Eugen Gomringer


Dr Eugen Gomringer (* 20. Jänner 1925 z Cachuela Esperanza, Boliivie; † 21. Augschte 2025 z Bamberg[1]) isch e boliviaanisch-schwyzerische Schriftsteller gsii. Är giletet as Grinder vu dr Konkreete Poesy un het in dr Hauptsach z Dytschland gschafft.
Lääbe
[ändere | Quälltäxt bearbeite]Wu dr Eugen Gomringer uf d Wält chuu isch, het sy Vater Eugen Gomringer senior as Diräkter vun ere Kautschuk- un Gummifabrik z Boliivie gschafft. Sy Mueter, Delicia Rodríguez, isch vu Boliivie gsii. Wu dr Gomringer zwaiehalb Joor alt gsii isch, het en sy Vater in d Schwyz broocht un iosch uf Boliivie retuurgange. Dr Gomringer isch druf bi syne Grooßeltere z Herrliberg ufgwagse.[2] Vu 1944 bis 1952 het er Nazionaalekenomy un Chunschtgschiicht z Bärn un z Rom studiert. Vu 1954 bis 1957 het er as Sekreteer vum Max Bill an dr Hoochschuel fir Gstaltig Ulm gschafft. Är het em Bill syni handschriftlige Notize ins Schrybmaschiineformaat iberdrait. Rund 30 Joor lang het dr Gomringer, inschpiriert vu dr Konkreete Poesy, d Wäärbig vu dr Waarehuuschette ABM (Au Bon Marché) täxtet5.[3]
Anne 1953 het er mit em Dieter Roth un em Marcel Wyss d Zytschrift Spirale grindet, vu 1960 bis 1965 het er d Buechraie konkrete poesie – poesia concreta uusegee. Vu 1961 bis 1967 isch dr Gomringer Laiter vum Schwyzerische Wäärchbund gsii. Är het vu 1967 bis 1985 dr Kultuurbyyroot vu dr Rosenthal AG z Selb glaitet. As Brofässer fir Teory vu dr Eschteetik het er vu 1978 bis 1990 an dr Chunschtakademy Düsseldorf gleert.[1] Dr Gomringer isch vu 1966 bis 1968 Mitgliid vum documenta-Root unter dr Laitig vum Arnold Bode zue dr 4. documenta 1968 z Kassel gsii. Är het d Schyzer Byydreeg zue dr documenta 4 uusgweelt, u. a. Aarbete vum Richard Paul Lohse, em Karl Gerstner, [em [Christian Megert] un em, Dieter Roth. Anne 1986 het er e Gaschtbrofässuur fir Poetik z Bamberg ghaa un isch 1988 Intändant vum Internazionaale Foorum fir Gstaltig z Ulm woore. Ab 1971 isch der Gomringer Mitgliid vu dr Berliner Akademy vu dr Chinscht gsii. Anne 2000 het er s Institut für Konstruktive Kunst und Konkrete Poesie (IKKP) an sym langjeerige Woonoort, em Doorf Wurlitz im ooberfränkische Rehau, grindet. Sy umfangryychi Sammlig vu konkreeter Chunscht un Poesy het dr Grundstock bildet fir s Museum fir Konkreeti Chunscht, wu 1992 z Ingolstadt ufgmacht wooren isch.
Im Joor 1997 het dr Gomringer dr Kulturbryys vu dr Stadt Rehau iiberchuu. Im Joor 2008 isch er fir syni Verdienscht mit em Bayerische Verdienschtoorde uusezaichnet woore. Im Juuni 2010 sin är un sy Doochter Nora Gomringer fir e Poetik-Dozäntuur an d Uniwersiteet Koblenz-Landau yyglaade gsii.

Anne 2011 het d Alice-Salomon-Hoochschuel Berlin dr Alice-Salomon-Poetik-Bryys an Eugen Gomringer vergee. Us däm Aaloss het d Hoochschuel sy Gediicht ciudad (avenidas) vu 1951 an dr Siidfassaad aabroocht.[4] 1954 isch s Gediicht e Aaschöuigsbyyschpel fir d Tächnik vu dr «Kunschtellazioon» «aus sechs spanischen Worten».[5]. D Kunschtellazioon het dr Gomringer entwicklet ghaa.
„Die Konstellation ist eine Aufforderung, kein Rezept, weder formal noch thematisch, sie nennt die ‹allzu menschlichen› sozialen und erotischen Probleme nicht. Wenn diese nicht im Leben gelöst werden können, gehören sie vielleicht in die Fachliteratur.“
Noch ere Debatte, wu dur Kritik vum Allgmaine Studierendenuusschuss (AStA) uusglest woren isch, wel des Gedicht Fraue aabesetze diei, isch s Gedicht 2018 ibermolt wore. [6][7][8]
Dr Eugen Gomringer isch im Augschte 2025 im Alter vu 100 Joor z Bamberg gstoorbe.[9]
Konkreeti Poesy
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Uf d Idee vu dr Konkreete Poesy het en anne 1944 e Uusstellig vu dr Zürcher Konkreete broocht, Inschpirazion isch au s Spaarsaam un s Funkzionaal vum Bauhaus gsii.[10] Anne 1953 het dr Gomringer dr Uusdruck «Konkrete Poesie» in Analogy zue dr «Konkreete Chunscht» breegt. In syne Gediicht, wu mit dr Materialiteet vu dr Schrift un vum Schriftbild spiile, folgt er dr abschtrakte – vu iim «konstruktiv» gnännte – Moolerei vu syre Zyt. Dr Gomringer het in sym zäntraale Manifescht vom vers zur konstellation[5] d Uffassig vum eschteetische Objäkt as funkzionaale Geegestand uusgfiert.
Dr Karl Riha karakterisiert dr Eugen Gomringer im Noowoort vu Theorie der Konkreten Poesie, Texte und Manifeste 1954–1997 mit de Woort: «Er ist der Vater der deutschen Nachkriegsmoderne – und dies gleichermaßen durch programmatische Verlautbarungen wie extraordinäre poetische Texte, die bis heute – und über das Heute hinaus – ihre Spannkraft behalten haben. Er ist – im technischen wie im imaginativen Sinne des Begriffs – ein Erfinder, der die Sprache der Literatur nachhaltig verändert hat.»[11]
Dr Gomringer het uf Hoochdytsch, Schwyzerdytsch, Spaanisch, Franzeesisch un Änglisch gschriibe.
Archiiv
[ändere | Quälltäxt bearbeite]S Archiiv vum Eugen Gomringer isch syt 2018 im Schwyzerische Literatuurarchiiv z Bärn.
Uuszaichnige
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- 2022: Pro meritis scientiae et Litterarum[12]
Wäärch
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- konstellationen. spiral press, Bern 1953.
- das stundenbuch. Max Hueber Verlag, München 1965.
- worte sind schatten – die konstellationen 1951–1968. Rowohlt, Reinbek 1969.
- Kommandier(t) die Poesie! : Biografische Berichte. Edition Signathur, Dozwil 2006, ISBN 3-908141-35-4.
- Poesie um den Weissenstädter See. Das Stundenbuch von Eugen Gomringer. Fotograf: Marcellus Kaiser. Kaiser, Rehau 2006, ISBN 978-3-939426-00-4 und ISBN 3-939426-00-8.
- zäme mit em Anton Stankowski: Gucken – Ein Kinderbuch. Leonberg 1980.
- Das Werk von Edgar Knoop. Ein kinetisches Programm für Licht, Farbe und Bewegung. In: Lichtkinetische Collagen. Lichtkinetische Reliefs. Lichtkinetische Stelen. Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, und Heidelberger Kunstverein, München 1993.
- Vom Rand nach Innen, die Konstellationen 1951–1995. Gesamtwerk Band I. Edition Splitter, Wien 1995, ISBN 3-901190-19-8.
- Theorie der Konkreten Poesie, Texte und Manifeste 1954–1997. Gesamtwerk Band II. Edition Splitter, Wien 1997, ISBN 3-901190-34-1.
- Zur Sache der Konkreten, eine Auswahl von Texten und Reden über Künstler und Gestaltungsfragen 1958–2000. Gesamtwerk Band III. Edition Splitter, Wien 2000, ISBN 3-901190-30-9.
- mit em Georg Pöhlein un em Cornelius Schnauber: Gomringer – Wurlitz. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2001, ISBN 3-85252-415-6.
- mit em Josef Linschinger: Das Stundenbuch: in Kanji und Code. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2005, ISBN 3-85252-627-2.
- Quadrate aller Länder. Gesamtwerk Band IV. Edition Splitter, Wien 2006, ISBN 3-901190-90-2.
- 100 Jahre Konkrete Kunst – Struktur und Wahrnehmung. Verlag Bibliothek der Provinz, Weitra 2010, ISBN 978-3-902416-48-3.
- admirador, Sonette, Essays, Vorträge, biografische und autobiografische Texte, Prosa und Märchen aus sechzig Jahren. Matthes & Seitz, Berlin 2012, ISBN 978-3-88221-592-2.
- der begegnungen sonette, encounter sonnets (Übersetzung ins Englische von Markus Marti). EDITION SIGNAThUR, Dozwil 2013, ISBN 978-3-908141-89-1.
- welt im sonett. sämtliche sonette, EDITION SIGNAThUR, Dozwil 2019, ISBN 978-3-906273-36-5.
Literatur
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- Wulf Segebrecht (Hrsg.): auskünfte von und über eugen gomringer. Fußnoten zur Literatur (Heft 7). Bamberg 1986.
- Oliver Herwig: Wortdesign : Eugen Gomringer und die bildende Kunst. Iudicium, München 2001, ISBN 3-89129-726-2.
- Jo Enzweiler (Hrsg.): Eugen Gomringer im Gespräch mit Monika Bugs. Galerie St. Johann, Saarbrücken 2003, ISBN 3-928596-78-0.
- Anja Ohmer: Eugen Gomringer und die Konkrete Poesie. In: orte – Schweizer Literaturzeitschrift, Nr. 143, Dezember 2005 / Januar 2006.
- Konkretismus: Materialien. Reader und wissenschaftliche Dokumentation. Katalog zur Ausstellung «konkretismus. material/sprache und abstraktion seit 1955.» BW-Bank, Stuttgart 2006. Ausgewählt, gesammelt und herausgegeben von Anja Ohmer und Reinhard Krüger.
- Anja Ohmer: Gomringer hoch 2: Konkrete Poesie gibt Laut! In: Sag was zur Nacht – oder: die Gomringers sind hier. In: orte – Schweizer Literaturzeitschrift, Nr. 167, Mai/Juni 2011, S. 36–43.
- Annette Gilbert (Hrsg.): nichts für schnell-betrachter und bücher-blätterer. Eugen Gomringers Gemeinschaftsarbeiten mit bildenden Künstlern. Kerber Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7356-0024-0.
- Wulf Segebrecht: Eugen Gomringer: 4 Eckwerte eines Poesie-Modells. Betrachtung einer Postkarte. In: Ders., Der Blumengarten oder: Reden vom Gedicht, Würzburg 2015, ISBN 978-3-8260-5721-2. S. 241ff.
- Rémi Jaccard, Gesa Schneider: Gomringer & Gomringer – Gedichte leben. Gedichte, Texte und Bilder zur Ausstellung im Strauhof. Strauhof, Zürich 2016, ISBN 978-3-9524547-3-2.
- Arne Schmitt: ein öffentlicher Text. Spector Books, Leipzig 2021, ISBN 978-3-95905-535-2.
Fueßnote
[ändere | Quälltäxt bearbeite]- ↑ 1,0 1,1 Dichter Eugen Gomringer mit 100 Jahren gestorben. In: br.de. 22. August 2025, abgruefen am 22. August 2025.
- ↑ Andrea Baumann: Wenn der Auftrag an das Wort jenseits der Bedeutung liegt. In: Tagesanzeiger. 6. März 2017, abgruefen am 18. Januar 2025.
- ↑ Video-Diskussion mit Gomringer über ABM-Werbung, Literaturhaus Zürich, 2016, bi YouTube.
- ↑ Eines der größten Gedichte an öffentlicher Wand. Alice Salomon Hochschule Berlin, 27. Oktober 2011, abgruefen am 24. August 2025.
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Eugen Gomringer: vom vers zur konstellation. zweck und form einer neuen dichtung. Erstfassung in: Neue Zürcher Zeitung. 1. August 1954; überarbeitet wieder in: Eugen Gomringer: Theorie der Konkreten Poesie, Texte und Manifeste 1954–1997. Wien 1997, S. 12–18.
- ↑ Berlin-Hellersdorf: Streit um Gedicht an Fassade der Alice-Salomon-Hochschule. In: Der Tagesspiegel Online. 6. September 2017, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 18. Januar 2025]).
- ↑ Frankfurter Allgemeine Zeitung. 2. Februar 2018, S. 9.
- ↑ Fassadenstreit in Berlin: Hochschule übermalt „avenidas“ mit anderem Gedicht. In: Der Tagesspiegel Online. 23. Januar 2018, ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 18. Januar 2025]).
- ↑ Marie Schmidt: Worte wie Sternbilder: Nachruf auf Eugen Gomringer. In: sueddeutsche.de. 22. August 2025, abgruefen am 22. August 2025.
- ↑ Margrit Sprecher: Plötzlich Bösewicht. NZZ-Folio, 3. Mai 2021, abgruefen am 4. Mai 2021.
- ↑ Eugen Gomringer: Theorie der konkreten Poesie: Texte und Manifeste 1954–1997. Ed. Splitter, Wien 1997, ISBN 978-3-901190-34-6.
- ↑ Begründer der Konkreten Poesie Eugen Gomringer vom Wissenschafts- und Kunstministerium ausgezeichnet – Minister Sibler: „Sie haben Literaturgeschichte geschrieben“. In: Bayerisches Staatsministeruium für Wissenschaft und Kinst. 21. Januar 2022, abgruefen am 18. Januar 2025.