Text:August Lustig/A. Lustig Sämtliche Werke: Band 1/Wenn 's Meisle singt.

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Wenn 's Meisle singt.

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Wenn 's Meisle wieder uf em Baüm
Als thüet si Liedle singe,
Rieft's in eim z'ruck as wie ne Traüm
Voll wunderbare Dinge.

Bim erste Klang isch a scho wit
Als d'Gegewart verfloge,
Verschwunde sieht me d'Winterzit
Mit alle-n-ihre Ploge.

Sieht wieder Bliemle-n-ohne Zahl
Ihr Kapfle fire strecke
Züem g'linde. warme Sunnestrahl,
Wo sie thüet uferwecke.

Hört wieder summe-n-in dr Luft
E hundertstimmig Lewe,
Un othmet frischer Roseduft,
Wo eim thüet sanft umschwewe,

Un alles freit si, alles lacht
Un thüet 's Frieihjohr verkinde,
Wo bol mit siner ganze Pracht
Sich wieder thüet ifinde.

Un sunderbar wird's eim im Herz.
Isch's Freid? me ka's nitt sage;
's isch màngmol schiergar wie ne Schmerz,
Doch wo me nitt kännt klage.

Wohl isch's d'Erinnerung viellicht,
Wo vielmol in so Stunde
Im Herz als vo sim Frieihjohr spricht,
Wo längst scho isch verschwunde.

Un wo kei Liedle meh-n-eso
Als wieder z'ruck ka bringe;
Isch's doch nur älter wieder jo,
Wenn 's Meisle kunnt ku singe.