Text:August Lustig/A. Lustig Sämtliche Werke: Band 1/Unmàssigkeit.

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Unmàssigkeit.

524 - 525


Dr Mensch, wo allewil thüet klage,
Er heb so Mieih, sich durez'schlage
Uf unsrer Welt, dà denkt nitt dra,
Ass er's viel besser o kännt ha,
Wenn er nur nitt in alle Sache
Vo allem wott e Missbrüch mache.
Was Unheil hat 'm scho itràit
Züem Bispiel si Unmàssigkeit!

D'Lit hàn schier alle jetz vergesse,
Ass me fir z'lewe nur soll esse;
Se mache 's Gegetheil züem G'setz:
Viel lewe nur fir z'esse jetz,
Un trinke mehr as g'nüe dernewe,
Das isch fir sie dr G'nuss vom Lewe,
Dr wahre, das isch d'Haüptsach do!
Se mâche sich e Fest dervo
Un thien vielmol e Masse Dinge
Üs lüter Wohllust nur verschlinge,
Viel mehr, as numme nöthig wàr,
Un wo se nur krank macht nochher!

Fir was denn geh-n-eso z'erdenke
Ne Masse Nahrung un Getrànke,
Wo koste nur viel Mieih un Zit
Un wo noch schàdlig sin de Lit?
Se thien jo viel z'viel Zit verliere,
Fir's Mül un fir dr Hals z'serviere!

Natirlig, wer das ihne sàit,
Dà wird nur üsg'lacht noch züern Leid;
Das känne sie halt nitt begrife,
Me müess nitt welle das agrife,
Wo ihne-n-iwer alles geht;
Denn gar e mànger jo versteht
Das Lewe nur vo dàre Site;
's isch jetz emol ig'wurzelt hite!

Un doch, was fir e grosser Schritt
Wàr doch so licht vora jetz z'mache,
Wenn jeder wott in alle Sache
Nur brüche, was er nöthig hat
Un sich begniege mit, anstatt
Si Zit, si G'sundheit, so z'verschwende;
Se wàre nützliger az'wende!