Text:Jules Meininger/Ne Ehscheidungsversüech!

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Ne Ehscheidungsversüech!

Der Hausfreund N°24
16. Juni 1889

Im Toni isch si Fraü verleide,
Weißt nitt wia-n-ar's agriffe will,
Doch mecht er garn sich losse scheide,
Es isch fir das kei Schritt ihm z' viel.

Un wo-n-er's gar nimm mag vertrage,
Do thüet er's Harz in d' Hand sich nah,
Un geht si Leid im Pfarrer klage,
Da wird e güeter Roth scho ga.

"Herr Pfarrer," sait er, "d'Eh thüet drucke,
Vo Harze garn wott drüß ich geh;
Wann Sie dia Lascht nitt ab mir rucke?
Sie wisse nitt, wia das thüet weh!"

Da macht bedanklig druf e Miene
Un sait kei Wort im Aügeblick. -
Jetz kunnt oi d' Fraü vom Toni ine
Mit Klage uf ihr trürig Gschick.

"Herr Pfarrer", sait se, "do dr Toni,
Vo dam wott ich garn gscheide si,
Zwei Johr scho mit ihm zamme wohn-i,
Jetz ha-n-i gnüe, o, halfe Sie!"

"Ihr Kinder", thüet dr Geistlig sage,
"Züer Scheidung find' ich do kei Grund;
Thian eich das üs em Kopf nur scglage,
Wenn eich die Idee wieder kunnt.

Ihr sin jo einig alle Beide,
Das frait mich racht, denn 's isch o scheen;
Doch einig si un welle scheide -
Das sin zwei Sache, wo nitt gehn!"