Text:August Lustig/A. Lustig Sämtliche Werke: Band 1/März 1885.

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März 1885.

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Wenn ich e richer Mann halt wàr
Un stamme thàt vo Elt're her,
Wo nitt hàn miesse ringe,
Fir ihre Lewe dure z'schla,
Un wo als gar viel Mieih hàn g'ha,
Fir's ehrlig ane z'bringe,

Un wenn ich halt, anstatt eso
Nur im e Citéhisle do
Eifach un klei z'logiere,
Thàt eins bewohne-n-in dr Stadt,
Ne grosses, wo viel Asàh hat
Un thàt e G'staat drin fiehre,

Derno wàr ich o mehr ag'sàh,
Un Kumplemente wott's o gà
Bi alle G'legeheite,
D'Welt isch jetz halt emol eso;
Me lipft eim nur in d'Höche do,
Wenn 's Geld eim thüet begleite.

Me hat sich g'wundert scho genüe,
Ass ich d'Cité bewohne thüe;
Viel hàn's nitt glaüwe welle.
's isch halt e-n-Armelitquartier,
Vo Andere verachtet schier,
Wo ebbes wànn vorstelle.

Un doch, wie schön, wie güet isch's drin
Fir die, wo nitt hochmiethig sin,
Wo Luft un Liecht gern g'niesse!
Ich ka kei Schloss ha, sàll isch wohr
Drum zieh-n-ich fir mich d'Cité vor,
Un 's wird mi nie verdriesse.
*                  *
*
's git Tage, wo mir 's Lewe doch
Ganz unertràglig jetz thüet schine,
Denn immer witer nur geht's noch
Ins Alter un in d'Krankhet ine!

Mit jedem Tag, wo jetz noch kunnt,
Wird ich nur immer miesse ringe
Bis ass emol aruckt die Stund,
Wo-n-ich 's Tagwerk nimm ka vollbringe.

Wo isch die Zit, wo jung un frisch
Ich scho am Morge-n-an de Viere
Mich fröhlig g'setzt ha an dr Tisch
Fir als afange z'retouchiere!

Un so bis z'Nacht als gar vielmol
Un dürt hat das als ganze Summer!
Un doch isch's mir als gsi ganz wohl,
Fir d'G'sundheit ha-n-ich g'ha kei Kummer.

Mit Freide ha-n-ich g'schafft eso
Fir unser Eh'stand, unser junge,
Wo mir ufg'richtet hàn, derno,
Un wo-n-is glicklig o isch g'lunge.

476 - 477

Doch d'G'sundheit, thüet me mir agà,
Die ka das Handwerk nitt vertrage,
Ich sott mr mehr Bewegung gà;
Das thien mr alle Docter sage.

Ich soll nitt rüehe, soll viel geh,
So rieft me mr üs alle-n-Ecke;
Also, fir z'lewe-n-ohne Weh,
Sott ich dr ewig Jud abstrecke!
*                  *
*
Wie heimelt mich 's Theater a,
Wenn mich dr Züefall dri thüet fiehre,
Fir mine Stück lo z'repetiere!
Wie schint mr uf dr Scene doch
Dert alles so bekannt als noch!

Ne g'wisse Luft umschwebt eim dert,
Ne G'ruch, wo niene sunscht isch z'finde,
As nur in de Coulisse hinte;
Un immer kunnt's mr dert jetz vor,
As wàr's noch wie vor fufzeh Johr.

Wenn ich als ins Orchester schaü,
So sieh-n-ich noch links uf dr Site
Mi Plàtzle, wo-n-ich als vor Zite
Dert 's erste Hautbois blose ha;
Wie ha-n-ich als e Freid dra g'ha!

Un was e-n-Angst züe glicher Zit!
Denn isch fir mich e Solo kumme,
So hat's mir schier dr Othem g'numme
Un hat mi druckt un g'schniert am Hals!
Un doch isch's noch güet gange-n-als.

's isch halt doch gsi ne Instrument,
Wo-n-ich mich dert ha druf lo höre,
Wo-n-ich üs mir ha miesse lehre;
Ne so ka's eim als bange scho,
Wenn's heisst allei sich höre z'lo!

's isch g'wiss als gsi ne wahre Freid,
Wo Opera vo alle Sorte
Als noch eso sin ufg'fiehrt worde!
Un wie sich doch züe sàll're Zit
Dr Saal als ag'fillt hat mit Lit!

G'wiss, sàllemol hätt ich nitt glaübt,
Ass in mir wird dr Trieb erwache,
Fir selbst Theaterstück noch z'mache,
Wo hit jetz werde-n-ufg'fiehrt drin
Un allemol güet ufgnu sin!