Text:Otto Sutermeister/Für d’Chinderstube/Haus, Schule, Leben
Haus, Schule, Leben.
De Suppeschüüch.
De Suppeschüüch, de Suppeschüüch!
Er leit de Löffel uf d’Site
Und sitzt so buggelig ufem Stuehl,
Als sett er afäh rite.
Dem Suppeschüüch, dem Suppeschüüch
Ist gsundi Spys en Schräcke;
Er möchti lieber Zuckerzüg
Und sonnigi Sache schläcke.
’S ist au emal es Buebli gsy,
Das het kei Suppe welle;
’S hät gsundi rundi Bagge gha
Und Ärmli zum Verchnelle.
Da, wil’s kei Suppe ggässe hät
Und grad hät afäh gryne,
Wänn d’Suppe uf de Tisch cho ist,
So hät’s afange schwyne.
D’Ärm, die sind bald wie Spille gsi,
Als wettet si verbräche,
Und d’Finger nu wie Stödeli
Si hettid chönne stäche.
Und zletsten aber, ja was meinst?
Da isch es ganz verschwunde,
’S ist nüdemal meh en Schatte gsi,
Me hät’s nu nümme gfunde.
Drum nimm di zämme, Jokebli,
Und hau druf los wie bsässe;
De häst jez ghört, wie’s Dene gaht,
Wo nüd wänd Suppen ässe.
H. Rüegg (Zürich).
Was macht d’Backe rot?
Melodie: Hopp hopp hopp, Pferdchen lauf Galopp.
Was macht d’Backe rot?
Nid fullenze, nid geng schlafe,
Flyßig lehre, flyßig schaffe –
Das macht d’Backe rot.
Was macht d’Backe rot?
Schläcke nid u schnäderfrässe,
Aber Chrut und Alles ässe –
Das macht d’Backe rot.
Was macht d’Backe rot?
Nid suurrible zum Zerspringe,
Fröhlich gumpe, fröhlich singe –
Das macht d’Backe rot.
Was macht d’Backe rot?
Nid e Nydchrot, wo tuet gränne –
Gärn o Andre d’Freude gönne,
Das macht d’Backe rot.
Was macht d’Backe rot?
Tag u Nacht nüt förchte müeße,
Liebi und es ruhigs Gwüsse –
Das macht d’Backe rot.
Fr. Haller (Bern).
Witt o flüge?
»Wenn i nume flüge chönnt,
O das freuti mi verwändt!
Deh wett i wie d’Rinderstaare
Über Stedt u Bärge fahre;
Deh gsäch i di ganzi Wält,
’S chost kei Chrützer Gäld.«
So seit Fritz, und undrem Baum
Schlaft er y u het e Traum.
Los! Was ruuscht da bi der Bueche?
’S chunnt e schöni Frau da zueche,
Mit dem wyße Syderock
U dem guldne Stock.
»Chnäbeli, was möchtisch Du?
»Säg mer’s, und i will Der’s tue.«
»Wenn i nume chönnti flüge,
Höch i d’Luft, i Himel styge!«
»Isch’s der Ärnst?« »O ja! O ja!«
»So muesch Fäcke ha!«
U si schwingt der guldig Stab
Drümal über üsem Chnab ...
Lue, da wachse undrem Äcke
Fluum u Fäderli u Fäcke;
»O juhee!« so rüeft der Fritz,
»Flüge chan i jiz!«
Är probiert, är flügt, är flügt!
Höch i d’Lüft är ufe stygt!
Großi Stedt u höchi Bärge
Ligen under ihm wie Zwärge.
»D’Ruete trifft mi jiz nid meh:
»O juhee! Juhee!«
Und är flügt u flügt dur d’Wält,
Wien e Lerche ufem Fäld;
Und är flügt na’m Himel ufe, –
Dä isch höch! Wie muß är schnufe!
U der Himel isch no wyt,
Z’löue findt me nüt.
D’Fäcke lampe nadinah;
Länger man er’s nid ebha,
Fallt u fallt vom Himel abe
In e tiefe Wassergrabe;
Schreit u flotschet hin u här
Ach, wie schwär, wie schwär!
Lue, da chunnt dahär e Ma,
Wott dä gspäßig Vogel fah.
Eh, wie chunnt dä Fritz i Schräcke,
Schlaht u schlaht geng mit de Fäcke;
Ändlich man er obsig cho,
Flügt mit Angst dervo.
Ufem Baum, da sitzt mi Chnab,
List da Ankebirli ab.
Los, da ghört är öpper chyche,
Und es chunnt dä Ma cho z’schlyche,
Nimmt sys Gwehr u zielt, u jiz
Schießt er ufe Fritz.
U der Vogel fallt vom Baum – –
Doch, Gottlob, es isch e Traum!
Won er ufwacht vo sim Schräcke,
Wott er nüt meh vo de Fäcke. –
»Wenn i folge, chan i no
»Glych i Himel cho!«
Fr. Haller (Bern).
Wie mueß mis Büebli rede?
Frisch mueß mis Büebli rede
Und chräftig wien en Ma;
Dänn cha mer Freud am Büebli
Und a sim Rede ha.
Wahr mueß mis Büebli rede,
En Lug ist nie erlaubt.
Wer unwahr ist im Rede,
Dem wird keis Wort meh gglaubt.
Verständig muß mer rede,
Sobald mer rede cha;
En Plapperer und Schwätzer
Gitt nie en rächte Ma.
J. J. Bänninger (Zürich).
So goht’s halt!
De Fridel hät nid d’Woret gseit;
Jetz ist er i der Schuel verschreit.
Zwor lügt er, glaub i, nimmemeh;
Doch wird’s es halt no mängisch geh,
Daß sini Kamerate froge:
»Jä Bürschli, säg, isch’ nid erloge?«
Margaretha Kieser (Aargau).
Das groß Fueder.
Ich weiß e chlyses Schulerchind,
E zappeligs, wie vili sind,
Das hät en große Griffel;
Es hät scho mänge, mänge gha,
Doch allmal hät’s en falle la –
’S ist halt en rächte Zipfel.
Drum mueß das tusigs Chind iez na
E tüechtigs blächigs Fäderrohr ha,
Dänn cha’s de Griffel bhalte.
Das Fäderrohr ist schön und neu
Und Bildli hät’s druff allerlei,
’S wer schad, wänn’s müeßt verheie;
Wänn’s Büüle gäb und Löcher dry,
Das müeßti rächt verdrießli sy –
Wie tet das Chind nüd schreie;
Drum mueß das tusigs Chind iez na
E schöni großi Täsche ha,
Dänn isch das Fäderrohr bschirmet.
Die Täsche, die ist groß und schwer;
Jetz chunnt en höche Schnee dether,
Da müend die Chinde watte;
Doch mit der Täsche, ’s cha nüd sy,
Si ist so groß und ’s Chind so chly,
Es chem nüd mit vo Statte;
Jetz mueß me halt en Schlitte neh,
Dänn wird’s e richtigs Fueder geh –
De Chueri mueß es stoße.
Jetz chunnt’s; es Fueder groß und schwer
Chunnt mit eme Lärm zur Schuel dether,
Die Chinde händ en Jubel!
Was mag das Chind, was mag de Ma
I dere große Täsche ha?
Me packt si uus im Strubel –
Nüt als es Fäderrohr, Herrjee!
Und was im Fäderrohr inne, seh? ...
Nüt als zwee Griffelstümpe!
H. Rüegg (Zürich).
De Joggeli.
’S ist trurig, wie ’s dem Joggli gaht,
Wil er, wie ’s schint, nüd dütsch verstaht.
Es Wörtli, das mer zuen em seit,
Ist grad, als hett’s de Wind vertreit.
De Joggeli bruucht si Ohre nie,
Es ist zum Lachen öpedie.
Hüt schickt e d’Mueter zur Frau Bas –
De Joggli gaht und holt es Glas.
De Vatter hett gern Rauchtubak –
Da holt de Joggeli en Sack.
De Vatter ist gly bsunne gsy
Und steckt zur Straf de Joggli dry.
De Nachber tritt zum Joggli zue
Und seit: De chönntst mer Öppis tue.
Gang hol mer d’Zitig uf der Post –
De Joggli bringt e halbi Most.
De Lehrer möcht spaziere gah
Und hät sin Stock diheime glah.
Seh, Joggeli, gang hol min Stock –
De Joggli gaht und bringt en Rock.
Si Mueter ist am Choche gsy,
Da fehlt ere es Ei deby.
Si seit zum Bueb: Gang hol es Ei –
De Joggli gaht und bringt en Stei.
So macht’s de Joggeli all Tag,
Wil er uf d’Lüt nüd lose mag.
De Joggli gitt kein rächte Ma,
Wänn er nüd besser lose cha!
J. J. Bänninger (Zürich).
I bi doch e gstrafte Mänsch.
I bi doch e gstrafte Mänsch,
Das chlag ech jez, ihr Lyt:
I lehre eister Tag und Nacht,
schier Tag und Nacht,
Und wirde doch nie gschyd.
Zwar het wer einist Epper gseit,
Es fähli halt am Holz –
Doch nei! i stamme vom ne Hus
ja vom ne Hus!
’S hätt Mänge nu druf Stolz.
My Vatter isch e gschickte Ma,
Das weiß hie Groß und Chly.
Obwohl er selbst nit schrybe cha,
chum schrybe cha,
Isch är doch Gmeindrat gsy.
Und d Mueter kännt e iedi Tracht,
Die Heil’ge all im Jahr:
Si weiß, was hie im Derfli gaht,
im Derfli gaht,
Vil besser, as der Pfarr.
Und doch fählt’s mir – cha’s megli sy?
Am meiste äbe da Auf die Stirne zeigend.;
Es gaht mer wie m’ne Ratsherr schier,
am Ratsherr schier:
Cha wenig recht verstah.
Ha scho zwei Dotzed Biechli bruucht
Und Täfli nu vil meh,
Papyr verschribe – Zeine voll,
gwiß Zeine voll,
Und Dinte schier e See.
Und doch bin ich, trotz alledem,
O Jeggers Gott! am Schwanz.
Der Lehrer seit nu iez zue mier,
nu iez zue mier:
»Du blybst e dumme Hans!«
So Eppis tuet mer firchtig weh,
Es bricht mer nu schier ds Härz;
En hageldumme Steffel z’sy,
e Leffel z’sy,
Das isch my greeste Schmärz.
Doch wartet nur, bim Sapperlott!
Der Gspaß wird Ych vergah:
Scho Mänge, der e Esel gsy,
e Esel gsy,
Isch iez e briemte Ma.
Drum gib i’s ai nu nit verspilt;
Ja chosti ’s, was es well,
Will wärde nu e gschyde Ma,
e gschyde Ma –
Här d’Biechli, uf der Stell!
I fah nu einist vorne a,
Alt lehre isch kei Schand,
Der Chopf waxt ja mi’m Alter ai,
mi’m Alter ai,
Mi’m Chopf gwiß der Verstand.
So bring i ’s doch zu eppis Rächts.
(E Schnägg chunnt ai a ds Änd!)
I chennt nu zletst e Ratsherr gäh,
e Ratsherr gäh,
Ja gar e Presidänt.
Joseph Wipfli (Uri).
D’Äärgäuer Chinder bim Großpapa z’Bern.
Jetzt simm mer do,
Sind wyt her cho;
Was föhm mer a
Bim Großpapa?
Bös hämm mer jetzt tue do obe;
Me wird is meh schälten as lobe;
Mer dörfe nüt chönne, nur cheue;
Mer dörfe nie rueje, nur leue;
Jetzt seit me do nid näi, nid jo,
’S gilt nüt as ja! bim Großpapa.
Doch isch’s glaub nid halb e so gföhrli,
Me luegt nid uf’s Wörtli und Höörli;
Jo het nid – mer hend’s nid erdichtet –
Lieb Mamma eus mängimol brichtet:
Wohl heig me z’Bern au’s Singe gern,
’S müeß’s gar gern ha der Großpapa.
So wämm mer denn singe und chlinge,
Was Kehle und Brust mag verbringe,
Bald luut und bald lys und au zierlich,
Bald eifach, bald wider verirrlich,
Daß au e Ma, wo öppis cha,
Cha Freud dra ha, wie Großpapa.
Drum gjuchzet und ggumpet und gsunge!
Mer wend jetz nid schone de Lunge,
Wend plaudren und spilen und lache,
Wend Chränzli, gar niedlichi, mache;
’S schönst de dervo, mer säge’s scho,
Mueß Niemer ha as Großpapa.
So wämm mer is d’Zyt hie vertrybe,
Wänd zeige, daß gern mer hie blybe!
Wer cha und wer mag, der heig’s mit is.
Vor Schlimmem und Bösem Gott bhüet is!
Was ohni Chlag wohl agoh mag,
Das föhm mer a bim Großpapa.
H. Cornelius Sutermeister (Aargau).
Der Märit-Chram.
»Hüt isch Märit, Chinderli,
»Sät, da heit der Chrüzerli!«
O Juhe! Es jedes lauft
U was hei si jitze gchauft?
Franz ißt e Läbchüechlibitz;
’S hölzigs Pfyfli het der Fritz,
Ds Rosa ds Glidermämmeli. –
Was hesch du deh, Änneli?
’S git sys Gäld dem arme Ma ...
Chumm, du muesch es Müntschi ha!
Fr. Haller (Bern).
Bademer Chra.
Mis Mueterli chunnt vo Bade
Und bringt mir Öppis hei.
De Chorb ist purzet blade;
Was ächt drin inne sei?
Hä, Weggli hät ’s und Pfändli
Und Gschirr und Allerlei.
Juhe! es Gaugelmänndli,
I gsehn em scho es Bei.
Er hät vill z’ dünni Wade,
Doch lustig ist er glych:
Me zieht en amme Fade,
Dänn tuet er grad wien ich!
H. Rüegg (Zürich).
E Tasse Kaffi.
Frau. Chaufed er nüd e chli Öppis ab?
I gib es billi; nu au e paar Stab!
Mutter. Nei, liebi Frau, mer bruuchet nüt.
Frau. I gseh, er händ da so chlyni Lüt.
I hett Halbwulligs für Groß und Chly;
Au druckti Nastüechli sind derby.
Mutter. Nei, Frau, mer sind mit Allem verseh.
Frau. Hütt leit ’s doch au en schülige Schnee,
Und wemm mer dur alli Gasse lauft,
So ist doch Niemert, der Öppis chauft.
Mutter. So sitzet e chli, mi gueti Frau!
Er sind gwüß müed und früret wol au?
Frau. I bi so frei und stellen ab.
Ach ja, so vill Räi uuf und ab,
Und ufe und abe die ville Stäge
Wänd ein die alte Bei nümme träge.
Für Jungi gaht ’s alliwil ehner a.
Kind. Frau, händ Er scho Öppis z’ Morge gha?
Frau. Es mag ’s, weiß Gott, nüt alltag gä,
Es tued Eim grad de Verdienst weg näh.
So imme Wirtshus tuet ’s nüd gspasse.
Kind. So nähmed Er Kaffi, öppen e Tasse?
Frau. Ja, jeger, wämm mer früre tuet,
Tät Eim en warme Kaffi scho guet.
Kind. (schaut die Mutter an).
Mutter. Nu ja, so holl ’s deren alte Frau. (Kind ab.)
Hütt isch es schüli chalt und rauh,
’S Husiere ist jez en ungfreuti Sach,
Me blybti lieber unter’m Dach.
Frau. Ja fryli, bsunders wämm mer altet,
So blybti mer lieber deheim, wänn’s chaltet,
Und ließ si mängsmal gern au e chli
Im warme Strauhbett rächt wohl la sy.
Doch Euserein mueß all Morgen use,
Und tät ’s Eim abem Wätter gruse,
Und müeßt mer si hebe an alle Liene.
Me mueß ebe luege sis Brötli z’ verdiene.
Kind. (kommt mit dem Kaffebrett)
Es ist na warm, so grad na rächt.
Jetz nämed und trinket, ’s ist lang sit nächt.
Frau. Nei bitti! I will jez so uverschant sy.
Kind. Milch hät ’s na vill, tüend nu brav dry.
Frau. De wirst ja müed. Was stellst nüd ab?
Kind. Ä bhüet is, wer wett grad müed si drab?
E some Brätt voll Kaffi wäge, –
Das mag i allwäg scho na träge.
I wott jez Euere Ufwart si.
Frau. Das ist en Kaffi! o mineli!
Kind. Er müend en jez halt näh, wien er ist.
Mutter. Da gseht me, daß d’ en Göffel bist:
Was lahst si au ’s leer Kaffi trinke,
Als müeßt si ase im Leere versinke?
(Das kleinere Geschwisterchen kommt mit Brod).
Lueg da die Chly. die hät Verstand,
Gang, gib ’s der Frau na schön i d’ Hand.
Frau. Nei, tüend ech au wäge mine nüd plage,
I darf ja sunst nümme verby cho, cho frage.
Kind. Ja fryli dörfed Er. Chömmet nu gly;
I glauben allwäg versicheret z’ sy,
Es chaufi d’ Mueter denn doch e paar Stab
’S nächst Mal für mich zumm e Röckli ab.
I meinen ämmel, es wär bald Zyt.
Mutter. Ja chaufe chönnt me scho so wyt,
De sorgist eister, daß me cha chaufe,
Mit Ruuste und mit Ummelaufe.
De muest an Allem ummefäge –
Kind. Ach nei, de muest jez nüt so säge.
Frau. Ach, wänn ’s nu gsund sind, ’s ist ja guet.
E so es gsunds und fröhlichs Bluet,
Ach Gott, mer tät ’s ja gern erchaufe,
Wänn’s nümme möget ummelaufe
Und still deheime sitze müend.
Mutter. Ja wänn s’ nu gsund sind und folge tüend.
Kind. I gahne ämmel au gern i d’ Schuel.
Mutter. Bist aber es bitzeli chli e Pfuel
Im Chuchigschäft. Da lahst der Zyt,
Wottst Alles ligge lah, wo ’s lyt,
Und tuest mer ’s Gschirr nüd wider uf ’s Gstell,
Dänn weiß mer nüd, wo me ’s sueche sell.
Frau. Jä, d’ Chind zum Choche z’ ha git Müeh,
’S ist halt na chly, ’s ist fast na z’früeh.
Kind. Nei, z’früeh isch’ allwäg nüd, ne nei!
I mache Kaffi scho ganz ällei.
Dä, wonn ’r trinked, ist au vo mir.
Frau. So, das ist brav. Respäk vo dir! (aufstehend).
Jez dank i z’tusig Mal, ihr Lüt!
Vergält i’s Gott und zürnet nüt.
Das hät mi jez rächt erwärmt und erquickt.
Mutter. ’S ist gern gscheh; ’s hät si jez grad so gschickt.
Vill Glück und tüend alsgmach dezue.
Kind. I will I jez na cho d’ Tür uftue.
(An der Haustüre)
Jez adie, Frau, und chömmet meh!
Händ au rächt Sorg dur dä tusigs Schnee!
H. Rüegg (Zürich).
Der große Stiefel.
Knabe. Guete Tag!
I chume da dem Stifel wäge.
Schuhmacher. So, hät de Stifel dich möge träge?
Und hät er bi dem große Chat
Au ordeli gwüßt, wo ’s durre gaht?
Dänk aber wohl, du häst em’s gseit.
Knabe. He nei! ich hann de Stifel treit.
Schuhmacher. So ase! Ist er der nüd z’ schwer?
Du bist zwar fast so groß wie er,
Wänn d’ uf die vordere Zehe stahst.
Mach ämmel, daß d’ nüd pletsche lahst
Und stell en hübscheli uf de Bank.
Was soll i mit em? Ist er chrank?
Knabe. De Vatter seit, er gsächet ’s gly,
’S werd müeßen e neui Sole sy.
Schuhmacher. So, hät er gseit? Es wott mer schyne,
De mächtig Stifel sei aber dyne.
Knabe. He nei! er wer mer ja ebig z’ groß.
Schuhmacher. Du guete Burscht! du meintsch es blos.
Me müeßt ’s nu mache denah, weischt wie?
Du müeßtist ase ganz drinn ie.
So chönntist gumpe nüt schöners, mei!
Bist nüd scho gumpet uf nu Eim Bei?
Knabe. Wol fryli! Jez chunnt mer de Si wider dra:
Me hät mi emal in en Sack ie ta.
Heija, am letste Jugedfäst!
Da bin i ghoppet: was gist, was häst!
Grad wie mit zämmebundne Füeße.
’S hät Alles ab mer lache müeße.
Schuhmacher. So, wänn ’s scho chast, nu ebe drum!
I will di drinine stelle, chumm.
Knabe. Nei, nei! Er wemm mi vexiere da;
Er gspaßet mi nu es bitzeli a.
Schuhmacher. So, meinst? Nu also! Sei’s wie’s sei!
I machen e neui Sole.
Dänn ist de Stifel wider im Blei,
De chast en morn wider hole.
H. Rüegg (Zürich).
’S Eiermeitli.
Kann z. B. als Jugendfest-Scherz aufgeführt werden, wofür es der Verfasser auch bestimmte.
(Das Mädchen, einen offenen Korb mit Eiern tragend, singt):
Eier, Eier, schön und groß,
Chaufed frischi Eier!
’S Totzed chostet es Fränkli bloß,
’S Eili nur vier Zweier.
(Geht umher, Eier anbietend.)
Wänd er kei Eier? Lueged, wie schön und luuter, ganz frisch, grad vo der Chue eweg! Und so groß!
Amelette, Eiertätsch
Schmöcked gwüß eu alle,
Und gar Stierenauge – (nies’t) ätsch!
Las na d’Zeine falle!
Seh, seh, ihr Lüüt, bruuched er kei Eier? Zwölfi für en Franke? Ist das nüd billig? Wänn er wüßtid, was für schöni Hüener mir händ, er chuffid gwüß! Luuter Italiener, Spanier, Chinese, i meine gar na Mongole, prächtigi Tier, es ist e helli Freud! Und dänn en Staatsgüggel, schöner nützti nüüt, en große Kärli mit Fäderen a de Beine! Er lauft ganz majestetisch, er weißt gwüß, das er de Herr ist; er gaht so stolz wien en ticke Ratsherr oder en Fabrikant, und wänn er’s eint Bei ufglupft hät, so bsinnt er si fast e halb Stund, bis er’s wider abstellt; ich chönnt ämel nüd so lang uf eim Bei stah. Z’Basel une im Tiergarte han i au e so eine gseh. Ja, de leit – oder halt nei! syni Hüener legged prächtigi Eier. Seh, seh, chaufed!
Eier, Eier, hübsch und groß,
Chaufed frischi Eier!
’S Totzed chost es Fränkli bloß,
’S Eili nur vier Zweier.
Chaufed, ihr liebe Lüüt! Si sind frisch und gsund und ungfälscht, Gsundheitskommission törf s’ undersueche, mynetwäge versueche, nu nüd wie de säb Bediente sym Herre d’Zündhölzli probiert hät. De Herr hät resenirt, es gäb ja kein einzigs Füür. »Wol gwüß, gnädige Herr,« seit do de Lappi, »’s händ alli Füür ggeh, i han alli probiert.« Uf die Art lies i s’ doch nüd gern probiere. – –
Es chauft mer Niemert ab. I gsehne scho, ufem Land wird i myni Eier nüd los, i meine, d’Lüüt leggid sälber, villicht au öppen emal e tumms. Ja nu, i will i d’Stadt.
Es ist allwäg gschyder, dert lös’ i meh. I ha vier Totzet, die müend mer feuf Franke gälte. Feuf Franke! Potz Tusig, das ist e schöns Gält, mit dem cha me Öppis afange. – Was chost ächt au da e so e ... wie seit me dem Ding? ’s ist en farbige Sidebändel um de Hals mit eme schöne Lätsch vorne abe underem obere Lätsch, i meine, me seit em Ggawallery – doch nei – das sind ja Husare und Draguner – Gawalliere oder Lawalliere, was für tumm Näme, me chönnt ja au säge Sidelätsch. De chost allwäg nüd feuf Franke, es blybed mer na e paar übrig. Die nächst Wuche gahn i wider, ein Feufliwer um de ander chunnt, i gsehn es scho z’rugele cho. Dänn chauf i es Paar guet goldeni Ohreglanggere, e chly schweri, si werded mer d’Öhrli nüd gar z’lang abezieh. Potz Wält, dänn bin i es Maitli, oder e Jumpfer, nei! pfi Tuusig, das ist gmein! Es Fräulein bin i dänn. Vorwärts, ir Hüener, legged tapfer druf los, i mache d’Eier zu Talere. E gfarbet sideni Jagge mues i ha, dänn folget, wil’s halt doch zum ene Fräulein ghört, en schwarz-sidene Rock. Bhüetis! Dänn gsehn i dry wie’s Pfarers Tochter, wän i scho nüd Clavier spille cha wie sy. Nei, wie herrli! Das wird schön! Dänn bin i es Fräulein, und dänn – ja! vo dem seit men iez na nüt! – –
Was stahst und stuunist? – Tumme Kärli, marsch, vorwärts! D’Stadt chunnt nüd zu dir.
(Sie nimmt den Korb auf den Kopf und spricht im langsamen Gehen):
Also hütt en Feufliwer, dänn e Gawalliere, dänn es Paar guet goldeni schweri Ohrering, dänn e sideni Jagge, gwüß! d’Freud mag mi fast! Dänn au en schöne Fäderehuet und en ganze sidene Rock! Nei, wie schön, wie schön! Juhee!
(Springt auf, der Eierkorb fällt. Sie steht erstaunt still und schlägt sich an die Stirn.)
Du Lappi du! Da lyt de Totsch!
H. Weber (Zürich).
Dr Mösli-Hänseli.
Vo allnezäme Becke
Im Dorf dr allerbest
Un uf dr ganze Ärde,
Das isch – i säg es fest –
Dr Mösli-Hänseli!
Dä bachet Brot und Brötli
Wi’s süsch ekeine cha,
O! guet! u bsunders macht ’r
Geng großi Mürggle dra,
My Mösli-Hänseli.
Drum, mueß i Brot ga reiche,
So macht mr d’Wahl nid Qual;
Un isch ’r o dr wytist,
I springen allimal
Zum Mösli-Hänseli.
Är cha drum o no juuze,
U Gschichtli weiß ’r vil,
U mueß ’r Chueche mache,
So han i gwunnes Spil:
Gäll, Mösli-Hänseli?
Un isch’s vorusse Winter
U chalt, daß Gott erbarm!
D’ Bachstube hilft drgäge –
O! isch es herrlech warm
Bim Mösli-Hänseli!
Drum, we s’ mi albe frage,
Was i de wärde well,
So tue mi nid lang bsinne,
I rüefen uf dr Stell:
E Mösli-Hänseli!
Gottfried Straßer (Bern).
De Chämifäger.
Nei lueg men au de schwarze Ma
Mit siner närsche Rustig a!
He, Chämifäger wart e chly,
Wo gumpist au so weidli hi? –
Und wien er au so fründtli lacht
Und gar en artigs Gsichtli macht;
Und Locke hät er tusigs nett,
Er tuet, als ob er tanze wett;
Nei lueg men au de Blätz am Chnü –
Gäll d’Hose sind verrisse gsy,
Will d’s Chämi uuf und abe schlüfst
Und dobe lustig singst und pfyfst?
Häst eigeli es Chindli gherzt
Und sini rote Bäggli gschwerzt;
Drum lachst jetz au so schadefroh
Und laufst mit Sack und Pack dervo.
Gäll, Chämifäger, schwarze Ma,
Du hest en guete Tagloh gha,
Drum machst jetz au so gschwindi Bei
Und treist es Freuderüüschli hei.
Laufst öppe gar de Chinde nah,
Händ s’ gmeint, du seisch de Bölima?
Die Grete, die, o je, o je
Händ na kän Chämifäger gseh!
Ihr dumme Chind, händ gueti Rueh!
Was wett er au de Chinde tue! –
Gäll, Chämifäger, ’s isch scho guet,
Wänn dir nu Niemer Öppis tuet?
(Zürich.)
’S Büebli und der Mond.
(Idyll.)
De Mond schynt hell i d’Maienacht. Es Büebli ist na wach
Und rüeft: »Chumm, Mueter, gschau de Mond det über ’s Nachbers Dach!«
Und d’ Mueter chunnt und nimmt de Schatz uf d’ Schooß und chüßt em druuf
Sis herzig Gsicht und lueget au zum Mond am Himel uuf.
De gaht so lys, so müüslistill sin Weg dur ’s Sternfäld hy,
Und Wülchli, wullig wyß wie Schaaf, ziend sachti dra verby.
Und still wird ’s au i Berg und Tal, es rüst si Alls zur Rue.
Der Abigwind ellei no weht dur ’s Bluest hi ab und zue.
Da fragt das Büebli eismals dänn: »Säg, Müeterli, wer znacht
De Mond an Himmel stellt, und säg mer au, wer hät en gmacht?«
Und d’ Mueter seit: »Min liebe Schatz, de Herrgott schickt en uus.
Er hät en gmachet, daß er znacht erlüüchti Hof und Huus!«
»Säg, Müeterli,« fahrt ’s Büebli furt, »was hät de Mond na z’tue,
Wänn Alli schlafe ggange sind und d’ Äugli schlüüßed zue?
Er bruucht ja nümme z’schyne dänn, wänn Alli schlafe tüend,
Und ’s ist ja wider heiter, wenn ’s am Morgen ufstah müend.«
»Wänn Alli schlafe ggange sind, dänn styged d’ Ängel lys
Uf d’ Erde und si schryted still dur Wald und Fäld und Wis
Und wäbed dänn ganz hübscheli es Gwand us luuter Duft
Und sticked Diamante dry und Chralle chlar wie Luft,
Und leged dänn das prächtig Gwand de Pflanzen allen a,
Und jedes Blüemli, jede Halm mues sini Chralle ha.
Drum daß si ordli wäbed, luegt de Mond vom Himmel zue
Und seit, wänn s’ fertig sind: Nu gönd ihr Ängel au zur Rue.
Und staht am Morge d’ Sunnen uf und gugget über d’ Au,
So blitzt’s und glitzert’s überal vom chlare Morgetau.«
»I möcht emal so Ängel gseh,« seit ’s Büebli. »Schatzechind,
Me cha s’ halt nid wie d’ Mänsche gseh, wil’s nid wie Mensche sind.
Und doch sind s’ da. Vil chömed au zu guete Chinde znacht
Und halted, schlafed d’ Chinde, still an irem Bettli Wacht.
Und wird eis chrank, so hälfed s’ gern den Eltere i der Not,
Und mues eis sterbe, träged s’ es dänn hei zum liebe Gott.
Und daß si besser wache chönd und nüd versuumed, staht
De Mond am Himel znacht und luegt, daß Alles richtig gaht.«
»Säg, Müeterli, wird dänn de Mond nüd schüüli müed dernah?«
»Wowol, min Liebe, au de Mond will öppe Schlafzyt ha.
Dänn zieht er d’ Chappe über ’s Gsicht und seit: Ihr Lüüt, guet Nacht!
Und seit zun Sterne: Liebi Fründ, händ ihr iez für mich Wacht.
Und wenn er ’s gern, wien öppe mir, so rächt bumadig hett,
So macht er si us Wulchefluum e rächt behaglis Bett.«
»Da hät er rächt,« seit ’s Büebli gschwind, »de Mond ist gschyd und guet,
Jez aber säg mer na, worum er öppe schile tuet?
Und gspäßig dunkt’s mi, daß er chan an allen Orten sy:
Me mag nu laufe, wo me will, so ist de Mond deby.
Weist, wo mer furt vom Ätti sind, so hämm mer’n det ja gseh,
Und iezed simm mer ja diheim, und schynt er nu na meh.«
Da lachet d’ Mueter: »Liebe Schatz, i mein, du bist nit gschyd.
Was du nüd alls im Niggel häst! De Mond, de schilet nid.
Doch luegt er d’ Lüüt au öppedie es bitzeli bös a,
Und bsunders au di chlyne Chind, händ s’ öppis Urächts ta.
Los nu, min Schatz: Es ist emal es Läckersbüebli gsy,
Das hät gern Obs im Bungert gfickt, hät ’s Niemert gseh deby,
Und au emal na zabig spat schlycht ’s furt, go Birre neh,
Und wott mit volle Secke hei, und meint, ’s heb ’s Niemert gseh.
Doch Öpper hät ’s wol gseh – de Mond, wo just ufggange ist;
De dänkt: Wart nu, du chlyne Schölm, hüt nützt der nüt di List.
Das Büebli rännt, so vil’s nu mag, es wird em angst und weh,
Und ränkt ’s um d’ Eggen au, ’s hilft nüt, es mues de Mond doch gseh.
Und luegt ’s en a, so chunnt ’s em vor, er gsäch ganz füürig uus
Und wink em zue. Dem Büebli wird ’s ganz süttigheiß vor Gruus,
Und alli Birre wirft ’s eweg vor Angst und rännt devo,
Als rüefti luut de Mond em nah: Schölm, Schölm, ich känn di scho!
Und wo ’s so spat erst hei cho ist, voll Angst na und erhitzt,
Da hät ’s sin Vatter na zum Loh es bitzli duregfizt.
Jetzt weist, min Schatz, worum de Mond chan überal hy gah;
’S ist drum, daß Kein, wo bosge tuet, der Straf etrünne cha. –
Säg, häst du öppen au scho gfeckt?« fragt d’ Mueter zletste do;
Und ’s Büebli schwiget, luegt in Mond, und d’ Tränli wend em cho.
Dänn seit ’s: »I ha na nüt so ta, und will nie derigs tue.«
»Se, las mi luege,« d’ Mueter seit, »was meint de Mond dezue?
Wowol, ’s ist guet. Er gugget ja mis Büebli früntli a,
Und drum, wil d’ au so brav gsy bist, muest morn en Batze ha.
Jezt aber isch es Zyt i’s Bett, bätt na und dänn: Guet Nacht!
Ihr Ängel und du liebe Mond, händ bi mim Schatz guet Wacht.«
Und ’s gaht nid lang, so schläflet scho das Büebli glückli y,
Und dur sis Chöpfli schwäbed Träum so zart wie Vollmondschy.
Otto Haggenmacher (Zürich).
Bi der Ysebahn.
»Was stygt dert fir e Wilggli usem Wald?
’S isch Rauch – ’s goht wyter – lueg! ’s nimmt iberhand
Und digg und digger kunnt’s; jetz isch es bald
Am Hibel äne. Vatter ’s isch e Brand!« –
Nai, Kind, de kannsch derwege ruehig sy:
’S isch d’ Ysebahn: si fahrt jetz grad verby
Und goht durch’s Land uff. In der glyche Zyt,
In der mer gredt händ, schnurrt si Stunde wyt,
Und ladet hundert Menschen uus und y,
Die besti Uhr kennt nit exaggter sy.
In der Minute tued si halte do,
In dere wider mueß si wyter goh
Und wie der Sturmwind bruust si glych dervo,
Kai Wage und kai Ryter kunnt ihr noh!
De hesch dir ’s kuum zum Sitze kummlig gmacht –
E Huus, e Baum nimmsch eppe no in Acht –
Do haltet’s scho, do stygste uus und sihsch,
Daß du drei Stund wyt vo dehaime bisch.
’S pressiert jetz Alles, Niemeds nimmt der Wyl,
Der Weg isch nyt meh, gschwind nur will me ’s Zyl,
Stygt y und uus, und tuet, als hätten ebe
D’ Lyt numme no die halbi Zyt zum Lebe! –
Der glychlig Weg, wo d’ Ysebahn wie nyt
Jetz im e halbi Stindli mache mag,
Bin i an mengem scheene Summertag
Sunst mit mym Vatter gange, in der Zyt,
Wo Niemeds no an Ysebahne het
Im Traum nur dänggt, will gschwyge dovo gredt.
’S isch wohr, mer händ e mängi Stund derzue
Als brucht und gmesse het me nit so knapp
Und eppen uff e Viertelstindli Rueh
Isch’s au nid ako, uff jetz oder ab;
Het’s aim derfir doch gschmeggt im kiehle Schatte,
Im Aichwald bald und bald uff griener Matte,
Am Hibel dert, vo wo me wyt in’s Land
Durabe siht: As wie ne blaui Wand
Stehnd z’ hinterst d’ Lotheringerberg und satt
Dervor lyt mit de Minstertirme d’ Stadt,
Wie mäng Mol nit händ mir si bschaut vo do
Bim uffe oder obenabe ko!
Und wie das Derfli haißt und wider dert
Dä Berg, das het mi do my Vatter glehrt;
Bald han i Käfer gsuecht in allen Egge,
Birspfyffe gschnitte oder sunst e Stegge;
Me het au wohl am Weg e Burema
Atroffen und en frintlig gredet a:
»Macht ’s warm? – nit z’ flyßig! – haut’s es?« wenn er gmaiht;
»’S passiert«, het Mänge nur im Yfer gsait
Und wider wyters pfliegt und gmaiht dernoh,
Doch Andri hend si Zyt zum Sprächle gnoh
Und sind uff d’ Frucht und ’s Wetter z’rede ko.
Au eppen ykehrt isch me wol emol:
E Scheppli duet aim no gar bsunders wohl,
Eb’s wider haim goht; zwor die letsti Stund
Het doch no warm gmacht und bim Tor afange
Isch’s mitem Laufe nimme waidlig gange,
’S het au nyt gmacht. Die miede Bai sind gsund,
Het als der Vater gsait, und dopplet gschmeggt
Het’s, wenn me si dehaim am Tisch het gstreggt –
Und gar im Bett druff: nai, so guet und fest
Schloft nur im Wald der Vogel in sim Nest.
So het me si der Wyl zu Allem gnoh
Und isch doch au an’s End vom Tagwergg ko,
Und gangen isch es aineweg derby
Und zfriden isch me gsi no obedry
Und gligglig. – Jetz isch’s anders, eb’s dermit
Au besser syg? ’S mag sy, i waiß es nit;
Vilicht in Mängem, selber glaub i das,
In Allem nit. Los drum: Vergiß nit, was
I dir verzellt ha, dängg an mini Wort,
Stohsch du no mängem Johr am glychen Ort
Vilicht wo jetz, und i bi nimme do.
Und wenn du stohsch an andren Orte no,
So dängg au dra, my Kind, no dann und wann,
Jo selber z’mitzen uff der Ysebahn!
Th. Meyer-Merian (Basel).
Unterm Tannebaum.
Es stoht im Wald e Tannebaum
Do lig i drunder und im Traum
Gsihn i in alle Zwyge
Vil Engeli ume styge.
E Besemli das Ainte het
Vo Tannerysli fyn und nett;
In’s Kämmerli isch’s gstige
Dermit, wo d’Sorge lige.
Und’s wischt und wischt schier mied si dra;
Lueg nur emol dä Schochen a!
En Anders wien es Tyfeli
So flingg, bringt gschwind e Schyfeli.
Und’s ladet uff. Bald isch’s em z’schwer,
’S mag’s nimme hebe meh; o Her!
In d’Luft duet’s Alles gheie
Und rieft no druff Juheie!
Die andren Engeli sind gly
Mit Jubiliere hintedry
Und blose mit de Bäggli
D’Gedangge furt wie Fleggli.
Jo furt, und wär ain no so schwer!
Lueg aber, jetz kunnt hindeher
En ander Trippli währli!
Was machen au die Närli?
Scheen Himelblau e Stiggli längt
Das Aint, ’s isch grad durch d’Nästli ghängt;
En Anders mit eme Hufe
Waldgrien kunnt go ge z’schnufe.
Und’s Dritte het e sieße Duft
Verwitscht in sunneheller Luft;
Das Alles diend si bringe
Mit Lache jetz und Singe.
Si lege’s an das Plätzli gschwind
In’s Herz, dra d’Sorge glege sind;
Druff, wo mi weggt e Miggli,
Wie bin i gsi so gliggli!
Wie bin i gange furt so frisch!
Und eb e Traum nur alles isch,
Wenn’s numme hilft! dernäbe
Der Tannebaum soll läbe!
Th. Meyer-Merian (Basel).
Ungsorgt.
Bin i so froh, so froh,
Daß i nyt sage ka,
Daß i ka d’Welt lo goh
Grad und krumm,
Zringsetum,
’S goht mi nyt a.
Haimlig my Schneggehuus
Im enen Eggli stoht,
Won i zum Fenster uus
Tag fir Tag
Luege mag,
Was dusse goht.
Regnet’s und stirmt’s derzue,
Windet’s und haglet’s dry,
Mach i halt d’Läde zue,
Und der Wind
Fahrt, wie gschwind,
Am mer verby.
Wenn aber d’Sunne druff
Fire kunnt – o juchhe! –
Glych mach i’s Tirli uff:
»Lueg, wie frisch
D’Welt nit isch –
Scheener as je!«
Th. Meyer-Merian (Basel).
D’Füürsbrunst.
Kind.
Lue doch, was isch das? Bhüet is Gott!
Der Himel isch ja füürig rot!
Ghörsch nid, si rüefe »Füürio!
D’Sturmglogge hüült so schuurig scho;
D’Füürsprütze raßlet, Alles rönnt, –
Weisch Du nid, Müeti, won es brönnt?
Chumm, lue, vom Chilchhof gseht me’s guet,
Daß Gott erbarm, ’s isch Alls ei Gluet!
Das isch nid wyt! Das isch ganz nach!
Wie d’Flamme lällt! Jiz fallt scho d’s Dach!
Mueter.
Bhüet Gott, daß Niemer drunder blyb,
U daß es ds Füür nid wyter tryb,
Süsch steit ja bald ds ganz Dorf im Brand!
Da hilft nid nume Möntschehand!
Kind.
Lue, Mueter, ds Füür lällt nimme so,
’S isch abe; – nei, ’s will wider cho!
Mueter.
’S macht jiz nüt meh; ds Füür löscht ja uus;
So chumm, ’s isch Zyt mit üs i ds Huus.
Gottlob, wär jiz es Huus no het
U schlafe cha im warme Bett!
Wo sy die arme Lüt die Nacht?
Doch Gottes Liebi sorgt u wacht.
Kind.
Los, Mueter, los, wär chunnt dahär?
Mueter.
He, gang u lue, Du weisch deh, wer!
Was luegsch mi a? So gang doch gschwind,
Tue d’Huustür uuf! ’s sy gueti Fründ.
U trag de hurti d’Suppen uuf,
I dänk, si blangen afe druuf.
Kind.
Eh, syt Dihr’s Vatter? Wo het’s brönnt?
Syt Dihr oh gsi u nid verbrönnt?
Eh, Chlaus, bist Du’s? Chunnsch oh dervo?
Isch alls verbrönnt? Läbsch Du oh no?
Vater.
Gib Dun is Öppis unter d’Zänd,
Deh will Der zelle, wo’s het brönnt.
Mueter.
Da sätt und leuet nummen eis,
Myn Kraft, wie syt Der doch im Schweiß!
Vater.
Glaub wohl! Doch Das isch Alls no nüt!
Die arme Lüt! Die arme Lüt!
Mueter.
Wän het’s de troffe? Redet doch!
Vater.
’S isch nume znächst, im Riggisloch!
Mueter.
I ha’s no dänkt; isch’s ds Chrämers Huus?
Vater.
Grad das u deh no ds Chorbers Huus.
Mueter.
Wie isch’s agange? Weiß me nüt?
Vater.
Gar Allerlei erzelle d’Lüt.
Dänk, ds Chrämers sy grad z’Märit gsi,
Bloß d’Magd blybt da u ds Änneli,
Du heißt es, d’Magd heig Chüechli gmacht
U nähm si neue nid in Acht.
Du sygi ds Füür in Anke cho
U bald heig’s brunne lichterloh.
Äs sälber seit, ds chly Änneli,
Das sölli d’Schuld an Allem sy,
Das syg elei da ume grütscht
U heig Zündhölzli du erwütscht;
Es chönn azünte, ds Füür düruus
Fräß zerst der Umhang u du ds Huus.
Der Luft trybt ds Füür zu Chorbers hi,
U wäre mer chly ehnder gsi,
Wär weiß, es hätt ihm nid vil gmacht.
Mueter.
Eh, ’s het mi gnueg i Angstschweiß bracht!
Da stande si u gseh i Brand
U hei gwärweißet, ’s isch e Schand.
»Wo brönnt es oh? U wei mer zieh?«
Si wäre sider dunde gsy.
Vater.
Lue, das verstandet Dihr nit rächt, –
Mer sy no cho grad äberecht, –
Scho het es d’Funke wyter gwäiht,
U hätti nid der Luft si dräiht,
Su hätti’s ds Joggis Huus oh gno,
Deh wär’s i ds übrig Dorf oh cho.
Kind.
Nei aber, het’s der lieb Gott ghört,
Wo Dihr heit bättet, Mueter dert:
»Bhüet Gott, daß Niemer drunder blyb,
U daß es ds Füür nid wyter tryb!«
Vater.
Gottlob, ’s het Niemrem Öppis ta!
Da gseht me, was ds Gebät verma.
Wo ds Chrämers Huus i Flamme steit,
So ghört me, daß es Chindli schreit.
Da springt der Peter yne gschwind
Dür Rauch u Füür u suecht na’m Chind;
Är findt’s, chuum man er use gcho,
So chrachet ds Huusdach zäme scho.
Mueter.
Nei, wie doch Gottes Aug u Macht
Im Unglück sälber ob is wacht!
Nu, Peter, das isch brav vo Dir,
Sä – du muesch Öppis ha derfür!
Peter.
I danke, gät Ech nid die Müeh,
Ha bloß ta, was i schuldig bi.
Es Chind erlöst us Rauch u Gluet,
Das geit mer über Gäld u Guet.
Gät Ihr das Gäld dem Chorber eh,
Dä het uf aller Welt nüt meh.
Vater.
Ja, de hesch Rächt, vor Allem uus
Mueß ghulfe wärde d’s Chorbers Huus!
Dem Chrämer isch wohl vil verbrönnt,
U Niemer, dänk, isch, won ihm’s gönnt;
Was da hoffärtigs Züüg isch gsi!
Und Alles hi! Und Alles hi!
Kind.
Ach, Vatter, u d’Läbchuechen oh?
Vater.
O, dere sy no z’übercho;
Süsch hei mer doch, Gottlob, no Brot,
U ds Chrämers lyde oh nid Not.
Dem Ryche, däm hilft Jederma,
Wär nimmt si aber ds Chorbers a?
Die armi Frau mit sibe Chind,
Wo Die ächt oh nes Stübli findt?
U keini Chleider meh, keis Brot!
Mueter.
Erbarm si Gott, erbarm si Gott!
U mir wei oh Erbarme ha, –
Hätt’s üs nid oh so chönne gah?
Drum wei mer dänken a die Lüt,
Damit Gott üsi Sach oh bhüet.
Was, meinsch De, Vatter, chönnt me gäh?
Vater.
Si wärden Alles gärn ahnä,
Dänk Brot, u Chleidli für die Chind,
U was me süsch no für si findt.
Kind.
I will oh gäh, i will oh gäh!
Mueter.
Me chönnti villicht Chinder näh!
Kind.
Ja, Mueter, alli sibni, ja!
Mueter.
Wo wette mir sen alli ha?
So muesch Du us Dym Bettli gah.
Kind.
Das will i scho, das will i scho!
U Schue u Chleider han i oh;
Und im Sparhafe han i Gäld,
Füüf Batze; i ha’s erst no zellt.
Was chan i ächt no chaufe druus?
Jiz weiß i was: es früsches Huus!
Mueter.
Du Guets, damit springst no nit wyt!
Doch wei mer luege; jiz isch Zyt,
Gang jiz i ds Bett u bätt Du Gott,
Är well ne hälfen i der Not,
Är bhüeti Huus u Hab u Land.
Vor allem Unglück u vor Brand,
Är well is bhüete Lyb u Seel
Vorm ergste Füür, vor Sünd und Fähl,
Är well das Guet u Huus is gäh,
Wo üs kei Schelm, keis Füür cha näh.
– So schlaf jiz i Gottsnamen y!
Morn wei mer früeh scho dunde sy!
Fr. Haller (Bern).
’S krangg Briederli.
»So lang e guete Schlof nit käm
Und ihrem Krangge d’Fieber nähm,
So lang kann er nyt mache;
E Schlof fiehr d’Krysen erst herby,
Und d’Krangget gang derno vorby;
Doch wenn durch länger Wache
Erschepfung zue dem Puls sott ko,
So kenn’s gar licht der letz Weg goh.«
So het er gsait, der Doggter, und
Was d’Mueter fir e Schregg akunnt
Isch gar nit mügli z’ bschrybe;
Si grynt und jomeret am Bett
Und au der älter Brueder het
Kai Trost, ihr Angst z’ vertrybe.
’S krangg Briederli frogt wol, worum?
’S bekunnt kai Antwort. Baid sind stumm.
Und endtli stehnt’s: »Ach, git’s denn nyt,
Du, Brueder, fir di langi Zyt?
I mecht si gern vergesse.
Verzell mer au e Märli, gelt?
I heer nyt Liebers uff der Welt
Als Gschichte vo Prinzesse
Wie die us Tausend und ainer Nacht.
Kumm, sitz zum Bett – i gib gwiß Acht.«
Der Brueder isch derzue berait,
Doch d’Mueter glyslet: »Seig au gscheidt!
Was wurd der Doggter sage?«
»»Seig ohni Sorge, ’s schadt em nyt,
Was i erzell; di langi Zyt
Isch no vil schwerer z’trage.««
Di gueti Mueter isch no bang,
Doch sait si: »Mira, – mach nit z’ lang.«
Si goht; Jetz sitzt der Brueder hi:
»Emolen isch e Keenig gsi
Vor lange, lange Johre.
Dä het mit siner liebe Frau
Lang blangt und ghofft, ’s werd enen au
Emol e Kind gebore.
Vergebe; Baid händ d’Hoffnig scho
Verlore – do isch’s endtli ko.
Das isch e Fraid gsi im Palast!
Mit Gschengge iberschittet fast
Isch’s Kind von alle worde;
Denn zue der Taufi bringe d’Gäst
An Kostbarkaite ’s Scheenst und ’s Best
Und us de fernsten Orte.
Und Alles, was nur Fieß het, lauft
Zuem Kind – »Dornreesli« het me’s tauft.« –
So fahrt er furt: Mer kenne jo
Das Mährli, und mer wend en lo
Erzelle vo de Fraue,
De wyse, vo dem Fluech, wo zletst
No aini nydig usefletscht
Und Alli füllt mit Graue –
Wie’s Dornereesli endtlig au
Zum Turn kunnt und der alte Frau.
Wie dert die beesi Spindle stoht
Und wie sich’s sticht, und wie’s em goht,
Und Allem was nur Lebe
Im Schloß het, d’Fliegen an der Wand
Sogar vom Schlof sind ibermannt
Und d’Spinne nimme webe
Und d’Tube dusse, d’Pferd im Stal,
– ’S schloft Alles, Alles, iberal.
Und’s seig kai Schlof gsi nur wie z’Nacht,
Nai, Kaine seig meh drus erwacht;
Meng Johr seig unterdesse
Vergange. – So, us Brueders Mund
Quillt’s frisch; er molt so raizend und –
Hätt bald der Krangg vergesse.
Und won er endtli sitwärts bliggt,
So – hert er uff und isch entziggt.
Denn lueg men au, der Krangg lyt do
In gsundem Schlof. – ’S isch an en ko
– Der Brueder ka sich’s dängge –
Wo au im Märli in der Rund
Der Schlof uff alli Wese kunnt
Mit Zaubermacht sich z’sengge.
Das isch e Fraid. »Verwach mer nit!«
Der Brueder goht mit lysem Schritt.
Und d’Mueter kunnt, au hibschli, wacht
Am Bett vom Kind die ganzi Nacht,
Lost hundertmol sim Otem,
Und endtli sait si: »Gott sei Dangg!
I glaub, er isch jetz nimme krangg,
Si Fieberhitz vergoht em« –
Und won er wacht, isch’s hell am Tag
Und ’s goht em, wie me’s wünsche mag.
Er luegt si um und stuunt: »Herrje!
I han im Traum ’s Dornreesli gseh.«
– »»Und jetzen isch’s der besser?««
Frogt d’Mueter, und ihr Bligg isch fycht,
»Jo, Mueter, ’s isch mer wohl und lycht,
Au ’s Mul isch wider nässer.
Durst han i nimmemeh eso,
Ach! loß mer ebbis z’esse ko!«
J. Mähly (Basel).
Marie’s Tod.
Wo ds Rosa isch erwache,
So geit’s zu ds Marie’s Bett;
’S wott nume hübschli mache
U gseh, wie’s gschlafe het.
Da ghört es d’Mamma briegge,
Der Papa briegget mit,
U ds Marie tuet da lige
So bleich und rüehrt si nit;
U ds Rosa wott ihns grüeße,
Ach! ds Marie ghört’s nit meh,
U ds Rosa wott ihns chüsse,
Ach! ds Marie gseht’s nit meh;
Es wott ihm nit meh lache,
’S isch still u bleich u chalt:
»Ach, witt nit meh erwache?«
’S blybt still u bleich u chalt.
Denk! ds Schwösterli isch gstorbe,
Vil het es briegget no
Und endlich dise Morge
Isch du sy Engel cho
U seit: »Mys arme Chindli
»Schlaf wohl u briegg nit meh’!
»Chunnt einisch ds Morgestündli,
»Su wecken i di deh.«
Fr. Haller (Bern).