Text:Michel Buck/Bagenga/D Wallfahrt
[187]
D Wallfaht.[1]
„Loset, Buaba,“ sait der Nähne,[2]
„Wôlli[3] nouf ins Bett uff d Bühne,[4]
Moanamorga[5] in der Fruah
Gôhts ge Kappel num in d Ruah.[6]
Will ma’ d Kinder muschber[7] hau’,
Muaß es mit de Henna gauh’,
Bald in d Ruah und zeitig ouf!
So, jetz gauhnt nu’ d Stiaga nouf!
Wenn ar zennet[8] moanamorga,
Däaffat er füar d Schleg[9] it sorga.
Beatet noh da’n Ôbadseaga,
Nôcha aber stilla gleaga!“
Aihs dia Buaba denket, schreit er:
„Heo! Ouf! Jetz gôht as weiter.“
[188] Und ma’ schläuft[10] se wôlli a’,
Strählt[11] und zwagat,[12] was ma’ ka’,
Ißt a schwazi Wassersuppa,
D Muater nimmt noh Schnitz in d Juppa,[13]
Toilt zletscht Braut und Nuschter[14] ous:
„So, iahr Buaba, gauhnt voraus!“
Und sie spritzts noh mit em Wasser
Ussam Weihkruag. „Buaba, daß er
D Päter[15] reacht und stilla zället,
Zumpfer[16] beatet, it so bröllet,
Gradous laufet auhna Lacha,
Oder s wearet Humsa bacha“[17]!
Und ma’ gôht gem Gäßleszau’,
Wo a Drilla[18] dinn thuat stauh’.
D Buaba drillet, d Muatar schilt,
Weil des it füar s Beata gilt.
Und nô etli wenig Tritt
Kommt am Esch a Stieglabritt.[19]
D Buaba klimmet luschtig num,
Luoget, ob der Nähne komm.
An der Hagsoul bei de Stanga
Bleibt er mit em Kittel hanga,
[189] Reißt er nei’ da gräußschta Schlanz[20]
– Ous isch mit em Rausakranz!
„Ai, der Donder,“ sait der Nähni,
„Ai so schla, wia au’gschickt bi’n i,
S ischt mei’ Hochzeitkittel, ai,
So oin kauf i nimmermaih!“
D Buaba kittret[21] nei’ in d Kappa,
D Muatar schilt: „Sind still, iahr Lappa,
Lachet zaischt[22] ab uiri Rufa[23]!
Nähni, launt da Rock verglufa“[24]!
Und ma’ kommt derweil zum Ranka,[25]
Wo der Riedgrund fangt a’ schwanka
Und oin wia’n a Polschter trait.
Des hot d Buaba mächtig gfreut,
Sind sogar im Dreck noh gschliffa.
„Buaba, muaß ma’n ui gauh’ griffa[26]?
Daß ui – ! S Schleifa hôt noh gfehlt!“
Hôt der Nähne wieder gschmält.
„Buaba, weichet ous, wo Leatta
Kommt, und thant uff d Seita treata
Und mit Jeanscht[27] s „Grüeßeischde“[28] beata,
Statt im Weag da Dreck verkneata!
[190] Wattet nu’, suscht wead ma’ froscha[29]!
Zmôl, dô kommet Haselboscha,
Und der Wunderfitz hôts bissa,
Höbs[30] au Nuß gea, weant se wissa.
„Jetz ischt Heu gnua hunta, Tropfa!“
Sait der Nähne, thuats verklopfa.
„Ischt ui nix am Beata gleaga,
Hôt dui Wallfaht wenig Seaga.
Geant nu’ acht, i will ui wönna,[31]
Bleibet uffam Weagli hinna!
Wenn er jetz it folga want,
Schla i äll drei abanand.
Däaffet it so bschissa[32] gucka,
Thuat se oiner noh môl mucka,
Muaß er abstett[33] ganz alloi’
Wieder von der Wallfaht hoi’.“
Saits, und iahri Nuß, dia keit[34] er
Uff da Weag und schreitat weiter.
D Buaba beatet nô Befehl,
Weichet ous, wos naß und häl.[35]
Kommet jetz zur Traufôich[36] na’,
S hangt a Sailatafel[37] da’,
[191] S däaff au’beatat neamad num,
Arme Saila bittet drum.
Nähne sitzt uffs Bänkle hi’
Und in d Gauffa[38] stützt er s Ki’,
Sait: „Jetz knuilet na’, iahr Buaba,
Denn i muaß a Weili gruaba.“
Hui! was isch? was thuat so rätscha?
Sind des it gar Kägarätscha[39]?
Jô, se sind im Dolder[40] gseassa.
D Buaba haunt schau’ ällz vergeassa.
Wo se gucket, Dondschtig schla,
Hangt au noh a Wedel ra,
Ischt a’n Ôicher[41] gsei’, o Wunder,
Und dear gfällt en dô ganz bsonder,
Leaset wôlli Saua’n[42] ouf,
Wearfet zua die Tiarla nouf.
„Halt! it wearfa!“ schmält der Nähne,
„Denket, Buaba’, au: wo bi’n i?
Bei ra Sailatafel da’
Gauhnt so Possa fei’ it a’.“
Und zum Abschub geit er s Zoicha,
Laufet wôlli dô dur d Ôicha,
[192] Hairat au’verdanks[43] en Kouder,[44]
Dear ruckgousat[45] lout und louter.
D Buaba loset, bleibet stauh’.
„Haisch dea’ Kouder? au’, au’, au’!“
Unters Muatars Ofagätter
Wär s Ruckgousa freili netter.
Doch se gauhnt und beatet weiter.
„Halt! a Nußjäg[46], haisch, dô schreit er,
Toni, siehscht da’ Jägga fliaga?
Herrschaft nei’, dea’ sott ma’ kriaga!
Könnt i schiaßa, ließ i schnappa,
Des gäb Feadra gnua uff d Kappa.“
Was ischt uff des Wäu’scha gscheah’?
D Muatar hôt en Dusla[47] gea’.
„Beatet, Buaba, laufet zua,
S ischt so weit noh num in d Ruah.“
Kommt a Saili[48] het[49] am Weag,
Drübert duri gôht a Steag.
Weißi Rausa, geali Rausa
Haunts betrüebt[50] in d Auga gstaußa.
Wia se uffam Brückle stauhnt
Und ins Wassar guckat haunt,
[193] Seahnet se, - au’ Fuderle! -[51]
Grad am Sai en Rudel Reh.
Wia dia äuget, wia dia gucket,
D Hälsla strecket, nieder ducket
Und so gschwind sind gschloffa[52] gsei’
Wia der Blitz in d Räuhe[53] nei’!
Doch ma’ soll uffs Beata achta
Und koi’ wealtlis Zuig bitrachta,
Schreita soll ma’ äll füara’,
Fleißig beata füar se na’.
Oi’s môls gôhts in d Dicki nei’,
Hui, wia isch so fei'schter gsei’!
S leit a’ Ôdar uff der Bah’,
D Buaba stauhnt voar Schreacka na’.
Doch der Nähni in der Naut
Schlet se mit em Steacka z taut.
Und ma’ kommt in Tannawald:
„Hairet au, wia s Beata hallt!“
„„S beatat koiner,““ sait der Nähne
Vola'n Aerger zua der Söhne,[54]
„„Wemmi du zum Beata witt,
Laß mer d Buaba nimma mit!
Siehscht jô, wia dia Haggerment
[194] Übermachat streitig sind.““
D Muatar heinat, d Buaba schweiget.
Wo se dô zum Holz nous steiget,
Sait der Nähne: „Sind doch gscheit,
Seahnt ers it, dött kommet Leut?
Seahnt er dött seall Weiß wia Schnai?
Buaba, descht der Feadrasai,
Seall dött Buacha,[55] des dô d Ruah,
So, jetz laufet wôlli zua!
Bi’n i reacht mit Zälla dra’,
Fangt a frischar Psaltner[56] a’.“
D Muatar beatat lout füra’,
Geit de Buaba d Gsätzla’n[57] a’.
Und so kommt ma’ vonna zua
Denischt[58] endle doch zur Ruah.
Um dia Kappel vonna, hinta,
Stauhnt Stuck etli graußi Linda,
In der Kappel s Gnadabild,
Wo da’ tautna Heiland mild
Eusa Frau trait uffam Schaus –
So isch gmôlat schö’ und grauß.
Mittla Jesus noh im Gfängnis,
Rings a mächtigs Tafelbhängnis,
[195] Wächsne Heazar, Händ und Füaß,
Beasa, Zöpf und Kruckaspiaß,
Auga, Zäh’ und ällerhand
Votestafla rum um d Wand.
D Buaba haunt dô ällz bitrachtat
Und uff älli Gmäler gachtat.
Michla weads uff oi’môl waih
Und sei’ Nasa kalt wia Schnai.
D Muater ischt glei bsonna gsei’:
„Nähni, gschwind da Brenntawei’!“
Sait der Nähni: „Büable, zuih!
Freili, freili, seit am drui
Heuntamorga isch as lang
Und füar Kinder weit der Gang,
Pate[59] füar so Schnôka[60], jô,
Wia dear übelgsichtig dô.
Eusa Toni, dear Pandur,
Broucht koin Schnaps und koi Mixtur,
Hôt en Leib au bläht und dick,
Nearva dinn wia d Batzastrick.
Aber Michel muaß oin doura,
So a Häa’li[61] geit koin Boura,
Höchschtens, daß man, wenns reacht ma’,
Zumma Hearra broucha ka’.“
[196] Nô em Beata thuat ma’ gruaba.
D Muatar sait: „Dô, guckat, Buaba,
Haunt er Braut und Oepfelschnitz,
S nimmt da Duscht bei so ra’ Hitz.“
Zletschta thuat ma’ wieder beata
Und da’ Hoi’weag au betreata.
Hintram Holz, dô stôht a Weattar,
Wia verschreacket dô dia Beatar!
Hui, wia haunt dia Buaba glosat,
Wo der Wald so schnöllt[62] und tosat.
Wia’n es reacht fangt z durnet a’,
Schlupfet äll an d Muatar na’,
Seahnet koini Vögel fliaga,
Weant au koini Feadra kriaga,
Gäb men Nussa ganze Säck,
Uß de Boscha Goißelstöck,
Aid-[63] und Brau’- und Hoidelbeera
Und dergleicha zum Verzehra,
Was ma’ nu’ verdenka ma’,
O, si bsächtet nuintz maih a’.
Nähne sait: „Am Holz dôhinta,
Thant de Eusri Garba binda,
Und mer könnet, denk i, gauh’
Bei de Binder unterstauh'.
[197] Wearet wohl schau’ Schöber macha,
Wo se s Weatter hairet kracha,
Jô, mer schlupfet Grauß und Klei’
Mit en au in d Garba nei’.“
Saits und lauft der Grede nô.[64]
Endli scheints dur d Ôicha grô,
Sieht ma’ wieder nous in d Wealt
Und uff eusa Ackerfeald.
D Binder winket, d Buaba rennet
Gegem Schober, was se könnet,
Schlupfet unter d Garba na.
„Jetz ka’s ranga[65] oder schla,“
Saget se im Übermuat,
Bis en reachta Durnsklapf thuat.
Ällz macht s Kreuz, und wos so blitzet,
Beatet d Buaba, daß se schwitzet.
Endle geit des Weatter nô,
Wead der Himmal wieder blô.
O wia frauh sind d Buaba gsei’
Und wia ätig[66] hintadrei’!
Gwis, se wöllet nimma lacha,
Wemma’ thäar a Wallfaht macha.
„So, iahr Schlinkel,“ sait der Nähne,
Und er blinzlat num zuar Söhne,
[198] „Haunt er jetz da Moischter funda?
S Weattar, hi’, des hôt ui zunda?
Jô, des ka’ flatturisch[67] schwätza,
S kommt nôh öfter nô meim Schätza!
O, i hairs ganz deutle spreacha:
Buaba, biaga oder breacha!“
--- <references>
- ↑ Wallfahrt.
- ↑ Großvater.
- ↑ Hurtig.
- ↑ Bühnenkammer.
- ↑ Am Morgen des morgigen Tags.
- ↑ Wallfahrtskapelle zur Ruhe Christi bei Kappel nächst Buchau.
- ↑ Munter.
- ↑ Weint.
- ↑ Schläge.
- ↑ Kleidet.
- ↑ Kämmt.
- ↑ Wäscht.
- ↑ Weiberrock.
- ↑ Rosenkranz.
- ↑ Rosenkranzkügelchen.
- ↑ Bescheiden.
- ↑ Ohrfeigen verabfolgt.
- ↑ Drehkreuz.
- ↑ Stiegelbrett zum Uebersteigen eines Zauns.
- ↑ Riß.
- ↑ Kichern.
- ↑ Zuertst.
- ↑ Gesichtsausschlag.
- ↑ Mit Stecknadeln heften.
- ↑ Wegbiegung.
- ↑ Die Hufeisen schärfen.
- ↑ Ernst.
- ↑ Gegrüßet seist du.
- ↑ Packen und durchwalken.
- ↑ Ob es.
- ↑ Gewöhnen.
- ↑ Schelmisch.
- ↑ Auf der Stelle.
- ↑ Wirft.
- ↑ Schlüpfrig.
- ↑ Eiche am Waldtrauf.
- ↑ Bild der armen Seelen im Fegfeuer.
- ↑ Hohlhand.
- ↑ Elstern.
- ↑ Wipfel.
- ↑ Eichhörnchen.
- ↑ Tannenzapfen.
- ↑ Unversehens.
- ↑ Waldtäuberich.
- ↑ Girrt.
- ↑ Häher.
- ↑ Ohrfeige.
- ↑ Kleiner See.
- ↑ Hart.
- ↑ Gewaltig.
- ↑ Foudre, Blitz.
- ↑ Geschlüpft.
- ↑ Jungholz.
- ↑ Söhnerin.
- ↑ Buchau.
- ↑ Psalter, 3 Rosenkränze zusammen.
- ↑ Gebetsabteilungen.
- ↑ Doch.
- ↑ Besonders.
- ↑ Dürre Gesellen.
- ↑ Hühnchen.
- ↑ Kracht.
- ↑ Erd.
- ↑ In gerader Richtung.
- ↑ Regnen.
- ↑ Artig.
- ↑ Fraktur.