Wikipedia:Schopf/Demographische Katastrophe

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy

Demografischi Katastroph heißt mer diä ruckgängig Entwicklig vu dr Bevelkerig un vu ihrere Läbensbedingunge, wu vu viile Soziologe in dr negschte Johrzehnt verwartet wird. Dr Begriff demografischi Katastroph isch gritisch gmeint.

Gschiicht un Gegewart vu däre Entwicklung[Quälltäxt bearbeite]

Geschtert; Ursache[Quälltäxt bearbeite]

Kindersäge im 19. Johrhundert
(Holzschnitt vum Werner Richter)

Dr Bevelkerungsruckgang isch e Broblem vu dr meischte eiropäische Staate.
Z Ditschland gits noch e bsunderi Vorgschicht:

Im Nationalsozialismus isch e Bevelkerungspolitik betriibe wore, wu druf abziilt het, ass diä Ditsche sich stärker vermehre un mit andere anderi Velker im Bevelkerigswagstum glichziäge oder si iberrunde. Do drzue sin offensivi Maßnahme ergriffe wore - e starke Mueterkult isch pflägt wore, aber kinderrichi Familiä sin aü unterstitzt wore. Des agsträbt Wagstum isch nit im luftlääre Rüüm gstande - s isch uffe gsait wore, ass do d Soldate vu dr Zuekunft gebore wäre solle. Zuedäm hän sich nit alli Ditsche solle vermehre, sondern numme d Arier.

Noch em zweite Wältkriäg het sich dr ditsch Staat in dr Hintergrund zruckzoge, aber s isch all no d Regel gsii, ass fascht jedes e Familiä het welle normalerwiis mehreri Kinder bikumme het - un des in dr junge Erwagsenejohre. Des isch gsellschaftlige Konsenz gsii; Produktion in landwirtschaftlige un handwärklige Familiäbetriib het no meh vorgherrscht un isch uf Nochwugs agwiise gsii. Diä wennige, wu kenni Kinder hän welle, hän viilmol änewäg bikumme, wel d Empfängnisverhiätung nit immer funktioniärt het.

Sitter dr Iifiährung vu dr Anti-Baby-Pille (z Ditschland sitter 1961) isch e sicheri un eifachi Geburteplanung meglig. Vu dr 68er-Bewegung mit agstoße het sich in dr Johre drno e gsellschaftligi Kültür entwicklet, wu d frei individuäll Entfaltung e iberragendi Roll drin spiilt. Däre Entfaltung widersprichts, wämmer Verantwortung fir Kinder uf sich ladet un sich bindet. Dr Jugendwahn isch e witers Kännzeiche vu däre Kültür. Er bringts mit sich, ass aü Mänsche, wu eigentlig Kinder wänn, sich versueche jugendhaft üszläbe, bis si 40 oder elter sin. Drno finde si villicht grad ke Partner, wu basst; mänki kenne des Kind oder diä Kinder, wu si wänn, üs biologische Grind gar nimmi bikumme.

Diä individualischtisch Kültür het aü d Rolle vu Mann un Fraü in dr Familiä un d Autorität vu dr Eltere in Frog gstellt. D Unsicherheit, wu dur des entstande isch, schräckt viil Mänsche drvu ab, sich uf Kinder iizlo. So het zum Biispiil e mänke Mann het ke Luscht uf e Fraü un uf Kinder, wu rebelliäre.

So setze uf dr einte Sitzte härkemmligi Familiä alliwiil wenniger Kinder in d Wält. Uf dr andere Sitte hän Läbensmodäll ganz ohni Kinder agfange, e grossi Roll z spiile - des sin absichtlig kinderlosi Ehe oder ähnligi Partnerschafte un sognännti Single. In dr 60er un 70er Johr hän diä Läbensforme sich noch im Spiägel vu dr draditionälle Familiä miäße aluege un hän sich vilmol zwunge gfiählt, ihre Gegemodäll as spiißig oder gar faschischtoid darstelle. Hit isch d Kinderlosigkeit eso sälbverständlig, ass niäme meh meint, er mueß sich rächtfertige.

Näbe däne Ursache fir d Kinderlosigkeit, wu im geischtige Bereich liige, stehn Ursache, wu üs dr Wirtschaftsentwicklung kumme. D neoliberal Üsrichtung vu dr Wirtschaft un dr Bolitik bringt arg negativi Umständ fir Beruefstätigi mit Kinder mit sich. Arbeitskräft solle mobil un flexibel si. Chinder bruche aber e stabils Umfeld un keini Eldere, wo im Schichtbetrib schaffe, oder bis z'Nacht um Zehni im Lade hinder dr Verchaufstheki sten. E Entscheidung fir Kinder isch allewäg schwär, wämmer numme befrischtiti Arbet oder gar kenni het un kenni sichere Zuekumftsüssichte.

Diä Ursache wirke nit in allene Länder glich, viil hängt drvu ab, was dr Staat un d Gsellschaft fir positivi Asträngunge unternimmt (lueg bi Gegestrategiä).

Hit[Quälltäxt bearbeite]

D Entwicklung het drzue gfiährt, ass siter dr 70er Johr d Jugendgeneratione wenniger groß sin wiä d Elteregeneratione. Im Momänt isch in Mitteleuropa d Jugendgeneration um e Drittel gleiner wiä d Elteregeneration. Pro Fraü wäre hit nämlig 1,3 Kinder gebore; zum Bevelkerung glich groß halte, wäre 2,2 Kinder notwändig.

Während uf dr einte Sitte d Kinder alliwiil wenniger wäre, wäre diä Alte alliwiil elter. Im Laüf vum 20. Johrhundert isch d durchschnittlig Läbenserwartung vu dr Männer um guet 29 Johr gstiige, vu dr Fraüe um fascht 32 Johr.

D Entwicklung in dr Zuekumpft[Quälltäxt bearbeite]

Wänn dr Trend eso ahaltet, het diä Generation, wu jetz scho e Drittel gleiner isch, wiä d Elteregeneration, emol ebefalls e Drittel wenniger Kinder - un diä nägschte Generatione ebefalls. Diä Kinder kumme aber nit, wänn d Eltere Afang 20 sin, sondern mit dr 15, 20 Johr Verspetung, wu hit d Regel sin. S wäre also alliwiil wenniger Kinder gebore, uf dr andere Sitte nimmt dr Personekreis im Räntealter immer meh zue.

Im Johr 2050 wird d Bevelkerig vu Ditschland vorüssichtlig vu 82 Millione uf unter 60 Millione gsunke sii. Hit sin 23% vu dr Iiwohner z Ditschland iber 60 Johr alt, 2050 solles meh wiä 40% sii.

Diä Persone, wu im Erwerbsläbe stehn, stehn drno zwische me gleine Personegreis vu Kinder un eme große vu Alte. Uf ei Erwerbsperson kunnt drno meh wiä ei anderi Person, wu z versorge isch.

Vorbote[Quälltäxt bearbeite]

D Vorbote vu dr demoskopische Katastroph zeige sich scho hit:

  • D Belaschtung pro erwerbstätigi Person stigt, was d Vorsorg fir s eige Alter un d Versorgung vu däne abetrifft, wu scho Räntner sin.
  • D Ränte sinke, s Ränteiidrittsalter wird nufgsetzt.
  • Alliwiil meh Alti kumme in Heim, wel si kenni Junge drheim hän, wu si versorge kenne oder wänn.
  • Erschti Politiker schwätze scho drvu, ass mer bi 85-Jährige "auf Kosten der Solidargemeinschft" kenni kinschtlige Hiftglänker meh sott iisetze.

Üswirkung uf d Wirtschaft un uf d Regione[Quälltäxt bearbeite]

Wänn d Bevelkerung zämmeschrumpft, gits wenniger Nochfrog an d Wirtschaft; sälli drittet drno uf dr Stell oder goht zruck.
S wird gfercht, ass dr Ruckgang vu dr Kinderzahle emol eso stark wird, ass diä notwändig Zahl vu Fachkräft nimmi ka üsbildet wäre. Eb in Gsellschafte, wu eso kränkele, noch üsländischi Fachkräft zuewandere, wird fir arg unsicher ghalte.

In ere Studiä vum 'Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung' wird druf hiigwiise, ass dr Bevelkerungsschwund e starki Binnewanderung üslese wird. Des heißt, Gegende, wu jetz scho bsunders schwachi Geburtezahle ufwiise - do ghere z Ditschland d "neije Länder" drzue - gehn aü wirtschaftlig dr Bach na un d Lit wandere ab. Noch däre Studiä wird d Wanderung bsunders vu Nordoschte noch Südweschte goh, also uf Bade-Wirttebärg un dodermit aü ins alemannisch Biät. Im Oschte, so heißts in däm Szenario draschtisch, wäre emol sich Welf un Lugs anschtatt Mänsche üsbreite.
Wahrschiints kunnt zu dr Binnewanderung aü emol e verstärkti Abwanderung vu Fachkräft in jingeri Gsellschafte im Üsland, wu besser laüfe.

D ethnisch Zämmesetzung vu dr Bevelkerung wird sich dur dr Geburteruckgang vu dr Mitteleuropäer verändere. Mänki Zuewanderer hän zwar vu vornerii ähnlig niidrigi Kinderzahle wiä d iigeborene Mitteleiropäer, anderi aber sin zimli kinderrich. So kunnts, ass d Zuewanderer im Verhältnis meh Kinder hän wiä diä Altiigsässene. D Kinder vu hit sin d Eltere vu morn.

Gegestrategiä fähle[Quälltäxt bearbeite]

E großzigigi Iiwanderung, wu dr Bevelkerungsruckgang kennt ufhalte, wird nit gstattet, wel d Arbetslosigkeit im Land des politisch nit erlaübt. Zuedäm sinkt d Geburterat bi dr Zuewanderer, wu sich an d hiäßig Läbensart agliche, ebefalls. Wäge däm miäßt dr Zuezug horrend sii, wämmer mit däm d Bevelkerungsimplosion üsgliche wott. Des dät e enorme Ufwand fir Intergration un Üsbildung erfordere; s isch nit drmit z rächne, ass Millione fertig üsbildeti un mit dr hiäßige Kültür verdroiti Mänsche kumme. Ohni erfolgrichi Integration isch aber dr Friide in dr Gsellschaft schwär vorstellbar.

Mer ferderet Familiä, anderi Partnerschaften un Einzelpersone mit Kinder alliwiil nonit eso, wiäs dr Ernscht vu dr Lag erfordere dät. Mänsche mit Kinder sin materiäll erheblig stärker belaschtet wiä sonigi ohni. Si kenne sich nit eso uf d Karriäre konzentriäre wiä kinderlosi. Mänsche mit Kinder produziäre zwar d Ränte-Iizahler vu morn, aber si erwerbe fir sich sälber ringeri Ränteasprich wiä Kinderlosi.

Z Frankrich un in dr skandinavische Staate isch d Situation viil besser; derte wird konsequent Ganztagsbetreijung abotte; Fraüe entscheide sich lichter fir Kinder. In andere Länder wird des nit nogmacht.

E Änderung vu dr Läbensuffassunge ewäg vum Individualismus, zu meh Verantwortung un Kinder isch nit in Sicht. D Tendenze zu dr Ellebogegsellschaft un zu dr Verantwortungslosigkeit stiige ender, d neoliberal Üsrichtung vu dr meischte Gsellschafte setzt sich furt.

Kritischi Iiwänd[Quälltäxt bearbeite]

Vu Kritiker (lueg s Web-Gleich vu dr ECOPOP) wird iigwändet, ass e Ruckgang vu dr Bevelkerung üs ekologische Grind guet wär. So wird druf hiigwiise, ass im schwizerische Mittelland 460 Iiwohner uf ei Quadratkilemetter kumme - eini vu dr Gegende vu dr Wält, wu am dichtschte bsiidlet sin. Mit negative Üswirkunge uf d Läbensqualität un Umwält (d Natür). S heb aü friähjer scho unbroduktivi Mänsche z versorge gä - numme halt meh Kinder wiä Alti; anne 1900 hebe 100 Erwebsfähigi miäße fir 75 Kinder un 10 Rentner ufkumme, hit seige numme no 37 Jungi un 24 Räntner pro 100 Erwerbsfähigi z versorge. Mer diäg also no wit unter dr "normale" Belaschtungsfähigkeit liige.
Do wird ibersähne, ass friähjer im landwirtschaftlige un handwärklige Umfäld viil Kinder un wennig Alti sich ergänzt un sich gegesittig ghulfe hän. Kinder un Alti hän fascht kenne mit un näberhär laüfe. Des isch in ere induschtriälle Arbetswält nit meglig - oder nonit üsprobiärt. Villicht giängs mit guetem Wille doch.

Dr Gerd Bosbach (lueg bi Literatür) wändet unter anderem ii, ass e Üssag iber d gsellschaftlig Entwicklig iber Johrzehnti gar nit machbar isch oder ernscht z nämme isch. So hätt anne 1900 in ere Vorüssag niäme d Wältgriäg oder anne 1950 niäme d Antibaby-Pille vorüsgsähne.
Des stimmt. Allewäg kennte Ereignis oder Entwicklunge, wu nit vorüszsähne sin, im beschte Fall d demografisch Kataschtrof abwände, im schlimmschte Fall aber no liädriger mache.
Dr Bosbach goht üsserdäm drvu üs, ass d Produktivität vu dr Arbet vum Einzelne eso stigt, ass aü anne 2050 d Altersränte usw. ohni grossi Opfer zum finanziäre sin. Do widerspricht er aber sinere eigene Gritik, dänn des isch e Anahm, wu mer uf 40 Johr nüs nit ohni Spekulation ka mache.

Dr Christoph Butterwege haltet s Rede iber d demografisch Katastrof fir Demagogii (Volksverdummung); was in 40 Johr an Altersversorgung kennt gleischtet wäre, diäg vu dr Politik abhänge; d demografisch Entwicklung diäg drzue benutzt wäre, Angscht z mache un zum dr Sozialstaat lichter abboije z kenne.

Josef Schmidt: Das demographische Dilemma Deutschlands. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. 5. 2000 (lueg do, Text 1)
Gerd Bosbacher: Die moderner Kaffeesatzleser. In: Frankfurter Rundschau, 23. 2. 2004 (Lueg do, Text 2)
Christoph Butterwege: Demographie als Demagogie. In: Frankfurter Rundschau, 4. 5. 2004 (Lueg do, Text 3)
Stefan Braun: Wölfe und Luchse statt Menschen. Badischi Zittig, 16. 3. 2006

Stellungnahm vu dr ECOPOP (d schwizerisch 'Vereinigung Umwelt und Bevölkerung')