumen uf der Stell, i wott nume hurti d’Jumpfer Daxelhofer übere rüefe.»

«Nüt für unguet, Frou Schulthessi, aber si isch grad dä Ougeblick usgange.»

«Comment usgange?»

«Grad jitz isch si hie vorby cho und d’Stägen ab und furt. Si het schuderhaft pressiert ta.»

Dir will i de, wart nume! dänkt d’Frou Schultheißi. Si seit aber keis Wort. A der Salon-Türen überleit si no ne Momänt, ob si z’erscht der Major oder d’Modiste well congediere. «Afin», seit si du, «loset, Jumpfer Malagorge, i will Ech jitz nid länger versuume. Es dunkt mi, di Sach sitzi guet. Bringet mer de am Mäntig oder, wenn’s Ech kommöder isch, hütt no di Band, gället! — Adieu.»

Wi nes wachsbschwarets Beji isch d’Modiste d’Stägen ab. Was ihri Cartons gliechtet hei, het si meh im Gwunderseckli gha. Also, der Herr vo Luternau — das isch der Schultheißi ihre Chummerz’hülf — isch Sächszähner worde. Der Major vo Graviseth wartet im Salon, di Jungi briegget i ihrer Stube. Was weit dr no meh! Da isch Saches gnue, für dermit e ganzi Gaß — ja was Gaß? — d’Stadt, di ganzi Stadt in Alarm z’bringe! Wi wenn us de Cartondrucke Fäcke worde wäre, flügt si d’Louben uus dervo.

Am Mäntig druuf isch du der Ball i der «Chrone» gsi, und der Malagorge ihri Chunschtwärk hei ihri Würkung ta. Im Tanzsaal isch alles gange wi am Schnüerli zoge. Der Herr Major het alli Ougen uf sech gha und, wi-n-es sech ghört und erwartet worden isch, der Frou Schultheißi Daxelhofer zu Hände vo ihrer Stieftochter brav der Hof gmacht, und d’Jumpfer Therese het o für guet gfunde, sech z’gä, wi-n-es sech schickt. Was hei d’Lüt bruucht z’wüsse, wi’s nere z’Muet isch?

Weniger korräkt isch es a der Poschtgaß hinde gange, under de Loubeböge grediübere vo der «Chrone». Dert isch allerhand Volk zsämecho und uf d’Chällersteinen ufe gogeret, für descht besser zu de Fänschter vom Ballsaal chönnen ufe z’luege. Vorne zuechen isch ds Lisebethli gsässe. D’Jumpfer Gygax, wo hinder ihm i der Loube gstanden isch, het zwar gchummeret, es chönnt ihns öpper vo der Herrschaft gseh; aber äs sälber het gfunde: abah, so einisch im Jahr dörfi me scho cho der Gwunder stillen und d’Bei la vornen abe hange. Wo d’Glettere gsi isch, het me gwöhnlech o der Meischter Bölschterli nid wyt gha z’sueche. Er het richtig dert o d’Loube mit syne Betrachtungen über d’Zytlöuft underhalte. Der Wassertreger Heiri isch o da gsi, und d’Frou Souslavie, d’Latärne vo der Frou Trésorière, und der jung Ratsweibel Buecher und ds Meitli vom Rathuusammen und was weiß i sünsch no wär alles. Di meischte vo dene Wybervölkli hei Visite-Latärne by sech gha, wil si ihri Herrschafte nam Ball hei sölle hei begleite. Eigetlech hätte si alli i d’«Chrone» vüre ghört, wi öppe di gsetztere Dienschten o, wo dert mit Ängelsgeduld gwartet hei. Aber i der «Chrone» sälber isch me doch nid rächt derzue cho, öppis z’gseh, und hie hinden isch es de no luschtig gange. Albeneinisch, wenn überoben es Löufterli offe bliben isch, so daß me d’Musik besser ghört het, hei d’Meitscheni uf der Gaß unden ihri Jupons zwägzupft, d’Herrschaft afa nachemache, sy uf der Bsetzi umegümperlet, bis sech der Schatz zueche gla het, und de isch e luschtige Hopser druus worde. D’Latärne het men unazündtet uf de Chällersteine la stah.

So isch es juscht gange, wo der Nachtwächter derhär chunnt. Er macht mit der Hand Zeiche: «Furt da! I d’Louben yne!» und wott afa usrüefe: «Loset, was ds Zyt het gschlage...»

«Seh!» rüeft ihm der Bölschterli zue. «Chumm du o cho mitha! Was wottsch doch? Es lost hinecht glych niemer uf di!»

«Ha nid derwyl», antwortet er, «wenn i mi hie versuume, chumen i us em G’reis und weiß nache nümme, was es gschlage het. Dir heit mi scho jitz druusbracht.»

«Henusode», meint der Heiri, «du bisch mer es artigs Zyt, du! We me nid sälber öppen afe wüßt, was es gschlage het...»

«Ja, du wohl, du. Furrt jitz! Loset, was es gschlage het! — Nüüni het’s gschlage. Ungere mit de Ching! Heit Sorg zu Füür u Liecht!»

Und wyter geit er.

«Was, nüüni scho?» fragt ds Meitli vo der Trésorière. «De müeße mir angähnds übere. Am zächni söll ja alls daheim sy!»

Ds Lisebeth gümperlet i d’Loube. «Eh der Tüünerschieß! Wo isch jitz my Lantärne?»

«He, da isch si», seit der Bölschterli.

«Nei, das isch nid üsi. Das isch numen e zwöicherzigi. Mir hein e dreicherzigi. Es het mer se-n-öpper vertuuschet.»

«Lue, dert geit er mit», brüelet der Heiri. «Der Buecher Hausi.»

«Seh, Hausi, mach nid der Löl!» chychet ds Lisebeth hinder em Weibel här, wo scho der ganz Abe mit ihm der Narr gmacht het.

Und undereinisch heißt’s vo allne Syte: «Heit ne, heit ne!» Und e wildi Jagd geit d’Louben uuf. Allne vora stürmt der Bölschterli hinder em Weibel här. — Wenn me dem Lisebeth öppis cha z’lieb tue! Donnerli doch o. — Der Weibel isch aber flingger als der Matratzeschmid. Er lat ne geng bis fascht a d’Chuttefäcke zueche, und de hui wider es paar längi Gümp. So geit’s di längi Rathuusstägen uuf. «Wart nume, di — will — i — scho — no — ebsieh — du Winghung!» Jitz sy si dobe. Der Bölschterli dänkt: «Jitz oder nümme!» und chunnt schier büüchligen über e Vorplatz. Da stellt der Weibel d’Latärne hurti uf en oberschte Tritt vo der Stäge, wo änen abe geit, und gumpet uf d’Syte. Und, hai, isch der Bölschterli nache, aber nid uf das Manöver gfasset. Mit dem rächte Fueß i der Latärnen inne, nimmt’s ne Chopf vora änen abe. Aber gwanet, vo syne Tapezierer-Stäägen abe z’pürzle, weiß er sech z’chehren und ma grad no ds Gländer erwütsche. D’Latärne hingäge het d’Trib. Si schlüüft ihm ab em Fueß und tschäderet übereggs di vierzig Tritten ab, wi wenn das nüt miech.

Wo di anderen alli nache cho und vor der Rathuustüre versammlet sy, seit der Weibel: «So han i’s nid gmeint, i ha numen e Gspaß welle mache», und der Bölschterli gryft am rächte Strumpf umen und fluechet; aber ändlech seit er: «Es isch de einewäg no gfellig gange, ’s wär mysex ekeis ganzes Beinli meh a mer, wenn’s mi o no dert abe gno hätti.» Es het nid vil gfählt, so hätti der Nachtwächter se-n-uf em nächschte Stundegang no alli dert obe gfunde, vowäge di Sach het gä z’rede.

Underdesse het d’Frou Schultheißi vergäbe na ihrer Latärne gfragt und ganz fyschterlige hei müeße, so daß men über di handfeschti Begleitung vom Herr Major rächt froh gsi isch. Di böschti Partie het natürlech du ds Lisebeth gha, wo under Assischtänz vo der Glettere het müeße cho bychte, es sygi in es Gstungg vo gwunderige Lüten yne grate, so wüeschti Manne, und die heigen ihm d’Latärne ganz vertromet.

D’Frou Daxelhofer het sech aber nid liecht öppis la vormache. «Wärisch dyner Wääge gange, wi-n-es sech ghört, so wär d’Lantärne no ganz. I will dr jitz de der Ganggel ustrybe, wart nume!» Und si het Wort ghalte. Der Bölschterli het sech ds morndrisch bi der Gletteren erkundiget, wi das abgloffe sygi, und gar grüslech gseit, wi ne das Lisebethli doch o duuri. Er wär’s eso gärn cho tröschte; aber die Wuchen uus het me’s niene zu Gsicht übercho, und d’Glettere het so puckte Bscheid gä, daß der Bettmacher zletscht afange brummlet het: «He z’Donner, i cha emel nüt derfür!»

I der Oschterwuche het me sech überhoupt still gha. I de regimäntsfähige Hüser isch me vor Spannung fascht vergyblet, was der Oschtermäntig mit syne Wahle wärdi bringe. Um öppis anders als Ratssäßle het me nid Zyt gha, sech z’kümmere. Um die hingägen isch me de uuf und nache gsi. Der Herr Major het emel du o no für guet gfunde, dem Herr vo Luternau und andere Ratsherre ga der Balg z’stryche.

Und ändlech isch er du cho, der Oschtermäntig, schön und warm, wi de so nen Aprilletag bi guetem Wätterluun sy cha. Es het eim nümme rächt glitte hinder de bschlossene Fänschter. Drum seit d’Frou Schultheißi zum Fründ Graviseth, wo by nere het sölle cho der Bricht us em Rathuus abwarte, sobald si der füft Chümichueche hei überort gha: «Jitz sitze si; mög mira vom Chilchhof übere gwundere, wär will, mer gangen uf d’Terrasse!» Z’erscht sy si hin und här, ufen und abe träppelet und z’ringsetum um das chlyne gazon. Da hei geng nume zwöi näbenenandere chönne gah, und es het sech vo sälber verstande, daß der Herr Major mit der Frou Schultheißi gangen isch und ds Theresli het dörfe hinder ne här oder voruus träppele. Aber wo-n-er du uf d’Balustrade sitzt und allerhand schöni Sache seit, wi me sech jitz de well yrichten und wi men es Huus welli uftue, wo zu mene Zäntrum für di schöni Wält sötti wärden und wi de mit der Zyt di ganzi Politik vo hie uus e neuen élan sötti übercho, da begryft ds Theresli nid, warum er das alles geng nume der Frou Schultheißi seit und ihns lat dernäbe stah, wi wenn es es Babeli wär. Söll de das öppe so gmeint sy, daß äs d’Hushaltig macht und d’Stiefmuetter im Salon regiert? — Aber es mugglet nid emal. Es het sogar ehnder es Lachen i den Ouge, so wi wenn es dänkti: «Machet dir nume Plän! I weiß, was i weiß, und freue mi scho uf di länge Gsichter.»

Der Major und d’Frou Daxelhofer hei sech i ds Gartehüsi yne gschwätzt und merke nid emal, daß d’Jumpfer Therese vo der Terrasse verschwunden isch. Im Salon isch es und tuet vo dert uus albeneinisch e Blick hinder den Umhäng düren uf ds Cabinetli. Schad, daß me nid vil meh gseht als der eint Fueß vom Major; aber mängisch cha me sogar a mene Fueßspitz oder am Absatz läse, was eine dänkt und gspürt.

Juscht het ds Therese wider uf dä Fueß güggelet oder, besser gseit, uf e Platz, wo-n-er gsi isch — me het jitz gar nüt meh gseh dervo — da ghört men im Vestibülen ussen es Grütsch und vil Wort. Me chlopfet a d’Türe, und ohni daß öpper numen «yne!» gseit hätti, geit si uuf. Ei Fueß ybunden i mene grüslechen Ändifinke — me sötti meine, er ghöri dem hölzige Chrischtoffel uf em Turm — chunnt wider hindertsi der Meischter Bölschterli ynen und zieht sy Betthimmel über d’Schwelle. Am anderen Ändi stoßt ds Lisebeth.

«Hübbeli hübbeli, Lisebethli! — Excusez, ihr Dame, mer bringe der Frou Schulthessi ihre neu montierte Betthimmel ume. Er het mer wüescht z’tüe gä, aber jitz het er’s de ume für nes Möntschenalter oder zwöi, ja, je vous assure. Myn Gott doch o, ’s isch ja eigetlech nid vil, so nes Möntschenalter. Wenn es höch chunnt, grad läng gnue, für der dégoût vor der Wält z’übercho. Und — ja, wenn i dänke, was i Verdruß und Müej und Arbeit gha ha, so chönnti mys Läbe meh weder nume chöschtlech gsi sy, weder äbe — hopla, so, mer wei abstelle, sünsch chönnti’s de bim Chehren es malheur gä, Schatzeli!»

Das isch cho wi us nere Brunneröhre. Jitz erscht chehrt er sech z’grächtem um, für sys Komplimänt z’mache. Aber ds Therese het sech no tiefer i d’Fänschternische drückt gha und der Umhang vor sech düre zoge, so daß der Meischter niemer gseht. He nu, descht besser! dänkt er und wüscht sech der Schweiß vo der Glatze. Eigetlech het er mit sym Betthimmel no nes bitters Leidwäse hinder sech nachezoge. Di ganzi vorigi Wuche het er all Abe mit Byschten und Bärze chlyni Glasschirbeni us sym arme gschwullene Fueß vüre gchnüblet, und derby isch ihm du klar worde, es wärt jitz doch villicht der Momänt, sech mit der Jumpfer Gygax z’arrangiere, wenn er überhaupt no öppis dervo welli ha. Am Samschtig isch er nere du ds Härz uf d’Simse vom Glettstubefänschter ga legen und het nere d’Porte zu sym Lische-Paradies ufta. Aber d’Jumpfer Gygax het g’antwortet: «Du bisch mer z’junge», und ihm ds Fänschter vor der Nase zueta. Ja, «z’junge», het si-n-ihm dörfe säge. Das het me dervo, wenn men us purer Ritterlichkeit mit syne füfefüfzig Jahre d’Rathuusstägen uuf springt wi ne Hirz. Und jitz, über e Sunntig, het er sech’s überleit und isch zum Schluß cho: «Henusode, wenn i doch no so jung usgseh, so will i doch dervo profitiere. Juged zur Juged!» Drum isch er jitz im Zug gsi, ob allem Betthimmel-Zügle dem Lisebeth syni Tugede z’offeriere. «Nei, wi-n-i säge», fahrt er im Salon vo der Schultheißi furt, «es verstüend’s ekei Möntsch, Lisebethli, Schatzivögeli, wenn du so nes Näschtli, wi-n-i dir eis chönnti boue, würdisch verachte!»

«Was söll i mit däm? — Für nes Näscht isch de bald gluegt, wenn eis der Ma het.»

«Ma! Bin i dir nid Ma’s gnue? Wo findsch du ne währschaftere?»

«Du bisch mer z’alte, Bölschterli!»

Jitz sitzt der Meischter uf ds Ruehbett vo der Frou Schultheißi ab. «Z’alte! — Wenn jitz de nid afen alls verhäxet isch! Eiere bin i z’jung, der andere z’alt. Wo söll üsereine de no...?»

«Jä lue, uf d’Liebi chunnt’s alleini a. Die fragt na nüt als nach em Ma.»

«E der Donnerli! Excusez, Jumpfer Daxelhofer, i han Ech gwüß nid gseh.» Der Meischter Bölschterli isch ufgschosse, wi vo mene Wäschpi gstoche, wo ds Theresli uf ds Lisebeths Spruch hi der Umhang het la fahre. Und jitz zügle si ohni vil wyteri Wort i d’Schlafstube vo der Frou Schultheißi übere.

Wo si glücklech mit ihrem Gstelli däne sy, geit d’Husglogge. Ds Lisebethli, froh, dem Bettmacher chönne der Rügge z’chehre, springt, ga Bscheid gä, und bald druuf chunnt der Ratsherr Luternau yne. Uf der Schwellen isch er no ganz d’Amtswürdi gsi; aber wi neecher er chunnt, descht meh glaaret d’Freud us ihm use. Es tuet ne fei eso wohlig wörggen im Hals, wo-n-er dem Theresli beidi Händ nimmt und seit: «I felizitiere, Therese, es isch mer grate! — Was gisch mer derfür?» Und derzue het er ihm di schön suber rasierti Backe dar.

Ja nu, amene gueten Unggle verseit me keis Müntschi. Aber derzue fragt ds Theresli mit dem unschuldigschte Gsicht vo der Wält: «Für was eigetlech?»

«E z’Donnschtig abenandere! Daß i dr dy fiancé i Große Rat yne glüpft ha.»

«Das wird öppe wohl nid sy!»

«Was isch mit dir? — Hesch eigetlech alli di Tag gschlafe, daß dir das eso gspässig vorchunnt?»

Ds Theresli het ganz es kurioses, schier boshafts Lachen i de Mulegge, währeddäm es ganz gäge sy Gwanheit geng a Boden oder uf d’Syten use luegt.

«E ja», seit es, und jitz luegt’s undereinisch der Unggle mit Ouge voll élan und entreprise-n-a, «i ha emel no nie ghört, daß men e Dokter i Große Rat gno hätti. Es grännet ja geng alles über se, und doch...»

«Was doch? — Was Dokter?»

«He ja! Mon finacé»

«Meitschi!»

«Der Dokter Chünig.»

«Mach mer nid Flouse! — Wo isch d’Mama?»

«Dert usse mit ihrem — Fründ.»

«Therese! — Was isch das für nes language! — Unerhört! Eifach unerhört!» Er wirft syr Nièce förchterlechi Blicken und stellt sech under d’Türe zur Terrasse. «Luise! — Luise!»

Ja, es gseht in der Tat e chly eigen uus, seit er sech, wo d’Frou Schultheißi und der Major grad mitenand us em Cabinetli vüre chöme. Aber jitz chunnt ihm wider z’Sinn, für was er eigetlech dahäre cho sygi. «Ah bonjour, bonjour! Je vous félicite, Graviseth! — Herr Kollega, myni beschte Wünsch!»

«So so, isch es grate?» Der Major lüüchtet uuf.

«Lueget jitz!» seit d’Frou Schultheißi zue-n-ihm. Si frißt ne schier mit den Ouge, drückt ihm d’Hand und fahrt furt: «Moi aussi, je vous félicite.»

Si chöme ds Stägli uuf, und jitz geit’s an es Danken und Fragen und Erzelle, wi’s gange sygi und wär sünsch no gwählt worde sygi, bis undereinisch der Herr vo Luternau sich us däm Gspräch losryßt und seit: «Ja, Luise, das wär alles schön und rächt — wenn is nid underdesse der Fisch dür ds Garn gange wär.»

«Comment? — Wi meinsch du das?»

Alli drü gangen i ds Salon, wo ds Theresli am Kamin steit und sys Naselümpli zu mene Chnopf dräjt.

«Qu’est-ce que ça veut dire?» fragt d’Schultheißi.

«Frag ihns sälber!»

«E nu», seit ds Theresli, «es treit nüt ab, Verstecklis z’mache. — I bi mit dem Dokter Chünig versproche!»

D’Schultheißi het sech an ere Stuehllähne. «Voyons», schmählt si, «ne dis pas des bêtises!»

«Säget ihm, wi Dir weit!» trotzet ds Theresli. «Es isch eso, und i buechstabiere nid hindertsi, daß Dr’s grad wüsset!»

D’Schultheißi luegt vo eim zum andere, geit uf ds Ruehbett ga sitze, und e Zytlang blybt es totestill, so daß me hinder der Doppeltüre der Meischter Bölschterli ghört hämmerlen und vor sech ane pradle. Es dunkt d’Frou Daxelhofer, si ghör ne zwüsche jedem Nagel inne säge: «So ne Ma, so ne Ma z’refüsiere!» Was isch das? Er wird doch nid um die Sach da wüsse!

Ds Theresli briegget. D’Schultheißi rupft am Tischtapis und gspürt dem Major syni Blicken uf sech. Mit jedem Atezug wird si närvöser. Aber undereinisch chunnt das ravissante Lachen i ihres Gsicht, wo si scho so mängem dermit der Chopf verdräjt het. Si setzt zum Reden a, het wider an sech, tuet no einisch e Blick uf e Major und seit zum Herr vo Luternau: «I ha nöue doch nid ds courage, dem Theresli nei z’säge.»

Mit däm flügt ds Theresli zur Schultheißi uf ds Ruehbett und verdrückt se fascht vor Zärtlechkeit. Der Herr vo Luternau hingäge fragt sech, ob är lätz im Chopf sygi oder d’Wält um ne-n-ume. Er lat sech uf ne Stuehl plötsche, setzt der Huet uf e Chopf, z’erscht verchehrt, du rächt, wirft ne-n-uf e Tisch, setzt ne wider uuf und schmeißt ne zletscht a Bode, daß er in en Egge zybet.

«Luise — Luise!» Der Erger erwörgget ne schier. «Wenn i das gwüßt hätti! — Es isch unerhört. E Schulthesse-Tochter, wo ne Dokter wott hürate... Nu, Narre het’s geng gä, bsunders under em Wybervolk; aber... aber e Schulthessi Daxelhofer, wo so öppis zuegit! Es verschlat mer eifach der Ate.»

Da seit d’Frou Schultheißi mit nere luschtige Fyrlechkeit: «I tue’s us Reschpäkt vor der Liebi.»

Der Ratsherr trouet synen Ohre nid. Er findet keini Wort, und i der Schlafstuben äne ghört me der Bölschterli Hämmerlen und sürme: «Uf d’Liebi chunnt’s alleini a, die fragt na nüt als nach em Ma.»

«He nu», brummtet der Ratsherr, «da han i ja de schynt’s nüt meh z’säge; aber» — das seit er crescendo gäge Major — «aber wenn i das gwüßt hätti!» Er steit uuf, list der Huet vom Boden uuf und wott gah.

I däm Ougeblick chlopfet’s. Ds Lisebeth tuet uuf und mäldet: «Der Herr Dokter.»

Der Dokter Chünig chunnt yne, z’erscht e chly schüüch.

Wär der Herr vo Luternau gleitiger gsi mit rede, so wär er grad mit nere ghörige Schweizi use manöveriert worde; aber währeddäm der Ratsherr na passendem Gschütz suecht, gumpet scho ds Theresli a d’Syte vo sym Schatz: «Si het’s erloubt. D’Mama het’s erloubt!»

Der Dokter isch überno und begryft nid, was da vor sech geit. Er het längeri Rede präpariert gha und stagglet jitz nume vüre: «I ha welle cho säge... d’Frou Schultheißi het welle wüsse, was si schuldig sygi.»

«Nüt meh», seit die. «Gar nüt meh, Herr Dokter. Dir überchömet meh, als Dir höische dörfet!»

Der Ratsherr chehrt sech no einisch gäge d’Schultheißi und macht mit dem Zeigfinger e Rundumel uf syr Stirne. «I begryffe nüt meh a der Wält und a dir grad am wenigschte, Luise!»

«Es wunderet mi eigetlech nid», seit d’Frou Daxelhofer, «i bi dir würklech no nen Erklärung schuldig.»

«Nämlech?»

«Wi hätt i öppis anders dörfe, als us Reschpäkt vor der Liebi nahgä, wo-n-i doch dä Reschpäkt für mi sälber in Aspruch nime? — Du hesch jedefalls dem Herr Major Graviseth nid vergäben i Rat verhulfe. Er macht mi wider zur Frou Ratsherri und, wär weiß, no einisch zur regierende Frou Schultheißi — zur Chünigin!»

«Us Reschpäkt vor der Liebi? — Ja... hähää... wenn das so isch...»

D’Schultheißi het der Major bi der Hand gno und seit: «Jitz felizitier is no einisch! — Und dene da de o grad!» Si zeigt uf ds andere Brutpaar.

«Jä... hähää... nu mira, so syg’s! Das isch aber e Häxechuchi hie!»

Jitz geit d’Tür zur Schlafstube wider uuf, und me ghört der Meischter Bölschterli sürme: «Jaja — jaja, uf d’Liebi chunnt’s alleini a; die fragt na nüt als nach em Ma. — E der Donnerli! Excusez, ihr Herrschafte. Nüt für unguet! So, Frou Schulthessi, jitz wär das Zältli wider ufgschlage. Und de guet! Jä, Meischter wi der Bölschterli git’s nid zwee z’Bärn. U mit jedem Nagel e fromme Wunsch yne gschlage, Frou Schulthessi, mit jedem Nagel. Schlafet emel de rächt sälig hinecht. Särviteur, Frou Schulthessi, Särviteur, ihr Herrschafte!»