Text:August Lustig/A. Lustig Sämtliche Werke: Band 1/Ne Wundermühle.

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Ne Wundermühle.

386 - 387


E-n-alte Chronik sàit, 's seig als vor langer Zit
E Wundermühle gsi, wo drin e Menge Lit
No Wunsch sich wieder jung un schön als hàn lo mache.

388 - 389

Fir so als Apollo oder Venüs z'verwache,
Sin sie ganz eifach nur als g'sprunge-n-owe dri
Un unte-n-üse ku g'changiert yom e Genie,
Wo g'hüst hat schint's dert drin.
Ihr kanne do drüs schliesse,
Wie streng dr Müller als hat immer schaffe miesse!

Ihr glaüwe's viellicht nitt, doch isch züe unsrer Zit
Die gliche Mühle noch, un hit jetz werde d'Lit
Nitt nur eifach g'schangiert, me thüet kei Arwet schiche,
Se werde jung un Schön un thien als doch noch gliche!

Ihr Alle hàn se scho, die Wundermühle, g'sàh,
Nur hat me-n-in dem Ding e-n-andrer Name gà;
Wenn Ihr's prawiere wànn, Ihr brüche nitt wit z'reise,
Me thüet das Zaüwerwerk « Photographie » jetz heisse,
Herr Photograph nennt sich dr Müller, un mit Recht
Isch's jetz e « Retoucheur » anstatt e Müllersknecht.

Wenn Ihr das Handwerk jetz fir's beste thàte wähle,
So wàre-n-Ihr trumpiert; ich weiss dervo z'varzähle,
Scho lang genüe isch's jo, ass ich die Arwet mach!
G'wiss, 's sott kei Christemensch sich widme-n-m den Fach!

Was dur die Mühle geht, was owe dri thüet stige,
Kunnt wieder uf mi Tisch do unte sich ku bige,
Do thien se-n-Alle, die, wo sich 'derdur g'wogt hàn,
Dur das verhexte Werk, un sich güet g'falle wànn,
Mit grosser Ungeduld uf d'letschte Toilett' warte.

Was fir e bös Handwerk! was Quale-n-aller Arte!
Un was fir e Geduld müess Einer ha derbi!
Doch brücht me-n-o, 's isch wohr, kei b'sunder gross Genie,
Un züedem, we me's hätt, so thàt me's glaüb verliere
Mit so dr ganze Tag nur immer retouchiere,
Un d'Auge, d'Nase, 's Mül als stelle schön ins Blei
In jedem G'sicht; wahrhaft, 's isch doch kei Narrethei!

Un thüet me lang de Lit so ihre-n-Aüge b'sorge,
So wird me selwer blind als am e schöne Morge!
Doch müess me denn nitt o fir d'Menschheit ebbes thüe?
Se-n-isch jo ohne das unglicklig noch genüe!
Do g'schieht grad 's Gegetheil als gar in mànge-n-Orte,
Wo gar Viel schaffe thien mit Thate-n-un mit Worte
Fir d'Aüge-n-in de Lit züez'drucke-n-uf ihr' Art;
Ich mach se ne doch uf, in dem wird g'wiss nie g'spart!

Was mich noch tröstet als un wieder froh thüet mache,
Das isch dr Sunntig : oh! wie freit me sich z'verwache,
Wenn er sich endlig zeigt, er, wo so langsam kunnt!
Ne ganze Wuche lang wird blangt als uf die Stund!
Wie schad isch's, ass dà Tag nitt mehrmol thüet erschine,
Denn 's kunnt nur selte jo ne Festtag zwische-n-ine;
Worum, wer weisst jetz das, sin d'Sunntig denn so rar?
Nur ein vo siewe Tàg! 's isch z'wenig doch schiergar:
Sechs Tàg, fir's g'meine G'setz vom Lewe do z'vollfiehre!

Un einer nur allei, fir sich dr Geist z'formiere!
Wenn d'Mensche z'ruck sin noch, brücht's eim nitt Wunder z'nàh,

Se hàn jo nitt dr Zit, sich mit dr Lehr abz'gà!
Un worum isch's eso? me schàmt sich schier, fir's z'sage:
Wil alle-n-uf dr Welt am Hungertüech thien nage,
Wenn sie nitt d'ganze Zit drgege schaffe thien!
Neso bezwunge-n-als hat's Viel, gar Viel, wo mien,
Wenn sie wànn lewe do, ganz andre-n-Arwet mache,
As die, wo ihrem Herz als thàt entgege lache;
Ne màng Talent dur das geht als gar vielmol z'Grund !

390 - 391

Drum isch's o so ne Freid, wenn als dr Sunntig kunnt!
Frei ka me sàller Tag bim Lieblingsg's,chàft züebringe,
Ka z'Owe-n-üse geh in Wald, wo d'Vogel singe,
Bewundre dert d'Natür in stiller Einsamkeit.
Z' Nacht sitzt me z'àmme-n-als un hat e rechte Freid
An màngem heitre G'spràch. Màngmol, fir d'Luft z'changiere,
So nimmt me dr Fahrplan un losst sich vo-n-'m fiehre,
Un reist so uf die Art ganz g'miethlig hinterm Tisch
Vielmol dur d'ganze Schwiz un sunscht, wo's schön noch isch,
B'süecht so ne mànger Ort, wo's eim gar güet thàt g'falle;
Un kunnt me-n-endlig z'ruck vo dàne Reise-n-alle,
So wünscht me sich « güet Nacht » un denkt bi sich im Bett:
Wenn nur dr Kückück doch emol dr Màntig hätt!...