Text:August Lustig/A. Lustig Sämtliche Werke: Band 1/Poesie un Dichter.

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Poesie un Dichter.

386 - 387


's isch Nacht. - Vom klare Sternezelt
Thüet sich im Mond si sanfter Schimmer
Üsbreite-n-iwer d'stille Welt,
Wo Alles rüeht, as wàr's fir immer.

Ne Frieihjohrsduft thüet iwerall
Mit frischer Macht d'Natür durdringe,
Vo witem thüet e Nachtigall
Schwermiethig ihre Lieder singe.

Versunke-n-in die Zaüwerpracht
Sitzt einsam dert e G'stalt, e dunkle,
Ihr Blick verliert sich in dr Nacht,
Im Himmel dert, wo d' Sterne funkle.

Un iwer sie, im Geisterg'wand,
Kunnt jetz e-n-Engel sich ku neige,
Er riehrt se-n-a mit lichter Hand
Un thüet in d'stille Mondnacht zeige.

Das alles, sàit er, isch mi Werk,
In allem kasch Dü mich erkenne,
Ich wohn im Thal un uf em Berg,
Dr Mensch thüet « Poesie » mich nenne.

Ich ha mich Dir z'erkenne gà,
Fir z'wisse-n-eb Dü mir witt diene,
Sieh-n-ich Dich doch nie Atheil nàh
An keine-n-eitle Freide niene.

Vo Jugend uf verspottet scho,
Hasch Dü halt d'Mensche meide lehre,
Süechsch einsam un allei eso
Jetz mit 're-n-andre Welt z'verkehre.

Bi mir allei kasch finde nur
Das, was Di Herz thüet so verlange,
Die Freide, wo Dü kasch derdur
Trost in dem Lewe do erlange.

Horsch d'Nachtigall, wie weich un zart
As ihre Ton im Mondschin klage?
Ich will Dich lehre-n-ihre-n-Art,
Was sie-n-eso im Mond thüet sage.

Ich lehr Dich all' die Herrligkeit:
Was 's Bàchle murmelt dert, das klare,
Was 's Liftle züe de Bliemle sàit,
Was d'Sternle-n-im Herz offebare.

Nur ebbes müesch drfir igeh:
Wenn ich Dich thüe fir's Dichte quâle,
So müesch màngmol o z'Nacht ufsteh,
De derfsch kei Zit fir das üswähle.

Doch b'süechsch e mànge Stund derfir
E schön're Welt, e bess're-n-Erde,
Wo D' nur durchstreife kasch mit mir,
Wo nur Poete ufgnu werde....

Er sàit's, un mit em letschte Wort
Isch er jetzin dr Nacht verschwunde.
Ne Dichter hat dert an dem Ort
Si erster Drang züem Dichte g'funde!