Text:August Lustig/A. Lustig Sämtliche Werke: Band 1/Erinnerunge vo me Nachtkütz.

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Erinnerunge vo me Nachtkütz.

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Ihr Kütze-n-alle wit un breit,
Jetz putze nur recht eüre Brille,
Denn mit Intresse-n-un mit Freid
Thien ihr g'wiss lese-n-als im Stille
Die G'schichte, wo-n-ich schriwe will
Üs mine-n-eig'ne Lewenstage;
Das hàn erlebt g'wiss no nitt viel!

Vor allem müess ich eüch jetz sage,
Ass mich scho ziemlig frieih mi Gschick
In d' Menschehànd hat mache z'falle.

Ihr kenne d'Mensche wohl nitt Alle?
Wer hätt glaübt nur e-n-Aügeblick
In uns'rer Schire-n-als dert hinte,
Wo mir doch gar nit g'hört hàn nie,
Ass noch so G'schäpfe wàre z'finde,
So possig b'schaffe-n-as wie Die
Un wo-n-eso ne Lewe fiehre!
's isch kei Verglich mit uns'rem jo!
Ihr werde's Alle sàh derno.

Züe dàne denn hat 's G'schick mich g'fiehrt,
Me hat mich in dr Schire g'fange
Un im e Nastüech transportiert,
Un no-n-re Reis, e ziemlig lange,
Bol in dem Hüs, wo-n-ich noch bi,
Einstwile in e Kärwle g'stosse
Un züedeckt. Recht isch's mir nitt gsi,
Ich ha kei Hoffnung g'ha, kei grosse,
Doch, was ha-n-ich halt welle mache?

Fir ass die Lit Angst selle ha,
Ha-n-ich ag'wendet alle Sache;
Se han dr Deckel g'schwind züeg'schla,
Wenn ich als d'Aüge, mine runde,
G'stellt ha, wenn ich pfist ha dert unte
Un mit em Schnawel kläpft derzüe!
Doch bol hàn sie mich hewe traüe;
Ich mag jetz noch so wiescht als thüe,
Wenn sie mich màngmol z'nooch wànn b'schaüe,
Se lache drab, doch ha-n-i's güet.
Schier g'licklig thüet mr 's Lewe schine;
Nur z'Nacht mach ich mir als bös Blüet,
Z'Nacht sperrt me mich ins Käfig ine.
Am Tag bi-n-ich im Hüs ganz frei:
So ha-n-i d'Mensche kenne lehre.

Ne possig Thier isch's, uf mi Treü!
Am Tag nur thien se-n-umme renne
Un gehn uf Ihre Nahrung üs;
Nur Eins allei blibt als im Hüs,
Das hat sich allewil nur z'wehre
Mit koche d'ganze liewe Zit,
Denn sie thien 's Fleisch nitt raüh verzehre,
Se koche's z'erst, die dumme Lit!
Un hàn fir das ne Menge Sache,
Ihr känne-n-eüch kei Idee mache!
Un wenn's derno ans esse geht,
Git's wieder andre-n-Instrumente,
Wo kei Kütz nit dervo versteht,
's isch làcherlig, ich wott mich sàh
Ne Messer un e Gawle nàh,
Fir 's Fleisch z'verschnide!... Was fir G'schichte!
Wie ka me nur so Dings erdichte,
Wo eim erschwert dr Unterhalt!

Se sin o possig b'schaffe halt;
's isch 's làcherligste Thier, wo's git:

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Ihr Nase-n-isch wie unser Schnawel,
Doch känne se nitt bicke mit,
Obschon se bi gar Viel passawel,
Als spitzig, lang un boge sin!
Das isch doch nit, eso ne B'schwerde.
Doch 's sunderbarste g'wiss do drin,
Das isch, ass d'Lit nitt flügg thien werde!
Kei Fed're kunnt an ihne-n-üse,
Sa gnaü as ich nur lüege mag,
Un wenn se hundert Johr do hüse,
Se bliwe, wie dr erste Tag!
Wie finde-n-ihr jetz so ne Stickle?

Se mien halt ebbes mu si wickle,
Sunscht hätte se wohrschinlig z'kalt,
Das wieder isch e-n-Unterhalt,
Wo sie mien ha derzüe viel Sache.
Doch macht ene das Ding schint's nit,
Denn anstatt ass sie's eifach mache,
Sa süeche se noch d'ganze Zit
Das alles nur noch z'cumpliziere.
Do müess me sàh, wie's do züegeht,
Wie vielmol, ass se dra changiere,
Bis ebbes ihne güet asteht,
Bis ihr' Gstalt güet sich üs thüet nàmme,
Un d'Forme sich errothe lehn!

Die meine sicher, sie sin schön!
Wie stosse sie sich alle z'àmme!

Grad vo uns Kütze 's Gegetheil,
Isch ihne d'Nacht glaüb ziemlig feil?
Un g'wiss, ihr thàte nie errothe,
Wie sie se thien züebringe-n-o!
Se hàn e sunderbare Mode,
Wo mich hat mache z'lache scho:
Wie's finster wird, gehn sie ins Hüs,
Un we me-n-als an nit thüet dànke,
Ziehn sich uf eimol Alle-n-üs,
Se hàn nur 's Hem als noch ahànke,
Un schlupfe-n-in e-n-Espèce Lade,
Mit Fed're-n-un mit Lumpe g'fillt!

Was fiehre se-n-als dert im Schild?
Se schlofe, denk i, an eim Fade
Un bliwe so dert drin versteckt,
Bis ass dr Tag sie wieder weckt.

Noch lang kännt ich eüch so verzähle,
Doch d'Sunne steht scho uf mit Pracht,
Ich will mir e güet Plàtzle wähle
Un 's Schlefle, mache jetz. Güet Nacht!