Daig

Us der alemannische Wikipedia, der freie Dialäkt-Enzyklopedy
Dialäkt: Baseldütsch

Dr Daig (dt. «Teig»; usgsproche [dajg]) isch e Bezeichnig für die Familie vo dr Stadtbasler Oberschicht, wo sit Generatione s Bürgerrecht hai. D Bezeichnig isch im Ruum Basel und in dr Dütschschwiiz gläufig. Es handlet sich bim Daig um e gsellschaftligi Gruppe, wo sich sälber vo andere abgränzt, sowohl abwärts gegenüber em Middelstand und dr Underschicht as au sitwärts gegenüber de «Neuriiche». Die soziali Gschlosseheit und Wirkigsmacht vom «Daig» hai in dr zweite Helfti vom 20. Johrhundert stark abgnoh.

Dr Begriff[ändere | Quälltäxt bearbeite]

S althochdütsche Wort «daig» het ursprünglig d Weeraalaag bezäichnet, wo us eme Graabe und ere Muure hindedraa bestande het. Über s spootmittelhochdütsche «dīch» isch us em Wort im Nöihochdütsche «Deich» worde und mäint no hüte e Damm gege Hoochwasser. E «Dych» isch nüt anders as e künstligs Gwässer, wo mä mit mit Dämm s Wasser dine bhaltet, Bischbil dr Dalbedych.

Dr Baasler Daig weer also ursprünglig d Ritterschaft gsi, wo an dr Muure gwoont und die verdäidigt het. Die alte Aadelsgschlächter si aber im Lauf vo dr Zit us Baasel furtgange oder si si usgstorbe. Vom spoote Middelalter aa si denn immer mee Bürgerligi riich und iiflussvoll worde und häi die alte Aadelshüüser uf em Noodlebärg und Spaalebärg ufgkauft. Eso isch d Bezäichnig Daig uf si übergange.[1]

Gschicht[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Dr «Daig» het sich bsundrigs im 19. Johrhundert under de Bedingige vo dr Industrialisierig und vom massive Bevölkerigswachsdum afo abschotte. Noch dr chriegerische Kantonsdrennig vo 1833 am Afang vo dr liberale Regenerationsperiode het sich im konservativ-patrizische Grossbürgerdum vo Basel e Distanz zur übrige Iiwohnerschaft, wo nit sälte as bedrohlig agluegt worden isch, entwigglet und die het bis wiit ins 20. Johrhundert ine existiert. Das het chönne bassiere, wil mit em Verlust vom Hinderland vil weniger neui iiheimischi Elite vo ländliger oder chliibürgerliger Härkumft as Konkurränz aber au as gsellschaftligi Verbindigschlammere in d Stadt gströmt si als in anderi Stedt.

Ökonomisch isch dr «Daig» in de früehneuziitlige Wirtschaftsaktivitäte vo Basel verwurzlet, d. h. im Waregrosshandel. im Banggwäse und in dr Siidebandfabrikation, wo no bis zum Afang vom 20. Johrhundert en Akkumulation vo usserordentligem Riichdum möglig gmacht het. Si politischi Heimet het dr «Daig» währed dr Bildig vo dr modärne Parteielandschaft im 19. Johrhundert in dr konservative Partei (vo 1902 aa die «Liberali Partei», hüt die Liberal-Demokratischi Partei) gfunde, wo bis zur Verfassigsreform vo 1875 dr Stadtkanton politisch beherrscht het und denn vom Freisinn abglöst worden isch. Wenn 1875 no nüün Buurgheds im Groosse Root gsässe si, si s 1914 no zwäi gsi. D Lotz und d Vischer si in dere Zit vo vier Groossrööt uf je äine aabe und d Bachoofe, Bernoulli, Bischoff, Hagebach, Heusler, Hoffmann, Im Hof, La Roche, Liechtehahn, Meyer, Meriaa Preiswerk, Raillard und Löliger si überhaupt nüm verdräte gsi.[2] Parallel zum politische het dr «Daig» bis zum Erste Wältchrieg au e wirtschaftlig-gsellschaftlige Bedütigsverlust erläbt wägem Niidergang vo dr Siidebandmanufaktur und em Ufchoo vo dr chemische Industrii, wo zum e groosse Deil vo Zuezogene ufbaut und gleitet worden isch, vo de Aktiegsellschafte und wäge dr soziale und kulturelle Demokratisierig. Er het aber si Iifluss nit ganz iibüesst, denn mä findet immer no die draditionelle Familienäme vom «Daig» (Vischer, Schlumberger, Saresyy, Liechtehaan, Buurged, Meriaa, Faesch etc.) ghüft in öffentlige Positione, wo bestimmend si.

Ass die altbürgerligi, patrizischi Elite eso abgschottet bliibe isch, isch bsundrigs s Resultat vo dr Hürotspolitik gsi, wo d Manne zum groosse Deil innerhalb vom «Daig» ghürotet hai und mit dr Kontinuität vom Sippschaftsnetz für d Absicherig vom erreichte Wohlstand und dr soziale Stellig gsorgt hai; d Fraue drgege hai hüfig ins neue «Wirtschaftsbürgertum» ghürotet und so ihri Wärt verbreitet und eso drzue biidräit, ass en erwiiterets Grossbürgerdum mit gmeinsame Wärtvorstellige entstande isch. Dodrzue ghört besunders dr Verzicht druf, ass me si Riichdum in dr Öffentlichkeit zur Schau stellt. Die 'Bescheideheit' vom «Daig» chunnt einersiits vom Pietismus här, wo stark in dr Gsellschaft verwurzlet isch (Fromms Basel), andrersiits drvo ass es in dr Stadt kei Adel mit ere aristokratische Brachtentfaltig gee het; au het dr Grundkonsäns vo dr Demokratii, wo mit dr liberale Revolution vo 1847–1848 erreicht worden isch, verlangt, ass mä gsellschaftligi Underschiid nit wurd allzu augefellig lo wärde.

Die soziali Distanzierig bassiert vilmeh dur s Middel vo de «fiine Underschiid». Die, wo drzue ghöre, folge vile ungschriibene Regle in Bildig, Konsum und Unterhaltig, si kenne die spezielle Umgangsforme und Usance und bruuche au en eigene Soziolekt, e Sonderform vom Baseldütsche, wo «Dalbenesisch» heisst noch em Dalbe-Quardier, wo früehner vom «Daig» bevorzugt worden isch. Däm si Verbindig mit em «Daig» isch allgemein bekannt. Im Schwiizer Film und Färnsehe isch hüfig s Idiom vom patrizische Basel bruucht worde mit sine hoche Amplitude, zum intelligänti Bösewicht oder Snob tonal z charakterisiere.

E wiiteri Art vo dr Distanzierig isch zum Bispil d Dradition vo de Familie us em Daig, uf ihri Briefchäste und Düreschilder im Dalbe-Quardier nume ihri Initiale z schriibe. Die ungschriibeni Botschaft isch: eine, wo drzueghört weiss, wär do wohnt, anderi bruuche s nit z wüsse.

Familie vom Daig[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Zum Daig zellt mä under anderem d Familie Bernoulli, Buurget, Faesch, Isely, Kechli, Liechtehan, Meriaa, Saresyy, Schlumbärger, Stäächeli und Vischer. Die Familie si zwar in dr Stadt altiigsässe, vili von ene aber ursprünglig vo usse zuezooge.

Literatur[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  • Georg Kreis, Beat von Wartburg: Basel - Geschichte einer städtischen Gesellschaft. Merian, Basel 2000 ISBN 3-85616-127-9
  • Philipp Sarasin: Stadt der Bürger - Struktureller Wandel und bürgerliche Lebenswelt - Basel 1870–1900. Helbing und Lichtenhahn, Basel 1990; 2., erwitereti Ufl. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-36105-X (au Dissertation an der Universität Basel 1990).
  • Johanna von der Mühll: Basler Sitten - Herkommen und Brauch im häuslichen Leben einer städtischen Bürgerschaft. Krebs, Basel 1944; 3., unveränderti Ufl. ebd. 1985, ISBN 3-85775-305-6.
  • Diane d'Henri: Die Frau des Geliebten der Mutter.

Weblingg[ändere | Quälltäxt bearbeite]

Fuessnoote[ändere | Quälltäxt bearbeite]

  1. Die Bedeutung des Basler Daigs Archivlink (Memento vom 15. Februar 2014 im Internet Archive) uf baselinsider.ch, abgrüeft am 31. Mai 2014
  2. Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Band 63 (1963), S. 129
Dä Artikel basiert uff ere fräie Übersetzig vum Artikel „Daig“ vu de dütsche Wikipedia. E Liste vu de Autore un Versione isch do z finde.