Text:Michel Buck/Bagenga/Uffs Schneiderdokters Taud
[147]
Uffs Schneiderdokters Taud.[1]
Jessesle, was muaß i haira,
Was, der Moischter, dear sei taut,
Und i könn füar sovel Laihra
Nimma healfa’n in der Naut?
O was ischt des Menschaleaba!
Zmôl verfluichts aß wia der Rauh,
Gäucht[2] se oiner mächtig eaba,
Guckt er num, so hôts en au.
Z Wocha[3] wead se s wieder jähra,
Daß er Anno dreißg und neu’
(Denk i dra’, so muaß i plära)[4]
Bei üs uff der Stair[5] ischt gsei’.
[148] Uffam Simbsa bi’n i gseassa,
Hau’ dô Bleatzla zema[6] gnäht,
Doch mei’ Nähi[7] hôt a bseassa[8]
Und höllbsinntisch[9] gheit[10] und grät.[11]
„Gang aweagg dô mit deim Trôdel,“[12]
Sait er zôanig zmôl, und hui
Steckt er miar sei’ graußi Nôdel
Beima Zol tuif nei’ ins Knui.
Und der Au’mensch hôt noh pfiffa
Und ab meini Schmeaza glacht:
„Hättescht mit de Buaba gschliffa
Statt dôha’ da Schneider gmacht!“
Doch mei’ Muatar hôt vom Klôsa[13]
Guatsla brôcht und hôt mi träuscht[14]
Und am Knui mei’ Waihli blôsa.
„Schneidergitz![15] jetz näh i aischt!“[16]
Und a Jährle viari später
Macht er miar s Studentahäs,[17]
[149] Und dô sait dear Uebelthäter:
„Michöl, desmôl geits a wähs.“[18]
Und mei’ Kittel hôt zwe’ Roiha
Geali[19] Knöpf, verguldte, ghätt,
Lange Flügel zum Vermoia[20]
Hinta nous im Luft um d Wett.
D Hosa mit em broita Lada
Hau’t noh Leadarsteag[21] am Fuaß,
Gauh’ mer[22] rouf bis über d Wada,
Daß i seall drob lacha muaß.
„Jetza, Michöl, gang in Tenna[23],
Laß di bei de Drescher seah’,
Jeder wead der, däascht it pflenna,“[24]
Gwis en nuia Kreuzer gea’.
Und i moi’, i sei schau’ s Hairle,
Und i gäuch[25] mi wia’n a Pfô,
Und miar springet, i sags aihrle,[26]
Aelli kleini Kinder nô.
[150] Und so dourat d Freud a Weile,
Bis i na ge Bibra[27] komm.
Voar em Thoar will eusa Gäule,
S gscheit, glei wieder kaihra’n um.
S Räpple hôt dui Sach verstanda,
Denn as ischt uff Jôhra[28] gsei’,
S hôt wohl denkt: „jetz stauh’t mer z Schanda,
Ai, was fällt em d Studi[29] ei’?“
Richtig, wia’n i mit em wäha[30]
Häs dur s Städtle laufa thua,
Hair i schreia, lacha, schmäha:
„Gucket au dea Bourabua!“
Und se zupfet an meim Kittel
Und se zupfet an meim Häs
Vom Gennasi[31] bis zum Spittel –
O wia hein[32] i dô so räs![33]
„Schneidergitzle, du bischt schuldig,
Thuascht mer älli Schanda’n a’!“
Zletschta wear i nôch geduldig,
Hair dia Reda rüabig[34] a’.
[151] D Jährla rennet, was se könnet,
Meine Kittel wearet alt,
D Hosa breachet, d Nôhta[35] trennet
Bald von sealber, bald mit Gwalt.
Und nô lange, lange Zeita
Macht der hetischt[36] Sünder oft
Endli denischt[37] doch da Gscheita,
Und it sealta au’verhofft.
So isch mit em Schneider ganga:
Denket, was dear Schlinkel thuat!
Nimmt me mit em Doktra[38] gfanga,
Und i wear am wieder guat,
Thuat me nuje Käu’schta[39] laihra –
„Diese[40] Studi ischt nu’ Dau’scht.“[41]
Und i hau’n ems grauß in Aihra,[42]
Denn se sind vom Dokter Fau’scht,
Laihrt me guati Seaga spreacha
Und nôch d Schmeaza neamma’n au,
Laihrt in baisi Finger steacha,
Kommt Materi,[43] bin i frauh!
[152] Und a Dörrband laihrt er macha
Füar dia Leut, wo flüssig sind,
Und vill guati Salba macha,
Aellas ussam Fundament.
Aber s moi’t a menger,[44] wunder
Was er für a Käu’schtler sei,
Nôch, was gschieht? dô füahrt der Donder[45]
Oim da Taud in d Stuba glei,
Wos bei älli Käu’schta eaba
Wôlli[46] über d Lacha gôht.
Jetz, was hoißt des zeitle Streaba,
Daß ma’ so a Lusi[47] hôt?
Sag is it, daß s Menschaleaba,
Zmôl verfluicht aß wia a Rauh?
Gäuch se oiner grad noh eaba,
Guckt er num, so häbs a’n au!
--- <references>
- ↑ S. ob. S. 47.
- ↑ Spreizt.
- ↑ In der nächsten Woche.
- ↑ Weinen.
- ↑ S. ob. S. 47. Stör=Wanderschaft
- ↑ Zusammen.
- ↑ Nähen.
- ↑ Wahnsinnig.
- ↑ Höllenmäßig.
- ↑ Geärgert.
- ↑ Geärgert.
- ↑ Umtrieb.
- ↑ St. Niklas-Tag.
- ↑ Getröstet.
- ↑ Geiß.
- ↑ Erst.
- ↑ Anzug eines Lateinschülers.
- ↑ Schönes.
- ↑ Gelbe.
- ↑ Verlustieren.
- ↑ Lederstulpen.
- ↑ Gehen mir.
- ↑ Scheune.
- ↑ Weinen.
- ↑ Spreize.
- ↑ Ehrlich.
- ↑ Biberach.
- ↑ Bei Jahren.
- ↑ Das Studium.
- ↑ Schönen.
- ↑ Gymnasium.
- ↑ Weine.
- ↑ Herb.
- ↑ Ruhig.
- ↑ Nähten.
- ↑ Härteste.
- ↑ Dennoch.
- ↑ Doktern, Heilkunst treiben.
- ↑ Künste.
- ↑ Jenes dein.
- ↑ Dunst.
- ↑ Rechne es ihm hoch an.
- ↑ Eiter.
- ↑ Mancher.
- ↑ Donner.
- ↑ Weidlich, hurtig.
- ↑ Aufhebens, Lebtag.