Heinrich Wittenweiler „Der Ring“: 1. Deil
55
| In dem tal ze Grausen
| Ein dorff, hiess Lappenhausen,
| Was gelegen wunnechleich,
| An holtz und wasser überreich,
| Dar inn vil esler pauren
60
| Sassen ane trauren,
| Under den ein junger was,
| Der hiess Bertschi Triefnas,
| Ein degen säuberleich und stoltz.
| Sam er gedraiet wär aus holtz,
65
| An dem feiertag gieng er umb.
| Er wär schlecht oder chrumb.
| Er wär nahent oder verr,
| Der muost im sprechen junkherr.
| Was schol man euch nu mer sagen?
70
| Also wol chond er sich btragen,
| Daz die alten und die jungen
| Frawen sere nach im drungen.
| Doch was eineu sunderbar
| In sinem hertzen, daz ist war:
75
| Die hiez Mätzli Rüerenzumph.
! Sei was von adel lam und krumpf,
! Ir zen, ïr händel sam ein brand,
! Ir mündel rot sam mersand.
! Sam ein mäuszagel was ir zoph.
80
! An ir chelen hieng ein chroph,
! Der ir für den bauch gie.
! Lieben gsellen, höret, wie
! Ir der rugg was überschossen:
! Man hiet ein gloggen drüber gossen!
85
! Die füessli warend dik und brait,
! Also daz ir chain wind laid
! Getuon moht mit vellen,
! Wolt sei sich widerstellen,
! Ir wängel rosenlecht sam äschen,
90
! Ir prüstel chlein sam smirtäschen.
! Die augen lauchten sam der nebel,
! der aten smacht îr als der swebel.
! So stuond îr das gwändel gstrichen,
! Sam ir die sele wär entwichen.
95
! Sei chond also schon geparen,
! Sam sei wär von drien jaren.
| Welt îr ander tagweis,
| Über all truog sei den preis,
| Also daz der Triefnas
100
| Mätzleins selten ie vergas
| Und ward ir schlechtleich also holt,
| Das er nach ir zerserten wolt.
| Do huob sich ein hofieren
| Mit stechen und turnieren.
105
| An einem suntag daz geschach,
| Daz man do Bertschin chomen sach
| Mit zwelf gsellen wol getan
| Ze Lappenhausen auf den plan.
| Die ritten also unverdrossen,
110
| Sam si der regen hiet begossen.
| Der erst was unser Triefnas,
| Ein held reht sam ein giesfas.
| Des wappen warend gablen zwo
| In einem mist: der was er fro.
115
| Der ander Chuontz vom stadel hies,
| Ein helde sam ein waldmies.
| In sinem schilt gemalet was
| In grüenem veld ein toter has,
| Der dritte Chnotz was genant
120
| In allen schanden wol erkant.
| Er fuort für seineu wappen
| Zwen hültzin chrieshaken.
| Dem vierden sprach man junkher Troll:
| Ein cheker sam ein anchenzoll.
125
| Daz sein zaichen was ein rechen.
| Der sich ungern liess zerprechen.
| Der fünft was Haintzo mit der gäss,
| Ein eselman und rittigmäss.
| Dem hiet der pharrer wappen geben:
130
| Dri nuss an einer weinreben.
| Der sechste hiet den namen Twerg,
| Ein hohgeporner auf dem perg.
| Des wappenrok gemalet was
| Mit drein fleugen in eim glas.
135
| Den sibenden so nennet man
| Her Eisengrein, ein snauferman.
| Er fuort auf seinem drüssel
| Neun löffel in einer schüssel.
| Der aht der haist, als ich es main,
140
| Graf Burkhart mit dem überpain.
| Der liess im machen seineu wappen
| Mit zwain ruoben haiss gepraten.
| Den neunden ich euch tauffen wil:
| Er haisset Pentza Trinkavil,
145
| Daz er do in dem schilte truog,
| Daz warend rinder in eim phluog.
| Der zehend lept nit ane schaden;
| Er haist her Jächel Grabinsgaden.
| Der fuort von seiner alten gpürt
150
| Vier rindrin chäs auf einer hürd.
| Des einlften namen sei man gwiss:
| Der was her Rüefli Lekdenspiss.
| Er was des torffes maiger,
| Sein wappen warend aiger.
155
| Des lesten namen ich enwaiss;
| Doch cham er auf den selben chraiss
| Geritten mit eim fuchszagel.
| Ich wän, es wär der pauren hagel,
| Her Neithart, trun, ein ritter chluog,
160
| Der allen törpeln hass truog.
| Ir chlainet was das aller best:
| Ein kalb in einem storchennest.
| Daz fuortens gmaincleich in dem her
| Durch junkfrawn Mätzen zuht und er.
165
| Die helm sam chörbe warent gstricht,
| Also daz kainr dar inn dersticht.
| Dar under sach man hangen
| Ir schilt: daz warent wannen.
| Ir geplait daz was von loden
170
| Mit häw und stro wol underschoben.
| Wolten si die pain verpinden,
| Dar zuo namens paumrinden.
| Si sassen ritterleichen
| Auf saumersätteln reichen
175
| Auf eseln und auch veltrossen:
| Es möht ein juden han verdrossen.
| Mit tächen und auch sekken
| Sach mans die phert techen.
| Ofenchruken warent sper.
180
| Si vegten greuleich hin und her
| Mit irem pheiffer Gunterfai,
| Der ein beki biess enzwai.
| Si schrien all gemainchleich:
| "Hört, ir herren, arm und reich,
185
| Der muot hab, heut ze stechen,
| Schilt und sper ze prechen
| Durch aller frawen eren,
| Der schol sich gen uns keren!"
| Do vand man nieman auf dem plan,
190
| Der die rekken törst bestan,
| Also daz der Triefnas,
| Der sein selbers nie vergas,
| Sprach zuo den gesellen sein:
| "Und gieng es an daz leben mein,
195
| Es muoss halt sein ghofieret,
| Gestochen und gturnieret!
| Ist, daz uns niemant gtar bestan,
| So raitin wir enander an!"
| Der rede warends alle fro.
200
| Zuo Gunterfai man rüeffet do:
| "Pheiff auf, lieber spilman!
| Wir wellend dîr wol lonan."
| Gunterfai sein bek erschal,
| Daz man es höret überal.
205
| Die helm seu auf punden
| Mit jungem holtz gewunden,
| Die sper si under schluogend
| Und in einander fuorend.
| So herte ward daz reiten,
210
| Daz ir enkainr gepeiten
| Mocht, bis daz im hilfe chäm,
| Dann her Neithart, der genäm,
| Den man selten mocht gevellen
| Mit chrukken und mit dorfgsellen.
215
| Seht, do sach man streben
| Ein und zehen degen
| Auf der erd und in dem bach!
| Daz was ir aller ungemach.
| Triefnas, der vil trostleich man,
220
| Wider zuo im selber cham.
| Er sach, daz er gevallen was
| Für frawn Mätzen in daz gras.
| Des schemet er sich über dank;
| Er sprach: "Mîr ist daz jar ze lanch.
225
| Und wär mir ditz allein geschehen,
| Man mües vil kumbers an mîr sehen."
| Do cham doch seines vatters chnecht
| Und half im auf: daz was sein recht.
| In den selben sachen
230
| Her Troll begond erwachen
| Und schreien: "Waffen, waffen!
| Wie hart han ich geschlaffen!"
| Er ward sich in der seiten clagen,
| Dar umb man in muost haim tragen.
235
| Graf Burkhart was auch niht gar träg,
| Wie er an dem ruggen läg:
| Er batt die herren von dem rat,
| Daz man im hulffi aus dem chat.
| Chnotzen was ein stich gemessen
240
| In den pauch, daz im daz essen
| Zuo der selben stunde
| Fuor aus sinem munde.
| Weder singen noch gesagen
| Mocht er noch sein smertzen clagen.
245
| Dennocht wär im hilf gegeben:
| Do giengs den andern an daz leben,
| Den daz wasser in den schlund
| Güsselt in des baches grund.
| Die huob man auf als gsellen.
250
| Waz scholt mans fürbas swellen?
| Doch hiet der gtwerg getrunken,
| Daz im die augen sunchen.
| Daz muost man im do büessen:
| Auf huob man'n pei den füessen,
255
| Daz wasser lies man rinnen
| Von im, er cham ze sinnen.
| Do sprach Pentza Trinkavil:
| "Für wars ich euch daz sagen wil:
| Turstes mir nie buosse wart,
260
| Trawen, wen zuo diser vart."
| Grabinsgaden was gewäschen
| Ane laug und ane äschen;
| Er sprach: "Ich han gewunnen:
| Vor was ich verprunnen,
265
| Vor was ich derstunken;
| Dar zuo sein mir die läus ertrunken."
| Des lobt er got mit allem fleiss.
| Do sprach Haintzo mit der gaiss:
| "Dein gewin der ist ein stro
270
| Gen dem mein: des bin ich fro.
| E ich in den bache chäm,
| Ich was haiden ungezäm.
| Ich was auch in der ketzer orden:
| Erst bin ich ze cristan worden."
275
| Secht, daz tet dem Chuontzen zorn!
| Er sprach: "Mich duncht, daz wir verlorn
| Habin mere dann gewunnen.
| Wir sein in dem bach grunnen
| Sam die toten mäuse.
280
| Sprecht ir, daz euch die läuse
| Sein dertrunken, daz ist glogen;
| Die bruoch ich oft han ab gezogen
| Und gewäschen in dem bach:
| Kain laus ich nie dertrinken sach.
285
! Und du, Haintzo mit der gaiss,
! Deins gewinnes ich enwaiss.
! Bist du also worden cristen,
! Daz ist gescholten und gefisten;
! Won nach der weisen phaffen sag
290
! Nieman sich getauffen mag
! Selber in eim bache
! Von chainr lai sache.
! Es muoss ein underschaidung sin
! Zwüschem tauffer und auch din.
295
! Dar zuo der tauffer sprechen schol
! Genanteu wörter, die man wol
! Vindet in der hailigen gschrift.
! Dennocht ist ez als ein wicht,
! Hat der tauffer nit den muot
300
! Ze tauffen, so er dich daz tuot.
! In gottes dienst bist du verdrossen;
! Dar umb so hast du wenk vergossen
! Deins pluotz in seiner minne.
! Du prinst auch nit mit sinne
305
! In dem gaist: daz sag ich dir.
! Noch bist ein jud, gelaub es mir!"
| Eisengrain moht nit enbern
| Einer red: die höret gern!
| "Siha, durch gotz plunder,
310
| Ist daz nit ein wunder,
| Daz Chuontz da haim uf sinem mist
| Ist worden ein so guot jurist?
| Wolt ir euch enwench enthaben,
| Ein red mag ich für war sagen
315
| Ane brief und ane potten:
| Es mügt wol encher selber spotten."
| Die taiding allen misseviel;
| Ieder schluog sich an den giel:
| Des schimpz begond sei reuwen.
320
| Woi, wie laut sei schreuwen:
| "Nu we, numer dumen amen!
| Daz wir ie ze samen chamen,
| Daz wir ie gestochen haben,
| Des müess wir schand und laster tragen."
325
! Lechdenspiss der unverzait
! Hort die clag; es was im laid.
! Er spranch her für mit schalle:
! "Hört, îr herren alle,
! Ein red, die ich euch sagen wil!
330
! Wir chömend noch zuo guotem spil,
! Wolt îr volgen miner lere:
! Wir behalten noch die ere,
! Ist, daz wir stechen mit dem gast
! Und bindent uns ind sättel vast."
335
! Des rates fröwtens sich gemain
! Denn Chuontz vom stadel, der allain
! Do sprach: "Ich wil nit stechen,
! Lung und leber brechen.
! Ie mer ich mich so wolt verpinden,
340
! Ie e mir wurd von we geswinden."
| Der red si nit vernamen,
| Auf iren rossen si kamen,
| Mit widen sei sich do verpunden,
| So si aller beste kunden.
345
| Doch moht der Chnotz beleiben niht,-
| Sein reiten daz was gar enwicht,
| Der ars begond in smertzen,
| Wie wol ers hiet am hertzen -
| Also daz nicht mer dann äht
350
| Chamend her mit îrm gepräht
| Auf den plan und widern gast.
| Sei ruoften laut, sei schrewend fast:
| "Her frömder gsell, wes hast du muot?
| Wilt du stechen umb daz guot,
355
| Wilt du riten umb die er,
| So halt dich her und wart nit mer!"
| Her Neithart ward der rede fro,
| Wie wol ers nit erzaigti do;
| Er äntwürt züchtecleich und sprach:
360
| "Ich wolte haben mein gemach,
| Den frid so wolt ich suochen,
| Woltit es sein geruochen.
| Wie wol es sei ein rehter schimph,
| So wär es doch nit mein gelimph,
365
| Gen sölhen herren zriten,
| Die mir ze allen ziten
| Ze edel und ze stark sein.
| Wär enker joch nür einr allain,
| Ich getörst in nit bestan.
370
| Des schült es mich geniessen lan!"
| Do man die red verhörret,
| Îr forht die was zerstörret.
| Küeneu hertzen seu gewunnen;
| Si sprachend: "Höra zuo der nunnen,
375
| Waz sei spricht und waz sei sait,
| Recht sam ein gfrorner has verzait!"
| Graf Burkhart für die andern brach
| Und sunder zuo hern Neithart sprach:
| "Ich waiss nit, wie dus kochest:
380
| Ich sich wol, daz du sochest
| Im sattel, so wir vallen.
| Die schand missvelt uns allen
| Und tuot uns in dem magen we.
| Dar umb so muost du stechen me!"
385
| "Trun", sprach der gast vil hofeleich,
| "Daz wiss gott von himelreich,
| Daz ich es han verwegen mich,
| Waz ich tuon mües, daz tät ich."
| da mit man pheiffet schon als e.
390
| "Helm auf, he!" wie laut man schre!
| Das ward nit lenger do gepitten:
| Vil drat si auch zesamen ritten
| So chrefticleichen und so hart,
| Daz graf Burchart an der vart
395
| Dem rosse auf dem ars gelag.
| Hört, waz ich euch mer sag!
| Do sach man seinen gsellen
| Her aus der prüeche prellen.
| Erst huob sich jamer, angst und not.
400
| Die frawen lachten sich ze tot.
! Graf Burkhart in den sattel kam.
! "Sim so, ir ziegglin?" sprach der man,
! "Durch aventeur so seit es chomen,
! Aventeur habt es vernomen."
405
| Da mit so huob er sich von stat.
| Lechspiss do her fürher trat
| Mit siner scharffen angesiht;
| Er sprach: "Îr gast, ir seit ein wicht:
| Des dunket mich in meinem hertzen;
410
| Dar umb so müest ir leiden smertzen."
| Des antwürt im der frömde man:
| "Mein junchherr, waz han ich getan,
| Daz ich schol smertzen dulden?
| Ich pitt euch pei gotts hulden,
415
| Last mich reiten meineu vart
| Durch aller werden frawen art!"
| Süesser red mocht er engelten:
| Lechspiss erst huob an ze schelten.
| Ein langes sper er under schluog
420
| Und lieff hin an reht sam ein phluog.
| Er stach den gast, daz im wol halb
| Aus dem nest emphiel daz kalb.
| Des frewtend si sich alle;
| Si ruoften hoch mit schalle:
425
| "Ge hain, Üeli mit der nasen,
| Hilf deim weib der kuo grasen!"
| Lechspiss rüeffet aus dem mund:
| "Da für näm ich nicht hundert phund!
| Doch muoss ich in noch aber rüeren:
430
| Er chan mirs, trawen, nit enphüeren! "
| Daz sper so nam er in die hant,
| Gen dem gast er anhin rant
| Und traf in pei dem sattelpogen
| Also ser und ungezogen,
435
| Daz in die riemen liessen
| (Er mocht ir nit geniessen):
| Vallen muost er in die erde
| Dreier spange tieff, der werde.
| Secht, do huob sich jamers chlagen:
440
| Ir ghort es nie pei ewern tagen!
| Wie schier ze wainen was geraten
| Ir lachen, daz si vor taten!
| Dem maiger mund und nase pluot;
| Doch ruoft der held aus freiem muot:
445
| "Hört, ir herren überal,
| Ir schült nit chlagen meinen val!
| Er hat mich nit getroffen:
| Ich han mich selber ab gestochen."
| Man truog in fuder so zehant.
450
| Vil drat so cham her für gerant
| Eisengrein, ein küener degen;
| Er sprach: "Der tiefel müess sein phlegen,
| Miss ich im nit einen stich,
| Daz er werd gagent untersich!"
455
| Ein lautes gschrai er do an huob;
| "Sim so, ir herverlauffner buob?
| Wolt îr das treiben imer mer,
| Daz tuot mîr zorn und müet mich ser."
| Her Neithart äntwurt im aldo:
460
| "So, min lieber herre, so?
| Ich lass es gern beleiben,
| Welt îrs nit fürbas treiben.
| Ich sait euchs vor, vernemet mich,
| Was ich tuon mües, daz tät ich."
465
| "Nit so!" sprach her Eisengrein,
| "es muoss noch bas getumbelt sein.
| Ich muoss dir deinen chübel rüeren,
| Der haher well doch dann enphüeren!"
| Die helme sei verpunden
470
| Ze den selben stunden.
| Eisengrein begraiff daz sper.
| "Über in her jo, über in her!"
| Die andern alle schrewen vast,
| So haiss in was auff disen gast.
475
| Da mit sei zemen wolten sein;
| Der esel unter Eisengrein
| Schrein und fliehen do began
| Also schentzleich hin und dan,
| Daz er wenich do gestechen
480
| Mocht noch seinen schaden rechen.
| Daz sper gie auf die erde.
| Do ruoft der degen werde:
| "Hilffa, herr, und hilffa schier:
| Ich wil verderben auf dem tier!"
485
| Do cham ein müllner nach glauffen:
| "Herr, wolt îr daz tier verchauffen?
| Zehen schilling an ein phunt
| Gib ich euch ze diser stund."
| Des äntwurt im der wol getan:
490
| "Haiss nür den esel stille stan
| Und hab den sattel sampt mit im!
| Nim hin, lieber müllner, nim!"
| Hagen ward gevangen
| Mit des müllners sangen;
495
| Die andern ranten all her nach:
| Zuo dem esel was in gach.
! Si schrien laut: "Es ist enwicht!
! Verpint dem esel sein gesiht,
! So mag er lauffen drichtz hin an!"
500
| Secht, daz was so schier getan!
| Hagen stuond verpunden:
| Sam in die wolf geschunden
| Hietin, also draft er her
| Röschleich gen her Neithartz sper.
505
| Do ward vil ritterleich gestochen,
| Schilt und sper an zal zerprochen.
| Der gast enmoht nit lenger peiten:
| Er stiess den esel in die seiten,
| Daz er also schiere
510
| Streket älleu viere.
| Eisengrein dar unter glag.
| Seht, do huob sich newe clag
| Umb den edeln herren.
| Der sich so schon chond weren!
515
! Eisengrein was unverzait;
! Er sprach: "Mîr tuot daz clagen laid.
! Siha, durch einr merhen fist:
! Ob mein phärt gevallen ist,
! Waz schulden schol ich dar um tragen?
520
! Wer mag sich an den himel haben?
| Ich han verwuost die rehten hand:
| Daz tuot mir wîrser dann die schand."
| Da mit so was die red ergangen;
| Eisengrein sich huob von dannen,
525
| So er aller röschest kond.
! Triefnas rüegen sich begond:
! Die nasen ward er rimphen,
! Daz feur im aus den augen glast,
! Aus sinem maul der gaifer prast.
530
! Jo, wie zittert er von zorn!
! Sein varw hiet er so gar verlorn,
! Stamblent ward sein rässeu zung.
| Waz man saget oder sung,
| Dem gast wolt er do nit vertragen:
535
| Er wolt in nür für toten haben.
| Des huob er an ze lurggen do:
| "So, du du du hüerensun, so?
| Des ha-ha-hast du dich verwegen?
| Du ma-ma-macht nit mer geleben!"
540
| Her Neithart was ein cristan man;
| Dar umb so ruoft er Bertschin an:
| "Min he-he-herr, durch unsern got,
| Last mi-mi-mich vor meinem tot
| Ze re-re-rechter reuwe chomen!"
545
| Daz mocht in laider nicht gefromen.
| Bertschin tet der spot vil we;
| Er sprach: "Nu chla-la-laff nit me!"
| Wie drat er seinen helm auf band!
| Daz sper er vasset in die hant.
550
| Eilen wolt er gen dem man
| Und in der herberg raiten an:
| Do stiess sichs phert (ich weiss nit wie)
| Über ein ärws, daz im die chnie
| Zuo der erden sunken,
555
| Sam es nit hiet getrunken.
| Triefnas über und über viel
| Also hart auf seinen giel,
| Daz er wainet und auch grain.
| Er fluochet allen frawen rain:
560
| "Ir gunken, kotzen, bösen breken,
| Daz euch der übel tot müess streken
| Um die marter, die ich duld
| Nit anders dann umb ewer huld!
| War zuo habt es mich nu pracht?"
565
| Her wider umb er do gedacht
| An frawn Mätzleins widrichait;
| Vil drat er swaig, ez was im lait.
| Ein anders gsanch do huob er an:
| "So sei ich nit ein bider man:
570
| Frawen gnad wil ich derwerben,
| Scholt ich vierstund drüber sterben!"
| Übersich so ward er sehen
| Und schrein: "Mîr ist nit reht geschehen.
| Helft mir in den sattel wider!
575
| Und stech ich in dann nit da nider,
| So sprecht, daz ich ein esel sei!"
| Also chamen ir wol drei
| Und hulffen do dem chüenen man,
| Daz er auf die merhen cham.
580
| Was er vor gepunden ser,
| Si punden in noch dristund mer.
| Den pheiffer hiess man aber dönen.
| "Halt ab, halt ab!" wurdens hönen.
| Die sper si under drukten,
585
! Ir ruggen sei do smukten
! Hinter die schilt vil werleich
| Und ranten also erleich,
| Daz zwo ofenchruken
| Vielend hin ze stuken.
590
| Des muost der ofner do engelten:
| Fluochend ward er und auch schelten
| Umb sein ofenchruken baide.
| Bertschi jach: "Hab dir nit laide!
| Ich wil dir geben häw und stro;
595
| Pring mir ander chruken zwo!"
| Daz was also schier geschehen.
| Triefnas sprach: "Nu schol man sehen,
| Ob ich frawen dienen chan!"
| Den gast so rant er wider an.
600
| Hern Neitharten des do verdross:
| Er gab dem minner einen stoss,
| Daz man in selten mer hiet funden;
| Do was er also stark gepunden,
| Daz er mit kainr gepärde
605
| Mocht chümen von dem phärde.
| Daz cham alz zuo seinen schanden:
| Hangend ward er in den panden
| Der merhen auf die hüefe.
| Ob ich es rechte brüefe,
610
| Ze hart im an der selben vart
| Gestrigelt ward sein har und bart.
| Und wär man im ze hilf nit chomen,
| Daz schläpfen hiet imd sel benomen.
| Doch ward im von we geswinden.
615
| Secht, do ward er erst enphinden,
| Daz Chuontz im vor gesaget hiet,
| Do er ze lesten von im schied!
| Die frawen schreuwen, daz es clanch:
| "Helm ab, helm ab!" was ir gsanch.
620
| Daz pheiffen was vil gar gelegen.
| Wes scholten do die andern phlegen?
| Daz mügt es aigenleichen wissen:
| Sei hieten sich vil nach beschissen
| Von rechter forcht, die si do hieten;
625
| Si wolten sich des schimphes nieten.
| Dennocht sprach her Lechspiss:
| "Des lebens sein wir noch gewiss
| Und möchtin dar zuo er bejagen,
| Hietin wir den gast erschlagen.
630
| Unser sind noch vier beliben:
| Schöltin wir nit eim gesigen,
| So wär doch übel, daz wir ässin
| Oder ze Lappenhausen sässin.
| Dar umb so schüllen wir nu reiten
635
| Mit ein ander und nit peiten
| Auf den schalk mit plossen swerten
| Und in von ein ander serten!"
| Do sprach Jächel Grabinsgaden:
| "Din rat was selten ie an schaden;
640
| Dar umb ich dir nit volgen wil."
| Des frewt sich Pentza Trinkavil.
| "Jo", sprach Haintzo mit der gaiss,
| "Er ahtet unser nit einn schaiss.
| Mich dunkt, er sei ein fuchs wild;
645
| Des zagel füert er an dem schilt."
| Der taidinch was so vil beschehen,
| Daz sich her Neithart ward versehen,
| Si gtörstin nit mer stechen.
| Die forht wolt er in brechen
650
| Und auch geben küenen sin:
| Fliehent macht er sich do hin.
| Secht, do huob sich söleich jagen,
| Man chönd euchs niemer gar gesagen,
| Und ein schreien nach dem gast,
655
| Man hort es über drei rast!
| Ze eilen was in also not,
| Daz sich ir zwen ervielen ztot.
| Do daz die andern sahen,
| Si liessen von irm gahen.
660
| Die sünd die ward seu reuwen,
| Si ruoften nach mit treuwen:
| "Lieber herr von frömden landen,
| Behüetend uns vor bosen schanden!
| Vergebt uns unser bosshait!
665
| Sei reuwt uns ser und ist uns laid,
| Won wîr nu, trun, enphinden wol,
| Ir seit des hailigen gaistes vol."
| Des ward der gast von hertzen fro;
| Gen in so cheret er sich do
670
| Und sprach mit senftem hertzen:
| "Got büess euch allen smertzen
| Und vergeb euch ewer sünde!
! Doch für wars ich euch daz künde
! Nach der hailigen gschrifte sag:
675
! Die sünd ich nit vergeben mag
! Ane reuw und peicht und puoss,
! Die der sünder tuon muoss
! Gäntzleich ane falschechait.
! Daz sei euch von mir gesait!"
680
| Erst do vieng sich an ein reuwen:
| Si wurden ireu hertzen pleuwen
| Also ser, daz in daz bluot
| Ze mund und nasen aus schluog.
| Ir wainen daz was also gross:
685
| Haintzo gab im einen stoss,
| Daz er zuo der erden sanch;
| Von rehter andacht ward er chrank.
| Lechspiss der sach auf zuo got:
| Es was im chomen aus dem spot;
690
| Er rüeffet laut mit gantzer macht:
| "Herrgot, gib mir sinn und chraft,
| Daz ich meinr sünden ledig werde
| Und so nit var von diser erde,
| Sam Pentz und Jächel sind verschaiden
695
| Als lästerleich auf diser haiden!"
| Dar nach er gen dem ritter gie
| Und naigt sich nider auf die chnie
| Also treuleich in den plan:
| Er möht die pain zerpossen han.
700
| Auf ruoft er: "Mein lieber herr,
| Hört mein sünd durch Marjen er
| Und gebt mîr auch der buoss genuog!
| Ich han gesündet ane fuog."
| Her Neithart in dem grüenen geas
705
| Den pauren do ze peichte sas.
| Ein crütz er machet über sei
| Und sprach: "Got schaff euch sorgen frei!"
| Gen Lechspiss er sich keret do
| Und sprach: "Durch got, der häw und stro
710
| Geschaffen hat, und durch den gaist
| Sag mîr alles, daz du waist!"
| Also huob min Leckspiss an
| Und sprach: "Ich pin ein schuldig man
| Und han gesündet aus der mass
715
| Wider euch auf diser strass.
| Noch gedenk ich", sam er sprach,
| "Einer sünd, die gester gschach.
| Die ist laider also gross,
| Daz ich mich an der zungen stoss
720
| Und waiss nit, ob ichs sagen schol;
| Doch getraw ich euch so wol,
| Daz irs nit fürbas pringet,
| Daz mich mein andaht zwinget
| Euch ze sagen an gotes stat."
725
| Wie erstleichen er in des patt,
| Her Neithart sprach vil taugen:
| "Du scholt mir daz gelauben,
| Daz mîr wär von hertzen lait,
| Scholt ich meine phaffhait
730
| Mit deiner peichte so verliesen;
| E wolt ich den tot herkiesen.
| Sag mîr freileich deine sünd,
| Wilt du werden gottes fründ!"
| Lechspiss zuo sinr peichte cham;
735
| Doch zittert er vor sünden scham
| Und sprach: "So wil ichs sagen
| Und wil dran nit verzagen:
| Herr, min weib - nu we, nu we,
| Ich gtar euch nit gesagen me.
740
| Es ist ein so grosseu sünd,
| Daz ich euchs nit gerne künd."
| Der peichter aber gen im sprach:
| "Got nem dir alles ungemach,
| Lieber sun, du fürht dir nicht!
745
| So werd ich heut ein böswicht,
| Sag ich ieman deinen sin,-
| So ich alters ainig pin!"
| Lechspiss daz nit recht vernam;
| Darumb so huob er wider an:
750
| "Herr, mein weib ist nit gar lanch;
| Dar um so nam sei einen banch,
| Mit iren painen sei drauf staig,
| Ein stuch sei ab dem bachen snaid.
| Do ich des nu innen wart,
755
| Geschlichen kam ich an die vart
| Und zucht den stuol so schon von stat,
| Daz sei reht an dem ruggen glag.
| Daz gwändel huob ich îr do auf
| Und chust sei dristund in den bauch."
760
| Her Neithart smieren do began;
| Er sprach: "Sim phü dich, böser man!
| Wes hast du wüetreich dich gezigen,
| Sel und leib so gar verstigen?
| Deiner sünd ist also vil,
765
| Daz ich dich nit enledigen wil
| Noch enkan dîr bessers sagen:
| Du muost dich zuo dem bischolf draben!"
! Daz sagt er im nit ane sach,
! Her Neithart, do, der gumppelphaff,
770
! Der im gedocht in seinem muot:
! "Böser schimphe ward nie guot;
! Mit der sel ist nit ze schertzen.
! Ich waiss daz wol in minem hertzen
! Nach der waisen lere sag,
775
! Daz ich in nit gelösen mag
! Noch gepinden gaistechleich.
! So mag er auch nit sicherleich
! Seineu sünd eim laien sagen,
! So er priester mag gehaben."
780
| Lechspiss macht sich dannen.
| Do cham da her gegangen
| Heintzo, der vil reuwig man.
| Seineu peicht die huob er an
| Und sprach: "Mein herr, helft mîr aus not!
785
| Ich han gesündet in den tot,
| Ich hab auch gottes huld verlorn;
| So we mîr, daz ich ie geporn
| Ward hie auf diser erde!"
| Do sprach der Neithart werde:
790
! "Sim, sun, du scholt nit so verzagen!
! Ich wil daz für war sagen:
! Gottes herbarmhertzichait
! Ist so michel und so brait,
! Daz nie chain sünd so grosse wart,
795
! Si wurd vergeben an der vart,
! Woltz den menschen rüwen
! Von grunt mit gantzen trüwen."
| Da mit so huob mein Heintzo an
| Und saget, waz er hiet getan;
800
| Er sprach: "Mein herr, es ist ein schand.
| Gestern fuor ich über land,
| Bis daz ich cham zuo einem bach.
| Do huob sich laid und ungemach:
| Aus ze schlauffenn mich verdross
805
| Und durch ze wattenn also bloss:
| Do wolt ich auch nit wider keren
| Und mein gelt umb süst verzeren.
| Secht, do vand ich dört ein kuo!
| Die fuort ich bei den orn hin zuo:
810
| Ich staig auf sei und rait hin an,
| Bis daz ich durch daz wasser cham."
| "Ir faiger ketzer!" sprach der ritter,
| "Daz euch der übel tod, der bitter,
| Nemen müess, îr böser man!
815
| Ir möcht nit wirser han getan.
| Ich sag dirs nit aus einem trom:
| Du muost dich machen hin gen Rom
| Mit henden und mit füessen,
| Wilt du din sünde büessen."
820
| Also macht sich Haintz do hin
| Gen Rom: daz was sein ungewin.
| Lechspiss hintz zum bischolff trat:
| Daz ward im in dem sekel schad.
| Neithart gab in seinen segen.
825
| "Ewer müess der tiefel phlegen!
| Got geb euch paiden smertzen!"
| Sprach er in dem hertzen.
| Da mit so stuond er von der peicht
| Sam ein pruoder ungeweicht.
830
| Mit dem so kam da her geritten
| Triefnas schon auf einem schlitten.
| Den gast besorgt er vast und ser;
| Er sprach: "Mein lieber juncherr,
| Hab ich wider euch getan,
835
| Daz schölt ir mîr nu faren lan
| Durch den überreichen got
| Und raten mir an allen spot,
| Ob ich schüll hofieren
| Fürbas mit turnieren,
840
| Mit sagen und mit singen
| Und auch mit andern dingen."
! Dar zuo sprach her Neithart:
! "Mich dunkt, du saist von hoher art
! Ein degen, chüen mit deinem leib.
845
! Ist, daz du nemen wilt ein weib
! Zuo der e, ich dir daz chünd:
! Du macht ir dienen ane sünd.
| Und dar zuo wil ich helffen dîr
| Zuo dem besten, glaub es mîr!
850
| Dar zuo wil ich dir vergeben
| Alz, daz pei dinem leben
| Hast begangen wider mich.
| Dar umb, du frier held, vergich:
| Waz dunket dich in deinem muot
855
| Wol getan umb er und guot?"
| Des dankt im Bertschi so zehant.
| "So wol, daz ich euch ie derchant!"
| Sprach er zuo dem Neithart
| Und swuor im auf sein lesteu vart,
860
| Daz er Mätzen näm zun eren,
| Scholt er joch die bruoch verzeren.
| Da mit so wurdens jausen
| Hin wider zLappenhausen
| Sam ein bliens fögellein
865
| Und chamend zuo den gsellen sein.
| Der warend dennoch sechs beliben.
| Bertschi sprach: "Ich sei gestigen:
| Es muoss noch sein ghofieret
| Und ritterleich gturnieret
870
| Durch die lieben Mätzen min!"
| Ir kainer wolt der zag sin;
| Si sprachen all: "Nu hin, daz sei!"
| Da mit so huob sich ein geschrai:
| "Turnierens, trun, wir müessen kosten,
875
| scholtin wir joch all zerchnosten:
| Wistin wirs nur an ze keren!"
| Her Neithart sprach: "Ich wil euch leren
| Eigenleich mit gantzer trüw:
| In dem spil pin ich nit nüw."
880
| Des bnuogtend si sich alle
| Und schrewen auf mit schalle:
| "Got hat uns seinen engel gsant,
| Einen man von fremdem land;
| Dar zuo so sein wîr ghailet."
885
| Vil schier si wurden gtailet
| Nach her Neitharts reden
| In zwai tail gar eben.
| In dem ersten taile was
| Er und Bertschi Triefnas,
890
| Burkhart mit dem überpain
| Und der wüetend Eisengrain.
| In dem andern was der Twerg,
| Chuontz vom stadel, der vil werd,
| Chnotz und Troll, die herren.
895
| Für wars möcht ich des sweren,
| Daz chain turner nie so schier
| Gtailt wart sam - die vier und vier.
! Her Neithart huob an zsprechen:
! "Der turner und daz stechen
900
! Sind nit erdacht um daz allain,
! Daz man hofier den frawen rain:
! Sei sein auch dar zuo jo gemacht,
! Daz man da mit die ritterschafft
! Erzaig und dar zuo lerne.
905
! Dar umb so schült îr gerne
! Üeben euch in sölhen dingen,
! Daz euch dest ofter werd gelingen
! In ernst und auch in stritten.
! Stechen lert uns riten
910
! Creftichleichen mit dem sper.
! Dar zuo so hilf der turner
! Daz swert vil ritterleichen füeren,
! Fleisch und pain und eisen rüeren."
| Si sprachen all: "Gelobt sei Crist
915
| Und alles, daz im himel ist!
| Tuon wir wellen, waz wir schüllen,
| Und ewer gpott mit ernst herfüllen!"
! Her Neithart aber redet do:
! "Ewer eren pin ich fro;
920
! Dar umb wîr schüllen wellen
! Zwen unter uns gesellen
! Von part und widerparte
! Zuo zäumern an der varte:
! Die habend anders nit ze schaffen
925
! Dan hin und her im turner gaffen,
! Ob si vinden unter allen,
! Die man schlahen schol mit schallen.
! Die selben schüllens ziehen
! Paim zaum, daz si nit fliehen
930
! Mügen so geswinde,
! Bis daz daz ander gsinde
! Der îr gesellschaft chöm her nach
! Und in umb und umbe vach
! Und dar zuo schlahi - doch nit hert,-
935
! Oder schüphi von dem phert.
! Und ist, daz si in vellen,
! So schol er dar so zellen
! Phenning vier und nit der bösen,
! Wil er seinen esel lösen."
940
! Die red geviel in allen wol;
! Doch ruoften si: "Mit we man schol
! Die gzäumpten gsellen treffen
! Mit schlahen und mit stechen?"
! Des antwürt in her Neithart so:
945
! "Mit pengeln gstriket aus dem stro!"
! Si ruoften laut: "Wie guot, wie guot!
! Dis stro uns chlainen schaden tuot."
| Da mit so wurden aus herwelt
| Chnotz und Burkhart und gezelt
950
| Für îr zäumer also gmain.
| Ieder tail macht sich allain
| In einn winkel also drat
| Und wurden unter in ze rat,
| Über welh der turner gieng.
955
| Da mit her Burkhart an vieng
| Und sprach: "Enkainr ist schlahens werd
| Denn der hüerrensun, der Twerg,
| Der den ars wüscht an daz phait:
| Daz schol uns allen wesen laid."
960
| Daz dunket Bertschin nit gar guot;
| Er sprach: "Mich dunkt in meinem muot,
| Daz wîr schüllen streichen
| Chuontzen haut, die weichen,
| Wan er in der kirchen stanch
965
| Über aller unser danch."
| Eisengrain hin wider sait:
| "Daz wär mir umb den Chuontzen laid.
| Ist nit wäger, daz wîr Trollen
| Schlahin über seinen schollen,
970
| Der die leut und lande laicht
| Und dar zuo in daz pette saicht?"
| Des selben rates warens fro
| Und sprachen all: "Dem sei also!"
| Chnotz im andern winkel sprach:
975
| "Went îr hörren, was geschach?
| Es ist geleich, sam ich es sag,
| Das an einem sunnentag
| Eisengrein den seinen stall
| Mistet, daz es über al
980
| Smechet in der gassen.
| Dar umb man schol in vassen
| Pai dem har und pei dem part,
| Daz im sein misten chüm ze hart!"
| Daz mocht dem Twergen nit behagen;
985
| Er sprach: "Ein anders wil ich sagen,
| Des ich so mich nu han bedacht:
| Der gast der hat uns hie zuo pracht;
| Dem gast dem schüll wir gelten
| Mit schlahen und mit schelten!"
990
| Do daz der Troll erhörret,
| Die red was gar zerstörret;
| Er sprach: "Her Twerg, ir seit nit werd,
| Daz ir habt er in tal und perg.
| Wist îr nit, waz überlast
995
| Wîr haben glitten von dem gast
| Nur von unsern schulden?
| Nu sein wîr chomen zhulden:
| Scholten wîr nu daz verscheissen?
| E wolt ich dîrs har zerreissen."
1000
| Der rede ward den Twerg verdriessen;
| Er sprach: "Du chanst wol pöltz schiessen.
| So werd ich heut erstochen:
| Die schand muoss sein gerochen!"
| Da mit si in die messer griffen:
1005
| Die warend neuleich wol geschliffen.
| Chuontz der schre: "Drutz, morder, drutz!"
| Iedem gab er einen smutz
| Und schied si von einander baid;
| Er sprach: "Mîr ist ditz ding laid.
1010
| Wolt îr triben disen tail,
! Daz macht uns allen unhail.
! Wîr müessen uns zuonanner haben,
! Wollen wir die er bejagen."
| Da mit so was ein frid geschehen.
1015
| Cuontzo der ward fürbas jehen:
| "Mich dunkt in meinem sinne,
| Der schimp chöm von der minne:
| Den minner - daz ist Triefnas,-
| Schüllen wîr bezalen bas!
1020
| Dar zuo so hab ich funden,
| Daz Bertschi hat geschunden
| Ein katzen mit der tenggen hand:
| Daz ist ein laster und ein schand."
| Des selben rates warens fro
1025
| Und schreuwen all: "Dem sei also!"
| Aus den winkeln sei do drungen
| Und santend baidenthalb einn jungen,
| Daz er scholt die gloggen leuten,
| Die den turner wurd beteuten.
1030
| Secht, daz was so schier geschehen!
| We, was fröden hiet man gsehen
| Mit singen und mit swätzen
| Unter den torffmätzen!
| Dar zuo ward geschaffen,
1035
| Daz man auch scholte machen
| Einen zaun all umb den plan.
| Daz was jo also schier getan.
| Und dar auf scholt man prügi legen
| Durch der schönen frawen wegen,
1040
| Die den turner scholten sehen.
| Daz was also schier geschehen.
| An den selben stunden
| Die rekken sich verpunden,
| Ein halbe chuo si frassen
1045
| Und auf die esel sassen
| Mit den kolben von dem stro.
| Doch was der Neithartz nit also;
| Ich wil euch des beweisen:
| Sein knüttel was von eisen,
1050
| Mit stro wol übermachet,
| Won er vil laides schaffet
| Taugenleichen mit gelimph
| Allen gsellen in dem schimph.
| In den plan seu ritten do
1055
| Nach îrem alten siten so
| Mit Gunterfain dem pheiffer,
| Dem der pauch was selten lär
| Von ruoben und von gersten.
| Also rant des ersten
1060
| Bertschi in dem ringe umb:
| "Heia he, wie gsunt, wie jung
| Bin ich an dem hertzen mein!"
| Daz was do das jauchtzen sein.
| Wie ritterleichen kond er reiten
1065
| Mit den sporen zpaiden seiten!
| Den kolben wand er umb daz haubt,-
| Er ist ein narr, der mir daz glaubt.
| Dar nach, seht, der fröleich man
| Macht sich an sein ort hin dan
1070
| Zuo den seinen gsellen.
| Der ander tail sich zstellen
| Trachtet an daz ander ort.
| Hie mit sprach der gast daz wort
| Zuo den chäphern von dem gäw,
1075
| Die warent blait von stro und häw:
| "Hört, ir herren, dfiessen,
| Die portten schült ir schliessen!
| Die abgeworffnen heft hin dan:
| Das stet enk wol und ghört euch an!"
1080
| Der turner ward herhaben,
| Schrenkpäum zuo geschlagen.
| Seu ritten in enander
| Recht sam die säw von Flandern.
| Des tämers des ward gnuog und vil
1085
| In der gmain bis an daz zil,
| Daz her Burchart Trollen vand
| Und in zäumpt mit seiner hand;
| Er sprach: "Du muost dich mit mir traben
| Und von ars auff werden gschlagen."
1090
| Da mit so sach man Chnotzen
| Gen Triefnasen hotzen;
| Er sprach: "Nu gib dich zgfangen:
| Es ist umb dich dergangen!
| Ein flieher bist du vor gesin,
1095
| Dar umb so muost du leiden pin."
| Man fuort ein hin, den andern her
| Besunder in dem turner.
| Ieder viel in sattelpogen
| (Er wär anders ab gezogen)
1100
| Und huob sich also vast,
| Daz im des atens gprast.
| Die pain die schluogens untnan zemen,
| Daz man die ross nit kond genemen.
| Doch ward mans pengeln mit dem stro,
1105
| Daz die frawen schrien do
| Von grund auf und gar ze vollen:
| "Retta Bertschin und auch Trollen!"
| Daz hort her Troll; es gie im zhertzen:
| Gen dem ritter ward er fertzen
1110
| Und sprach: "Daz sei dem gast geschankt!"
| Des ward im ieso schier gedankt:
| Her Neithart pand im ab die hauben
| Und cratzt in, daz ims pluot von augen
| Schrät, und mass im einen schlag,
1115
| Daz er do unterm esel glag.
| Da mit was er entrunnen
| Und auch sein Hagen gwunnen.
| Her Burkhart sprach: "Nu schüllen wîr
| Bertschin retten; volgend mîr!"
1120
| "Daz ist pilleich", sprachen sei;
| Zuo Bertschin vegtens alle drei.
| Do nu Triefnas hiet vernomen,
| Daz sein gesellen wären chomen,
| Starks gemüet er do gewan
1125
| Und huob auch sein gespötte an;
| Er sprach: "Ich sitz so sanft und wol,
| Daz mich joch nieman retten schol.
| Pringt mîr chäs und dar zuo prot:
| Ich pins nahent hungers tot!"
1130
| Daz prot man im vil schiere gab;
| Triefnas peiss ein stukke ab
| Und trukt es gäntzleich in den schlunt.
| Wie laut er schre: "Wie guot, wie gsunt!"
| Neithart lachen do began;
1135
| Chnotzen rait er hintnan an
| Und huob in auf von seinem phert:
| Er warff in nider in die erd.
| Die chäpfer namen in hin dan,
| Die merhen muost er varen lan.
1140
| Do daz Eisengrein dersach,
| Es tet im laid und ungemach.
| Er hiet es zstet gerochen gern:
| Do muost er sein von forht enbern.
| Der Twerg hiet sich der er verwegen;
1145
| Er sprach: "Sein müess der tiefel phlegen!
| Mit Bertschin zfechten ist enwicht:
| Er hat gefressen und wîr nicht."
| Da mit so was der turner aus.
| Den lüeller hiess man trüllen auf.
1150
| Do rüeffet Geri mit dem kruog:
| "Nu we, ist sein ietz genuog!"
! Des antwürt ir der pharrer do:
! "Sim so, du hüerr, sim so, du, so?
! Wänst, es seigin hodenschleg?
1155
! Daz din der übel tiefel phleg!"
| Geri gswaig; doch sprach der gast:
| "Noch schüllen wîr uns streken vast
| Und in enander reiten
| Mit schlahen zallen seiten!
1160
| Daz haist der nachturner."
| Secht, do wurdens gasslent her
| Und rumplen unter enander
| Sam wildeu swin von Flandern!
| Ditz dinch verzoch sich also lanch,
1165
| Bis ein nebel und ein tamph
| Von leuten und auch phärden
| Sich huob von den gepärden,
| Also daz ieso zehant
| Nieman do den andern bkant.
1170
| Erst wîr mügen spüren,
| Ob sich her Neithart rüeren
| Chönd unter den gesellen
| Mit schlahen und mit fellen.
| Es geschach ze stunden,
1175
| Daz man da hiete funden
| Fünf turnierer wol getan
| Gestreket nider in den plan
| Und dar zuo gstossen und geschlagen:
| Man hietz in chörben fuder gtragen.
1180
| Daz schuoff her Neithartz pengellein,
| Daz da strowin scholtet sein.
| Ditz chond er dannocht teken:
| Vil sanft ward er sich streken
| Nider zuo den gsellen sein
1185
| Und schrein: "Nu we der lungen mein,
| Die in mir zerschlagen ist!
| Des muoss ich ligen in dem mist."
| Do daz die alten sahen,
| Gemainchleich seu des jahen,
1190
! Daz si pei iren zeiten
! So pöschleich nie gestreiten
! Sahen, sam da was geschehen,
! Scholt mans für ein ernst ersehen;
! Wolt mans aber zellen
1195
! Für einen schimph, daz vellen,
! So sprachens, daz seu nie chain schimph
! Gesahen mit dem ungelimph.
! Die gsellen wurden hin getragen.
| Ein ander turner ward sich haben
1200
| Zwüschen und den rossen:
| Die wurden gumpend und auch possen
| So ser, daz niemand gtorst genahen,
| Die esel und die merhen zvahen.
| Do schluog des Trollen Hagen
1205
| Bertschins rüssin in den magen,
| Daz sei älleu viere
| Strechet also schiere.
| Neithartz phärt schluog hintnan auf
| Em esel zend und zungen aus.
1210
| Da mit er ieso tod gelag.
| Daz was niemand also schad
| Sam dem müllner von der wisen,
| Der Hagen hiet von im gelihen,
| Und auch Chuontzen weib, der Jützen,
1215
| Die von lachen und von chützen
| Obnen ab der prügi viel
| Also hart auf iren giel,
| Daz îr die sel nit bleiben wolt
| Und fuor do hin, daz faren scholt.
1220
| Dar um so ward ein gschrai derhaben:
| "Hört, îr tohtern und ir chnaben,
| Iederman far in sein haus:
| Dem schimph dem ist der poden aus!"
| Da mit so ward zerhauwen
1225
| Der zaun vil e dann gpauwen,
| Schrenkpäm nider gschlagen
| Und hin und her vertragen.
| Do ditz so was ergangen,
| Die werlt sich macht von dannen:
1230
| Ein tail so mit dem toten weib,
| Daz da verlor den seinen leib.
| Daz ward man so ze hand begraben:
| Daz was dem pharrer ane schaden.
| Der ander tail der muosset ziehen
1235
| Den esel, der nit mocht gefliehen,
| Und in emphelhen do den raben:
| Daz was den wolfen ane schaden.
| Der leste tail, daz muoss ich jehen,
| Gie da hin, die recken sehen,
1240
| Die so sere warent gschlagen,
| Dem wundartzet ane schaden.
| Doch mocht er Neithartz nit geniessen
| Noch Bertschins, des vil rässen fiessen:
| Die warent also schier genesen,
1245
| Sam in nie wär we gewesen;
| Wan her Neithart kond sein schonen,
| Dar umb wolt er chaim artzet lonen:
| So hiet der minner hohen muot;
| Daz was im zuo den wunden guot.
1250
| Er hiet gesprungen und getantzet,
| Dar zuo gsungen und geswantzet:
| Do mocht im niempt den haber tragen;
| Der gast der hiet sich hin getraben.
| Wie chond man Trollen laid zerstören?
1255
| Weder gsehen noch gehören
| Mocht er noch sein smertzen chlagen:
| Also hart was er geschlagen.
| Chuontzen was ein straich gemessen,
| Daz er tantzens hiet vergessen;
1260
| Dar zuo was ims weibe tod:
| Daz pracht im jamer und auch not.
| Wär dem Twergen bas gelungen,
| Wie gern er hiet mit Bertschin gsprungen!
| Do mohten in die füess nit tragen:
1265
| Also hart was er geschlagen.
| Do sprach junkherr Eisengrein
| Und die andern gsellen sein:
| "Swantzens chan uns nit behagen:
| Also hart sein wîr geschlagen.
1270
| Und ob joch des nu nicht enwär,
| So macht uns doch daz wachen swär,
| So wîr des morgens scholten erren,
| Tröschen, sneiden, män und perren.
| Er müess dertrinken in dem kat,
1275
| Der uns hier zuo ie gepraht!"
| Dennocht Purkhart hiet gesungen
| Rains gesanch in süesser zungen:
| Do moht ers nit am hertzen haben:
| Also ser was er geschlagen.
1280
| Hie mit muost der Triefnas
| Ainich bleiben, daz ist das.
| Doch wolt er nicht enlassen ab
| Und dient frawn Mätzen nacht und tag.
| Mit sinnen und gedenken
1285
| Von îr mocht er nicht wenken.
| Des nahtes gie er alweg aus
| Und schlaich hin zuo irs vattern haus.
| Den laim den raiss er von der maur
| Und peiss dar in: es was nicht saur.
1290
| Fegend ward er her und hin,
| Zuom türlein ein stuond im der sin.
| Weil und zit was im ze lanch;
| Wie oft so huob er an und sanch:
| "Ich wil nach dîr verderben,
1295
| Nach dir so wil ich sterben."
| Da mit so schiegt er hin zum laden,
| Ob ers gesehen da möcht haben:
| Do vand er nit; daz tet im zorn:
| Also was sein gesanch verlorn.
1300
| Daz traib er oft und dar zuo dik;
| Es half in laider nicht ein stik.
| Des chroch er zuo des pheiffers haus
| Und sprach: "Mein lieber gsell, ste auf
| Und hilf mîr heint mit deiner chunst:
1305
| Ich arbait in der minne prunst!"
| Gunterfai der snarchelt ser:
| Im traumpt, er fischet in dem mer.
| Waz scholt der helde sprechen?
| Der hals was im derlechen.
1310
| Ungpitig was mein Triefnas:
| Er ward dem spilman rüeffent bas
| Und in die haustür possen
| Mit zwain stainen grossen.
| Mit einem steken chlocht er an
1315
| Und sprach: "Ste auf, biderman!"
| In den selben sachen
| Der spilman bgond derwachen
| Und wüst auf sam ein wilder has.
| "Was ist ditz und was ist das?"
1320
| ward er rüeffend do ze stet.
| Sein weib daz warff er ab dem pett:
| Er wand, sei hiet diss alz getan.
| "Îr teuscherin!" (so sprach der man)
| "Wes sîrtst mich heint die langen nacht?"
1325
| Bertschi hiet do schier gelacht:
| Do martret in der minne gluot
| So ser, daz im die nas pluot.
| Do daz verran, do schluog er an:
| Er gie hin dan und ruoft dem man:
1330
| "Ste auf durch den reichen got
| Und ge mit mir: des ist mir not!"
| Gunterfai was zornes vol,
| Dar zuo hiet er gedrunken wol;
| Er schre: "Ge fuder, merhensun,
1335
| Und chlok nit me: daz ist dein frum!"
| Bertschin tet daz schelten we
| Und daz dützen dannocht me;
! Er gedocht: "Ich sei ein wicht:
! Und betörft ich dein so nicht,
1340
! Ich zerschlüeg dir kalb und kuo
! Und deinen ruggen auch dar zuo!
! Nu muoss ich singen, wie du wilt;
! Doch kümpt ein tag, daz ich dirs gilt."
| Süesse red die huob er an:
1345
| "Zürn nicht, lieber spilman!
| Ich pins Triefnas: ge mit mir!
| Siben haller gib ich dir."
| do dis erhöret Gunterfai,
| Du huob er an ein anders gschrai:
1350
| "Ja, mein lieber herr, seit irs?
| Ich bkant euch nicht: vergebt mirz!"
| Also stuond er auf aldo;
| Die augen wüscht er mit dem stro.
| Er suocht die pruoch: sei was verlorn;
1355
| Doch hiet er îr noch wol enborn,
| Wär der sekel nicht ze stunden
| An die selben pruoch gepunden.
| Des mocht er do nicht an gesein:
| Daz gelt wolt er do legen drein.
1360
| Ditz suochen, truwen, wert so lanch,
| Daz Bertschi dristund auf spranch
| Von rehtem zorn, den er gewan.
| "Chümpst nicht?" ruoft er zuo dem man.
| "Ja", sprach diser, "so geswind,
1365
| Ist, daz ich die bruoch vind."
| Des sprach Triefnas do vil drat:
| "Chüm, la sten daz niderwat!
| Ich gib dir phenning und die täschen,
| Ich schenk dir pier mit sampter fläschen."
1370
| Wer was froer dann Gunterfai?
| Er aht der prüech nicht umb ein ai
| Und cham her aus gestoben,
| Gerumpelt und geflogen
| Mit seinem bekkin, daz was new.
1375
| Bertschi sprach: "Nu plew und plew
| Und lass uns heint hofieren:
| Ich zel dir dar mit vieren!"
| Über al daz bekk erschal,
| Daz es erchnal in perg und tal.
1380
| Seu chomen hin zuo mätzleins haus:
| Die pot den ars zum fenster aus.
| Do sprach Bertschi ieso zhant:
| "So wol mîr, daz ich ie derchant
| Deinen amblik wol gestalt!
1385
| Halt her, liebes Mätzli, halt!"
| Des ward den andern allen
| Daz tämer missevallen:
| Seu hietin gerner gschlaffen;
| Zuo Gunterfain si sprachen:
1390
| "Wes schlaist uns heint mit deinem pfiffen?
| Wilt, daz wir dîr dhaut derstrichen?"
| Des antwurt in der Schollentrit:
| "Lieben herren, zürnet nicht!
| Mich dunkt, er hab ins pad geschlagen:
1395
| Wîr schüllen uns da hin dertraben!"
| Schollentritten glaubt man do:
| Iederman der ward so fro,
| Daz er also zstette
| Sich huob von seinem bette,
1400
| Wen seu pei allen iren tagen
| Haiss pad chonden nie gehaben.
| Gunterfain dem lieffens nach:
| Do was er gflohen also gach
| Hin mit Bertschin sam ein fiess,
1405
| Daz er sich nicht do vinden liess.
| Des muosten seu engelten.
| Ward in dhain bad ie selten,
| Daz mocht in dannocht seltzner sein.
| Da mit so chertens wider ein.
1410
| Triefnas der was fröden vol:
| In daucht, er hiets geschaffet wol.
| Wie oft so ward min närrel jehen:
| "Sim, so mîr ein surt, ich han sei gsehen!"
| Sein akergen was gar da hin;
1415
| Gen Mätzellein stuond im der sin.
| Der andern nacht so gie er aus
| Und chriemelt in irs vattern haus.
| Er macht sich in den chuostal
| Also leis, daz ez nicht hal.
1420
| Hinderd tür er sich verparg,
| Bis daz Mätzli melchend ward.
| Er cham her für und sprach: "Nu sweig,
| Liebes lieb: nim dir nit laid!
| Ich pins Bertschi: ghab dich wol!
1425
| Ich mach dich aller fröden vol."
| Mätzli do so hart dercham,
| Daz sei Bertschi nit vernam,
| Und huob an zgreinen und auch grain.
| "Naina, Mätzli, naina nain!"
1430
| Bertschi sprach; er was nicht faul:
| Die hand schluog er îr für daz maul.
| Ein zabeln huob sich und ein bossen,
| Daz die milch ward umb gestossen.
| Daz gie der kuo ze hertzen:
1435
| Die hürner ward sie stertzen.
| Lüejen und auch rauschen
| Emmitten durch den hauffen.
| Sei cratzt, er rauft, die kuo die stach:
| Daz wunder nie chain man gesach.
1440
| In dem selben streben
| Die kuo ward messen eben
| Bertschin über seinen dank
| Zwen stich in einem swank.
| Der möht er wenich sein genesen,
1445
| Wär sein dikker schop nicht gwesen.
| Triefnas ward aldo vertriben,
| Mätzleins maul damit entliben;
| Dar umb sei rüeffet und auch schre:
| "Hie deup, hie deup! He, he, he, he!"
1450
| Do man derhort fron Mätzen gschrai
| Alleu gnad die was entzwai.
| Der do wappen haben macht,
| Der wappet sich hintz zmitter nacht.
| Erst do chamens her geflogen
1455
| Mit îren swerten aus gezogen
| Und schreuwen alle: "Was ist ditz?
| Sag uns, Fritzo, durch poks switz!"
| Fritzo sprach: "In enem stal
| Ein deup ist gwesen überal.
1460
| Welt îr sein geruochen,
| So schüllen wir in suochen
| Unter der erd und ob der erd,
| Ob uns der hüerrensun nu werd!"
| "Des sein wir gpunden", sprachen sei.
1465
| Fritz und seiner sünen drei
| Wagten sich des ersten hin;
| Die andern chamen all nach in
| In den stal all über al.
| Vil laut erhal îr gschrai, ir schal
1470
| (Seu schluogen greuleich in die wend):
| "Woi, daz dich der tiefel schend!
| Wurdist ie ein biderb knecht,
| So chüm her für und mach es schlecht!"
| Des pumbelns do die kuo verdross
1475
| Und gab Fritzen einen stoss,
| Daz er belaib in seinem haus;
| Da mit die andern fluhend aus.
| Den deup man do nicht vinden maht
| Bis hintz auf die dritten nacht.
1480
| Do pracht in zuo die minne;
| Er gdacht in seinem sinne:
| "Du muost dich heven aber aus
| Und steigen auf meins puolen haus:
| So wîrst du sehen durch daz tach,
1485
| Waz sei tuo und was sei schaff."
| Wie schier er do hiet vollepracht
| Alles, daz er im gedacht!
| Triefnas auf dem tache was,
| Fritz mit seinen kindern sas
1490
| Pei dem feur und ass der ruoben.
| Bertschi wolt des zuo luogen
| Und stiess daz haubet durch ein loch:
| Do was er swärer dann ein bloch;
| Dar umb so muost er vallen
1495
| Vor den chindern allen
| Und dem vatter in daz feur
| Sam der tiefel ungeheur.
| Hoal und kessel viel da hin
| Mit Bertschin zuo seim ungewin.
1500
| Wer mocht do lenger gpeiten?
| Der nicht enhiet ze reiten,
| Der floh mit hend und füessen:
| Daz chond im nieman gpüessen.
| Mätzli die was also lam,
1505
| Das sei chaum zur stegen cham;
| Secht, do rumpelt sei hin ab
| Sam ein ander mülrad!
| Die andern vielen all hin nach:
| Ze fliehen was in also gach.
1510
| Fritz der muost beleiben,
| Er mocht sich nicht gescheiben:
| Dar zuo hiet in pracht der schad,
| Den im die chuo im stadel gab.
| Do ditz nu also was geschehen,
1515
| Fritz der ward sichs dings versehen
| Und gedacht in seinem muot:
| "Gluot ist gvallen in die gluot,
| Feur ist chomen zuo dem feur:
| Daz schaft die minn, die aventeur."
1520
| Bertschi wolt verprinnen
| Ausrenthalb und innen:
| Do zoh in Fritzo durch die äschen
| Mit ruobwasser heiss gewäschen
| Und fartz im dristund in den mund;
1525
| Also ward der minner gsunt
| Doch was ein wunder, daz er gnas,
| So hart und er gevallen was.
| Dem artzet gab er einen schlag
| Ze lon, das er am ruggen glag.
1530
| Zur hintertür er trumpelt aus;
| Den wîrt den liess er in dem haus.
| Fritzo der ward wütend ser;
| Wie laut er schre: "Wo schilt, wo sper?"
| Fechtens hiet er do begunnen:
1535
| Do was im der veint endrunnen.
| Die rach do über Mätzen gie:
| Pei den zöpfen er sei vie
| Und warff sei dreistund wider derd;
| Er sprach: "Des bist du alles werd.
1540
| Ich bin gestochen und geschlagen
| In daz maul und in den magen;
| Daz tach das ist zerprochen mîr:
| Sich, daz hab ich alz von dîr!"
| Dar zuo gab er îr ein stoss
1545
| Und sei in ein speicher schloss;
| Er sprach zuo îr: "Da sitz und scheiss!
| Der ars ist dir ze dik und feiss."
| Mätzel ward behalten.
| "Des müess ein fist walten!"
1550
| Sprach do Triefnas an der stund,
| Do im die mär so wurden kunt.
| "Noch liebt sei mîr ie bas und bas,"
| Sprach er aber, "das ist ist das.
| Ich han gesworn: ich muoss sei haben,
1555
| Wär sei joch in derd vergraben."
| Ditz was im zorn und ungemach.
| Wie oft er gen dem speicher sach
| Und gedacht im: "Hailiger Christ!
! Beschlossen prot, wie süess du pist!"
1560
| Mätzlein mainet Triefnas
| So ser, daz im des nicht enwas,
| Sein hertz in seinem leibe
| Wolt presten nach dem weibe.
| Mätzli sas allaine,
1565
| Sei schawt îr weissen paine.
| Do sach sei îr vil praunen mutzen:
| Sölich zuchen, rupfen, smutzen
| Huob sich auf den rauhen fleken,
| Reissen, chlenken und ainzweken,
1570
| Dar zuo fluochen, trewen, schelten,
| Das des jamers ghort man selten.
| Mätzel zuo der futzen sprach:
| "Got geb dir laid und ungemach
| Und dar zuo allen smertzen,
1575
| Den ich an meinem hertzen
| So pitterleichen dulde
| Nür von deiner schulde!"
| Also schluog sei aber dar,
| Bis daz îr das maul geswar,
1580
| Und sprach: "Se hin! Das gib ich dîr,
| Das man umb dich hat geben mîr.
| Dar zuo so müess er sterben,
| Der nach dir wil verderben!"
! Do hiet Mätzel langes har
1585
! Und churtzen muot: ja, daz ist war!
| Wie schier so ward die taiding chrumb!
| Mätzli chert sich wider umb:
| Hiet sei vor geschulten ser,
| Zartend ward sei dreistund mer
1590
| Mit streichen und auch salben
| Die mutzen allenthalben.
| Hin wider sprach sei zuo dem pletz:
| "Got dich alles laids dergetz
| Und püess dîr deinen smertzen:
1595
| Des bitt ich in von hertzen!
| Dar zuo wil ich dich auch pitten:
| Habist von mir ichtz gelitten,
| Vergib mirs! Auf mein rechten aid:
| Es rewt mich ser und ist mir laid!"
1600
| Der pletz der wolt geantwürt haben:
| Do warend im die zend aus gschlagen,
| Daz maul was im geswullen,
| Er hiet verlorn die wullen.
| Doch ward ein frid gemachet;
1605
| Dar zuo sprach sei und lachet:
| "Sälich müess er werden,
| Der nach dir wil verderben!"
| Daz was auf Pertschin do gedacht,
| Der îr fröd und wunne pracht
1610
| Ieso so schier in irem hertzen,
| Also daz sei alles smertzen
| Gar und gäntzleich do vergass.
| Hietz im vor getragen hass,
| Daz was alles do verchert:
1615
| Der minne feur sich also mert,
| Daz sei dem gsellen ward so hold
| Und hölder dann dem liechten gold.
| Erst do huob sich mätzigschäft,
| Chlüngeln-chlangeln und ein gprächt
1620
| Zwüschen paiden seiten.
| Die minn die ward seu reiten
| Also ser, daz seu vergassen,
| Was seu trunken oder assen.
| Diz leben ward in gar ze sur;
1625
| Seu hietens paideu von natur:
! Ie minr man lieb zuo liebe liess,
! Ie mer sich hertz zuo hertzen stiess.
| An essen seu ab namen
| Und chürtzleich dar zuo chamen,
1630
| Daz seu die ärs nit mohten wegen;
| Dar umb so muosten seu sich legen
| Nider auf die benke.
| *8ur sinn und auch îr gdenke
| Warend nach versunken.
1635
| Doch hiet do Bertschi gtrunken
| Süessen met und pier und wein,
| Daz er noch pei den chreften sein
| Beleib und gdoht in seinem muot:
| "Ist sei nu so wol behuot,
1640
| Daz ich mit îr nicht reden gtar,
| So send ich doch ein briefel dar."
| Des ward do Triefnas do ze rat.
| Also schier und auch gedrat
| Sant er nach des torfes schreiber:
1645
| Der hiess Henritze Nabelreiber.
| Mein tächenschreiber ieso zhant
| Cham in Bertschins haus gerant.
| Triefnas der lag auf der bank:
| Ach und we daz was sein gsank.
1650
| Do ditz der Nabelreiber sach,
| Es was im laid und ungemach,
| Won in Bertschi ghöret an.
| "Hat dir iemant iht getan?"
| Sprach er zuo dem armen.
1655
| "daz müess von mîr arnen!"
| "Nain du!" sprach do Berchtold;
| "Mätzlein bin ich also holt,
| Daz ich nach îr verderben
| Wil und dar zuo sterben.
1660
| Wilt du mîr ditz vertreiben,
| Ein briefel muost du schreiben
| Haimleich zuo der frawen min
| Oder ich muoss leiden pin."
! Des antwurt im der schreiber do
1665
! Und sprach: "Dem ding ist nit also,
! Sam du wänst, mein lieber gsell.
! Welher reht hofieren well,
! Der sei ein chnecht pei junger zeit,
! Frisch und sauber an dem leib
1670
! Und derwel im ein allain
! Unter allen frawen gmain,
! Die im aller pest behag,
! Mit niemant nicht ze schaffen hab,
! Die auch sein geleiche sei
1675
! An jugent und auch art da pei;
! Won der ze höch im stigen wil,
! Der fleugt inn graben ze dem zil.
! Sei schol auch wesen sunderbar
! In allen deinen sinnen zwar;
1680
! Won die rechte liebeschaft k
! Zwüschent zwaien hat îr chraft
! Und wil îr auch nicht mer haben.
! Also vil chan ich dîr sagen:
! Wilt den buol derwerben dîr
1685
! Ze deiner chan nach rechter gîr,
! So vind in an der minne new,
! Wilt, daz es dich nicht gereuw!
! Won die witwen und die alten
! Sind von rechter minn geschalten:
1690
! An die ersten man gedenket,
! Daz die andern prüeder chrenket.
! Nu dar, hast du dann aus derkorn
! Ein lieb ze sälden dir geporn,
! So derzaig dich nuofer gar,
1695
! Fröleich, chupplig hin und dar!
! Wo sei sitze oder ste,
! Da scholt du alweg wesen e
! Und dein netze streken hin:
! daz ist, die scholt nach meinem sin
1700
! Oft und dik sei smieren an
! Mit spilnden augen hin und dan,
! Daz sei innen werd, die guot,
! Waz du mainest in dem muot;
! Won die erste angesicht
1705
! Ist ein anvang ze der gschicht.
! Tantzens macht du pflegen vil,
! Dönens auf dem saitenspil,
! Dar zuo singens und auch springens,
! Sagens und auch anders dinges.
1710
! Doch geschech daz mit der mass
! In dem haus und an der strass,
! Mit geleichsnen haimleich gar,
! Daz es nicht werd ze offenbar;
! Won frawen gunst derwîrbt der man
1715
! Allain, der taugen minnen chan.
! Dar umb so suoche dîr vil leis
! Ein zementragerinen weis,
! Der du mügst getrauwen wol,
! Und schenk îr etwas, sam man schol,
1720
! Daz sei zuo der rainen var
! Und sag îr die worte gar:
! «Got grüess dich, blüender rose zart!
! Chain junkfraw nie so sälich wart
! In langen zeiten, sam du bist;
1725
! Won dich so hat ze diser frist
! Der schönest jungling diser welt
! Im ze seinem lieb gezelt.
! Der ist so hofleich und so chluog:
! Sein gleich die muoter nie getruog.
1730
! Nie kain weib sein wirdig mag
! Gewesen nach der waren sag.
! Der von grosser diemuotchait
! Embeut dîr seinen dienst berait
! Und pitt dich auch von hertzen gîr,
1735
! Daz du äntwürtst im pei mîr,
! Ob es iemer müg gesein,
! Daz er gewinn die hulde dein,
! Dar zuo, daz du auch günnist im,
! Ze offnen allen seinen sin
1740
! Dir in einer lieben stund
! Allain von seines selbers mund.
! Daz wil er ewechleich gen dir
! Verdienen gern, gelaub es mir!»
! Und ob die rain des ersten spricht:
1745
! «Deiner red behagt mir nicht;
! Lass die märe also bald!
! Daz sein der übel gaist gewalt!
! Wänst, ich sei ein heubscherin?
! Du bist es selber an dem sin.
1750
! Ge da hin und chüm nicht me!
! Anders, wiss, ich schaff dir we!»
! Oder andrer red sei tuot
! Durch scham und ere, die vil guot,
! Dar umb vil wenig du verzag
1755
! Und ge die gassen auf und ab,
! Ze fröden singend deinem lieb
! Sunderleich daz hofelied:
! «Ze dienen hab ich dîr gesworn,
! Wil seis joch niemer han verguot.
1760
! Vält es mir heut - es trifft leicht morn:
! Dar auf derfreuwet sich mein muot
! Und harren ie auf guoten wan.
! Ze dienen hab ich ir gesworn,
! Wil seis joch niemer han verguot:
1765
! Dar um wil ich nicht abelan.»
! Hin wider umb der botten bhend
! Zuo îr dik und ofte send!
! Und hat mans vor gebeten ser,
! So fleh man sei noch dreistund mer,
1770
! Bis daz du seist von îr geert;
! Won chain hertz ward nie so hert,
! Daz man nicht möht gmachen lind
! Mit stätem gpett: das waiss ein kind.
! Nu dar, gschicht die gnade dir,
1775
! Daz du scholt chümen hin zuo ir,
! So saum dich nit und mach dich dar
! Taugenleich vor neider schar
! Und naig dich îr! Du grüess sei so:
! «Got der mach euch gmüetes fro
1780
! Und geb euch glüks und hailes vil!
! Nicht anders ich nu pitten wil.»
! Dar nach so macht du sprechen schier:
! «Höchster hord, o maigen zier,
! Begnad mich, lieb der gnaden vol,
1785
! Zferhörren tugentleichen wol!»
! Da mit so haiss sei sitzen hin
! Und sitz zuo ir (daz ist der sin)
! Und heb dein taiding an da mit
! Züchtichleich (daz ist der sitt)!
1790
! Du sprich vil senfticleich und leis:
! «O holder puol, mein paradeis,
! Daz ich da her so mangen tag
! Taugen liebschaft gen euch trag,
! Mit gantzen trüwen leident fro,
1795
! Des lasst mich heut geniessen so
! Und verhaisst mir ze der vart
! Gantzeu treuw in lieber art!
! Daz ist mir, fraw, die höchste gab,
! Die maiste säld, die gröste gnad;
1800
! Won chain ding ward nie so guot
! Sam hertzen zwai in einem muot
! Verstriket gar mit stätichait,
! In treuwer liebe gantz berait.»
! So spricht sei leicht: «Daz wisse got:
1805
! Der mein geruochet ane spot,
! Dem mag ich auch nicht hass getragen.»
! Des scholt îr ieso danche sagen
! Und sprechen: «We, wie guot, wie guot,
! Wie fröleich got was in dem muot,
1810
! Do er im schuoff des menschen art,
! Sunderleichen euch so zart,
! In so rehter mass und geng
! An der chürtz und an der leng!
! Aus ewerm mundlein ein rubein
1815
! Prinnet; sälich mües er sein,
! Dem îr eins chüssens woltin gunnen!
! Dar umb mich däucht, ich hiet gewunnen
! Tausent march und dannocht vil,
! Möcht ich chümen zuo dem spil.»
1820
! So ist sei leicht der listen vol
! Und chan dir ditz versagen wol:
! Durch er sei wil dîr nicht verjehen,
! Daz sei wolt ieso, es wär geschehen.
! Dar umb, her gsell, nim dir nit laid,
1825
! Greiff îr leisleich an daz chlaid;
! Mit seuftzen sprich: «O we, min hord,
! Tötscht du mich, daz ist ein mord:
! Nu waist du wol, daz ich verderben
! Muoss also und dar zuo sterben.»
1830
! Da mit so mach der red nicht vil
! Und mach dich zuo der minne spil
! In süessen werchen (es ist zeit)
! Mit küssen, merk, und anderm streit,
! Bis daz die rain derwarmet sei!
1835
! So macht du muoten sorgen frei
! Die e, ob îr dein hertz begert:
! Des wirst du sicher dann gewert.
! Dar nach so tuo sam ander leut!
! Nicht mer ich dir ieso beteut."
1840
| Des sprach Bertschi: "Öhain mein,
| Daz du vil sälich müessist sein!
| Waist nicht, daz ze diser frist
| Mätzli so verschlossen ist,
| Daz niemand kömen mag zuo îr,
1845
| Ze sagen meines hertzen gîr?
| Des muost du selber nemen war
| Und machen dich zum speicher dar
| Mit dem briefel, gselle min,
| Und werffen îrs zum venster in;
1850
| Des wirt sei vindent einen fund,
| Daz îr die mär leicht werdent kund."
| Nabelreiber der ward jehen:
| "Waz du wilt, daz sei geschehen!"
| Sein feder er do fürher nam
1855
| Und sprach: "Nu sag auf, guoter man,
| Wie du den brief wilt haben!"
| Der minnesiech ward sagen
| Nach dem, und er sich best versach;
| Also huob er an und sprach:
1860
| "Got grüess dich, lindentolde!
| Lieb, ich pin dir holde.
| Du bist mein morgensterne;
| Pei dir so schlieff ich gerne.
| Mich hat so ser verdrossen,
1865
| Daz du bist so verschlossen
| In dem speicher über tag,
| Daz ich nit geschlaffen mag.
| Dar zuo han ich mich vermessen,
| Daz ich fürbas nit wil essen
1870
| Noch gedrinken dhainer stund,
| Mich trösti dann dein roter mund.
| Dar umb so sag mir an oder ab!
| Daz got dein lieben sele hab!"
| Trun, Henreitze der was chluog!
1875
| "Sim, hörr auf lieber: sein ist gnuog!"
| Sprach er zuo dem tichter do.
| Ein andern brief den schraib er so:
! "Nach wunsch so müess der zarten mein
! Glük, säld und hail bescheret sein,
1880
! Daz mir nu alles ist entwert!
! Unmuot hat mich gar versert,
! Den ich so sendecleichen duld
! Umb anders nicht dann ewer huld.
! Dar umb, fraw, o maigenplüet,
1885
! Süesseu tugend, zarteu güet,
! O meins hertzen paradeis,
! Bit ich euch mit allem fleiss,
! Daz îr es tuot durch frawen zucht,
! Durch mannes er, durch minne gnucht
1890
! Und mich begert zbegnaden
! Mit treier laie gaben:
! Die erst ist, daz mîr sei berait
! Guoter will mit stätikait
! In ewerm hertzen sicherleich:
1895
! Daz wil ich gdienen ewencleich.
! Die ander ist, daz îr den fund
! Vinden schölt in churtzer stund,
! Daz sich hertzen, mündel, augen
! Zemen füegen sunder taugen.
1900
! Zum dritten mal so wil ich flehen,
! Daz îr mîr seit ein söleichs lehen,
! Wan ich ewer pin allaine,
! Daz niemand hab mit mîr gemaine.
! Und wurd, daz nicht schol werden,
1905
! Daz ich auf diser erden
! Die gnad enmöcht erwerben,
! So wist, daz ich verderben
! Mües und dar zuo sterben!
! Da mit
! (Euch geseg in steg und weg)
1910
! (Jesus in seinr güeti!)
! (Ewer phleg in leb und sweb)
! (Venus in îrm gemüeti!")
! Und anders nit!
| Do der brief geschlossen ward,
| Der schreiber huob sich an die vart.
1915
| Zuo dem speicher er sich kert,
| Da fro Mätzel was verspert.
| Daz briefel pand er an ein stain
| Und warf es hin zum fensterlein;
! Er sprach: "Nu ge hin ane füess!
1920
! Dich umbschlahend armen süess.
! Var hin, brief, dar ich dich sende!
! Dich enphahend weisse hende."
| Min briefel daz ward fliegen,
| Zum fenster in hin stieben
1925
| Und cham her, da es Mätzen vand.
| Es verfället paider hand
| Und dar zuo lieber armen;
| Es mocht da nicht erwarmen.
| Also es der choph emphieng
1930
| So schon, daz im daz pluot aus gieng.
| Da was der brief nicht schuldig an:
| Es hiet sein gsell da pei getan,
| Zuo dem er was gestrichet,
| Der so die menschen zwiket
1935
| Für daz grüessen an der vart,
| So er zuo in gsendet wart.
| Mätzli was gevallen
| Mit ars und mit allem
| Ab dem banch, da sei do sas,
1940
| Daz sei îrs gemüetz vergas.
| Do nu vergie daz streken,
| Die oren ward sei reken
| Und denken: "Wie ist mîr geschehen?"
| Also wolt sei umbsich sehen
1945
| Und dersach den brief gepunden
| Mit dem stain, der îr die wunden
| Hiet geschlagen in den chopf.
| Des nam sei wunder in dem kropf.
| Doch sei zuo ir selben sprach:
1950
| "Ditz ist nicht gschehen ane sach."
| Hie mit und sei den brief entpand,
| Den stain den warff sei widerd wand.
| Woi, wie gern sei hiet gelesen,
| Wär dhain kunst in îr gewesen!
1955
| Sei wolt sich ztod erfressen,
| Daz sei der gschrift vergessen
| Hiet in iren jungen tagen.
! Daz ward sei rüwenchleichen clagen
! Und sprechend: "We mîr heut den tag!
1960
! Daz ich so wench gelernet hab
! Lesen und auch schriben,
! Daz pringt mîr jamers liden
! Und macht mîr schaden, scham und laid.
! Wie schol ich meineu haimleichait
1965
! Offnen einem fremden man,
! Dem ich laider nicht enkan
! Getrauwen aigenleichen wol?
! Die werlt ist böser listen vol.
! Owe, chunst, du werdes guot,
1970
! Du höchster hord, du edler muot,
! Gewisser schatz, du blüendeu frucht,
! Der sele hail, des leibes zucht,
! Hiet ich deinen samen gsait
! Mit sorgen und auch arbait,
1975
! So möcht ich ietzo sneiden
! Mit fröden ane leiden.
! Hiet ich gsatzt der wurtzen dein,
! Die mich so bitter dauchten sein,
! So läs ich ietz in meinen sak
1980
! Öpfel süess und wol gesmak.
! Secht, der han ich kains getan:
! Des muoss ich disen jamer han!"
| Do nu die red was vollepraht,
| In îren hertzen sei gedacht,
1985
| Wie seis scholte legen an,
| Daz sei chäm zuo einem man,
| Der îr saget an gevär,
| Was am brief geschriben wär.
| Also kam îr in den muot:
1990
| "Dar zuo so wär ein schreien guot
| Und ein rüeffen durch den gatter
| Zuo meinem alten toben vatter
| Und zaigen im daz pluot der wunden
| Und, wie mîr was von we geswunden:
1995
| So wirt er mich leicht nemen aus
| Und füeren mich zuos artzetz haus
| Vil schier und auch geswinde,
| Daz er mich verpinde."
| Wie schier was daz geschehen,
2000
| Sam sei sich hiet versehen!
! Der artzet was ein weiser man,
! Dar umb er fragen do began:
! "Wie pist du, maget, so geschlagen?
! Mit we und wan? daz scholt mir sagen!"
2005
! Daz tet er alles umbe daz,
! Daz er derfüeri dester bas,
! Mit we îr zhelfen wäre.
| Mätzlein dem was swäre,
| Ze sagen im mit gantzem war
2010
| Vor den leuten offenbar;
| Des antwürt sei: "Trun, ich enwaiss!
| Die leut die tuon mir also haiss,
| Die hie so nahent pei mîr sten:
| Ich fürcht, mir well die sel engen."
2015
| Chrippenchra der ward des innen,
| Wes die junchfraw wolt beginnen;
| Er snarchet gen den leuten:
| "Sim, was wil ditz beteuten?
| Welt îr uns dersteken,
2020
| Derstenken und dersmeken
| Und dar zuo mir die chunst ab lern?
| Daz tuot mir zorn und sichs nit gern.
| Ich mag îr nicht generen,
| Man well sie dann versperren
2025
| In diser camer sunderbar:
| Daz seit die kunst und ist auch war.
| Da wirt man îr der wurtzen geben,
| Wil mans behalten pei dem leben."
| Des schreuwens all: "Hin für, hin für!
2030
| Wir schüllen tretten für die tür!"
| Mein tür die ward verschlossen.
| Der artzt was unverdrossen;
| Zum andern mal er fraget do:
| "Sag an, liebes diernel, so
2035
| Und sag mîr freileich dein gemüet,
| Wilt, daz got dirs leben bhüet!"
| Mätzli die huob an und sprach:
| "So wol mîr, daz ich euch gesach!
| Ir seit so gar ein biderman,
2040
| Daz ich dehainen zwivel han,
| Wie îrs iemant fürbas sagen
| Werdint, mein vil sendes klagen."
| Des sprach der artzt: "du scholt nit sorgen!
| Wenn waz du saist, daz pleibt verporgen."
2045
| Sicher was der maister do,
| Waz er tet, daz laist er so.
| Die mait huob an zferjehen:
| "Mein herr, ditz ist geschehen
| Mit einem stain, der gworffen was
2050
| An die stat, da ich do sas.
| Den hab ich also funden
| Mit disem brief verwunden.
| Den zaig ich euch in rehter peicht,
| Sam îr ze phaffen wärd geweicht,
2055
| Und pit euch durch den reichen got,
| Daz îr mîr sagent ane spot,
| Was dar inn geschriben sei.
| Des müest îr wesen laides frei!"
| Der artzet nam den brief ind hand
2060
| Und sait îr, waz er dar inn vand.
| Des danketz im und was sein fro;
| Zuo dem artzet sprach sei do:
| "Lieber herr, so schreibet mîr
| Hin wider umb auch mein begîr!
2065
| Daz wil ich euch vergelten
| Mit treuwen ane schelten."
| Der artzet sprach: "Daz sei geschehen!
| Doch wil ich des ersten sehen
| Zuo deinem haubt, gelaub es mir,
2070
| Dar zuo nach deines hertzen gir!"
| Des ward er sei do wäschen
| Mit esseich und mit äschen,
| Mit zwivel und mit mersaltz:
| Daz daucht sei süesser dann ein smaltz.
2075
! Die minn ward îr gevallen,
! Die hönich gmacht aus gallen
! Und dar nach aus dem hönich gpîrt
! Gallen, die ze pitter wîrt.
! Ze den selben stunden
2080
| Mätzli ward verpunden.
| Des huob sei an und sprach zuo im:
| "herr, vernemet meinen sin!
| Schreibt und last die feder gen!
| Also schol mein briefel sten:
2085
| «Got grüess dich, lieb von hoher art!
| Chaim puolen ich nie lieber wart
| Dan dir, mein trost: daz sag ich dir
| An allen spot, gelaub es mir!
| Deinen brief han ich gelesen;
2090
| Des muoss ich iemer fröleich wesen.
| Chüm zuo mir pei diser nacht
| Ins artzetz haus und gib mir chraft!
| Und waz du wilt, daz wil ich tuon:
| Ich acht der andern nicht ein huon.
2095
| Da mit so phleg dein unser herr,
| Du seigist nahent oder ferr!»"
! Do ditz nu Crippenchra dersach,
! Zuo im selber er do sprach:
! "Trun, du macht ein hüerrel sein,
2100
! Mich triegin dann die sinne mein!"
! Und gdacht im an die gschrift,
! Die von weiben also spricht:
! "Den frawen ist der ars ze prait,
! Daz hertz ze smal." Daz ist gesait
2105
! So vil, und ich euchs btüten wil:
! Frawen trew der ist nicht vil;
! Frawen unkeusch ist ein vinden,
! Den chain roch mag überwinden.
! Waz sag ich euch? es ist nicht new,
2110
! Wie smal sei aller werlten trew
! Und dar zuo churtz îr stätichait,
! Îr sünde michel und auch prait.
! Man möcht es ewencleichen treiben;
! Besser ist, wîr lassins pleiben
2115
| Und kern wider zuo dem artzet.
| Der ward do lachent, daz er fartzet,
| Und sprechen: "Mätzli Rüerenzumph,
| Dein nam ghört wol zuo meinem stumph:
| So ghört mein stumph zuo deinem muot.
2120
| Unser dinch möcht werden guot;
| Und wilt meinen willen tuon,
| Ich mach dir gen dem vatter suon,
| Gen deinem herwen vatter Fritzen,
| Der dich so oft macht ser switzen.
2125
| Und tuost dus nicht, ich mach dir schand."
| Die brief die fasst er in die hant:
| "Sich, die wil ich Fritzen zaigen,
| Gibst du dich mîr nicht ze aigen!"
| Mätzli wist nit, was er sait;
2130
| Dar umb was ir die rede laid
| Und sprach: "Ich pin in ewer hand:
| Welt îr mich pringen so ze schand,
| Daz stet euch werleich übel an,
| Scholt îr sein ein bider man.
2135
| Ewers willens ich enwaiss,
| Des stumphen bkenn ich auch ein schaiss."
| Daz was vil züchtichleichen gret.
| Der artzet macht es alles wett;
| Er sängelt: "Da, da nüssli, da,
2140
| Mätzli! Sta, sta, hägili, sta!
| Der stumphe daz sein wurtzen,
| Ein langeu mit zwain kurtzen.
| Dar zuo so ist mein wille,
| Daz du dich habist stille,
2145
| Und lass dich nicht verdriessen:
| Der wurtzen muost du niessen,
| Wilt du so nicht verderben,
| In deinen sünden sterben."
| "Nu dar, mein lieber herr, daz sei!"
2150
| Sprach die junchfraw sorgen frei.
| Da mit ward sei der wurtzen essen
| Also ser und unvermessen,
| Daz sei ieso hiet vergessen,
| Wo sei gestanden was und gsessen.
2155
| Des wolt der artzet fuder ziehen;
| Daz fräwel sprach: "Îr scholt nit fliehen!
| Artzet mich en wenig me:
| Ich derlaid es bas dan e!"
| Hie mit so viels im an den stekken
2160
| Und hielt in pei den paiden sekken;
| Sei sprach: "Îr mügt mirs nicht entragen:
| Der wurtzen wil ich aber haben."
| Des gab er ir der wurtzen do
| Auf dem banch und in dem stro.
2165
| Do sei des smakes innen ward,
| Îr muost geswinden an der vart.
| Der pfeffer was îr seltzen:
| Des muost der artzt engelten;
| Er mocht es laider nicht gefüegen,
2170
| Daz sei sich wölt des stumphes gnüegen.
| Er wolt sich von îr brechen;
| Mätzli die ward sprechen:
| "Salbend mich in dieser frist
| Zum dritten mal, als recht ist:
2175
| Ich pin laider ungenesen!"
| "Wet der tiefel, mag ditz wesen!"
| Sprach der maister so ze stund;
| "Dich mües der Semper machen gsunt!
| Begnüegt dich nicht, so ge zum se:
2180
| Ich mag nicht nollen imer me!"
| Da mit so huob er sich von stat
| Sam ein bok, demd hürner ab
| Neuleich sein gevallen:
| Es was im aus dem schallen.
2185
! Doch hiet fro Mätzel îren tail,
! Wie wol sei vor hin wär ze gail.
! Sei ward sich in der seiten chlagen,
! In dem pauch und in dem magen.
! Daz wasser schluog îr auf zum maul.
2190
! Ir glider wurden also faul,
! Daz sei sich wenich moht gerüeren:
! Man muost sei zwischen armen füeren.
! Weil und zeit die ward îr lanch.
! Herwer esseich was îr gtranch;
2195
! Amphern und nit mandelris,
! Äphel saur daz was îr spis.
! Die rehten varw hiet sei verlorn.
! Îr prüstel wärtzel warend gsworn
! Und derswartzt all umb und umb.
2200
! Dis dank ward schlechtleich also chrump,
! Daz der artzet sich versint,
! Juncfraw Mätzel trüeg ein chind.
| Des ward er sich vil sere bsorgen
| Und bhielt sei bis an dritten morgen;
2205
| Er sprach zuo ir: "Waz duncht dich guot?
| Hast du Bertschin in deim muot
| Und wilt in nemen zuo der e?"
| Si swaig; er fragent aber me;
| Sei sprach: "Nu pin ich nicht ein mait:
2210
| Waiss er daz, er tuot mîr laid."
! Dar zuo antwurt ir Chrippenchra:
! "Nimp er dich, so sprich nür: «Ja!»
! Dar nach so tuo, sam ich dich ler,
! Wilt tu bhalten noch din er!
2215
! Ge zuo Strauben, deinem vetter,
! Und haiss dir geben liljenbletter,
! Dar zuo zipern und auch gallen
! Mit ein ander haiss gewallen
! Und leg es dik und oft dar ein
2220
! (Du waist wol, Metzel, pei dem pain)
! Und sprich: «Daz glük verhenge!»
! Die mutz die wirt dir enge.
! Und verste mich, wilt du, eben:
! Der appenteker schol dîr geben
2225
! Gallen, sam er vil wol waiss,
! Von dem paum und nicht der gaiss!
! Und haiss dirs wegen eigenleich
! Älleu dreu in einr geleich!
! Dar nach so hab gewisse
2230
! Ein plater von dem vische
! Und füll sei mit einr tauben pluot!
! Daz wirt dîr an dem abent guot,
! So man dich im wirt legen zuo.
! Mätzel, was ich sag daz tuo!
2235
! In den selben zeiten
! Scholt du nicht erpeiten,
! Du legist hin daz pläterlein,
! Da die maituom scholdet sein;
! Und chümpt er in seinr herren land,
2240
! Daz pläterlein zerprist ze hand,
! Daz pluot wirt hin so fliessen:
! Des muost du imer gniessen
! An dem guot und an dem eren.
! Sich, ob ich dich chün geleren!
2245
! Wilt du dannocht sicher sein,
! So zappel vast und dar zuo grein!
! So wänt er erst, du seist ein mait.
! Hörst, waz ich dir han gesait?"
| "Ja do!" antwürt sei im do.
2250
| Seines rates was sei fro
| Und sprach: "Daz tät ich alles gern,
| Wolt er mich der e gewern."
| Der maister sprach: "Lass mich es triben!
| Ein söleichs briefel chan ich schriben
2255
| Mit guoten worten und auch süessen,
| Daz er dich mit hend und füessen
| Nement wîrt ieso ze stund,
| So im die märe werden chunt."
| Des nam er so die federn do;
2260
| Sein briefel huob er an also:
! "Got, der obrest und der maist,
! Vatter, sun und hailiger gaist,
! Der in seiner magenchraft
! Himel hat und erd geschaft,
2265
! Wasser, luft und auch daz feur,
! Vogel, visch mit seiner steur,
! Vich und dar zuo laub und gras
! Umb anders nichti dann umb daz,
! Daz der mensch mit zuht und er
2270
! Auf erd sein leben hie verzer,
! Der müess euch, liebes lieb, begnaden
! Mit seinen säligen siben gaben,
! Mit den siben hailikait!
! Dar zuo sei euch mein dienst berait!
2275
! Ein brieflein han ich vernomen:
! Mich daucht, es wär von himel komen,
! So wunnecleich kam es geflogen
! Da her in einem regenbogen,
! Einr wulchen swanch sein umbehanch,
2280
! Dar inn derchlanch der fröden gsanch,
! Mit worten in seinr angesicht,
! Sam es ein engel hiet geticht.
! Die süessichait mich überwant
! Also ser, daz ich ze hant
2285
! Verlos des tages liechten schein.
! Ein schlaff begraiff die augen mein,
! Ein traum gevie die sinne,
! Dar inn die obrest Minne,
! Ein chüngin allen frawen gmain,
2290
! Aigenleichen mîr derschain.
! Nakent was sei und auch bloss,
! Einr pei zweintzich jaren gnoss.
! Auf dem haubet truogs ein chron
! Von glas; da stuond gschriben schon:
2295
! «Ich pins ein wunnecleicheu stim
! Junchfraw Venusen, der Minn.»
! Dar unter stuond îr härel leis,
! Geflochten in einr ketten weis.
! An den augen was sei plind,
2300
! In îr gepärden gar ze gswind.
! Ein pogen fuort sei in der hand
! Mit glüender stral, sam ich es vand.
! Sei was gesessen in ein wagen
! Mit gold und silber schon beschlagen,
2305
! Dem ein bach von rotem pluot
! Floss hin nach sender fluot.
! Sei ward mich nennent so zehant
! (Mich wundert, wie sei mich derkant),
! Dar zuo naigt sei sich gen mir
2310
! Und gruost mich schon; des dankt ich ir.
! Do sprach sei: «Waist du, war umb ich
! Chümen pin zuo dir? Vergich!»
! «Nain du, truwen!» sait ich do.
! Des huob sei an und sprach also:
2315
! «Ich gepeut dîr pei dem pan,
! Daz du Bertschin, deinen man,
! Gewerest alles, des er wil,
! Sein seig wenich oder vil,
! Und leb mit fröden sampt mit im!
2320
! Das chumpt dir alles ze gewin:
! Du vinst noch wol, daz dich da sirt,
! So dich daz alter reitent wirt.»
! Ein swartzer gaist zuor tenken siten
! Sprach: «Der volg ze allen ziten!»
2325
! Da mit die gespenst verswand
! Vor meinen augen so zehand.
! Des wär mîr so geswunden,
! Hiet ich do nit funden
! Ein ander frawen schön und rain,
2330
! Die mîr auch in dem traum derschain
! Und cham für meineu angesicht
! Also clar, daz mich des nicht
! Endaucht, es wär der sunnen glantz.
! Auf îrem haubet truogs ein krantz,
2335
! Mit dreien chronen schon gemacht
! Ob enander und gedaht
! Mit einem sternen, der was vein:
! Er schain sam ein karvunkelstain.
! Von eisen was die erste chron
2340
! Und stuond dar umb geschriben schon:
! «Ich pins ein chron der vestichait;
! Der unreht tuot, daz ist mîr laid.»
! Die ander chron von silber was,
! Dar inn man auch geschriben las:
2345
! «Ich pins ein chron der küschichait,
! Die so rain ist und gemait.»
! Die dritte chron was guldin gar
! Und auch geschriben also dar:
! «Ich pins ein chron der sälichait;
2350
! Ze gnaden was ich ie berait.»
! Unterm kräntzel was verwunden
! Îr härel sauber auf gepunden.
! Der augen hiet sei viereu,
! So schön und also ziereu,
2355
! Daz mîr jo des so nicht enwas,
! Ich schauwet in ein spiegelglas.
! Sei hiet einn mantel, der was prait
! Und manich varw dar an gelait.
! Sei tant in auf mit einer hand:
2360
! Er daucht mich weiter dann ein land.
! Ein kind sei an der andern truog:
! Daz was so wunnechleich und chluog,
! Daz ich alles ungemach
! Verclait, wan ich es an gesach.
2365
! In einer chîrchen sei do sas
! Auf dem alter, sam mîr was.
! Die was gemalet über al
! Mit zarten bildern ane zal;
! Dar zuo hiet die selbig chilch
2370
! Ein se umb sich mit hönk und milch.
! Der was vil michel und auch gross;
! In sälder wuot er umb sei floss.
! Sei sach mich mit eim augen an
! Und segnet mich, die wol getan.
2375
! Des naigt ich îr mit züchten
! Und wolt mich geben zflüchten.
! Des ruoftz mich an und redet do:
! «Beleib bi mir und fleuch nicht so!
! Tuo, sam ich dir sagen wil,
2380
! Wilt tu glükes haben vil,
! Und folg nicht falscher minn gepott
! (Wonn das strebet wider got),
! Es wär dann, daz dein lieber man
! Der e dich wölti muoten an!
2385
! Des macht du in gar wol geweren
! Mit sälden, truwen, und mit eren;
! Won got selb von seinem rat
! Die hailigen e geschaffen hat.»
! Dar nach sprach daz kindelein:
2390
! «Volg der lieben muoter mein,
! Wilt du leib und sel behalten,
! Von uns nimer werden gschalten.»
! Ein weisser gaist zur rehten seiten
! Sprach: «Den dien ze allen zeiten!»
2395
! Hie mit segent es mich so
! Mit einem chreutz: daz macht mich fro.
! Von fröden ich derwachet,
! Vil drat mich auf machet
! Und gie zuo meinem paichtigär.
2400
! Ich sagt im gäntzleich diseu mär
! Und patt in durch den reichen got
! Und durch älleu sein gebott,
! Daz er mich wolti des beschaiden
! Und seinen rat da mit derzaigen.
2405
! Des wundert er sich gnuog und vil;
! Doch, sam ich euchs kürtzen wil,
! Er sprach: «Wir mügen schauwen
! Daz pei der ersten frawen
! Und dunckt mich auch in meinem sinn:
2410
! Sei ist die falsch, betrogen minn,
! Fro Venus mit irm bösen rat,
! Die oft ein sel verdampnet hat.
! Gen zwaintzich jaren hast sei gzelt:
! Sei ist noch elter dann die welt;
2415
! Doch zaigt sei sich pei jungen tagen:
! Die minn die wil nicht alter haben.
! Nakent, sprichst du, daz sei wär:
! Daz chan nicht wesen an gevär;
! Die minn die wil, daz schoss ze schoss
2420
! Sich zemen füegin also bloss.
! Die glesin chron, die sei da trait,
! Und die gschrift dar an gelait
! Daz mag uns nicht betüten mer
! Dann üpig fröd, zergäncleich er.
2425
! Ir har gestrichen also leis,
! Geflochten in einr ketten weis,
! Ist nicht anders dann ein strik,
! Der uns leib und sel verschlik.
! Ist sei an den augen plind,
2430
! Daz weteut, sam ich es vind,
! Daz oft ein schönes mensch von art
! Minnet einen grausen part.
! An den gepärden ist sei ring;
! Daz ist daz, das ich do sing:
2435
! Die minner habend wilden muot;
! Was seu tuond, das dunkt seu guot.
! Den pogen füert seu in der hand
! Mit der stral durch älleu land:
! Da scheust sei jungeu hertzen mit
2440
! Zuo îrer ersten angesicht.
! Daz pheil ist scharff und heiss ze vil,
! Won sei schürphen, brennen wil.
! Sitzt sei dann in einem wagen
! Mit reichem gsmid al durch beschlagen,
2445
! Da pei sich mein hertz versicht:
! Der minner schaft an phenning nicht.
! Der blüetent bach rint aus den wunden,
! Die da geschehent ze den stunden,
! So der minner umb einn schaden
2450
! Wirt gestochen und geschlagen.
! Den swartzen gaist zur tenken hand
! Tuon ich dir ieso bekant:
! Ein böser engel ist er zwar,
! Deiner sele gar zgevar.
2455
! Dar um, liebeu tochter mein,
! Daz du sälich müessist sein,
! Volg nit einem bösen rat,
! Wilt du meiden missetat!
! Acht nicht falscher minn gebot:
2460
! Daz rat ich dir an allen spot!»
! Do ich des priesters red vernam,
! In mir selber ich dercham
! Und west nicht, was ich sagen scholt.
! Doch cham ich zred, sam got do wolt,
2465
! Und sprach: «Der ler euch got vergelt!
! Ich wil tuon alles, daz dir welt.
! Sagt mîr, herr, in diser schaw
! Waz beteut die ander fraw?»
! Des äntwurt er mîr züchticleich:
2470
! «Mich dunkt, es si die säldenreich
! Muoter gotz und raineu mait,
! Maria, trost der cristenhait.
! Daz chräntzel mit den chronen drei
! Dunkt mich, dass nicht anders sei,
2475
! Dann sam da geschriben ist
! Mit hailiger hand in tieffer list;
! Doch so mag ich nicht vergen
! Den sternen, da pei man versten
! Schol îr güet in liechtem schein
2480
! In himel und auch erd gemain.
! Ir har daz hiet sei auf gepunden:
! Daz ist, daz sei ze allen stunden
! Rainer cheuschikait was vol
! Und leipleich glüst verdilgget wol.
2485
! Der augen hat sei viere;
! Daz sag ich dir so schiere:
! Es sint die vier rät vil guot,
! Die sei dem guoten menschen tuot;
! Daz ist: der dich schlecht ans wang,
2490
! So peut daz ander dar zehant!,-
! Nim ein frawen zuo der chan,
! Macht du nicht sein wibes an!,-
! Verkauff dein habe gantz und gar
! Und gib es armen leuten dar! -
2495
! Vergib in, die dich hassent ser,
! Und pit got, daz er seu beker! -
! Der werlt sei sicht in vier tail
! Und geust îr tugend aus mit hail.
! Îr derbarmhertzichait
2500
! Manichvaltigen und brait
! Merke pei dem mantel weit
! Mit so manger varw berait!
! So wiss auch, das daz chindel ist
! Unser schepfer Jesus Crist,
2505
! Unser löser, unser bhalter,
! Unser herr und unser walter!
! Pai der chirchen sei dir gsait:
! Es ist die hailich cristenhait!
! Daz gmäld zuo anders nit enfüegt
2510
! Den zguotem sinn, des got begnüegt.
! Der alter, da die maide sass,
! Glaub, daz es der glaube was,
! Des sei vil selten ie vergas
! Und stercht in noch ie bas und bas!
2515
! Was bezaichnet nu der se?
! Daz pluot, daz in der neuwen e
! Mit sampt dem wasser ist gerunnen
! Von dem lebendigen brunnen,
! Augen zähern und daz pluot,
2520
! Die vergossen sein in guot
! Und nu verchert in süessichait,
! Sam uns sein milch und hönk derzaigt.
! Der weisse gaist zur rehten hand
! Sei dir also schier genant!
2525
! Es ist ein guoter engel zart,
! Der dich wehüet ze aller vart.
! Hie pei, maget sälden vol,
! Macht du merchen sunder wol,
! Was du lassen scholt und tuon,
2530
! Wilt du behalten gotes suon.»
! Also ward ich ausgericht
! Nach meines hertzen zuoversicht.
! Nu gedenk, mein höhster hort,
! An des grösten maisters wort,
2535
! Daz er zuo uns allen spricht
! Mit seiner hailigen ler und gschrift:
! «Waz hulffi, ob du dir die welt
! Gewunnen hietst mit allem gelt
! Und dein sel wurd leiden haben?»
2540
! Daz scholt du in deim hertzen tragen
! Und massen dich des schreibens
! Des trumbels und des treibens,
! Es sei dann mit den eren mein,
! Wilt du von mîr geweret sein!
2545
! Hie mit so gib ich im ein end.
! Got dir alles trauren wend
! Und büesse deinen smertzen!
! die obrest künigin schirme dich,
! Ob du in treuwen mainist mich!
2550
! Des bit ich sei von hertzen.
! Dîrr brief ist gschriben, sam ich sag,
! In sälder stund, in fröden tag,
! Mit lieber hand an guotem stab
! Gestichet auf daz glükrad."
2555
| Do ditz nu so geschehen was,
| Daz briefel er îr überlas.
| Des dancht sei im von hertzen do
| Und sprach: "Wie schol mich reuwen so
| Mein schand, die sich von euch derhuob?
2560
| Îr seitz ein maister also chluog.",-
| "Wer schol in tragen?" huob sei an.
| "Lass mich schaffen!" sprach der man.
| Also vand er so zehand
| Ein altes weib, daz er derkant.
2565
| Die chond waschen und auch reiben,
| Chauffmanschaft mit schloern treiben,
| Da mit jungen mägetein
| Helfen von den eren sein;
| Und mocht man nicht gevaren bas,
2570
| So viel sei selber in das gras.
| Den brief den bott er îr al do
| Und underweist daz weib also:
| "Ge hin taugenleichen aus
| Und mach dich hin in Bertschins haus!
2575
| Den brief den gib im in die hand
| Und sprich: «Den hat euch Mätz gesant. %&
| Und grüess in von îr tausentstund!
| Nicht anders sag im mit dem mund!"
| Woi, wie was îr ditz so gsmak!
2580
| Sei stob hin sam ein spreuwersak,
| Bis daz sei zuo Bertschin kam;
| Sei sprach: "Got grüess euch, junger man!
| Sälich müest îr iemer sein!
| Daz briefel sent euch Mätzli vein
2585
| Mit mangem minnechleichen gruoss
| Von dem haubt bis auf den fuoss."
| Wer was froer dann der chnecht?
| Er sprach: "Nu ist meim dinge recht.
| Se hin die zwen schilling!
2590
| Vertrinks durch meinen willen
| Und ge zuo unserm schriber
| Henreitzen Nabelriber
| Und sag im, daz er chum zuo mir,
| Won ich sein vil chaum embir!"
2595
| Die riffianin lieff da hin
| Sam ein andreu heubscherin
| Und sagt dem schreiber, wie im wär.
| Dem gevielent auch die mär;
| Er gab der zementragerin
2600
| Einen phenning ze gewin
| Und traft sich, da er Bertschin vand
| Auff der banch pei einer wand;
| Schre: "Wol auf so frödenreich!
| Der kaiser ist uns ungeleich!"
2605
| Triefnas do von schanden
| Vil gern wär auf gestanden:
| Do was er worden also chranch,
| Daz er stortzet ab der banch.
| Die minn die pracht in zuo der not,
2610
| Daz er was nahent hungers tot.
| Des halff im doch die fröd also
| Und ein halbeu kuo aldo,
| Die er jo frass ze einer stund,
| Daz er echt wider ward gesund
2615
| Und alles seines laids vergas.
| Do man im den brief gelas,
| Do wist er wenich, waz er sait,
| Bis im es Nabelreiber zaigt;
| Der sprach: "Es mag nicht anders sein:
2620
| Sei spricht, sei tät den willen dein
| Und dar zuo vil und dannocht me,
| Nämist du sei zuo der e."
Netzgleicher (Weblinks)
[Quälltäxt bearbeite]- Heinrich Wittenweiler „Der Ring“ (Erster Teil) (Bibliotheca Augustana)