Text:Michel Buck/Bagenga/Daiberstückla
[243]
Daiberstückla.[1]
Ai so schla, jetz soll i au noh,
Weil i andre ghechlat hau’
Eusri[2] oigni Stroi[3] verzälla,
Erzkujauna, launt me gauh’!
Zwôr, i siehs wohl, s geit koin Frieda
Und drum bstand is ui jetz ei’,
Daß mer môl em Kreuz[4] vo’ Nuiffra[5]
Umasuscht haunt glitta[6] rei’.
Stand mit diese[7] Glockabuaba
Und em Mesmer untram Gstüahl,
Guck zum Schallloch na ge Nuifra,
S gôht a Môjawindla küahl,
Und ma’ sieht im ganza Zeahnta
Und noh weiter umanand,
[244] Wia dia Klaila prächtig gronet
Und dia Reaps schau’ blüeha thant.
Guat, was gschieht? Dô sait der Mesmer:
„Buaba, gschwind an d Soiler na’,
Schwenket d Glocka, hebet d Klingel,
Schla mer koiner bälder a’,
Bis i sag: jetz launt nu’ laufa,
Daß dia Glocka mit anand
Zema schnöllet wia d Kanona,
Wenn se schier verspringa want!“
Und mer schwenket dô Sant Jörga,
Dött Sant Luks und Marxa dô,
Und mer hebet ouf dia Klingel,
Koiner kommt der Glocka z nôh.
„Laus, iahr Buaba!“ schreit der Mesmer.
Glei gôhts zua aß wia im Kriag
Und aß höb[8] a Stall vol Roß ui
Nous nô älli Seita schlüag.
Und mer läutet, daß mer schwitzet.
Oi’smôls lautat der Befehl:
„Buaba, heo, haltet stilla,
Michel, guck gschwind, wo-n-es fehl,
Daß dia Nuiffrar so lang bleibet
Äll[9] ans Stroblagoris Huscht[10].“
[245] Und i rutsch am Glockasoil dô
Na so gschwind, daß i a Wuscht[11]
Hau’ an boidi Händ, und lauf in
Esch nous, was i laufa ka’.
Wie-n-i aber dussa bi’, dô
Fall i schiar voar Schreacka na’;
Denn de ganz Prozessiau’ dött,
Wo mer haunt von oba gseah’,
Ischt – as woißts jô doch jetz ällas –
Goris Mischt in Zeila[12] gwea’.
Und bei eusam starka Läuta
Und bei eusam Salveschwung
Kriagt bigopps de mittlar Glocka
Untarouf da gräuschta Sprung.
Eusa Mesmer kratzet hanna’,
Kratzet danna’ an seim Haupt,
Zletschta hôt er d Buaba prüglat,
Daß s dur d Glockaläda staubt.
Und de Weisi kommet zema
Und ma’ hält en langa Rôt,
Schwätzt a Stunda drei im Ringrum,
Wias bei deani Fäl so gôht.
Endli sait der Schultas selig:
„Nix, ma’ guißt koi’ Glocka um,
[246] I stand guat, ma’ richt se wiedar,
Und Sant Marx, dear bleibt it stumm.“
Und ear lait ens ous und sait dô,
Wia-n-as sei mit sötti Sprüng,
Wia ma’ s uß der Speis könn säaga,
Und as gang derzua noh ring.
Und se fanget ana ripsa,
D Auhra thant mer heu’t noh waih,
Ripset dô bei sieba Wocha,
Endli ripsats nimma maih.
Und der Büttel schreit im Fleacka:
Jetz häb d Glock da’n alta Klang
Und ma’ wears glei moanzi[13] haira,
Wenn se in de Zapfa hang.
Und am Moanzi wead as glitta
Und Sant Markes schlet ma’ a’,
Hu, dô heancht[14] as, ob[15] der Schultas
Schlüag sei’ Kapp an Klingel na’.
„Ai so schla glei s Küachlaweattar!“
Sait der Schulz und schlenkrat d Hand,
Boid Kollegi schüttlet d Häupter:
„Sakrameitz, ischt des a Schand!“
Wo se fahret, wo se laufet,
Springet d Kinder hinta’ drei’,
[247] Deutet d Weiber mit de Finger,
Muaß ma’ „Glockasäagar“ sei. –
Und a Jährla fainft spôter
Fährt a Wolk von Jeannada[16]
Schweabalgeal geg eusrar Körcha,
Schlet em Turn sei’ Kappa ra.
Und ma’ stutzt[17] da Turn und deckt a’
Halt derweil mit Britter ei’,
Und da Knopf mitsannt em Gocklar[18]
Keit ma’ in a Kamer nei’.
Aber s provasorisch Dächle
Wead beim Rôta: – wia und was
Jetz gauh’ z bouet sei, – voar Älte
Mürb und überwähst mit Gras.
So a schöner grüaner Wasa,
blieb er au’gfretzt[19], s wär doch schad,
Denn ear ghairt in gmoina Nutza
Und der Gwai’scht in d Burgerlad.
Und der oi’ hôt des und jenes
Und der ander dieses gsait,
Zletschta bschluißt ma’, daß der Wasa
Nu’ em gmoina Häge[20] ghait.
Aber weil der Hag it fliaga,
[248] Au it feindle klimma ka’,
Hilft mem mit em Flaschazug zum
Grüana Turndach-Wasa na’.
D Schlaufa sitzt em guat um d Gurgel,
Wo sen ziehet nouf in d Haih,
Und se saget: „Seahnt, ear lällat[21]
Ällbireits schau’ nô em Klai!“
Und se ziehet, was se könnet,
S Häges Auga hanget rous.
Endli weads en doch verdächtig,
Ob der Schnoufer gang it ous.
Launt da Haga nieder sinka
Uff da Körchhof in a Streu,
Ob sen staußet, ob sen schlaet,
D Beschti regt koi’ Ôder maih.
So, jetz wär gauh’ Heu gnua hunta,
Mit drei Au’deiß[22] isch as gnua;
Diese[23] sechs, dia bhalt i bei mer –
Launt me jetz, i bitt, in Ruah!
--- <references>
- ↑ Daiber, Spottname der Landsleute des Dichters.
- ↑ Unsere.
- ↑ Streiche.
- ↑ Der Prozession.
- ↑ Neuffra bei Riedlingen.
- ↑ Geläutet.
- ↑ Den anderen.
- ↑ Als ob.
- ↑ Immer.
- ↑ Hecke des Strobelgeorg.
- ↑ Blase.
- ↑ Reihe.
- ↑ Morgen.
- ↑ Tönt.
- ↑ Als ob.
- ↑ Ennetach.
- ↑ Kürzt.
- ↑ Wetterhahn.
- ↑ Unabgeweidet.
- ↑ Gemeindestier.
- ↑ Leckt.
- ↑ Thorheiten.
- ↑ Die andern.